Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

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Caviteño
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Caviteño »

Edi hat geschrieben:
Donnerstag 21. September 2017, 19:51
Auf dem Papier mögen die Schulden gesunken sein, wenn man aber die Gelder, die an Griechenland gingen, mitrechnet werden sie viel grösser werden. Oder glaubt jemand dieses Land sei jemals in der Lage seine Schulden komplett wieder zu tilgen? Dieses Geld wird grossteils futsch sein. Man wird nach den Wahlen sehen, ob nicht erneut wieder ein Schuldenschnitt für GR infrage kommen wird.
und vergiß bitte nicht die Target-Salden. Die belaufen sich inzwischen auf einen Betrag von über 850 Mrden € - immerhin ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts. Da kann man sich schon fragen, wie unsere Euro-Befürworter zu dem Ergebnis kommen, daß D. vom Euro profitiert. :D
Na ja - auch das gehört zu den Lebenslügen der Republik.

Natürlich sind sowohl die Target-Salden als auch die Kredite an GR und die durch den ESM vergebenen Beträge verloren. Ein "ehrbarer Kaufmann" müßte sie in der Bilanz wertberichtigen. Aber seit wann orientiert sich Merkel und diese Bundesregierung denn am Bild des "ehrbaren Kaufmanns"`? :D :kugel: :freude:

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Edi
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben:
Donnerstag 21. September 2017, 21:09
Edi hat geschrieben:
Donnerstag 21. September 2017, 19:51
Auf dem Papier mögen die Schulden gesunken sein, wenn man aber die Gelder, die an Griechenland gingen, mitrechnet werden sie viel grösser werden. Oder glaubt jemand dieses Land sei jemals in der Lage seine Schulden komplett wieder zu tilgen? Dieses Geld wird grossteils futsch sein. Man wird nach den Wahlen sehen, ob nicht erneut wieder ein Schuldenschnitt für GR infrage kommen wird.
und vergiß bitte nicht die Target-Salden. Die belaufen sich inzwischen auf einen Betrag von über 850 Mrden € - immerhin ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts. Da kann man sich schon fragen, wie unsere Euro-Befürworter zu dem Ergebnis kommen, daß D. vom Euro profitiert. :D
Na ja - auch das gehört zu den Lebenslügen der Republik.

Natürlich sind sowohl die Target-Salden als auch die Kredite an GR und die durch den ESM vergebenen Beträge verloren. Ein "ehrbarer Kaufmann" müßte sie in der Bilanz wertberichtigen. Aber seit wann orientiert sich Merkel und diese Bundesregierung denn am Bild des "ehrbaren Kaufmanns"`? :D :kugel: :freude:
Stimmt alles, was du schreibst. Ich wollte die Target-Salden erwähnen, dachte aber GR reicht auch schon mal. Das alles macht riesige Summen aus. Die meisten Politiker werden denken: Nach mir die Sindflut.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Yeti
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Yeti »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Montag 18. September 2017, 16:56
Ich glaube auch, dass Menschen die Verwurzelung in ihren Vätern und Müttern und darüber hinaus ihrer ganzen Sippe brauchen. Wenn das heute leider viele nicht haben, so liegt das aber nicht unbedingt daran, daß schlecht über einen Teil der deutschen Geschichte geredet wird. Ich fürchte, es wird viel zu wenig mit den Kindern über die eigene Geschichte, die Geschichte der Eltern und Großeltern geredet. In diesen Geschichten kommt die nationale Geschichte natürlich auch vor, bei uns auch noch Industriealisierungsgeschichte, aber sie gewinnt an Bedeutung und verliert an Bewertung.
Es wird generell zu wenig über Geschichte geredet. Wenn, dann eigentlich nur noch im Kontext mit dem "Dritten Reich". In der Psychologie ist das eine Fixierung, wenn nicht sogar ein Fetisch. Über den Rest der Geschichte, die Entstehung unserer Nation beispielsweise mit Heinrich I. weiß kaum jemand was, außer dass irgendwelche Pseudointellektuelle über das "dunkle Mittelalter" schwafeln, natürlich nicht ohne irgendwelche Anbahnungen und seicht verstreute Hinweise mäandernd auf ihr Lieblingsthema zurückzukommen:
Pilgerer hat geschrieben:
Dienstag 19. September 2017, 16:36
Wir sehen aber, dass sich die Deutschen schwer tun, die Geschichte des Kaiserreichs als die eigene Geschichte ganz unbeschwert und wohlwollend anzunehmen. Es wird vielmehr als Prolog zum Nazi-Reich gesehen, wie alles, was vor 1933 geschah. Manche tun so, als wäre die deutsche Geschichte eine zwangsläufige Entwicklung gewesen, die zu Hitlers Reich führte. Dabei hätte mit ein paar kleinen Zufällen es auch ganz anders kommen können. Dann würden wir heute viel besser über die Kaiserzeit oder andere Phasen der Geschichte denken.
Pilgerer hat geschrieben:
Dienstag 19. September 2017, 15:16
Erst wenn ich die deutsche Geschichte als meine Geschichte annehme, kann ich daraus etwas gewinnen. Dazu gehört auch, aus den Fehlern der Väter (und Mütter) positiv (= im Sinn von "du sollst ..." statt "du sollst nicht ...") zu lernen.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Dienstag 19. September 2017, 16:13
Ich finde es überhaupt nicht schwierig, mich mit Vater, Mutter und Großeltern in nationaler Geschichte zu identifizieren. Aber daraus folgt weder ein "du sollst" noch ein "du sollst nicht" sondern Empathie.
Nationale Geschichte existiert nicht nur in den Biographien der Verwandten und sie ist auch nicht nur dort fassbar. Zumindest mit dem Ende der Antike in den Gebieten nördlich der Alpen beginnt die Selbstwahrnehmung über bloße Stammesverbände zugunsten größerer gesellschaftlicher Einheiten sich langsam aufzulösen. Nun sich wiederum freiwillig gerade auf das vorherige gesellschaftliche Stadium hermeneutisch sich beschränken zu wollen erscheint mir weder ein Zugewinn an Erkenntnis zu sein noch zur Lösung eines Problems beizutragen, es sei denn, man wollte den Vorgang der Kompensierung aus der Psychologie auf die Geschichte und die eigene Wahrnehmung von Geschichte übertragen, was auch nichts anderes als eine Projektion ist und zwar eine aus der Frühzeit der entwicklungspsychologischen Erkenntnis, die wir alle noch aus Kindertagen und von Kindern kennen: Was ich nicht sehe oder sehen will, ist auch nicht da.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Dienstag 19. September 2017, 16:13
Ich lerne statt dessen etwas über den beschränkten Rahmen, in dem sich die menschliche Freiheit und Verantwortung verwirklicht.
So etwas lernt man auch bei Verdauungsschwierigkeiten und muss nicht zwangsläufig etwas mit nationaler Geschichte zu tun haben.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Dienstag 19. September 2017, 17:28
Das Wissen um die nationale Geschichte des eigenen Volkes muß ja gerade unter der Berücksichtigung der eigenen Herkunft nicht zur bedingungsloser Liebe führen. Ich denke, die braucht man auch für das Selbstbewußtsein auch als Deutsche nicht. Für die letzten 70 Jahre und die Möglichkeiten, die sie so vielen geboten hat, bin ich dankbar, denen, die sich davor durchkämpfen mußten und für vieles Grundlagen gelegt haben, gedenke ich mit Respekt, manchen, die ich noch kennengelernt habe, mit LIebe.
Von Liebe sprach niemand. Aber von Annahme, mindestens Wissen um die eigene Herkunft und Werdung der Nation und damit auch Kultur.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Donnerstag 21. September 2017, 10:07
Die Geschichten der Nationen sind Abstraktionen, mit denen eine Identifikation nur durch Willen möglich ist.
Abstrakt ist die Nationalgeschichte nur in dem Maße, in welchem sie inhaltlich und in ihren Zusammenhängen unbekannt ist. Darin liegt ja auch der tiefere Sinn, weshalb es solch ein Fach wie Geschichte in der Schule gibt. Falls du "abstrakt" im Sinne von fehlender "Greifbarkeit" (vlt. auch Be-grifflichkeit) meinst, die gibt es in Sippen bzw. Familien auch. Denk an deine Uroma, die du vlt. gar nicht mehr gesehen hast. Ihre Existenz ist dir nur noch abstrakt vermittelbar, z.B. durch ein Foto oder in Erzählungen. Für die Nationalgeschichte gilt das nicht unbedingt. Es ist eben z.B. durchaus greifbar, wo fränkische, alemannische etc. Siedlungen entstanden, allein durch die Ortsnamen und oft durch den noch immer dort heimischen Dialekt, oder ganz sichtbar die Zugehörigkeit des Rheinlands zu Preußen nach dem Wiener Kongress z.B. durch die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, deren Lafetten allesamt nach Westen ausgerichtet sind.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Donnerstag 21. September 2017, 10:07
mit denen eine Identifikation nur durch Willen möglich ist.
Erkenntnis ist immer vom Willen abhängig. Das müsstest du als Pädagogin aber wissen.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Donnerstag 21. September 2017, 10:07
Dazu kann es dann auch einen emotionalen Zugang geben genauso wie zur Heimat. Der ist aber dann mit dem öffentlichen Gedenken an historische Ereignisse nicht identisch, genauso wenig wie die Heimat mit dem Nationalstaat.
Die Tatsache, dass allein das deutsche Wort "Heimat" in seiner vollen Bedeutung gar nicht in andere Sprachen übersetzt werden kann, könnte auch eine Antwort sein. Nämlich diejenige, dass unsere (und ich sage ganz bewusst "unser") nationales Bewusstsein einmal kognitiv vom geschichtlichen Wissen herrührt und mentalitätsmäßig offenbar untrennbar auch emotional verbunden ist, während die blödsinnige Fähnchenschwenkerei z.B. in angelsächsischen Ländern wohl nur emotionale und weniger kognitive Gründe hat. Heimat und Nationalstaat können aber durchaus kongruent sein. Dass öffentliches Gedenken an historische Ereignisse nicht unbedingt etwas mit dem Gefühl der Heimat zu tun haben, sollte uns aber eigentlich zu denken geben - oder uns zumindest misstrauisch machen. Dass wir von "Heimat" höchstens nur noch als regionaler Kategorie sprechen und nicht mehr als nationaler, rührt von genau solchen Dogmen her wie dasjenige, dass Heimat nichts mit dem Nationalstaat zu tun habe. Mit dem Staat vielleicht nicht, obwohl das schlimm wäre und ich das nicht glaube, mit der Nation aber allemal. Und nicht als Abstraktum - Kultur und Geschichte sind greifbar und präsent. Eben anders als deine und meine Ur-Oma.
#gottmensch statt #gutmensch

Lilaimmerdieselbe
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Mindestens genauso wie vom "Dogma" hängt die Inkongruenz des deutschen Heimatbegriffs mit dem Nationalstaat auch mit der Geschichte dieses Staates zusammen, in der er lange nicht vorkam.

Erkenntnis kann man durch negative Erfahrungen auch gegen seinen Willen aufgenötigt bekommen, solche Erkenntnisse sind oft besonders nachhaltig, hast Du sicher auch schon mal bemerkt.

Identifikation mit nationaler Geschichte und Nationalstaat muß auch nicht tausende von Jahren zurückgreifen. Der aktuelle Staat hat immerhin auch schon eine Geschichte, deren Anfänge die meisten gar nicht selbst erlebt haben. In dieser Geschichte gibt es auch einiges, was man nicht vergessen sollte.

Ich habe Sippengeschichte nicht als Alternative zur Nationalgeschichte eingeführt, sondern als Ort für den respektvollen Umgang mit den Leistungen, Fehlleistungen und Leiden unserer Ahnen (Meine Uroma habe ich übrigens gekannt, Frauen meiner Sippe neigen dazu, über 90 zu werden), nachdem andere ihre Erinnerungen als Rechtfertigung der Wehrmacht, ob so gemeint ist fraglich, eingebracht haben.

CIC_Fan

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von CIC_Fan »

Niels hat geschrieben:
Donnerstag 21. September 2017, 16:57
Der gute Herr muss es ja wissen: https://www.welt.de/politik/deutschland ... chaft.html
„AfD-Wähler sind eine Minderheit, nicht Durchschnitt der Gesellschaft“
:zirkusdirektor:
naja das 9-12 % eher nicht der Durchschnitt sind ist doch logisch oder ?

CIC_Fan

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von CIC_Fan »

ich bin neugierig ob am Montag alle sagen werden jawohl der Souverän hat entschieden egal wie es ausgeht

Lilaimmerdieselbe
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

'Öffentlich werden sie das schon alle sagen, ich auch, obwohl mich keiner fragen wird. Glücklich darüber muß ja keiner sein.

CIC_Fan

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von CIC_Fan »

das ist doch bei wahlen immer so

Lilaimmerdieselbe
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

eben

CIC_Fan

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von CIC_Fan »

ich meinte auch eigentlich die User hier ;D

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martin v. tours
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von martin v. tours »

CIC_Fan hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 13:05
ich bin neugierig ob am Montag alle sagen werden jawohl der Souverän hat entschieden egal wie es ausgeht
sagen wird man es sicher. Und mit der selben Selbstverständlichkeit wird man dann einen gewissen Prozentsatz des Souveräns (die AfD Abgeordneten) ausgrenzen,stigmatisieren und ausbremsen wo es geht. Soviel zur Achtung des Souveräns der Altparteien.
Noch ein kleines Filmchen zum Toleranz und Demokratieverständnis aller Linken:
https://www.youtube.com/watch?v=ygQJXcLNug8

Zu der Familie würde ich gerne unseren Forumshochwürden Rumpelstilzchen mal zu seelsorgerischen Beratungsgespräch hinschicken. :D :freude:
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
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Caviteño
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Caviteño »

CIC_Fan hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 13:05
ich bin neugierig ob am Montag alle sagen werden jawohl der Souverän hat entschieden egal wie es ausgeht
Ja, der Souverän hat am Sonntag abend entschieden und am Montag werden die Überlegungen bzgl. der Koalition losgehen - sofern das Wahlergebnis zwei oder mehr Möglichkeiten zuläßt. Dann ist der Souverän abgemeldet und entschieden wird wieder von den "Politprofis".... :D

Aber vielleicht wird es diesmal mit den Entscheidungen ein wenig schwieriger, denn auch mit nur 10% oder 15% der Sitze kann man Sand in das Getriebe streuen. Auch das hat der Souverän entschieden... :D

Caviteño
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Caviteño »

Die CDU ist sich ihres Sieges sicher, sie weiß jedoch nicht, wie ihr Wahlergebnis ausfallen wird. Der MP von Sachsen-Anhalt erntete keine Widerspruch, als er einen Korridor von 31% bis 43% angab. Die tatsächliche Gefahr für die CDU kommt aus einer anderen Entwicklung, wie Merkel kürzlich im ZDF erfahren mußte. Ein Kiosk-Besitzer aus Dachau beschwerte sich, daß die Täter, die bei ihm eingebrochen hatten, noch nicht einmal deswegen vor Gericht gestellt wurden. Er müsse aber, wenn er dreimal geblitzt werde, dreimal zahlen....
Trotzdem muss der Mann aus Dachau die CDU-Chefin mehr beunruhigen als die Frau aus Erfurt – wegen der Selbstverständlichkeit, mit der er beiläufig angemerkt hat, es gebe ja jetzt „eine Alternative“. Die AfD scheint keine politische Bückware mehr zu sein, die man verschämt unter der Theke hervorzieht. Sie scheint auf dem Weg zur legitimen Protestadresse, bei der Leute ihr Kreuz machen, ohne sich gleich mit Personal und Programm einverstanden zu erklären – Hauptsache ist, die da oben trifft’s.
„Ich glaube, es unterschätzen manche bei uns, was da los ist“, sagt ein Christdemokrat. Viele Meldungen über Missstände oder auch über Probleme mit Flüchtlingen landeten nie auf den ersten Seiten der Zeitungen. „Aber die Regionalteile sind voll davon.“ Mancher in der Union fürchtet, dass die eigene Spitzenkandidatin zu wenig unternimmt, um die Missstimmungen einzuhegen.
Die Gefahr des virtuellen Siegs

Wenige Tage vor der Wahl hat man der Seite "Einzelfallinfos" den Twitter-account gesperrt. Dort wurden die Meldungen aus den Regionalteilen und den Pressestellen der Polizei zusammengefaßt und veröffentlicht. "Hate-Speech" oder "Fake-news" können nicht der Grund gewesen sein, denn es wurden nur Regionalzeitungen und Pressemitteilungen verlinkt und veröffentlicht.

Pilgerer
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Pilgerer »

Yeti hat geschrieben:
Donnerstag 21. September 2017, 21:36
Über den Rest der Geschichte, die Entstehung unserer Nation beispielsweise mit Heinrich I. weiß kaum jemand was, außer dass irgendwelche Pseudointellektuelle über das "dunkle Mittelalter" schwafeln
Eigentlich war das "Erste Reich" ein übernationales Reich. Es war ein übernationaler Verband vieler Nationen, ähnlich wie das Kaiserreich Österreich 1804 bis 1918 (ab 1867 Ö-Ungarn). Das war durchaus ein übernationaler Gegenentwurf zur heutigen antichristlichen EU. Es war ein christliches Reich, in dessen Grenzen die christliche Frömmigkeit in verschiedenen Varianten gefördert wurde und selbstverständlich war. In diesem Reich gab es Deutsche, aber auch Slawen aller Art (Tschechen, Slowenen) und den italienischen Reichsteil. Lange Zeit auch Burgund und andere Teile des heutigen Ostfrankreichs.
Durch den Geschichtsbruch 1789 ist das "Heilige Römische Reich" aus heutiger Sicht schwierig authentisch zu verstehen. Die rückwirkenden Betrachtungen sind meistens schief, weil sie die Selbstwahrnehmung der Menschen jener Zeit nicht nachvollziehen können.
Trotzdem gehört es zur Geschichte Mitteleuropas eng dazu. Die meisten Staaten verdanken dem Heiligen Römischen Reich den größten Teil ihrer Geschichte, Kultur und christlichen Prägung. Das Heilige Römische Reich bewahrte die Deutschen größtenteils auch vor dem extremen Absolutismus, der in Frankreich, Spanien oder England zeitweilig herrschte. Hier gab es durchweg eine Art förderative und konstitutionelle Monarchie.

Möglicherweise setzte die Zerschlagung dieses Reiches durch Napoleon eine schleichende Kettenreaktion in Gang, die zu jenem Gegenpol des Hitler-Reiches hinführte. Denn die Haltlosigkeit des Kapitalismus und Materialismus des 19. Jahrhunderts führten zu einem ethischen Nihilismus und Sozialdarwinismus, der die Ideologie und Politik Hitlers deutlich mit begründete.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Lilaimmerdieselbe
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Dem stimme ich zu.

Caviteño
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Caviteño »

Wie kann die AfD als Oppositionspartei wirken, wenn niemand mit ihr sprechen will?

Frau Weidel weist in diesem Video auf eine wichtige Möglichkeit hin und nimmt dafür das umstrittene Netzwerkdurchsetzungsgesetz als Beispiel. Man könne - bei wichtigen Gesetzen - immer die Beschlußfähigkeit des Parlaments feststellen lassen. Im Augenblick haben sich alle Parteien darauf geeinigt, daß diese Anträge nicht gestellt werden und nur wenige Abgeordnete - proportional zu den Fraktionen - im Parlament abstimmen. Dadurch ist sichergestellt, daß die Gesetzesvorlagen angenommen werden, selbst wenn nur wenige Abgeordnete im Plenarsaal anwesend sind.
Sollte die AfD dies nicht mitmachen, wird es eine verstärkte Anwesenheitspflicht aller Abgeordneten zur Folge haben. Schlagzeilen wie "Gesetz gescheitert, da nicht genügend Parlamentarier anwesend" wären nicht unbedingt ein Werbeargument für die regierenden Parteien.

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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von umusungu »


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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von umusungu »

Caviteño hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 21:26
Sollte die AfD dies nicht mitmachen, wird es eine verstärkte Anwesenheitspflicht aller Abgeordneten zur Folge haben. Schlagzeilen wie "Gesetz gescheitert, da nicht genügend Parlamentarier anwesend" wären nicht unbedingt ein Werbeargument für die regierenden Parteien.
Wie sich Klein-Fritzchen Parlamentsarbeit vorstellt ........... bzw Tante Alice.

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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich kann mich erinnern, dass Lammert mal versucht hat, möglichst viele Ausschußsitzungen zeitlich außerhalb der Parlamentsitzungen legen zu lassen, und krachend gescheitert ist.

Wenn sie es drauf anlegen, kann die AfD schon mehr Abgeordnete zur Anwesenheit im Parlament zwingen. Aber wer hat was davon? Sie müssen ihre Akten dann auch da durcharbeiten statt in ihren Büros, wohin sie sich die Debatte übertragen lassen können.
Die Linke hat auf die Tour ihren Kollegen mal ein Länderspiel verdorben. Toller Erfolg.

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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Hubertus »

Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Caviteño »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 23:06
Ich kann mich erinnern, dass Lammert mal versucht hat, möglichst viele Ausschußsitzungen zeitlich außerhalb der Parlamentsitzungen legen zu lassen, und krachend gescheitert ist.

Wenn sie es drauf anlegen, kann die AfD schon mehr Abgeordnete zur Anwesenheit im Parlament zwingen. Aber wer hat was davon? Sie müssen ihre Akten dann auch da durcharbeiten statt in ihren Büros, wohin sie sich die Debatte übertragen lassen können.
Die Linke hat auf die Tour ihren Kollegen mal ein Länderspiel verdorben. Toller Erfolg.
Frau Weidel sprach ja von wichtigen Gesetzen und in der Tat ist ein Verabschiedung eines Netzwerkdurchsetzunggesetzes durch wenige Abgeordnete nicht das, was der Bürger vom Bundestag erwartet. Das Gesetz enthält massive Eingriffe in die Informationsfreiheit und ist auch in anderen Teilen verfassungsrechtlich bedenklich. Hier wären Diskussionen und genaue Prüfungen notwendig gewesen. Aber das Gesetz mußte ja vor der Wahl verabschiedet werden, obwohl es erst am 01. 10. in Kraft tritt. So ist halbwegs sichergestellt, daß durch vorauseilenden Gehorsam der sozialen Medien bereits jetzt eine Löschungsorgie stattfindet und unliebsame Meldungen (z.B. bei Einzelfallinfos) nicht im Netz publiziert werden.

Die AfD wird sich auf Gesetze beschränken, die beim Volk unbeliebt sind; dazu könnten - publikumswirksam - auch Diatenerhöhungen oder die Übernahme einzelner EU-Vorschriften gehören. Die Medien sind dann in einer Zwickmühle: Berichten sie, erhält die AfD kostenlose Werbung. Unterbleibt eine Berichterstattung, setzen sie sich dem Vorwurf der "Lückenpresse" aus.

CIC_Fan

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von CIC_Fan »

Caviteño hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 21:26
Wie kann die AfD als Oppositionspartei wirken, wenn niemand mit ihr sprechen will?

Frau Weidel weist in diesem Video auf eine wichtige Möglichkeit hin und nimmt dafür das umstrittene Netzwerkdurchsetzungsgesetz als Beispiel. Man könne - bei wichtigen Gesetzen - immer die Beschlußfähigkeit des Parlaments feststellen lassen. Im Augenblick haben sich alle Parteien darauf geeinigt, daß diese Anträge nicht gestellt werden und nur wenige Abgeordnete - proportional zu den Fraktionen - im Parlament abstimmen. Dadurch ist sichergestellt, daß die Gesetzesvorlagen angenommen werden, selbst wenn nur wenige Abgeordnete im Plenarsaal anwesend sind.
Sollte die AfD dies nicht mitmachen, wird es eine verstärkte Anwesenheitspflicht aller Abgeordneten zur Folge haben. Schlagzeilen wie "Gesetz gescheitert, da nicht genügend Parlamentarier anwesend" wären nicht unbedingt ein Werbeargument für die regierenden Parteien.
sollten die Herrschaften damit spielen gibt es 2 Möglichkeiten
1.) dafür zu sorgen daß die Beschlussfähigkeit gegeben ist das kriegen andere Parlamente ja auch hin
oder 2. Die Geschäftsordnung zu ändern wenn eine Bestimmung zur puren Obstruktion benützt wird

Lilaimmerdieselbe
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

So weit sind genug Abgeordnete nun auch nicht weg, beim Länderspiel haben sie es schon mal geschafft, sie waren nur sauer.

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martin v. tours
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von martin v. tours »

Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Caviteño »

Dem interessierten Beobachter war das bekannt, jetzt thematisiert es auch die FAZ: Die Medienkampagne der AfD:

Teuflisch genial
Wer als Populist also Erfolg haben will, muss ein bisschen sein wie Donald Trump. Das hat sich wohl auch die AfD gedacht und die amerikanische Werbeagentur Harris Media, die im Wahlkampf auch für das Trump-Lager tätig war, vor einigen Monaten für ihren Internetwahlkampf engagiert.
Deswegen sehen die Kampagnen der Altparteien auch ein wenig hausbacken aus.....
In diesem Zusammenhang ein Artikel im Cicero:

Deutscher Wahlkampf aus Sicht der USA - Ihr habt keine Ahnung vom Showbusiness, oder?

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Yeti
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Yeti »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 07:40
Mindestens genauso wie vom "Dogma" hängt die Inkongruenz des deutschen Heimatbegriffs mit dem Nationalstaat auch mit der Geschichte dieses Staates zusammen, in der er lange nicht vorkam.
Mit dem "Staat" stimmt das wahrscheinlich auch nur bedingt, mit "Nation" auch nicht so richtig. "Natio" ist lt. Kluge im 14. Jahrhundert erstmals ungefähr in der heutigen Bedeutung bekannt; damals ging es um eine "Gemeinschaft von Menschen derselben Herkunft" und "gleiche Kultur, Sprache". Was den Staat betrifft, waren sich die Menschen sicher bewusst, dass sie sich nach der Trennung von West- und Ostfranken nach Gründung des HRRDN unter dem jeweiligen HRRDN-Herrscher befanden; aus Adel und Klerus gibt es dafür zumindest zahlreiche Belege. "Heimat" gibt es bereits im Ahd. "heimoti" und bezeichnet wie später im Mhd. ("heimuot") den eigenen "Stammsitz", also da, wo man herkommt. Sowohl "Nation" als auch "Heimat" sind also nicht völlig wesensfremde Begriffe, sondern belegen verschiedene hierarchische Stufen des Identitätsbewusstseins; ich würde auch heute nicht auf die Idee kommen, den Begriff "Heimat" zwangsläufig mit der Identifikation mit einem Staat zu verbinden, mit einer Nation aber schon, auch wenn der Begriff "Volk" z.B. selbst zu frühen HRRDN-Zeiten allein wegen seiner ahd. Herkunft geläufiger gewesen sein dürfte und auch älter ist (8. Jh.), während "Nation" von Anbeginn an ein Lehnwort aus dem Lateinischen war. Beides aber (nämlich "Heimat" und "Nation" in heutiger Bedeutung) aus einer gewissen politischen Korrektheit heraus nach später zu verlegen (vermutlich ins 19. Jh.), ist nicht nur eine unwahrscheinliche Mutmaßung, sondern schlichtweg falsch. Wenn man berücksichtigt, dass der Adel zur Gründerzeit des HRRDN nicht nur selten Latein sprach, sondern es auch geradezu verschmähte (im Gegensatz zum Klerus, durch welchen es immerhin einen Status als Gelehrten- u. Diplomatensprache erhielt), ist die Überlieferung des Wortgebrauchs von beiden Seiten (Adel und Klerus) geradezu eindeutig. Wo sich also die von dir vermuteten Inkongruenzen befinden sollten, weiß ich nicht.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 07:40
Erkenntnis kann man durch negative Erfahrungen auch gegen seinen Willen aufgenötigt bekommen, solche Erkenntnisse sind oft besonders nachhaltig, hast Du sicher auch schon mal bemerkt.
Wenn ich von mir ausgehe, war ich in solchen Situationen zumindest dazu gezwungen, mich damit auseinanderzusetzen. Aber wahrscheinlich ist bei dir der Begriff des "Zwangs" problematisch belegt. Ich habe nichts gegen Zwang, wir unterliegen tagtäglich tausenden von Zwängen, gegen die sich meist sowieso nur diejenigen wehren, die ohne ihn auch nicht besser wüssten, was sie eigentlich wollen. Das kann aber ein jeweiliger Wesenszug sein, mit Widrigkeiten umzugehen; der pädagogische Begriff der Resilienz sagt dir ja bestimmt etwas; mit Sturheit würde ich ihn allerdings nicht verwechseln wollen.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 07:40
Identifikation mit nationaler Geschichte und Nationalstaat muß auch nicht tausende von Jahren zurückgreifen.
Nö, aber sie kann. Im Fall der deutschen Geschichte tut sie das halt, dessen Beginn einige Historiker und Mediävisten auf die Trennung des West- und Ostfrankenreiches legen, die meisten von ihnen sehen hingegen den Beginn der deutschen Geschichte in den beiden Königswahlen von 911 (Konrad I.) und 919 (Heinrich I.). Das sind immerhin schon mehr als tausend Jahre. Natürlich kann man für sich beschließen, die deutsche Geschichte erst ab 1870 oder 1933 beginnen zu lassen, wenn ich das aber einen Fachkollegen z.B. vor der Klasse sagen hören würde, müsste ich an seiner fachlichen Kompetenz zweifeln.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 07:40
Der aktuelle Staat hat immerhin auch schon eine Geschichte, deren Anfänge die meisten gar nicht selbst erlebt haben. In dieser Geschichte gibt es auch einiges, was man nicht vergessen sollte.
Auch im aktuellen Staat sehe ich Kontinuitäten zu den vorherigen Reichen, man denke nur an den Bundesadler. Ich habe noch nie verstanden, wie man die Bundesrepublik isoliert als eine völlig neue Staatsgründung sehen konnte; eine solche Betrachtung ist auch recht unhistorisch. Auch rechtlich steht die Bundesrepublik auf ihren staatlichen Vorgängern, von den kulturellen ganz zu schweigen. Selbst die DDR, die ja tatsächlich eine Republik ganz neuen Typus sein wollte, sah sich selbst in den 1848-er-Revolutionen und der Paulskirchenverfassung, in der DDR-Historikerzunft verstieg man sich sogar dazu, die Bundschuh- und Bauernaufstände des Mittelalters als eine Art frühsozialistischen Klassenkampf und damit ideellen DDR-Vorgänger auszumalen.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 07:40
Ich habe Sippengeschichte nicht als Alternative zur Nationalgeschichte eingeführt
Na ja...
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Donnerstag 21. September 2017, 10:07
Die Geschichten der Nationen sind Abstraktionen, mit denen eine Identifikation nur durch Willen möglich ist. Aber die eigene und die Sippengeschichte findet ja in diesen Nationen statt und wurde von ihnen geprägt. Dazu kann es dann auch einen emotionalen Zugang geben genauso wie zur Heimat. Der ist aber dann mit dem öffentlichen Gedenken an historische Ereignisse nicht identisch, genauso wenig wie die Heimat mit dem Nationalstaat.
Ich fasse das doch richtig zusammen, wenn du die Nationalgeschichte als zu wenig greifbar beschreibst, die Biographien der Familien hingegen (du schreibst hier: "Aber") schon. Dann ist doch die Sippen- oder Familiengeschichte deiner Meinung nach letzten Endes die Alternative zur Nationalgeschichte, weil Letztere doch deiner Meinung nach zu wenig greifbar ist.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 07:40
nachdem andere ihre Erinnerungen als Rechtfertigung der Wehrmacht, ob so gemeint ist fraglich, eingebracht haben.
Ich finde es bedenklich, wenn man jede Institution einer Epoche einer homogenen Beurteilung unterzieht, ohne die Entscheidungen und Handlungen ihrer einzelnen Mitglieder zu betrachten. Die Wehrmacht war genauso verbrecherisch oder hat sich ordentlich verhalten wie jeder einzelne Soldat in ihr. Wehe dem, der mit dem Impetus eines Fegefeuers die damals Lebenden in Bausch und Bogen verdammt. Gar mancher, der sich heute als ach so aufgeklärter Demokrat gebärdet, wäre damals der glühendste Nazi gewesen. Politisch ist das gar nicht zu verstehen, die DDR hat gezeigt, wozu auch "linke" Weltverbesserer fähig sind.
Pilgerer hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 16:10
Eigentlich war das "Erste Reich" ein übernationales Reich. Es war ein übernationaler Verband vieler Nationen, ähnlich wie das Kaiserreich Österreich 1804 bis 1918 (ab 1867 Ö-Ungarn). Das war durchaus ein übernationaler Gegenentwurf zur heutigen antichristlichen EU. Es war ein christliches Reich, in dessen Grenzen die christliche Frömmigkeit in verschiedenen Varianten gefördert wurde und selbstverständlich war. In diesem Reich gab es Deutsche, aber auch Slawen aller Art (Tschechen, Slowenen) und den italienischen Reichsteil. Lange Zeit auch Burgund und andere Teile des heutigen Ostfrankreichs.
Das HRRDN war nicht übernational. Auch das ist eine moderne Deutung, s.o. bei "natio"; keineswegs waren alle darin lebenden Völker (zu Beginn des HRRDN, also zur Zeit Heinrichs I., gab es gar keine Slawen darin, das ist schon durch die damaligen Grenzen ausgeschlossen) gleichberechtigt. Das ist schon deshalb unsinnig, weil es die Bevorzugung eines Volkes gar nicht gab (was nicht heißt, dass es kein Bewusstsein eines Volks gab, s.o.), sondern die Herrschaft von Feudalherren, die, mit Ausnahme des deutschen Wahlkönigtums (später Kaiser) erblich war.
Pilgerer hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 16:10
Das Heilige Römische Reich bewahrte die Deutschen größtenteils auch vor dem extremen Absolutismus, der in Frankreich, Spanien oder England zeitweilig herrschte. Hier gab es durchweg eine Art förderative und konstitutionelle Monarchie.
Wenn du mit "föderativer" und "konstitutioneller Monarchie" ein Staatsverfassungskonstrukt im heutigen Sinne meinst (und nichts anderes bedeutet ja "konstitutionell", nämlich durch eine Verfassung geregelt), stimmt auch das nicht, denn der deutsche König bzw. Kaiser musste sich seine jeweiligen Mehrheiten unter den Fürsten zusammensuchen. Es gehört viel Phantasie dazu, diese Umstände mit heutigen konstitutionellen Monarchien gleichzusetzen. Auch die Habsburger KuK-Monarchie als Analogie auf das HRRDN ist recht unglücklich gewählt, weil die Gleichberechtigung der Völker eben darin bestand, im Vergleich zu heute eben überhaupt recht wenig Rechte zu haben; übrigens wurden im KuK erst recht spät die Nationalsprachen der übrigen Länder als gleichberechtigt anerkannt, bis 1867 gab es ja nur das "Kaisertum Österreich"; in der österr. Armee war übrigens bis zum Ende der Monarchie Deutsch alleinige Kommandosprache.
Pilgerer hat geschrieben:
Freitag 22. September 2017, 16:10
Möglicherweise setzte die Zerschlagung dieses Reiches durch Napoleon eine schleichende Kettenreaktion in Gang, die zu jenem Gegenpol des Hitler-Reiches hinführte. Denn die Haltlosigkeit des Kapitalismus und Materialismus des 19. Jahrhunderts führten zu einem ethischen Nihilismus und Sozialdarwinismus, der die Ideologie und Politik Hitlers deutlich mit begründete.
Nein, ich halte mittlerweile das Festhalten Bismarcks an der kleindeutschen Lösung für die eigentliche Ursache der Katastrophe. Das gilt auch übrigens für die meisten Historiker, es sei denn, es handelt sich um solche, die bei monarchischen Begriffen nervöse Zuckungen bekommen.

Und was hat das alles mit der AfD zu tun? Ich denke, dass ihr Aufkommen zeigt, dass eine größere Selbstverständlichkeit im Umgang mit der eigenen Nation und ihrer Geschichte dringend notwendig ist. Das gerade zeigt ja der etwas verkrampfte Umgang mit allen Begriffen, die in irgendeiner Weise mit unserem nationalen Bewusstsein zu tun haben. Jetzt noch zu glauben, dass allein eine Art "Verfassungspatriotismus" ein Ersatz für die offenbar sehr tief liegenden Identitätsbedürfnisse der Bevölkerung sein kann, endet eben mit dem Erfolg einer solchen Partei.
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CIC_Fan

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von CIC_Fan »

das läßt sich durch den Neubeginn 1949 erklären und nach dem was die Nazis angerichtet haben ist das auch gut so
zur aktuellen Situation muß man auch sagen wenn eine radikale Partei egal welchem Spektrums in Europa 15% macht ist das kein Weltuntergang

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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Yeti »

CIC_Fan hat geschrieben:
Sonntag 24. September 2017, 10:28
das läßt sich durch den Neubeginn 1949 erklären und nach dem was die Nazis angerichtet haben ist das auch gut so
Es geht gar nicht darum, was du oder jemand anderes für gut hält, sondern darum was ist. Offenbar gibt es einen Teil der Bevölkerung, der seine politische, kulturelle und geschichtliche Identität in der derzeitigen politischen Landschaft nicht mehr wiederfindet. Das ist der klassische Fall, in dem in einer parlamentarischen Demokratie neue politische Bewegungen entstehen. In einem solchen Fall führt die Ignorierung solcher Entwicklungen zu der parlamentarischen Stagnation, wie wir sie vorfinden. Zu viele Menschen leben noch in der Bonner Republik, die sie auch nach der Geburt der Berliner Republik für die einzig denkbare Realität halten.
CIC_Fan hat geschrieben:
Sonntag 24. September 2017, 10:28
zur aktuellen Situation muß man auch sagen wenn eine radikale Partei egal welchem Spektrums in Europa 15% macht ist das kein Weltuntergang
Das ist wohl wahr, allerdings sollten sich die Parteien mit den Gründen ihrer Entstehung gründlich auseinandersetzen. Das ist noch nicht einmal ansatzweise geschehen.
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von CIC_Fan »

aber so etwas macht man doch erst nach der Wahl :blinker:

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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von ar26 »

Yeti hat geschrieben:Auch im aktuellen Staat sehe ich Kontinuitäten zu den vorherigen Reichen, man denke nur an den Bundesadler. Ich habe noch nie verstanden, wie man die Bundesrepublik isoliert als eine völlig neue Staatsgründung sehen konnte; eine solche Betrachtung ist auch recht unhistorisch. Auch rechtlich steht die Bundesrepublik auf ihren staatlichen Vorgängern, von den kulturellen ganz zu schweigen. Selbst die DDR, die ja tatsächlich eine Republik ganz neuen Typus sein wollte, sah sich selbst in den 1848-er-Revolutionen und der Paulskirchenverfassung, in der DDR-Historikerzunft verstieg man sich sogar dazu, die Bundschuh- und Bauernaufstände des Mittelalters als eine Art frühsozialistischen Klassenkampf und damit ideellen DDR-Vorgänger auszumalen.
Ja das stimmt. Tommy Müntzer war auf dem 5-Mark-Schein drauf, es gab auch eine 20-Mark-Gedenkmüntze. Die späte "DDR" versuchte sogar Martin Luther zu okkupieren durch das Lutherjahr 1983. Überdies hatte gerade die junge "DDR" mit dem Begriff der deutschen Nation überhaupt keine Probleme. Da wurde Ernst "Teddy" Thälmann im Lied schon mal zu "Stimme und Faust der Nation" und "Deutschlands unsterblichem Sohn". Ich witzelte als Student immer, dass die einzige Bundesflagge auf dem Campus der TU Dresden auf einem sozialistischen Wandgemälde aus den 1950ern abgebildet war.
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von ar26 »

Yeti hat geschrieben:Das HRRDN war nicht übernational. Auch das ist eine moderne Deutung, s.o. bei "natio"; keineswegs waren alle darin lebenden Völker (zu Beginn des HRRDN, also zur Zeit Heinrichs I., gab es gar keine Slawen darin, das ist schon durch die damaligen Grenzen ausgeschlossen) gleichberechtigt. Das ist schon deshalb unsinnig, weil es die Bevorzugung eines Volkes gar nicht gab (was nicht heißt, dass es kein Bewusstsein eines Volks gab, s.o.), sondern die Herrschaft von Feudalherren, die, mit Ausnahme des deutschen Wahlkönigtums (später Kaiser) erblich war.
Es gab sehr wohl übernationale Institutionen im HRDDN, denk mal an die Fuxenstunde zurück :blinker: . Die nationes der Universitäten, sei es Prag oder Bologna wird man so bezeichnen müssen.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Yeti »

ar26 hat geschrieben:
Sonntag 24. September 2017, 13:32
Yeti hat geschrieben:Das HRRDN war nicht übernational. Auch das ist eine moderne Deutung, s.o. bei "natio"; keineswegs waren alle darin lebenden Völker (zu Beginn des HRRDN, also zur Zeit Heinrichs I., gab es gar keine Slawen darin, das ist schon durch die damaligen Grenzen ausgeschlossen) gleichberechtigt. Das ist schon deshalb unsinnig, weil es die Bevorzugung eines Volkes gar nicht gab (was nicht heißt, dass es kein Bewusstsein eines Volks gab, s.o.), sondern die Herrschaft von Feudalherren, die, mit Ausnahme des deutschen Wahlkönigtums (später Kaiser) erblich war.
Es gab sehr wohl übernationale Institutionen im HRDDN, denk mal an die Fuxenstunde zurück :blinker: .
Erwischt. Du meinst wahrscheinlich die Bursen. Hängt! Bierjunge! :ikb_wine:
ar26 hat geschrieben:
Sonntag 24. September 2017, 13:32
Die nationes der Universitäten, sei es Prag oder Bologna wird man so bezeichnen müssen.
Ja, richtig, die Gelehrten sprachen von "nationes".
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