Vorkonziliare katholische Apologetik

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
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Petrus_Damiani
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Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von Petrus_Damiani »

Hallo,
Im Theologiestudium bin ich oft auf die von Dozenten vertretene These gestoßen, daß eine Apologetik wie sie vor dem 2.Vatikanischen Konzil ( vor allem im 19.Jahrhundert ), insbesondere in Fragen der Christologie verfochten wurde, nicht mehr möglich sei. Kann mir vielleicht jemand ein entsprechendes Buch der katholischen Apologetik empfehlen?
Vielen Dank.

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Hubertus
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Re: Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von Hubertus »

Hallo Petrus_Damiani,

könntest Du bitte die These etwas genauer spezifizieren? :hae?:


Einflußreiche fundamentaltheologische Werke im genannten Zeitraum hat z.B. Franz Hettinger verfaßt; bei Google Books gibt es die auch teilweise abgelichtet zu lesen.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Stefan

Re: Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von Stefan »

Lehrbuch der Fundamentaltheologie oder Apologetik, von Franz Hettinger, weiland Professor der Universität Würzburg, 1913
Antiquarisch, oder in meinem Regal.

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martin v. tours
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Re: Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von martin v. tours »

Hallo Petrus_Damiani
Falls Du antiquarisch etwas suchen willst , kennst Du diese Seite?
http://www.zvab.com/basicSearch.do?anyW ... heck_sn=on

martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

Josef Steininger
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Re: Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von Josef Steininger »

Hallo Petrus_Damiani:

Sehr gut fand ich:

Constantin Gutberlet: Lehrbuch der Apologetik. 3 Bände

Thomas Specht: Lehrbuch der Apologetik oder Fundamentaltheologie

Albert Lang: Fundamentaltheologie. 2 Bände.
Von 1954, noch ganz auf der traditionellen Linie.

Alles auf zvab.de zu finden.

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Petrus_Damiani
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Re: Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von Petrus_Damiani »

Vielen Dank für eure Literaturvorschläge.

@Hubertus : Was meinst du genau mit der ,,These", die ich spezifizieren soll? Die These, die vertreten wird, ist schlichtweg jene, daß die alte Apologetik nicht mehr zeitgenmäß sei, da sie z.B. von der historischen Glaubwürdigkeit der in den Evangelien berichteten Wunder ausgeht oder einfach vor der ,,anthropologischen Wende" in der Theologie verfasst worden ist.

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Hubertus
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Re: Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von Hubertus »

Petrus_Damiani hat geschrieben:Die These, die vertreten wird, ist schlichtweg jene, daß die alte Apologetik nicht mehr zeitgenmäß sei, da sie z.B. von der historischen Glaubwürdigkeit der in den Evangelien berichteten Wunder ausgeht oder einfach vor der ,,anthropologischen Wende" in der Theologie verfasst worden ist.
Mir war nicht klar, worauf sich die Kritik der "vorkonziliaren" Christologie genau bezog. Danke!
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Maurus
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Re: Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von Maurus »

Petrus_Damiani hat geschrieben:Vielen Dank für eure Literaturvorschläge.

@Hubertus : Was meinst du genau mit der ,,These", die ich spezifizieren soll? Die These, die vertreten wird, ist schlichtweg jene, daß die alte Apologetik nicht mehr zeitgenmäß sei, da sie z.B. von der historischen Glaubwürdigkeit der in den Evangelien berichteten Wunder ausgeht oder einfach vor der ,,anthropologischen Wende" in der Theologie verfasst worden ist.
Es gibt aber auch Neuansätze beim Offenbarungsverständnis (vgl. die Habil von Ratzinger).

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Ozymandias2
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Re: Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von Ozymandias2 »

Petrus_Damiani hat geschrieben:Hallo,
Im Theologiestudium bin ich oft auf die von Dozenten vertretene These gestoßen, daß eine Apologetik wie sie vor dem 2.Vatikanischen Konzil ( vor allem im 19.Jahrhundert ), insbesondere in Fragen der Christologie verfochten wurde, nicht mehr möglich sei. Kann mir vielleicht jemand ein entsprechendes Buch der katholischen Apologetik empfehlen?
Vielen Dank.
Ich hab zwar null Ahnung, von vorkonzieliarischer Apologetik, aber die These, dass Apologetik nicht mehr möglich sei, ist eine bösartige Lüge, die von staatlich bezahlten Theologieprofessoren erfunden wurde um Religion -wie es so schön heißt- zu zähmen :motz: (Das Gleiche also, was jetzt mit den islamischen Theologie an staatliche Fakultäten erreicht werden soll).
Das sie nach wie vor möglich und auch sehr Effektiv sein kann, beweist zum Beispiel Edward Feser in seinem Buch "Der letzte Aberglaube" (nur die dann doch manchmal recht polemische Kritik an Homosexualität stört mich). Feser selbst ist Katholik und hat auch einen sehr guten Blog "http://edwardfeser.blogspot.de/". Fast noch besser ist meines Erachtens William Lane Craigs "Reasonable Faith". Der ist zwar ein Protestant, jedoch verteidigt er in diesem Buch nur die Basics des Christentums , sodass es auch von einem Katholik mit Freude gelesen werden kann. Oder N T. Wirght the resurrection of the son of god. Oder Mike Liconas Buch oder oder oder.... :)
In the tragic vision, individual sufferings and social evils are inherent in the innate deficiencies of all human beings, whether these deficiencies are in knowledge, wisdom, morality, or courage. Thus there are no “solutions”, only trade-offs.

kukHofnarr
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Re: Vorkonziliare katholische Apologetik

Beitrag von kukHofnarr »

Edward Feser hilft mir extrem viel. Scholastiker.blogspot.com übersetzt mitunter dankenswerter Weise einige seiner Artikel und bietet v.A. wegweisende Akzente aus d. aristotel. Thomistik...

...aber es treibt mich doch immer wieder zur Einfachheit jener Apologie, die an der "Basis" bzw. vom einfachen Leben des Bauern her kommt... sie erreicht mich, wenn sie authentisch ist bzw. sich d'rum bemüht, ...hier ein Beispiel als Auszug aus May, Karl, Karl May's gesammelte Reiseerzählungen, Band XXIV, Weihnacht (Erstes Kapitel, Einleitung), Friedrich Ernst Fehsenfeld (Hrsg.), Freiburg i. Breisgau 1897
(https://www.karl-may-gesellschaft.de/km ... kptl_1.htm [Abruf: 20. August 2021])

"(...) Zwei Bibelworte sind es vorzugsweise, welche, als ich noch ein kleiner Knabe war, aus dem Munde der alten, frommen Großmutter einen tiefen, unauslöschlichen Eindruck auf mich machten. Lag es an der Erzählerin oder an dem Inhalte dieser Worte selbst, ich weiß es nicht, aber Thatsache ist, daß diese Verse noch heut zu meinen Lieblingsbibelsprüchen zählen. Der eine Spruch lautet Hiob 19,25:

»Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und er wird mich aus dem Grabe auferwecken«,

und der zweite ist eben die Verkündigung des Engels:

»Siehe, ich verkündige Euch große Freude - - - denn Euch ist heute der Heiland geboren - - -«.

Der Eindruck dieser Stellen auf mich war ein solcher, daß ich - in noch ganz unreifem Alter - beide komponiert und über die zweite auch noch ein Gedicht - - - fast möchte ich sagen, verbrochen habe.

Daß ich dies hier nicht etwa erwähne, um mich zu brüsten, habe ich durch die Altersangabe und das Wort »verbrochen« bewiesen, vielmehr werden meine lieben Leserinnen und Leser bald bemerken, daß diese Erwähnung einen ganz andern und zwar bessern Zweck verfolgt.

Einstweilen sei nur gesagt, daß die Worte »Ich verkündige Euch große Freude« mir damals auch in ganz besonderer Beziehung zu einer wahren Weihnachtsbotschaft wurden.

Ich, der ärmste unter den Schülern meiner Klasse, liebte die Musik glühend und nahm außer dem gewöhnlichen Unterrichte noch Privatstunden in der Harmonielehre u.s.w., was mich auf trockenes Brot setzte, denn ich ernährte mich durch Unterrichtgeben … Stunde 50 Pfennige und mußte also die Stunde Harmonielehre zu einem Thaler mit sechs Stunden meiner Privatzeit bezahlen. Das that ich aber gern, und der Hunger von damals hat mir bis heute noch nichts geschadet.

In der Theorie - nicht etwa praktischen Komposition - bei der Motette angelangt, setzte ich mich eines Tages mit der nur durch meine Jugend zu entschuldigenden Idee hin, über das Lieblingsthema

»Ich verkündige Euch große Freude«

eine Weihnachtsmotette zu komponieren.

Wie gedacht, so gethan! Das opus operatum sollte freilich tiefes Geheimnis bleiben, war aber schon bald nach seiner Vollendung aus meinem Kasten verschwunden. Später erfuhr ich, daß ein mir übelwollender Mitschüler es mir wegstibitzt und, um mich zu blamieren, es meinem Lehrer, einem alten, braven Kantor, durch die Post zugeschickt hatte. Ich suchte lange nach dem verlorenen Heiligtume und gab es endlich auf, es jemals wiederzufinden.

Wie nun selten ein Unglück allein kommt - und das eigenmächtige Überschreiten der einem Schüler gezogenen geistigen Grenzen kann leicht zum Unglück für ihn werden -, kam mir grad zu jener Zeit ein Unterhaltungsblatt zu Gesicht, in welchem eine Konkurrenz, ein Weihnachtsgedicht betreffend, mit drei Preisen zu 30, 20 und zehn Thalern ausgeschrieben wurde.

Mein Lieblingsthema, meine Armut und wer weiß was sonst noch für gute oder nicht gute Gründe, »drückten mir«, wie berufene Dichter zu sagen pflegen, »Die Feder in die Hand«; ich setzte mich abermals hin und brachte ein Gedicht von 32, schreibe und sage mit Worten: zweiunddreißig vierzeiligen Strophen zu Papier.

Es ist jedermann, besonders aber jedem Redakteur bekannt, daß ein Gedicht, je länger es ist, desto leichter in den Papierkorb wandert, und auch ich wußte wenigstens, daß der Wert eines Poems nicht mit seiner Länge zu wachsen pflegt; aber nach der Disposition, die ihm zu Grunde lag, hatte es eben nicht kürzer werden können; im Gegenteile, wenn ich alle Gedanken, die mir gekommen waren, niedergeschrieben hätte, wären es wohl tausend Zeilen geworden.

Ich fertigte also das verlangte Motto an, steckte dieses mit dem Gedichte in ein Couvert für 3 Pfennige, siegelte es mit für 5 Pfennige Rotlack zu, klebte mein letztes Geld in Gestalt von Briefmarken in die Ecke rechts über der Adresse der Redaktion und trug den Brief in höchst feierlicher Stimmung bis zur übernächsten Straße, wo der Briefkasten hing. Als er mit hohlem Geräusch hineingefallen war, sah ich den Kasten noch lange an. Er kam mir jetzt ganz anders vor, als er früher ausgesehen hatte. Das war aber auch sehr leicht zu erklären, denn zweiunddreißig Strophen auf einmal zu verschlingen, das hatte wohl noch kein vernünftiger Mensch von ihm verlangt.

Aber auch mit mir ging eine Veränderung vor. Wer mich beobachtete, der mußte unbedingt bemerken, daß ich ein schlechtes Gewissen hatte. Meine Haltung kam mir unmännlich und mein Gang schlottrig vor; die Augen verloren ihre bisher nach vorn gerichtete Direktion und begannen, sich vorzugsweise und verstohlen bald nach rechts und bald nach links zu richten, ob mir die zweiunddreißig Strophen vielleicht anzusehen seien. Kein Brot, selbst das ganz trockene, wollte mir mehr schmecken; der Schlaf streikte, und wenn er seine Pflicht einmal that, so träumte ich von allerlei Ungeheuerlichkeiten, z.B. von einem großen Briefkasten, welcher in Gestalt einer blauen Riesenkröte auf mein Bett gekrochen kam und mich so lange drückte, bis ich mit einem Schrei erwachte.

Meine Arbeiten fertigte ich mit derselben Gewissenhaftigkeit wie vorher, aber sie wurden mir schwerer als früher; meine roten Wangen wurden blaß; ich magerte ab und wurde wortkarg wie eine Stimmgabel, die auch nur dann erklingt, wenn man ihr einen Stoß versetzt. Es war eine schwere, eine schlimme Zeit! Und sie dauerte übermäßig lang.

Ende Juli hatte ich dem Briefkasten mein Schicksal vorzeitig anvertraut, denn die »Galgenfrist« ging erst am ersten Oktober zu Ende, und am ersten November sollte die Entscheidung fallen. Wenn ich doch meine »Zweiunddreißig« wieder hätte; ich wollte nicht nur auf jeden, selbst den dritten Preis verzichten, sondern das heilige Versprechen ablegen, nie wieder einen Reim zu schreiben! Das war viel, sehr viel gesagt, weil Reime mir nicht die geringste Schwierigkeit bereiten... (...)"

💚
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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