Hallo Stefan,
Stefan hat geschrieben:Ja und Nein. Ja, weil es immer mühsam ist, Gottes Gebote zu befolgen. Es ist nunmal einfacher, dem Bruder den Schädel einzuschlagen, bzw. sich von ihm abzuwenden, als es mit ihm auszuhalten.
Nein, ich finde es einfacher, sich an die Gebote zu halten als zu sündigen. In einer konkreten Situation mag es anders aussehen; da ist möglicherweise leichter, draufzuschlagen als Ruhe walten zu lassen. Wenn ich aber die Folgen, die sich aus der Sünde ergeben, berücksichtige, dann finde ich es leichter, diesen aus dem Weg zu gehen, indem ich die Sünde vermeide. Funktioniert natürlich nicht immer ...
Stefan hat geschrieben:Nein, weil ich eben niemals 100% alle Gebote befolgen kann. Ich kann in meiner Unzulänglichkeit den Weg, den Gott für mich vorgesehen sein (der sowohl steinig wie auch eben sein kann!), beschreiten, als Sünder, aber ich kann niemals wie Gott selber werden. Aus diesem Unvermögen (und das pointierst Du möglicherweise), erlöst mich die Gnade Gottes.
Ja, das meinte ich.
Ich meine aber auch, dass wir gar keine bestimmte Prozentzahl erreichen müssen. Es geht nicht nur darum, dass wir niemals 100 % aller Gebote erreichen können, sondern auch darum, dass wir nicht 90 % oder 75 % oder 57 % oder 23 % oder XX % schaffen
müssen, um das Heil zu erreichen. Wir
müssen gar nichts schaffen, um zum Heil zu kommen. Wir bekommen die Liebe Gottes und sein Heil geschenkt.
Dass wir uns an die Gebote halten
sollten, aus anderen Gründen, hab ich ja schon gesagt.
Stefan hat geschrieben:Und nun die Gegenfrage:
Wie verstehst Du Lk 9,23?
Wozu bürdet uns derjenige, der uns doch vom Joch befreien will, das Kreuz auf?
"Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.
Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?" (Lk. 9,23-25)
Hier geht es darum, in der Nachfolge Jesu immer mehr sein eigenes Leben, seinen eigenen Willen, seine eigenen Vorstellungen aufzugeben und sich seiner Führung mehr und mehr anzuvertrauen, ihm mehr und mehr Raum zu geben, ihn handeln zu lassen, statt selbst zu handeln, sich ihm unterzuordnen, also sein eigenes Leben zu
verlieren. Das ist ziemlich schwer, vielfach unmöglich, das würde ich als
Kreuz bezeichnen.
Gruß
Angelika