RomanesEuntDomus hat geschrieben:
Die Frage stellt sich aber doch, was ich zu meiner Frau (nicht katholisch) und zu meinen Kindern sagen wollte, falls ich es vorhätte. Ungefähr folgendes? (Ich übertreibe.)
"Liebe Ehebrecherin! Als wir vor einigen Jahren standesamtlich heirateten, war ich noch nicht katholisch und konnte deshalb nicht ahnen, worauf ich mich mit dir einlasse. Jetzt möchte ich aber doch zur Kommunion gehen und muss dir deshalb leider mitteilen, daß die wesentlichen Teile unseres bisherigen gemeinsamen Lebens Irrtum und Sünde waren, weil wir eigentlich gar nicht verheiratet sind. Eigentlich bin ich nämlich immer noch mit der Frau verheiratet, die sich vor ein paar Jahren kirchlich (evangelisch natürlich) mit einem anderen wiederverheiratet hat.
Liebe Bastarde und in Sünde geborene! Ihr dürft ab heute im Flur nächtigen und eure Spielsachen in der Besenkammer unterbringen, weil ich gerne zur Kommunion gehen will und euer Kinderzimmer ab sofort für mich als Schlafzimmer benötige, damit ich nicht in Versuchung geführt werde, mit eurer ehebrecherischen Mutter weiterhin Unzucht zu treiben."
Ehrlich? Das ist _KEINE_ Übertreibung! Und das kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen. Bei mir war es ungefähr so:
"Lieber A******ch! Als du vor einigen Jahren diese unschuldige Frau standesamtlich heiratetest, obwohl du behauptetest, ein Katholik zu sein und mit deiner neuen zweiten Ehe alles richtig machen zu wollen, konntest deshalb nicht ahnen, worauf du dich einlässt. Die erste Ehe ging doch nicht deinetwegen kaputt und mit deiner Lasagne-Taktik hast du dir auf die Christi-Wahrheit deine Halbwahrheiten draufgelegt. Einige Menschen, die dich liebten (deine Eltern) haben dich gewarnt, doch du warst ein Starrkopf. Jetzt möchtest du doch aber doch zur Kommunion gehen - dein Gewissen spricht nach 7 Jahren Klartext - und muss dir deshalb leider mitteilen, daß die wesentlichen Teile deines gemeinsamen Lebens mit der zweiten Frau Irrtum und Sünde waren, weil du eigentlich mit der Frau gar nicht verheiratet bist. Eigentlich bist du immer noch mit der Frau verheiratet, die sich vor ein paar Jahren standesamtlich mit einem anderen wiederverheiratet hat.
Liebe Kinder! Ihr seid das Allerbeste, was mir in meinem Leben passieren konnte, dachte ich. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob es das ist, was ich hätte tun sollen. Ich liebe euch über alles in dieser Welt. Nur Jesus Christus liebe ich mehr und das ist mir jetzt wie nie zuvor klar geworden.
Ihr dürft ab heute weiter so machen, wie bisher. Es wird sich für euch NICHTS ändern. Ihr werdet da gar nichts mitbekommen. Eines Tages werde ich euch um Entschuldigung bitten und werde versuchen, euch zu erklären, warum es besser ist, Christus IMMER treu zu bleiben.
Weil ich gerne zur Kommunion gehen will und keine Verführung für eure Mutter sein will und für ihren Seelenheil verantwortlich bin, werde ich von nun an keine Unzucht mehr treiben. Da ich mich für schuldig bekenne und als MANN der Wahrheit in die Augen sehen muss, muss ich ALLES akzeptieren, was eure Mutter entscheidet. Es ist offen, ob sie mich gehen lässt oder ob ich bleiben darf. Auf jeden Fall werde ich versuchen, für euch und für eure Mutter immer da zu sein.
Ich habe leider falsch gehandelt. Ich habe in erster Linie die Konsequenzen zu tragen. Ich werde alles versuchen, damit es euch so gut wie möglich geht.
AMEN
Bis ich zu diesem Statement kam, brauchte ich ca 3 Monate Zeit - Überlegung und intensives Gebet. Ich habe ALLES Christus anvertraut und gar nicht versucht, auf eine Lösung mit meiner zweiten Frau hin zu arbeiten. Ich wusste gar nicht, wie das endet. Natürlich ist jede Situation anders.
Aber aus Erfahrung kann ich sagen: das erste, was man falsch annimmt, ist, dass der andere Partner Angst bekommt, wenn man ihn damit konfrontiert, dass man in körperlichen Hinsicht enthaltsam leben möchte. Das ist menschliches Denken. Was wir eigentlich machen ist, eine Sünde zu vermeiden, helfen uns und dem Partner. Ich habe das nicht von heute auf morgen gemacht, sondern bestimmte Situationen geschickt vermieden und diese körperliche "Schiene" langsam heruntergefahren. Erst dann kam es zum Gespräch und habe mich mit meiner Überlegung anvertraut. Meine Frau soll es nun entscheiden, was mit mir passieren sollte. Ich fand es ihr gegenüber fair, die Lasten zu übernehmen. Entweder gehe ich und lasse ihr offen, was sie macht. Oder es bleibt wie es ist - allerdings mit dem kleinen Unterschied.
Ich bin überzeugt, wenn man die Sache fair und klar stellt, ist auch Gottes Unterstützung dabei. Ich gehe jeden Sonntag zur Kommunion und beichte mindestens 1 Mal im Monat. Heute sind es schon fast 2 Jahre vergangen und ich muss sagen, durch den Verzicht sind wir uns viel näher gekommen!
Man braucht keine Marx-Kasperle-Trix, um es in den Griff zu bekommen. Und glaubt mir, man braucht überhaupt KEINE Instruktionen seitens der Kirche, ob man sich küssen darf oder bei den Kindern umarmen darf. Wenn man gebeichtet hat und zur Kommunion geht, spürt ihr sofort, was erlaubt ist und wo die Grenzen sind.
Separates Bett auf jeden Fall. Alles andere klärt sich von selbst.
Bezüglich Kommunion: das was hier steht
http://w2.vatican.va/content/john-paul- ... ortio.html
ist klar und deutlich genug. Je weniger man von der Theologie versteht, desto klarer ist die Anweisung.
Bei mir funktioniert es so:
1. Klappe halten, nur engste Familie weiß Bescheid, die sollen auch schwören, dies für sich zu behalten
2. Ich gehe nie zur Kommunion in der Gemeinde, wo ich in Polen herkomme, wo mich die Leute kennen und wissen, dass ich geschieden bin. Sie sollen sich keine Gedanken machen, ob ich Sakrileg begehe
3. Ich gehe nie zur Kommunion bei Familienfesten, wo mich entfernte Familie kennt
4. In Deutschland gehe ich zur Kommunion zu unterschiedlichen polnischen Gemeinden, wo mich niemand kennt
5. Falls Fragen aufkämen, ist mein Beichtvater in einer Gemeinde informiert.
Die Diskretion ist A und O.