HeGe hat geschrieben:Hallo JoJo.
Aber du sagst im Prinzip: im Kloster ist nichts besser als "in der Welt", aber vieles schlechter. Man hat die gleichen Kämpfe auszutragen wie im weltlichen Leben und verzichtet zusätzlich noch auf Ehe und Familie und seine persönliche Freiheit.
Hast du mit dem Klosterleben keinerlei positive Erfahrungen gemacht? Irgendetwas von dem konzentrierteren, bewussteren Leben, dem auf Gott ausgerichteten Leben, das die verschiedenen Ordensgründer erreichen wollten? Und was würdest du vielleicht anders machen, wenn du entscheiden dürftest?
HeGe
Na, ich sage ja nicht, dass es nicht auch positive Erfahrungen gibt. Wenn auch die gleichen Kämpfe auszutragen sind, wie im weltlichen Leben auch, so besteht auch das Klosterleben aus erfreulichen Dingen.
Aber ob Ordensleben wirklich konzentrierter und bewusster ist? Ich habe da wirklich meine Zweifel. Sicher ist es das vom äußeren Rahmen her schon, das Religiöse ist ständig gegenwärtig.
Die Frage wäre hier auch, ob die allgemeine Vorstellung heute vom bewusst und konzentriert auf Gott ausgerichteten Leben unbedingt der der Ordensgründer entspricht.
Der moderne Mensch setzt eher bei der geistigen Ebene an und landet dann bei der praktische Umsetzung vor Ecke im Buchladen mit der Esoterikliteratur, in Exerzitienkursen oder eben im Kloster.
Aus meiner Sicht war der Ansatz der Ordensgründer meist eher umgekehrt und von ganz pragmatischer Natur, woraus sich dann der geistliche Kontrast zu dem, was drumherum geschah, ergab. Also, z.B. die Erfindung des geregelten klösterlichen Gemeinschaftslebens als Gegenpol zu dem Schlendrian des völlig ins Kraut geschossenen Wüstenvätertums, die Erfindung der Bettelorden als Gegenpol zum ins Kraut geschossenen Umgang der Kirche mit Macht und Geld, die Erfindung einer papsttreuen Elitetruppe in Zeiten der Gegenreformation. (Damit ist auch die Frage, was ich denn anders machen würde, schon angeschnitten. Ich habe keine Lösung. Solche Lösungen entstehen immer dann, wenn die Leute zur richtigen Zeit die richtige Idee haben (s. Ordensgründer). Es ist das gleiche Problem wie mit der Frage, was müssen wir anders machen, damit wieder mehr Leute in die Kirche gehen.)
Wie ich schon sagte, heute sind Gemeinden und Klöster genau so verbürgerlicht, wie ihre Umgebung auch.
So, wie junge Frauen irgendwann anfingen, sich zu fragen, warum sie in einen caritativen Schwesterorden eintreten sollten, wenn sie genau so gut heute zwischen einer vielzahl sozialer Berufe wählen können, so ähnlich geht es auch dem jungen Mann, wenn er irgendwann in seiner Zelle sitzt und feststellt, dass es so viel anders als "draußen" gar nicht ist. Aber ich will auch nochmal ausdrücklich sagen: das
muss nicht für jeden gleichermaßen irgendwie zum Problem werden. Es hilft auch wenig, daraus einen Vorwurf zu machen und nun zu meinen, die Klöster auffordern zu müssen: so, nun macht mal alles anders. Im Nachwuchsmangel der Klöster spiegelt sich nur im "Kleinen" die Lage der Kirche (in unseren Regionen) im Allgemeinen.
Es ist nur ein Erklärungsversuch zur Threadfrage.