Gut. Aber wenn Takt der Maßstab sein soll, dann ist nicht die Aussage selbst, sondern ihr Ort und Anlaß von Belang. Selbstverständlich wäre es taktlos, wenn ein katholischer Gastredner auf einer Shoa-Gedenkveranstaltung über die Verblendung der Synagoge philosophiert.Franziska hat geschrieben:Hier reisst man nur Wunden auf, wenn man die Bezeichnung und das Symbol DIESES Massenmords zu "Vergleichen mit anderen Methoden des Massenmords" heranzieht. Ich habe auch in einem früheren Posting bemerkt, dass es für mich einfach und zum einen eine Frage des Taktes ist, meine Argumentation bezüglich "anderer Methoden des Massenmordes" nicht mit Shoah-Vergleichen anzureichern - und weil sie sich zum anderen vor dem Hintergrund der unmittelbaren Betroffenheit nur als kontraproduktiv erweisen können. Man sieht's ja jetzt wieder...
Aber wir reden hier von der Predigt eines Bischofs. In einer Kirche. Die braucht Juden überhaupt nicht zu interessieren. Ich platze auch nicht in das Abendessen irgendeiner Familie hinein und verlange von ihnen, sie sollten bei ihren privaten Gesprächen gefälligst mehr Takt gegenüber Abwesenden zeigen.
Und selbst wenn persönlich Betroffene unter den Zuhörern waren: Wie sagst du jemandem taktvoll, daß er sein Fleisch mit seinen Leidenschaften kreuzigen muß, um im Herrn wiederaufzuerstehen? Wie erklärst du ihm taktvoll, daß er umkehren muß, wenn er nicht ins ewige Feuer will? Sprich: Wie willst du taktvoll das Evangelium verkünden?
Nein, Takt hat schon seine Berechtigung. Aber nicht ex cathedra.