Maurus hat geschrieben:Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:Maurus hat geschrieben:Das ist die wahrscheinlichere Variante. Denn mit dem "zumindest hierzulande" deutest du ja selbst an, dass in anderen Ländern derselbe Effekt eingetreten ist, aber ganz ohne Königsteiner oder Mariatroster Erklärung.
Mit
hierzulande wollte ich nur andeuten, daß sich bspw. ein afrikanischer Katholik wenig von der Königsteiner Erklärung beinflussen lassen wird, so er sie denn überhaupt zur Kenntnis nehmen konnte.
Eben. Und dennoch war die Folge eine weltweite. Folglich ist HV kausal, nicht die Königsteiner Erklärung.
Nein, das stimmt so nicht!
Für die Situation der Kirche in Deutschland ist die Königsteiner Erklärung kausal, auch wenn es sie ohne HV nicht gegeben hätte. Sie - und nicht HV - hatte zur Folge, daß man in nicht unbegründeter Weise der Kirche Doppelzüngigkeit vorwerfen konnte: Rom sagt hü und die DBK sagt hott!
Das ist alles andere als einheitliche Lehre. Und der Grund hierfür ist nicht im Vatikan zu suchen, sondern im deutschen Episkopat.
Im österreichischen Episkopat - das sich mit der Mariatroster Erklärung genauso ihr eigenes Grab geschaufelt hat - hat, hat dies Bischof Georg Eder auch geäußert.
Maurus hat geschrieben:Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:Für diejenigen Katholiken in Deutschland, die weiterhin die vorkonziliare Lehre vertreten wollten, war diese Erklärung auf jeden Fall eine Katastrophe, weil sie argumentativ jeglichen Einwandes beraubt wurden. Die Liberallalas konnten jederzeit mit stolzgeschwellter Brust auf die DBK verweisen: Ja selbst die Bischöfe haben doch gesagt ...................
Vertreten kann man alles mögliche, natürlich auch HV und Casti conubii - beide Schreiben werden auch weiterhin vom Lehramt zitiert und gelten.
Das stellt aber nun dem Lehramt ein sehr schlechtes Zeugnis aus, so als wenn es nur abgehoben über die
Lebenswirklichkeit theoretisieren würde!
Maurus hat geschrieben:Was hierzulande - möglicherweise wegen Königstein, vielleicht aber auch einfach aus gesellschaftlichen Gründen - schwieriger ist, ist, dem anderen ständig eins mit der lehramtlichen Keule zu geben. Diese Schwierigkeit gönne ich jedem, da ich es prinzipiell eher für eine Folge der Erbsünde halte, dauernd den moralisch Überlegenen zu geben. Der us-österreichische Schriftsteller Franz Werfel soll gesagt haben, dass es außer dem Geschlechtstrieb nicht den Menschen so sehr bestimmt wie die Sehnsucht, sich moralisch überlegen zu fühlen. Das ist nur allzu wahr, aber es ist eben nicht christlich, sondern Bestandteil der Vorwürfe Jesu wider die Pharisäer.
Nun, eine mehr oder weniger dahingeworfene Bemerkung eines Dichters kann ja nun nicht das Lehramt ersetzen, oder?
Maurus hat geschrieben:Nach den christlichen, nach Gottes Geboten zu leben ist ein Wert an sich - kann man diesen Wert nur dadurch herausarbeiten, dass man sich über den anderen erhebt oder ihm mit der moralinsauren Keule kommt, dann kann für meine Begriffe etwas nicht stimmen.
Das heißt für diesen Fall: Wenn ich HV nur verteidigen kann, indem ich auf die damit verbundenen Gebote als Verbotsnormen verweise, nicht aber mit dem positiven Gehalt der in dem Schreiben dargelegten Lehre, dann ist diese Verteidigung wertlos und das Schreiben hat seinen Zweck verfehlt - nur nur bei den Laxisten, sondern auch bei den Rigoristen. Kann ich aber die in HV dargelegten Grundsätze als schöne und gute Grundsätze für das Gelingen eines Lebens verteidigen und vertreten, dann kann ich dies auch jederzeit tun, Königstein hin, Mariatrost her.
Tun kannst Du viel, um Deine eingangs gemachte Replik leicht abzuwandeln!
Wenn jedoch bei jedem Verweis auf die zum guten Leben hin gerichteten Normen von HV der Vorwurf in den Raum geworfen wird, in der Königsteiner Erklärung stehe aber doch etwas anderes, wird der Verweis auf die Normen in HV schnell unterlassen werden. Da werden Gutwillige höchstlehramtlich im Stich gelassen. Und das kann unter keinen Umständen richtig sein.
Um es in ein kriegerisches Bild zu fassen: Wer heute die Enzyklika Humanae vitae in der
una sancta verteidigen will, sollte die mentale Einstellung einer Kamikaze-Fliegers haben.