Sarandanon hat geschrieben: ↑Freitag 22. Februar 2019, 11:11
@Vir Probatus:
Sehr eindrucksvoller und lehrreicher Schriftverkehr, den Du da mit dem Bistum PB führst. Ich wünsche Dir weiterhin dafür viel Kraft und Beharrlichkeit.
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Es ist schon beeindruckend wie die Bemühungen des Klerus mit samt der Kurie, diese Problematik weitest möglich unter dem Teppich zu halten, sich langsam, mithin auch eher schleppend, aber kontinuierlich ins Gegenteil kehrt. Und das mit dem Teppich nur, um die geistliche und den Rest der weltlichen Macht und Einfluss, in Vbd. mit Kurien- und Bistums- und sicherlich auch persönlichen Reichtümern, zu sichern. Und das unter beharrender Inkaufnahme körperlicher und geistiger Schäden einer großen Zahl von Schutzbefohlenen. Vor wenigen Jahrzehnten und Jahrhunderten hätte das sicherlich auch zu Gunsten der Kirchenführung gewirkt. Im heutigen Zeitalter, welches ja häufig aus traditionsbewussten Katholikenkreisen mit dem Schimpfwort "Zeitgeist" gebrandmarkt wird, ist das allerdings nicht mehr so einfach. Dem Herrn sei Dank. Trotzdem sind die Wände und Mauern des Klerikalismus noch stark und undurchsichtig.
Und alle Mittel sind dem Klerus dabei erlaubt, die man ansonsten dem Kirchenvolk, unter Androhung von Sanktionen als Sünde vorwirft (zB Relativismus, Lüge, Betrug, Missachtung des Kirchenrechts). Ich kann nur vermuten, dass es im Vatikan (und nicht nur dort) eine Menge Kleriker gibt, die keinen Umgang mit Sakramenten mehr pflegen dürften, nach römischem Selbstverständnis. Oder die Beichtstühle dort sind regelmäßig (täglich) überlaufen.
Aber immer noch bin ich davon überzeugt, dass es die "Guten" gibt unter den Klerikern. Bestimmt sogar eine ganze Menge. Und trotzdem können sie scheinbar nichts ausrichten. Denn das menschliche Motto gilt auch für Geistliche: Je näher man an den Trögen der "Macht" ist, desto mehr gerät das menschlich, christliche Handeln in den Hintergrund, bis ganz oben nichts mehr davon übrig ist. Dann versteckt man sich und seine Gier nur noch hinter Traditionen, Formalismen und prächtige Gewänder. Und die Juristdiktion wird dann so ausgelegt, wie man es gern hätte. Meistens verfügt man sie, aber wenns gerade passt, negiert man zB den Einfluss auf einzelne Organisationen der Kirche.
Ich bin immer noch überzeugt davon, dass es sehr viel Gutes und Bewahrensertes gibt in meiner Mutterkirche. Nicht nur im Glauben und den Riten, sondern insbesondere auch menschlich in der breiten Basis der Geistlichen und Gläubigen, und da schließe ich auch traditionelle Kreise mit ein.
Trotzdem muss ich Vir Probatus ein Stück weit widersprechen: Der systemische Umgang mit den umfangreichen Missbräuchen ist natürlich in aller erster Linie durch den Klerus verursacht. Gestützt durch ein überhöhtes Selbst- und Machtverständnis. Aber gerade jetzt, wo diese Problematik in einem immer noch unfassbaren Ausmaß auch unter den Gläubigen bekannt ist, gibt es darunter noch viel zu wenige wie der Mitforist Vir Probatus, die aktiv oder evt. auch passiv in der Kirche für Positionen gegen einen klerikalen Machtmissbrauch eintreten. Es gibt sogar noch eine ganze Menge, die auf alte Abwehrmechanismen (hier trifft man immer wieder auf den "Whataboutism") zurückfallen und am liebsten nur noch möchten, dass zu diesem Thema geschwiegen wird.
Man kann nur noch zu dem Schluss kommen, dass Aktionen wie der Kurien-Missbrauchsgipel in Rom oder Dialogangebote wie in Paderborn nur schnöde PR-Veranstaltungen sind. Ich kann nur auf das Prinzip Hoffnung setzen und das unser Herr Jesus Christus doch noch Einsicht in so manchen Köpfen erwirken kann. Das kann natürlich nur dann passieren, wenn man Seine Worte nicht nur als hohle Phrasen vor sich herträgt.