Bruder Donald hat geschrieben: ↑Freitag 11. Oktober 2019, 12:03
taddeo hat geschrieben: ↑Freitag 11. Oktober 2019, 11:59
Und seither ist mir sehr klar, daß unser lateinisch-katholischer Saustall um einiges besser ist als der ostkirchlich-katholische oder gar orthodoxe Saustall.
Könntest du vielleicht ein paar Beispiele zum orthodoxen/ostkirchlichen "Saustall" nennen?
Was ist dir besonders sauer aufgestoßen?
"Sauer aufgestoßen" ist mir eigentlich nichts, ich hab halt als Lateiner beobachtet, worüber die Byzantiner, Syrer etc. geredet haben und was von den orthodoxen Kirchen ihrer Länder erzählt wurde.
Und da konnte man zum Beispiel ganz nüchtern registrieren: verheiratete Priester bringen mehr neue Probleme mit sich, als sie alte lösen können. Denn man muß sich völlig klar darüber sein, daß deren Ehen alle Probleme mindestens in demselben Maß kennen, das es auch bei Nichklerikern gibt: Paarstreit, Bettprobleme, Fremdgehen, Scheidung, man kann beliebige Aspekte nennen. In den Ursprungsländern mag manches davon noch etwas weniger krasse Auswirkungen haben, weil das Ehebild dort noch mehr von der Unterordnung der Frau unter ihren priesterlichen Ehemann geprägt ist. Aber in unserer westlichen Gesellschaft hätte das verheerende Auswirkungen, zB:
- Eheprobleme beeinträchtigen immer unmittelbar die Berufsausübung. Auch (vielleicht sogar besonders) ein Priester würde seine eigenen Lasten immer mit in den Dienst nehmen. Wie sollte er zB im Beichtstuhl beraten, wenn er wegen Eheproblemen gefragt wird?
- Eine Priesterfrau hierzulande würde sicher nur begrenzt tolerieren, wenn ihr Mann zB fremdgeht. Scheidungen wären bei verheirateten Priestern genauso vorprogrammiert wie bei allen anderen Ehen - und wenn man die protestantischen PfarrerInnen als Vergleichsgröße heranzieht, gäbe es unter Priestern vielleicht sogar noch mehr Scheidungen als bei "Normalsterblichen". Was das für die Glaubwürdigkeit des Priesteramtes für Folgen hätte, kann man sich ausmalen.
- Auch kirchenbürokratisch hätte das gravierende Folgen. Bei einem verheirateten Diakon ist schon die Scheidung (nicht erst eine Wiederheirat) ein zwingender kanonischer Grund, ihm die Ausübung der Weihe zu untersagen; es kann nur im Einzelfall Ausnahmen geben. Dasselbe müßte erst recht bei Priestern gelten. Gleichzeitig wäre jeder Ordinarius verpflichtet, auch einem suspendierten geschiedenen Priester einen angemessenen Lebensunterhalt zu sichern. Ob so ein Priester in einem anderen Beruf seinen Lebensunterhalt selber verdienen könnte, wäre mehr als fraglich. Der Ordinarius hätte mit Sicherheit über kurz oder lang eine ganze Reihe von Priestern zu versorgen, die nichts mehr arbeiten können oder dürfen. Was das für die Diözesanhaushalte für Folgen hätte, kann man sich ebenfalls ausrechnen.
Was die orthodoxen "Sauställe" angeht, so habe ich etwa gelernt, daß dort die große Autonomie der Diözesanbischöfe in sakramentenrechtlichen Fragen für einen Lateiner oft nicht nachvollziehbare Folgen hat. In Griechenland zB gibt es immer noch Hardcore-Bischöfe, die jeden konvertierenden Katholiken wiedertaufen, weil sie unsere Taufe nicht anerkennen (weil es keine Ganzkörpertaufe ist). Das ist theologisch ein absolutes Unding. Aber es gibt keine Instanz, die so einen Bischof ernsthaft zur Raison bringen könnte.