Natürlich darfst du "vermuten" was du willst, aber es ist in der Regel nicht schlecht, vor einmal die Fakten geprüft zu haben. Abgesehen davon, dass Kaiser Konstantin das Christentum entgegen gängiger Behauptung nicht zur Staatsreligion erhoben hat (Davon könnte man allerhöchstens bei Kaiser Theodosios sprechen, der mit dem Edikt Cunctos Populos von 380 das katholische Christentum verbindlich gemacht hat) gibt es keinerlei textkritische Beweise, dass Konstantin auch nur irgendeinen Einfluss auf den Bibeltext hatte oder dass es zu dieser Zeit noch irgendwelche Bibeltextänderungen gegeben haben könnte, die heute nicht eindeutig als solche erkannt werden könnten. Wir haben bspw. P66 und P75, die noch ins 2. Jhd. zurückreichen und zum alexandrinischen Texttyp gehören, den dann auch die großen Codices des 4. Jhd. bezeugen (Vaticanus und Sinaiticus) und der eine der Hauptquellen für moderne textkritische Bibelausgaben bildet. Hinzufügungen, die es im 4. Jhd gab (Mir fiele nur das Comma Johanneum ein) fallen aufgrund ihrer schlechten Bezeugung sowieso aus der Reihe, da sie sich verständlicherweise in keiner der alten Handschriften finden, die zu diesem Zeitpunkt sowieso schon so weit verbreitet waren, dass eine "Revision" durch eine Einzelperson oder Behörde im übrigen sowieso nicht denkbar wäre.alfredprivat hat geschrieben:Natürlich hat - so meine Vermutung - Konstantin diese Entwicklung befördert. Als er die Christliche Kirche - als Heide - zur Staatsreligion machte, hat er vermutlich die Evangelien fleißig "überarbeiten" lassen. So etwas macht der einfachste Abteilungsleiter bei Papieren, die weiter nach oben gehen sollen.
Und nein, Konstantin hat auch nicht den Bibelkanon festgelegt, wie manche Muslime immer wieder gerne behaupten und auch das Konzil von Nicäa hat nichts mit der Kanonfrage zu tun gehabt
Wenn kritisiert wird, die christliche Moral entspräche nicht der "Lebenspraxis" und müsste deswegen an die Lebenspraxis angeglichen werden (diese Meinung scheine ich bei dir auch rauszuhören), muss man sich einfach bewusst machen, dass Moral ja nicht das "Sein" abbilden, sondern das "Sollen" aufzeigen soll. Wie HeGe schon ganz richtig bemerkt hat: Mit der Argumentation man dürfe von den Leuten nichts fordern, was nicht sowieso ihrer Praxis entspräche, könnte man auch auch jedes andere Gebot aushebeln, man denke nur an die Situation in Kriegsgebieten wo das Morden, töten und vergewaltigen zur "Lebenspraxis" der Menschen geworden ist.alfredprivat hat geschrieben: Ich denke, uns alles ist klar, dass niemand verpflichtet werden kann, zu glauben; dass der Zölibat sinnlos ist, weil er ständig durchbrochen wird und die Diözesen hilflose Konstrukte einführen, um die Folgen der Zölibatsbrüche abzumildern. Naja und die Unfehlbarkeit des Papstes......