taddeo hat geschrieben:Ich bin mir nicht so sicher, ob VP nicht im Grundsatz Recht hat, lieber Raphael.
Eins ist klar: Normalerweise hat ein Kind im Erstkommunionalter schon die Fähigkeit, gut und böse zu unterscheiden. Der Beichtunterricht müßte also eigentlich da bei was Vorhandenem ansetzen können. Tut er aber offensichtlich nicht immer!
Die "Beichtspiegel", die für die Kinder da verwendet werden, haben mit der Realität ihres kindlichen "Sündenlebens" nur bedingt was zu tun; sie ignorieren die Dinge, die die Kinder selber als schlecht (er)kennen, und konfrontieren sie mit anderen Dingen, die bei ihnen bisher überhaupt keine Rolle spielen und von daher noch gar keine "Sündenqualität" entwickeln konnten (wie bekannt, gehört zum Sündigen der Vorsatz).
Wo früher ein Priester die Lebenswirklichkeit seiner Erstkommunikanten noch persönlich kannte und entsprechend die Beichtvorbereitung realitätsnah gestalten konnte, ersetzen heute oft genug vorgefertigte Schemata aus dem Internet oder aus überalterter "Fachliteratur" zweifelhafter Qualität und Provenienz das Hinschauen. Beichtvorbereitung ist oft genug nur noch ein (lästiger?) Pflichttermin zwischen Sitzungen, Fortbildungen und Meßtourismus - wo soll da die gründliche Vorbereitung Platz haben? Noch dazu, wenn von vornherein klar ist, daß die Kinder selber nicht das geringste Eigeninteresse an diesem Kram mitbringen, weil sie vor und nach der Erstkommunion eh keine Kirche von innen sehen, wie ihre Väter und Vorväter?
Erste Voraussetzung (und damit scheitert es heute bei uns schon im überwiegenden Teil der Fälle) für eine sinnvolle Beichtvorbereitung ist, dass der Vorbereitende eine positive Einstellung zur Beichte hat.
Dann gehört außer der Gewissenserforschung wesentlich auch die Vermittlung der Bedeutung von Entschuldigen und Vergeben im menschlichen Leben allgemein und im christlichen Glauben im speziellen dazu.
Den Kindern einen "Katalog" überzustülpen hat natürlich keinen Sinn, man kann ja mit ihnen "erforschen", was sie selbst als problematisch in ihrem Umgang mit anderen, mit Gott und mit dem eigenen Leben erfahren haben.
Dass man sie dann auch noch auf Bereiche hinweist, in denen vielleicht etwas nicht so gut läuft, gehört zur notwendigen Gewissensbildung. Wenn das jemand als Grundlegung eines Schuldkomplexes sieht, weiß ich nichts dazu zu sagen.
Dass das Bekenntnis Voraussetzung für Versöhnung ist, werden die meisten Kinder auch schon erfahren haben. Dass das Bekenntnis unangenehm ist und trotzdem befreiend, eine Tatsache, an die man ebenfalls anknüpfen kann.
Und dass wir die Reaktion Gottes auf unser Bekenntnis im Voraus wissen und uns darauf freuen können, ist eine der befreiendsten Botschaften unseres Glaubens.
Jetzt müssen nur noch die, die schlechte Erfahrungen mit der Beichte gemacht haben, die Kinder positive machen lassen und ihnen nicht die eigenen überstülpen.