Flüchtlingspolitik

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Juergen
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Juergen »

Siard hat geschrieben:
Die Deutschen, die ihr Land im 19. Jahrhundert verließen, seien ebenfalls Wirtschaftsflüchtlinge gewesen.
Das stimmt nur teilweise, viele waren politisch Verfolgte. In der Regel gingen sie außerdem in Gegenden, in denen entsprechende Siedler gesucht wurden.
Es stimmt in so fern, als für viele, insbesondere bei Kleinbauern und Handwerkern, wirtschaftliche Gründe eine wichtige Rolle für das Auswandern spielten. Hinzu kamen bei manchen auch politische Gründe.
Die Gründe sind allerdings in diesem Punkt gar nicht so wichtig.

Problematisch ist vielmehr, daß hier stillschweigend der Begriff des Auswanderers mit dem des Flüchtlings gleichgesetzt wird.

Die weitaus meisten Auswanderer sind im 19. Jh. in geordneter Weise ausgewandert. Die Passagierlisten sind – sofern sie nicht wie in Bremen verbrannt bzw. vernichtet sind – noch heute einsehbar. Die Menschen sind nicht Hals über Kopf in ein Schlauchboot geklettert. Sie haben ihre Heimat auch nicht deswegen verlassen, weil sie akut an Leib und Leben bedroht wurden.
Das ist eine ganz andere Situation, wie das, was wir z.B. derzeit auf dem Mittelmeer erleben.

Ich bleibe dabei: Bei der Aussage werden Äpfel mit Birnen verglichen.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Siard
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Siard »

Juergen hat geschrieben:Problematisch ist vielmehr, daß hier stillschweigend der Begriff des Auswanderers mit dem des Flüchtlings gleichgesetzt wird.
Du hast recht.
Die Mörder sind wieder unter uns.

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umusungu
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von umusungu »

Wikipedia hat geschrieben:Im 19. Jahrhundert erreichte die Auswanderung im deutschsprachigen Raum einen Höhepunkt. Es kam verschiedentlich zu Massenauswanderungen; sie hingen unter anderem mit der konjunkturellen Entwicklung und/oder mit der Demografie Deutschlands zusammen. Bezogen auf Südwestdeutschland kann man drei Phasen der Massenauswanderung unterscheiden:

1816/1817

Bedingt durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien, einem der stärksten bekannten Vulkanausbrüche überhaupt, wurde so viel Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass es auf der nördlichen Halbkugel zu extrem nassen, kalten Sommern kam ("Jahr ohne Sommer") und die Ernte zweier Jahre ausfiel. Deshalb kam es zu einer großen Emigrationsbewegung. In Südwestdeutschland schifften sich viele Menschen auf der Donau ein und siedelten in Südrussland (Bessarabien, in der Gegend um Odessa und um Tiflis im Kaukasus). Ein kleinerer Teil der Emigranten suchte in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat.

1845–1865
Wiederum löste eine anhaltende Wirtschaftskrise eine Massenemigration - die größte des 19. Jahrhunderts - aus; nun zogen die Auswandererströme fast ausnahmslos in die Vereinigten Staaten. Dort wurden weite Landstriche erschlossen und besiedelt, indem man die ansässigen Indianer bekämpfte und vertrieb oder ausrottete. Einen zusätzlichen Anreiz zur Auswanderung bildeten die Nachrichten von Goldfunden in Kalifornien seit 1848, die den kalifornischen Goldrausch auslösten.

Zu der wirtschaftlich motivierten Auswanderung kam um 1848 auch eine politische, die ihren Höhepunkt nach der gescheiterten Märzrevolution fand. Diese Emigranten werden gemeinhin als Forty-Eighters oder „Achtundvierziger“ bezeichnet.

Nach 1855 ließ die Stärke der Auswanderung nach und kam während des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861–1865) fast vollständig zum Erliegen. Friedrich Naumann bezifferte 1916 die Zahl der zwischen 1821 und 1912 in die USA gegangenen deutschen Auswanderer auf 5,45 Millionen.[2]

Als Teil der gleichen Auswanderungswelle wanderten auch tausende Deutsche in die australischen Kolonien aus. Ihre Zahl wird auf etwa 70.000 bis 80.000 – bis zum Ersten Weltkrieg – geschätzt.[3] Die Deutschen prägten die Geschichte des Kontinentes nachhaltig.
Zuletzt geändert von HeGe am Freitag 1. Mai 2015, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Verweis zur Quelle des Zitates angefügt.

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umusungu
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von umusungu »

Es wird ganz deutlich, dass die "Auswanderer" fast ausschließlich aus wirtschaftlicher Not sich auf den Weg machten. Heute werden sie "Wirtschaftsflüchtlinge" beschimpft.

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holzi
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von holzi »

umusungu hat geschrieben:Es wird ganz deutlich, dass die "Auswanderer" fast ausschließlich aus wirtschaftlicher Not sich auf den Weg machten. Heute werden sie "Wirtschaftsflüchtlinge" beschimpft.
Damals wurden sie aber von den Ländern der "neuen Welt", wie USA, Brasilien, Australien etc. aber auch regelrecht angeworben! Auch weil sie eine vergleichsweise gute Ausbildung mitbrachten, die zum Aufbau dieser Länder nützlich war.

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umusungu
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von umusungu »

welche Ausbildung brachten denn die Auswanderer um 1850 mit?

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Gallus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Gallus »

umusungu hat geschrieben:welche Ausbildung brachten denn die Auswanderer um 1850 mit?
Sie wussten, wie man das Land beackert. Mehr war nicht nötig. In Übersee war Land reichlich vorhanden, aber Arbeitskräfte knapp. Heute ist es eher umgekehrt, von wenigen Sektoren mit Arbeitskräftemangel abgesehen. Aber dafür wiederum bringen afrikanische Flüchtlinge meistens nicht die Voraussetzungen mit.

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umusungu
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von umusungu »

Entscheidend ist für mich die Motivation: warum verlasse ich meine Heimat und meine Familie?

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Gallus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Gallus »

umusungu hat geschrieben:Entscheidend ist für mich die Motivation: warum verlasse ich meine Heimat und meine Familie?
Die beste Motivation nutzt nichts, wenn die Leute in einen Arbeitsmarkt immigrieren, in dem es für sie schlicht keine Nachfrage gibt. Da ist die Perspektivlosigkeit vorprogrammiert.

Vir Probatus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Vir Probatus »

http://www.erzbistum-paderborn.de/38-Na ... ro%DF.html

Ich würde vorschlagen, den Bericht mal durchzulesen. Das Wort "Auswanderer" fällt überhaupt nicht.
Ein Auswanderer ist auch kein Flüchtling und wird hier auch nicht von Erzbischof Becker mit einem Flüchtling gleichgestellt.

[Ad-Hominem-Kommentar entfernt. -HeGe]

Es ist auch nirgendwo gesagt, daß diese Flüchtlinge nun hier die Deutsche Staatsangehörigkeit, ein Bleiberecht und einen Arbeitsplatz bekommen müssen.
Es ist lediglich gesagt, daß man ihnen humanitäre Hilfen anbieten und ganz allgemein gesprochen menschlich und christlich mit ihnen umgehen soll.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Gallus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Gallus »

Vir Probatus hat geschrieben:http://www.erzbistum-paderborn.de/38-Na ... ro%DF.html

Ich würde vorschlagen, den Bericht mal durchzulesen. Das Wort "Auswanderer" fällt überhaupt nicht.
...
Es ist auch nirgendwo gesagt, daß diese Flüchtlinge nun hier die Deutsche Staatsangehörigkeit, ein Bleiberecht und einen Arbeitsplatz bekommen müssen.
Der Erzbischof nennt in seinem Redebeitrag die deutschen Auswanderer den 19. Jahrhunderts "Wirtschaftsflüchtlinge", und damit bringt er die Kategorien durcheinander, nicht Jürgen. Da die massenweise Auswanderung von Deutschen auf Dauer angelegt war und nicht nur auf ein kurzfristiges Asyl, bringt der Erzbischof damit natürlich auch alles andere auf die Agenda: Bleiberecht, Arbeitsplatz, und so weiter.

Natürlich muß man darüber reden, wie man mit den Flüchtlingen umgeht, die hier sind und die nach menschlichem Ermessen länger bleiben werden. Es wäre unmenschlich, nicht wenigstens zu versuchen, denen hier eine Perspektive zu geben, ein neues Leben zu beginnen.

Aber die wirklich heikle Frage, auf die es vermutlich keine angenehme Antwort gibt, ist: Wie befriedet man das Mittelmeer und sorgt außerdem dafür, daß sich nicht weitere Millionen Afrikaner und Araber auf den Weg nach Europa machen? Aber gerade weil es darauf keine einfachen und angenehmen Antworten gibt, wird das bei solchen Veranstaltungen nicht ernsthaft diskutiert. Das sind nur Kaffeekränzchen für Gutmenschen, die sich selbst nochmal gegenseitig auf eine möglichst billige Art versichern wollen, daß sie auf der moralisch richtigen Seite stehen.

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Juergen
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Juergen »

Vir Probatus hat geschrieben:Ich würde vorschlagen, den Bericht mal durchzulesen. Das Wort "Auswanderer" fällt überhaupt nicht.
Genau das habe ich ja kritisiert: Er nennt die Auswanderer des 18 Jh. eben nicht, wie es richtig wäre, Auswanderer, sondern Wirtschaftsflüchtlinge.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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umusungu
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von umusungu »

Juergen hat geschrieben:
Vir Probatus hat geschrieben:Ich würde vorschlagen, den Bericht mal durchzulesen. Das Wort "Auswanderer" fällt überhaupt nicht.
Genau das habe ich ja kritisiert: Er nennt die Auswanderer des 18 Jh. eben nicht, wie es richtig wäre, Auswanderer, sondern Wirtschaftsflüchtlinge.
Ja ja, die Deutschen als "Auswanderer" sind die Guten - gegenüber stehen die Afrikaner als "Wirtschaftsflüchtlinge" als die Bösen.

Not, Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit waren die Gründe zur Auswanderung - und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Nichts anderes treibt die Afrikaner heute auf den Weg .....

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Gallus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Gallus »

umusungu hat geschrieben:Ja ja, die Deutschen als "Auswanderer" sind die Guten - gegenüber stehen die Afrikaner als "Wirtschaftsflüchtlinge" als die Bösen.

Not, Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit waren die Gründe zur Auswanderung - und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Nichts anderes treibt die Afrikaner heute auf den Weg .....
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Nochmals: Wie sahen denn die Modalitäten der Einwanderung nach Nordamerika im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert aus? Haben Sie sich mal mit der Selektion in Ellis Island vertraut gemacht?

Und vor allem: Wo ist denn heute in Deutschland das moderne Gegenstück zu den weiten, brach liegenden Landstrichen, die nur darauf gewartet haben, von Einwanderern in Besitz genommen und produktiv genutzt zu werden?

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umusungu
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von umusungu »

noch einmal ganz langsam zum Mitschreiben:
ich habe bisher allein auf die ähnliche Situation der Emigranten im 19. Jahrhundert und heute geschaut, also auf die Motive, um sich auf den Weg zu machen.

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Gallus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Gallus »

umusungu hat geschrieben:noch einmal ganz langsam zum Mitschreiben:
ich habe bisher allein auf die ähnliche Situation der Emigranten im 19. Jahrhundert und heute geschaut, also auf die Motive, um sich auf den Weg zu machen.
Ja, toll, diese Gesinnungsethik. Hauptsache die Motive stimmen, ob aus den edlen Motiven dann großes Elend resultiert, ist dem Gutmenschen eh egal.

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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Vir Probatus »

umusungu hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:
Vir Probatus hat geschrieben:Ich würde vorschlagen, den Bericht mal durchzulesen. Das Wort "Auswanderer" fällt überhaupt nicht.
Genau das habe ich ja kritisiert: Er nennt die Auswanderer des 18 Jh. eben nicht, wie es richtig wäre, Auswanderer, sondern Wirtschaftsflüchtlinge.
Ja ja, die Deutschen als "Auswanderer" sind die Guten - gegenüber stehen die Afrikaner als "Wirtschaftsflüchtlinge" als die Bösen.

Not, Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit waren die Gründe zur Auswanderung - und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Nichts anderes treibt die Afrikaner heute auf den Weg .....
So sehe ich das auch, nur daß es eben damals mehr Möglichkeiten gab, diese Wünsche auch umzusetzen.
In den 60er Jahren wurden die "Gastarbeiter" ja auch In Deutschland förmlich herbei gebeten.
Wahrheiten dürfen eben nicht immer ausgesprochen werden.

Die Moderation dieses Forums unterdrückt ja auch Hinweise auf den Schwachsinn, den Mitforanten auf Ihren Webseiten treiben. Das Problem ist aber, das meint der Herr ja wohl ernst und will damit auch ernst genommen werden.
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DarPius
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von DarPius »

umusungu hat geschrieben:welche Ausbildung brachten denn die Auswanderer um 1850 mit?
Welche Ausbildung bringen die Auswanderer heute? :turban:
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Juergen
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Re: Flüchtlingspolitik

Beitrag von Juergen »

Forschungsstelle Deutsche Auswanderer in den USA (DAUSA) hat geschrieben:http://www.nausa.uni-oldenburg.de/migruh.htm


Oldenburgs Rabbiner Bernhard Wechsler hat subtil nach Gründen gesucht, Heimat aufzugeben und Heimat aufzubauen und neu zu erfahren: Die Dynamik der Neuen Welt und die Stagnation der Alten habe in den 30er Jahren (19. Jhdt.) die Auswanderung im großen Stil provoziert. „Die Empfänglichkeit für Recht und Gleichheit, für Wahrheit und Menschenwürde" habe zugenommen auf dem Hintergrund amerikanischer (1776) und französischer Revolution (1789): „Es kömmt nur darauf an ..., daß in den Menschen der Gedanke immer lebendiger werde, es sollte nicht so sein", wie es schon immer gewesen ist. (19)

Es ist zu einfach, allein die wirtschaftlichen und politischen Strukturen für die Auswanderung verantwortlich zu machen, die Produktionsverhältnisse, die Besitz- und die Herrschaftsverhältnisse und die weitgehende Verfügung über das, was produziert wurde.

Es ist zu einfach, allein die gesellschaftlichen Institutionen als Ursachen zu nehmen, die aus Recht und Konvention bestehenden Einrichtungen, in denen wir leben und die die Produktions- und Herr-schaftsverhältnisse konkret werden lassen, sie absichern und spürbar machen.

Es ist zu einfach, allein die individuellen Erwartungen, Interessen und Lebensumstände zu nennen als Ursachen für die Entscheidung, sich auf den zumeist beschwerlichen Weg zu machen in die Fremde.
Gruß Jürgen

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Hubertus
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Re: Flüchtlingspolitik

Beitrag von Hubertus »

"Unionspolitiker warnen: „Mit Taschengeld lockt der Staat Asylbewerber nach Deutschland“"

Daraus:
Bis zu 140 Euro Taschengeld bekommen Flüchtlinge im Monat. [...] Bayerns Finanzminister Söder will sie für Asylbewerber aus sicheren Herkunftsstaaten nun streichen. Ihre Anträge werden in der Regel sowieso abgelehnt.

Übrigens mal eine anschauliche Zahl:

"400 Flüchtlinge kommen jeden Tag nach München"

Rein rechnerisch wären das also 146.000 im Jahr. In zehn Jahren hätte sich so die Einwohnerzahl Münchens verdoppelt.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Tinius
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Re: Flüchtlingspolitik

Beitrag von Tinius »

Hubertus hat geschrieben:"Unionspolitiker warnen: „Mit Taschengeld lockt der Staat Asylbewerber nach Deutschland“"

Daraus:
Bis zu 140 Euro Taschengeld bekommen Flüchtlinge im Monat. [...] Bayerns Finanzminister Söder will sie für Asylbewerber aus sicheren Herkunftsstaaten nun streichen. Ihre Anträge werden in der Regel sowieso abgelehnt.

Übrigens mal eine anschauliche Zahl:

"400 Flüchtlinge kommen jeden Tag nach München"

Rein rechnerisch wären das also 146.000 im Jahr. In zehn Jahren hätte sich so die Einwohnerzahl Münchens verdoppelt.
Es grenzt an Naivität, wenn hier bei uns in der Stadt eine indische Familie mit zwei Kindern in einer städtischen Wohnung in der Anschlussunterbringung untergebracht wird und die Asylpfarrerin um Hilfe für den Vater bittet, weil der wegen seiner kranken Frau sich nicht mit den Halbwüchsigen beschäftigen kann.
Es gibt überhaupt kein Asyl für Inder. Es ist eben nun (die arme Frau ist ja so krank) eine Duldung.
Gleichzeitig werden zwei Familien aus dem Kosovo rührend von Helfern betreut.
Hier gehört simpel ein Schnellstverfahren her, das Leute aus diesen Staaten innerhalb von zwei bis drei Tagen dort hinbringt wo sie herkommen.
Das würde wirken.

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