In diesem alten, aber passenden Thread stelle ich zu Dokumentationszwecken zwei Zitate von Kardinal Ratzinger ein, die mir gerade untergekommen sind. Es geht dabei um seine theologische Qualifizierung des II. Vatikanums, die sich innerhalb kürzester Zeit radikal geändert zu haben scheint:
Zunächst das bekannte Zitat vom
13. Juli 1988 aus der
Rede an die Bischöfe Chiles:
Die Wahrheit ist, daß das Konzil selbst kein Dogma definiert hat und sich bewußt in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt.”
Und hier ein Zitat vom
20. Jänner 1986 aus einem Brief von Kardinal Ratzinger an Mgr. Lefebvre:
Sicherlich können Sie hinsichtlich gewisser Auslegungen, die von verschiedenen Konzilstexten gegeben wurden, Besorgnisse äußern. Sie können auch berechtigte Kritik an diesen Auslegungen üben. Aber es ist nicht möglich, daß Sie die authentische Lehre des Zweiten ökumenischen Vatikanischen Konzils wieder in Frage stellen, dessen Texte lehramtlichen Charakter haben und die die größte lehrmäßige Autorität besitzen.
(
Online leider nur verfügbar in der Sedi-Zeitschrift "Einsicht"; dort Seite 49)
Da scheint sich doch ein gewaltiger Sinneswandel innerhalb von gut zwei Jahren ereignet zu haben. Zunächst "größte lehrmäßige Autorität", d.h. dogmatisch in allen Texten, dann "niedrigerer Rang", "reines Pastoralkonzil". Erstaunlich! Was könnte diesen Wandel veranlaßt haben?