Ralf hat geschrieben: ↑Montag 21. Oktober 2019, 23:21
Nun ja, wenn diese Frau, wie der Vatikansprecher sagte, nicht die hl. Jungfrau darstellen sollte (bzw. sollen, denn es waren ja mehrere), dann waren es Götzen. Denn in dem Ritus, der in den Vatkanischen Gärten vollzogen wurde, haben sich mehrere Menschen, u.a. ein Franziskaner (OFM) - was mich schockt! - vor diesen Figuren hingekniet und mit dem Kopf zu Boden Ehrerbietung gezeigt.
Wenn man in diesem Kontext dem Vatikansprecher eher vertrauen möchte als den indigenen Katholiken und ihrem Missionar - beides halte ich für legitim, denn die Figur kann je nach Kontext ja unterschiedliche Bedeutungen haben - dann waren es nicht Götzen, sondern Symbole für Leben und Fruchtbarkeit.
Von den drei Möglichkeiten - "Statue wird von den indigenen Katholiken als Jungfrau Maria betrachtet", "Statue wird von den indigenen Katholiken als Symbol für Leben und Fruchtbarkeit erachtet" und "Statue wird von den indigenen Katholiken als heidnische Gottheit (Pachamama) verehrt" - wurden die ersten zwei von Personen direkt auf der Synode genannt; woher die dritte kommt, kann ich nicht eruieren, aber sie entstammt soweit ich nachvollziehen kann nicht einer Aussage von Synodenteilnehmern.
Dabei ist übrigens irrelevant, wofür nichtchristliche Indigene diese Figur halten oder nützen. Ich kann keineswegs ausschließen, dass die gleiche Figur in anderem Kontext auch als heidnische Götzenfigur genutzt wird. Die relevante Frage ist, wofür sie bei den Veranstaltungen der Amazonas-Synode steht.
Ich finde in diesem Zusammenhang den Vergleich mit dem Weihnachtsbaum passend: Man kann ihn mit christlichen Symbolen schmücken und ihm Lieder singen; man kann ihn als Symbol für Leben (grün! im Winter!) betrachten; man kann ihn auch im Altarraum aufstellen; man könnte ihn aber auch als heidnischen Götzen verehren. Wenn ich nun weiß, dass jemand einen Baum "als Weihnachtsbaum inkulturiert" hat und ihn nicht als Götze verehrt, kann ich ihn nicht einfach als Götze entsorgen - selbst wenn ich wüßte, dass genau dieser Baum vom Baumzüchter eigentlich als Götzenbaum gedacht war und als solcher verkauft wurde.
Übrigens hat sich auch kein Katholik vor der Allheiligen Gottesmutter niederzuwerfen, diese Ehrerbietung steht uns nur vor dem Herrn selbst zu.
Als westeuropäisch geprägter Katholik kann ich dieser Aussage viel abgewinnen, aber welche Verehrungsformen und Körperhaltungen in unterschiedlichsten Kulturen passend und würdig erachtet werden, das müssen mE die jeweils Verantwortlichen (Bischofskonferenzen) festlegen.
Wenn die Hirten die Orientierung verloren haben (=Ostung, dem Auferstandenen entgegen), dann ist es die Zeit für die Laien.
Ich halte es für gefährlich und falsch, wenn einzelne Personen meinen, ihrem Gewissen folgend Dinge eigenmächtig aus Gotteshäusern zu entfernen; richtig wäre, mit dem für die jeweilige Kirche zuständigen Verantwortlichen zu klären, wie vorzugehen ist. Wenn derjenige nicht einsichtig ist, so ist es seine Verantwortung.
Davon abgesehen ist es IMHO schwer vorstellbar, dass ein gut geformtes Gewissen befiehlt, zu dritt zu so einer Aktion auszurücken, sie auf Video zu bannen und anonym ins Internet zu stellen. Da steckt doch keine Gewissensnot, sondern kirchenpolitischer Aktionismus dahinter.