Der Begriff der „dialogischen Theologie“ ist im Zusammenhang mit dem Interreligiösen Dialog meiner Meinung nach fehl am Platz.
Die dialogische Theologie ist eine Theologie innerhalb des Christentums. Das „Theo-logein“, also die Rede vom/über und die Rede mit Gott, hat bei der dialogischen Theologie im Dialog zwischen Gott und Mensch seinen Ausgangspunkt. Dazu bedarf es eines Gottes, der ein personaler Dialogpartner ist. Mit einem nebulösen „höheren Wesen“ kann nicht in einen Dialog eingetreten werden. In Christus wurde das göttliche Wort Mensch. Gott wurde zum anfaßbaren Dialogpartner, der ganz konkret in der Fülle der Zeit, auf der Erde wandelte und mit den Menschen sprach. Die Ich-Du-Beziehung Gottes mit den Menschen wurde so greifbar.
Hier nimmt die dialogische Theologie ihren Ausgangpunkt und leitet das Sollen der Menschen von diesem Dialog her ab. Insofern – das recht Verständnis vorausgesetzt – auch im Mitmenschen immer Gott „gegenwärtig“ ist, kann der Dialog zwischen den Menschen als Abbild oder zumindest jedoch als Schatten des Gott-Mensch-Dialogs erscheinen.
Im kirchlichen Lehramt setzt sich das Dialogisieren zwischen Menschen und Gott fort. Das Lehramt lebt angeleitet und gestärkt vom Heiligen Geist mit und in der Geschichte und legt das Gotteswort immer in der konkreten Geschichte aus. Dabei werden manche Dinge als für ewig wahr erkannt (Dogmen) und andere Dinge werden im Licht der aktuellen Gegenwart als Richtschnur vorgelegt, die aktuell auch richtig ist, aber eben nicht als ewige Wahrheit gelehrt wird. So sind mache Dinge unumstößlich und andere zeitgebunden.
Kurzum: Die „dialogische Theologie“ ist zuvorderst ein Ansatz
innerhalb der christlichen Theologie.
All das bedeutet aber auch, daß Nichtchristen, die fälschlicherweise keine derart dialogische Vorstellung von Gott haben, keine dialogische Theologie betreiben können. Wenn ihrer Meinung nach ihr Gott einmalig und letztmalig durch einen Engel an einen Menschen gesprochen und dieser es aufgeschrieben hat, dann ist das Sollen ein reines Unterwerfen und wortgetreues Befolgen des einmal gegebenen Wortes.
Daraus wird ersichtlich, daß eine dialogische Theologie etwas christliches ist und etwa im Islam nur schwer vorstellbar ist, selbst wenn es vereinzelt im Westen Anregungen gibt, auch im Islam eine dialogische Theologie zu etablieren. In Religionen ohne personalen Gott oder auch in polytheistischen Religionen ist eine dialogische Theologie gar nicht denkbar.
Das Reden der Menschen miteinander hat nur ganz bedingt etwas mit dialogischer Theologie zu tun. Dort sind vielmehr katechetische, religionspädagogische und religionsphilosophische bis hin zu soziologischen und sonstigen Ansätzen von weiteren theologischen Hilfwissenschaften sinnvoll.
Howgh, ich habe gesprochen!
Die Tippfehler überlasse ich den Jägern, Sammlern und Trappern.