Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Allgemein Katholisches.
Lauralarissa
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Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

Hier kommt nun der neue Strang.

Wenn ich die Postings richtig gelesen habe, konzentriert sich die Kritik auf zwei Punkte:
1. Die konkreten Religionslehrerinnen und Religionslehrer: sie seien - so verstehe ich die Postings - nicht mehr wirklich katholisch, würden sich nicht an die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche halten etc.
2. Den RU an sich: Er würde nicht mehr wirklich den katholischen Glauben vermitteln, die Schülerinnen und Schüler würden nichts lernen etc. Es wäre ein seichtes Laberfach, in dem wesentliche Inhalte fehlen...
Dies würde nicht nur durch die Lehrkräfte sondern auch die Lehrpläne mit verursacht.

Sind das die Anfragen, die gestellt werden?
Oder gibt es noch andere?
"Die römisch-katholische Kirche ignoriert Begabungen, verachtet Wissen und verbietet sich Visionen. Sie hat sich an Frauen versündigt und versündigt sich weiter. Diskriminierung ist ihr harter, aber hohler Markenkern." (Christiane Florin)

Reli-U
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Reli-U »

Lauralarissa hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 18:51
Hier kommt nun der neue Strang.

Wenn ich die Postings richtig gelesen habe, konzentriert sich die Kritik auf zwei Punkte:
1. Die konkreten Religionslehrerinnen und Religionslehrer: sie seien - so verstehe ich die Postings - nicht mehr wirklich katholisch, würden sich nicht an die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche halten etc.
2. Den RU an sich: Er würde nicht mehr wirklich den katholischen Glauben vermitteln, die Schülerinnen und Schüler würden nichts lernen etc. Es wäre ein seichtes Laberfach, in dem wesentliche Inhalte fehlen...
Dies würde nicht nur durch die Lehrkräfte sondern auch die Lehrpläne mit verursacht.

Sind das die Anfragen, die gestellt werden?
Oder gibt es noch andere?
Hallo, ich darf mich hier als (bisher mitlesender) Leser vorstellen; ich verfüge über die Fakultas im Fach Kath. Religionslehre (inkl. Sek. II) und habe dieses Fach bereits jahrelang unterrichtet. Insofern sollte auch kein Zweifel an meiner fachlichen Qualifikation bestehen.
Die aktuell hier verlaufende Diskussion hat mich bewogen mich hier anzumelden (und ich danke der Moderation für die prompte Freischaltung), weil ich einfach nicht stehen lassen kann, was hier von vermeindlichen KollegInnen (hier speziell Lauralarissa) ein "Ideal"bild katholischer ReligionslehrerInnen gezeichnet wird!
Lauralarissa hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 11:10
Ralf hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 10:51
Abschaffung des RU in staatlichen Schulen: nein, aber doch Änderung des Auftrages. Es macht wenig Sinn, den Lehrern eine katholische Missio zu erteilen, wenn sie keine katholische Missio erfüllen wollen und sollen.
Das ist in der Tat diskussionswürdig.
Letztlich ist die Frage, was man als "katholisch" bezeichnet.
Wenn ich eine Liste zum Abhaken vorlege mit Items wie
-> besucht jeden Sonntag die Messe
-> geht mindestens 1x im Jahr beichten
-> glaubt alles, was im Katechismus steht
-> lebt nicht unverheiratet zusammen
-> hat keine schwule/ lesbische Partnerschaft
-> ist nicht geschieden/wiederverheiratet
-> verhütet nur natürlich
-> wählt - im Falle ungewollter Kinderlosigkeit - keine künstliche Befruchtung
...
dann wird wohl kaum irgendein Lehrer/in noch katholisch sein (und wahrscheinlich auch kaum ein Forumsnutzer hier)
Wenn dem so wäre, wäre es absolut katastrophal, weil diese Punkte meines Erachtens absolut essenziell zum Selbstverständnis eines katholischen Christenmenschen dazu gehören müssten! Sicher (da gebe ich mich keinen Illusionen hin) wird der Großteil der KollegInnen diesem Leitbild nicht entsprechen. Aber die Frage ist doch: Liegt das am Leitbild oder an der persönlichen (oft fehlerhaften) Glaubenspraxis der KollegInnen?
Ich finde es jedenfalls widerlich wenn Lehrkräfte pro forma ihren Konsens mit der katholischen Glaubens- und Sittenlehre erklären, aber es sich doch herausstellt dass dies ein reines "Lippenbekenntnis" ist und man hinter vorgehaltener Hand sogar darüber lacht.

2. Wenn man man die aktuellen Lehrpläne betrachtet, fällt die "Kompetenz"-Orientierung zu Ungunsten der inhaltlichen Vermittlung doch sehr stark auf. Und selbstverständlich ist es so, dass die Lehrpläne eine systematische Bahandlung der Glaubenslehre völlig konterkarieren! Ich habe immer noch SchülerInnen, die in der Abschlussklasse in ungläubiges Staunen verfallen wenn sie erfahren, dass nach christlichem Verständnis Jesus AUCH GOTT war! :|

Zusammengefasst lässt sich fest halten, dass katholische ReligionslehrerInnen mittlerweile auf ziemlich einsamen Posten stehen. Sie haben sowohl mit einer steigenden Anzahl an religös "unmusikalischen" SchülerInnen (SuS) zu tun als auch mit einem Fachschaftskollegium das selbst die grundlegendsten Dogmen leugnet oder zumindest "modern" interpretiert.

Als Folge ergibt sich daraus:

1.) Man sollte nicht zuviel (resp. letztlich gar nichts :tuete: ) vom katholischen RU erwarten! Der RU WILL (vlg. Würzburger Synode) überhaupt nicht Katechese im eigentlichen Sinn sein, sondern ein letztlich unverbindliches "Angebot" irgendwie religiöser Fragestellungen, ohne dass den SuS letztlich die Lehre der Kirche als autoritativ zu glauben vorgelegt wird.

2. Man sollte nicht voraussetzen dass Lehrkräfte die kath. RU erteilen auch nur annähernd auf dem Boden der kath. Lehre stehen. Die meisten haben etweder a) keine Ahnung von der Glaubenslehre, oder sie ist ihnen b) völlig egal. Erst vor ein paar Woche hatte ich ein Zusammentreffen mit einer Fachkollegin, die mir erkärte warum es völlig im Sinne Jesu in Ordnung sei, wenn sie "dann und wann mit jemandem schlafe" ohne verheiratet zu sein (es ging wohl irgendwie um "christliche Nächstenliebe").

3. Als kath. RU-Lehrer darf man nicht auf Rückhalt durch kirchliche Stellen in D bauen. Ich bin mir mittlerweile absolut sicher dass, wenn es eine Beschwerde gäbe - z.B. zu meiner Antwort angesichts der Frage warum keine gleichgeschlechtlichen Partnerschaften als kirchliche Ehe anerkannt werden können - ich KEINERLEI Rückhalt durch meinen Bischof hätte. Im Zweifelsfall würde man mich zu Gunsten der "öffentlichen Meinung" "über die Klinke springen" lassen!

Gottseidank(!) habe ich noch ein zweites Fach, das ich auch nach dem Entzug der kirchlichen "Missio" unterrichte dürfte!
Wehe denen die zurzeit von der Kirche als Arbeitgeberin abhängig sind und trotzdem die kath Lehre verkünden wollen!

Lauralarissa
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

Lieber Kollege!
Es freut mich, dass sich noch ein Kollege/ eine Kollegin hier registriert. An welcher Schulart unterrichtest du denn?
Reli-U hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 20:21
Wenn dem so wäre, wäre es absolut katastrophal, weil diese Punkte meines Erachtens absolut essenziell zum Selbstverständnis eines katholischen Christenmenschen dazu gehören müssten! Sicher (da gebe ich mich keinen Illusionen hin) wird der Großteil der KollegInnen diesem Leitbild nicht entsprechen. Aber die Frage ist doch: Liegt das am Leitbild oder an der persönlichen (oft fehlerhaften) Glaubenspraxis der KollegInnen?
Ich finde es jedenfalls widerlich wenn Lehrkräfte pro forma ihren Konsens mit der katholischen Glaubens- und Sittenlehre erklären, aber es sich doch herausstellt dass dies ein reines "Lippenbekenntnis" ist und man hinter vorgehaltener Hand sogar darüber lacht.
Ein Anmerkung hierzu:
Ich stimme dir völlig zu: Ich habe auch ein Problem damit, wenn Religionslehrkräfte keine eigene persönliche religiöse Praxis haben. Da geht mir auch das Messer in der Tasche auf ...
Aber: Mir wird immer klarer, dass "katholisch" weiter ist, als man es landläufig so denkt. Wenn ich mit meinen Kollegen rede, fällt mir oft auf, dass sie vielleicht nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen, dafür aber jede Tag eine Stunde früher aufstehen, um kontemplativ zu beten. Oder jeden Sommer eine Woche Exerzitien machen. Oder meditativ tanzen oder ... oder ...
Die religiöse Praxis ist oft da, sie ist nur nicht mehr einheitlich wie in früheren Generationen.
Reli-U hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 20:21
2. Wenn man man die aktuellen Lehrpläne betrachtet, fällt die "Kompetenz"-Orientierung zu Ungunsten der inhaltlichen Vermittlung doch sehr stark auf. Und selbstverständlich ist es so, dass die Lehrpläne eine systematische Bahandlung der Glaubenslehre völlig konterkarieren! Ich habe immer noch SchülerInnen, die in der Abschlussklasse in ungläubiges Staunen verfallen wenn sie erfahren, dass nach christlichem Verständnis Jesus AUCH GOTT war! :|
Sorry, aber bist du sicher, dass du auf den "richtigen" Fortbildungen zur Kompetenzorientierung warst? Kompetenzen sind ja gerade die Verbindung von Wissen und Können, die damit die Qualität des Unterrichts und die Durchdringung des Lernstoffs signifikant erhöhen. Vor der Kompetenzorientierung hat man oft träges Wissen abgefragt (im Abitur besonders gerne die Gruppierungen zur Zeit Jesu), mit dem die Schülerinnen und Schüler nichts anfangen konnten. Genau das hat sich mit der Kompetenzorientierung doch signifikant verbessert ...
Reli-U hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 20:21
Zusammengefasst lässt sich fest halten, dass katholische ReligionslehrerInnen mittlerweile auf ziemlich einsamen Posten stehen. Sie haben sowohl mit einer steigenden Anzahl an religös "unmusikalischen" SchülerInnen (SuS) zu tun als auch mit einem Fachschaftskollegium das selbst die grundlegendsten Dogmen leugnet oder zumindest "modern" interpretiert.
Offen gestanden: Ich fühle mich überhaupt nicht einsam. Und meine "religiös unmusikalischen" Schülerinnen und Schüler sind äußerst interessante und reflektierte Menschen, die selbst denken und fragen. Ich würde sie um nichts in der Welt gegen "fromme" Katholiken eintauschen wollen.
Reli-U hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 20:21
Als Folge ergibt sich daraus:
1.) Man sollte nicht zuviel (resp. letztlich gar nichts :tuete: ) vom katholischen RU erwarten! Der RU WILL (vlg. Würzburger Synode) überhaupt nicht Katechese im eigentlichen Sinn sein, sondern ein letztlich unverbindliches "Angebot" irgendwie religiöser Fragestellungen, ohne dass den SuS letztlich die Lehre der Kirche als autoritativ zu glauben vorgelegt wird.
Letzteres würde im staatlichen Schulsystem auch dem Beutelsbacher Konsens widersprechen (Überwältigungsverbot).
Reli-U hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 20:21
3. Als kath. RU-Lehrer darf man nicht auf Rückhalt durch kirchliche Stellen in D bauen. Ich bin mir mittlerweile absolut sicher dass, wenn es eine Beschwerde gäbe - z.B. zu meiner Antwort angesichts der Frage warum keine gleichgeschlechtlichen Partnerschaften als kirchliche Ehe anerkannt werden können - ich KEINERLEI Rückhalt durch meinen Bischof hätte. Im Zweifelsfall würde man mich zu Gunsten der "öffentlichen Meinung" "über die Klinke springen" lassen!
Ich weiß ja nicht, in welchem Bistum Du unterrichtest. Aber es gibt durchaus Bistümer, in denen es umgekehrt wäre - wer eine moderat offene Haltung vertritt, "springt über die Klinge"...
Reli-U hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 20:21
Wehe denen die zurzeit von der Kirche als Arbeitgeberin abhängig sind und trotzdem die kath Lehre verkünden wollen!
Das dürfte darauf ankommen, wie man "katholische Lehre" definiert. Ich finde, die Bistümer verlangen zurecht eine moderne, zeitgemäße Theologie und eine ausgeprägte Dialogfähigkeit. Wer das nicht möchte, muss eben an einschlägigen Privatschulen unterrichten. Die gibt es ja auch ...

Alles sehr spannend ...

Laura
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Juergen
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Juergen »

Über angehenden Religionslehrer schrieb ich 2012 schon mal:
Juergen hat geschrieben:
Dienstag 19. Juni 2012, 12:05
Clemens hat geschrieben:Und ob du einen hast, der das, was er unterrichten soll, auch wirklich unterrichtet…
Ich habe Studenten kennengelernt, die auf Lehramt Religion studierten und selbst keine Bibel besaßen; ein Student erzählte (stolz), daß er zuletzt bei seiner eigenen Firmung in der Kirche gewesen sei. … …

Da stellt sich die Frage, mit welchen Überzeugungen da jemand Religion unterrichtet.

Seit wenigen Jahren versucht man solchen Sachen etwas entgegenzusteuern und hat außerhalb des universitären Betriebs seitens des Bistums für Lehramtsstudenten, die Religion studieren, ein sog. Mentorat eingerichtet. Da sind bestimmte Dinge verpflichtend. Werden die nicht nachgewiesen, so gibt es keine Missio.

Während Ihres gesamten Studiums sind wir Mentoren für Sie da, um Sie auf dem Weg
zur Missio canonica zu begleiten.

Das Mentoratsprogramm umfasst vier verbindliche Elemente:
Informationsveranstaltung zur Missio Canonica
Orientierungsgespräch (Mentoratsgespräch)
Erfahrung im Bereich Spiritualität (Spirituelles Wochenende)
Erfahrung in einem kirchlichen Praxisfeld (Kirchenpraktikum)
(Anm. veralterteten Link im Zitat entfernt)

https://www.schuleunderziehung.de/869-S ... torat.html
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Lauralarissa
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

Juergen hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 21:09
Über angehenden Religionslehrer schrieb ich 2012 schon mal:
Juergen hat geschrieben:
Dienstag 19. Juni 2012, 12:05
Clemens hat geschrieben:Und ob du einen hast, der das, was er unterrichten soll, auch wirklich unterrichtet…
Ich habe Studenten kennengelernt, die auf Lehramt Religion studierten und selbst keine Bibel besaßen; ein Student erzählte (stolz), daß er zuletzt bei seiner eigenen Firmung in der Kirche gewesen sei. … …

Da stellt sich die Frage, mit welchen Überzeugungen da jemand Religion unterrichtet.

Seit wenigen Jahren versucht man solchen Sachen etwas entgegenzusteuern und hat außerhalb des universitären Betriebs seitens des Bistums für Lehramtsstudenten, die Religion studieren, ein sog. Mentorat eingerichtet. Da sind bestimmte Dinge verpflichtend. Werden die nicht nachgewiesen, so gibt es keine Missio.

Während Ihres gesamten Studiums sind wir Mentoren für Sie da, um Sie auf dem Weg
zur Missio canonica zu begleiten.

Das Mentoratsprogramm umfasst vier verbindliche Elemente:
Informationsveranstaltung zur Missio Canonica
Orientierungsgespräch (Mentoratsgespräch)
Erfahrung im Bereich Spiritualität (Spirituelles Wochenende)
Erfahrung in einem kirchlichen Praxisfeld (Kirchenpraktikum)
(Anm. veralterteten Link im Zitat entfernt)

https://www.schuleunderziehung.de/869-S ... torat.html
Das mag stimmen. Solche Leute gibt es!
Aber meiner Wahrnehmung nach tut man einem Großteil der Religionslehrkräfte Unrecht, wenn man es verallgemeinert. Ja - es gibt Leute, die es wegen der Einstellungschancen machen. Aber es gibt auch sehr viele, denen das Fach und der christliche Glaube wirklich am Herzen liegen und die mit großem Einsatz unterrichten und sich weit über den Unterricht hinaus engagieren.

Ob das verpflichtende Mentoratsprogramm was gebracht hat, weiß ich offen gestanden nicht. Die paar Elemente kann man - wenn es einen gar nicht interessiert - aus runterreißen ...
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Hanspeter

Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Hanspeter »

Lauralarissa hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 20:42

Aber: Mir wird immer klarer, dass "katholisch" weiter ist, als man es landläufig so denkt. Wenn ich mit meinen Kollegen rede, fällt mir oft auf, dass sie vielleicht nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen, dafür aber jede Tag eine Stunde früher aufstehen, um kontemplativ zu beten. Oder jeden Sommer eine Woche Exerzitien machen. Oder meditativ tanzen oder ... oder ...
Die religiöse Praxis ist oft da, sie ist nur nicht mehr einheitlich wie in früheren Generationen.
Dir wird immer klarer......Hast Du Privatoffenbarungen über das, was katholisch ist? Seit wann ersetzen private Andachtsübungen die Teilnahme an der Sonntagsmesse?

Hanspeter

Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Hanspeter »

Lauralarissa hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 20:42

Offen gestanden: Ich fühle mich überhaupt nicht einsam. Und meine "religiös unmusikalischen" Schülerinnen und Schüler sind äußerst interessante und reflektierte Menschen, die selbst denken und fragen. Ich würde sie um nichts in der Welt gegen "fromme" Katholiken eintauschen wollen.
Daß Du mit frommen Katholiken nichts anfangen kannst, glaube ich Dir sofort.

Hanspeter

Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Hanspeter »

Lauralarissa hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 21:15
Aber meiner Wahrnehmung nach tut man einem Großteil der Religionslehrkräfte Unrecht, wenn man es verallgemeinert. Ja - es gibt Leute, die es wegen der Einstellungschancen machen. Aber es gibt auch sehr viele, denen das Fach und der christliche Glaube wirklich am Herzen liegen und die mit großem Einsatz unterrichten und sich weit über den Unterricht hinaus engagieren.
Die gibt es sicher. Leider decken sich deren Vorstellungen über den christlichen Glauben meistens nicht mit der Lehre der Kirche.

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kabelkeber
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von kabelkeber »

Interessante Diskussion...

:hmm:

Die Religionslehrer meiner Schulzeit (25 Jahre zurück) waren ALLESAMT Totengräber des katholischen Glaubens. Ober-Bestatter war der Schulpfarrer*.... und ich war an einer kirchlichen Schule!!

Wenn sich das bis heute geändert haben sollte, freß ich 'nen Besen.

*) der lud am nächsten Bahnhof anläßlich der Kursfahrt seinen Freund ein und leugnete im Unterricht offen die Auferstehung (symbolisch, blabla)

Lauralarissa
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

kabelkeber hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 07:28
leugnete im Unterricht offen die Auferstehung (symbolisch, blabla)
Deine Erinnerung finde ich - aus der Sicht der Religionslehrerin - sehr interessant: Es gehört natürlich zum Stoff der Oberstufe, dass man sich mit unterschiedlichen theologischen Ansätzen zur Auferstehung auseinandersetzt. Dass bei dir - auch 25 Jahre später - hängengeblieben ist, dass er die Auferstehung leugnete, zeigt, dass hier irgendwas schief gelaufen ist.
Die Schülerinnen und Schüler sollen im RU in der Oberstufe verschiedene mögliche theologische Ansätze kennenlernen und zu einer differenzierten eigenen Position kommen, die sie argumentativ begründen können.
Sie sollen nicht die Meinung des Religionslehrers übernehmen ...

Im besten Fall müsste der also Schüler sagen können: Wir haben uns mit unterschiedlichen Ansätzen beschäftigt. Es gibt sogar Theologen, die die Auferstehung ganz leugnen. Andere sagen, sie sie nur symbolisch gewesen. Ich selbst halte den Ansatz von ... für den besten, weil ..."

Laura

PS
kabelkeber hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 07:28
*) der lud am nächsten Bahnhof anläßlich der Kursfahrt seinen Freund ein und
Das wundert mich nicht. In Insiderkreisen ist es sattsam bekannt, dass die deutschen Diözesen Priester, die aus Zölibatsgründen in einer normalen Gemeinde nicht tragbar sind, gerne in der Kategorialseelsorge einsetzen. Da war euer Schulpfarrer sicher nicht der einzige ...
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Lauralarissa
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

Hanspeter hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 23:46
Lauralarissa hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 21:15
Aber meiner Wahrnehmung nach tut man einem Großteil der Religionslehrkräfte Unrecht, wenn man es verallgemeinert. Ja - es gibt Leute, die es wegen der Einstellungschancen machen. Aber es gibt auch sehr viele, denen das Fach und der christliche Glaube wirklich am Herzen liegen und die mit großem Einsatz unterrichten und sich weit über den Unterricht hinaus engagieren.
Die gibt es sicher. Leider decken sich deren Vorstellungen über den christlichen Glauben meistens nicht mit der Lehre der Kirche.
Woher willst du das so genau wissen?
Hast hierzu wissenschaftliche Studien durchgeführt?
Oder ist es "nur" dein persönlicher Eindruck, von dem, was du so gehört hast und von den paar Leuten, die mal irgendwann persönlich erlebt hast?
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Juergen
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Juergen »

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 10:29
…Die Schülerinnen und Schüler sollen im RU in der Oberstufe verschiedene mögliche theologische Ansätze kennenlernen und zu einer differenzierten eigenen Position kommen, die sie argumentativ begründen können…
Genau dieser Ansatz ist das Problem.
Wir stellen den Schülern im kath. RU verschiedene theologische Ansätze vor: Auferstehung ist wörtlich zu nehmen, Auferstehung ist als Einbildung der Apostel zu verstehen, Auferstehung ist symbolisch zu verstehen usw. usw.
Am Ende sollen die Schüler zu einer „eigenen Position“ kommen wobei es vollkommen egal ist, ob sich diese Position mit der Lehre der Kirche in Einklang steht oder nicht.

Oder in anderen Bereichen: Wir stellen den Schülern im kath. RU verschiedene christliche Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen vor.
Am Ende sollen die Schüler zu einer „eigenen Position“ kommen wobei es vollkommen egal ist, ob sie sich für katholisch oder buddhistisch oder sonstwas entscheiden.

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 10:30
Oder ist es "nur" dein persönlicher Eindruck, von dem, was du so gehört hast und von den paar Leuten, die mal irgendwann persönlich erlebt hast?
Jemand aus der Verwandschaft (jetzt 16 Jahre alt) erzählte, obwohl er selbst wenig religiös ist und so gut wie nie in die Kirche geht, wie es ihn ankotzt, daß im Religionsunterricht ewig lange z.B. über den Islam oder den Buddhismus gesprochen wird.
Gruß Jürgen

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Ralf

Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Ralf »

Juergen hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 10:49
Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 10:29
…Die Schülerinnen und Schüler sollen im RU in der Oberstufe verschiedene mögliche theologische Ansätze kennenlernen und zu einer differenzierten eigenen Position kommen, die sie argumentativ begründen können…
Genau dieser Ansatz ist das Problem.
Wir stellen den Schülern im kath. RU verschiedene theologische Ansätze vor: Auferstehung ist wörtlich zu nehmen, Auferstehung ist als Einbildung der Apostel zu verstehen, Auferstehung ist symbolisch zu verstehen usw. usw.
Am Ende sollen die Schüler zu einer „eigenen Position“ kommen wobei es vollkommen egal ist, ob sich diese Position mit der Lehre der Kirche in Einklang steht oder nicht.

Oder in anderen Bereichen: Wir stellen den Schülern im kath. RU verschiedene christliche Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen vor.
Am Ende sollen die Schüler zu einer „eigenen Position“ kommen wobei es vollkommen egal ist, ob sie sich für katholisch oder buddhistisch oder sonstwas entscheiden.

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 10:30
Oder ist es "nur" dein persönlicher Eindruck, von dem, was du so gehört hast und von den paar Leuten, die mal irgendwann persönlich erlebt hast?
Jemand aus der Verwandschaft (jetzt 16 Jahre alt) erzählte, obwohl er selbst wenig religiös ist und so gut wie nie in die Kirche geht, wie es ihn ankotzt, daß er Religionsunterricht ewig lange z.B. über den Islam oder den Buddhismus gesprochen wird.
Ehrlich gesagt ist das kein Problem, denn es geht nicht um Indoktrination.

Das eigentliche Problem ist, daß eine ausschließlich intellektuelle beshäftgiugn mit den Glaubensaussagen einer Religion nie den eigene Glauben stärken kann. Ohne Rückbindung (Re-ligio eben) an eine konkrete Gemeinschaft, ohne Glaubens-Erfahrung (was Rahner Mystiker nannte) kann da nichts anständiges bei rauskommen. Und vor allem nicht ohne Demut: denn den kirchlichen Glauben anzunehmen ist auch immer(!) ein Akt der Akzeptanz einer höheren Autorität.

Lauralarissa
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

Juergen hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 10:49
Am Ende sollen die Schüler zu einer „eigenen Position“ kommen wobei es vollkommen egal ist, ob sie sich für katholisch oder buddhistisch oder sonstwas entscheiden.
Exakt. Was denn sonst?
Wir befinden uns im staatlichen Schulsystem, das weltanschaulich neutral ist.
Auch für den RU gilt der Beutelsbacher Konsens:
Kurz gefasst lauteten die drei Elemente dieses Konsenses: Überwältigungsverbot (keine Indoktrination); Beachtung kontroverser Positionen in Wissenschaft und Politik im Unterricht; Befähigung der Schüler, in politischen Situationen ihre eigenen Interessen zu analysieren.
http://www.bpb.de/die-bpb/51310/beutelsbacher-konsens

Der RU in öffentlichen Schulen ist keine Katechese, hat nicht das Ziel, die Schülerinnen und Schüler in den katholischen Glauben einzuführen und sie zu gläubigen Katholiken zu machen. Er trägt vielmehr bei zu den Zielen des öffentlichen Schulsystems und dazu gehört, in einer weltanschaulich und religiös pluralen Welt eine eigene Position zu haben und sie - bei aller Toleranz und Wertschätzung anderen gegenüber - diskursiv vertreten zu können.

Wenn ein Religionslehrer sagt: "Nur der wörtliche Glaube an die Auferstehung ist richtig. Alles andere ist falsch.", würde er seine Dienstpflicht als Beamter verletzten.
Solche Aussagen gehören - wenn überhaupt - in die Katechese oder in die Predigt (und auch dort wären sie ein Armutszeugnis für die theologischen Kenntnisse dessen, der sie trifft).

Laura
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Juergen
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Juergen »

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:07
Der RU in öffentlichen Schulen ist keine Katechese…
Und das ist der Grundfehler.
Zuletzt geändert von Juergen am Samstag 14. Dezember 2019, 11:15, insgesamt 2-mal geändert.
Gruß Jürgen

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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

Juergen hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:11
Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:07
Der RU in öffentlichen Schulen ist keine Katechese…
Und das ist der Grundfehler.
Warum ist es ein Fehler?
"Die römisch-katholische Kirche ignoriert Begabungen, verachtet Wissen und verbietet sich Visionen. Sie hat sich an Frauen versündigt und versündigt sich weiter. Diskriminierung ist ihr harter, aber hohler Markenkern." (Christiane Florin)

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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Juergen »

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:13
Juergen hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:11
Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:07
Der RU in öffentlichen Schulen ist keine Katechese…
Und das ist der Grundfehler.
Warum ist es ein Fehler?
Wenn ein getaufter Katholik in einen katholischen Religionsunterricht geht, dann hat er Anspruch darauf, daß ihm dort einzig wahre Lehre der Kirche vermittelt wird.
Das hat nichts mit „Überrumpeln“ zu tun.


Gruß Jürgen

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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

Juergen hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:17
Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:13
Juergen hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:11
Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:07
Der RU in öffentlichen Schulen ist keine Katechese…
Und das ist der Grundfehler.
Warum ist es ein Fehler?
Wenn ein getaufter Katholik in einen katholischen Religionsunterricht geht, dann hat er Anspruch darauf, daß ihm dort einzig wahre Lehre der Kirche vermittelt wird.
Das hat nichts mit „Überrumpeln“ zu tun.
Nein. Genau das hat er im staatlichen Schulsystem nicht. Er hat einen Anspruch darauf, einen Unterricht zu erhalten, mit denen die Bildungsziele des Landes NRW oder Bayern oder Hamburg erreicht werden können, die in den Lehrplänen ausgewiesen werden.

Der Staat beauftragt die Religionsgemeinschaften mit der religiös-ethischen Bildung der SuS im staatlichen Schulsystem, weil er sonst seine Neutralität verletzten würde (Böckenförde-Argument). Deswegen sind sie überhaupt im staatlichen Schulsystem vertreten. Ihre eigene Nachwuchssicherung hat dort nichts verloren.

Diese religiöse Bildung beinhaltet - insbesondere in der Oberstufe - die Auseinandersetzung mit dem theologischen Diskurs der jeweiligen Religionsgemeinschaft in seiner ganzen Diversität und Komplexität. Auf der Basis dieses Auseinandersetzung erwerben die SuS die Kompetenz, theologische Fragen multiperspektivisch zu erfassen.
Dazu gehören - je nach Thema - die Aussagen des Katechismus, aber eben auch die Kritik daran, andere mögliche Positionen etc. Sonst werden die Bildungsziele nicht erreicht.

Wenn man einen reinen Katechismusunterricht haben möchte, der die "einzig wahre Lehre der Kirche" vermittelt, muss man diesen aus dem staatlichen Schulsystem herausnehmen und in die Gemeinden verlagern.
In den staatlichen Schulen würde dann Ethik für alle stattfinden. Das wäre auch ein denkbares Modell.
"Die römisch-katholische Kirche ignoriert Begabungen, verachtet Wissen und verbietet sich Visionen. Sie hat sich an Frauen versündigt und versündigt sich weiter. Diskriminierung ist ihr harter, aber hohler Markenkern." (Christiane Florin)

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Juergen
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Juergen »

Ich habe nie behauptet, daß die staatlichen Bildungsziele richtig sind. Der Staat sollte sich soweit als möglich aus dem RU raushalten.
Lernstoff und Lehrmittel sollten vielmehr von der Kirche festgesetzt werden.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Ralf

Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Ralf »

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:24
Wenn man einen reinen Katechismusunterricht haben möchte, der die "einzig wahre Lehre der Kirche" vermittelt, muss man diesen aus dem staatlichen Schulsystem herausnehmen und in die Gemeinden verlagern.
In den staatlichen Schulen würde dann Ethik für alle stattfinden. Das wäre auch ein denkbares Modell.
Angesichts der Tatsache, daß es sonst überhaupt keine Katechese gibt, die diesen Namen verdient, hielte ich das auch für besser.

Gleiches gilt für die Ausbildung der Priester. Du kennst dich ja in Frankreich aus: Cardinal Lustiger hat aufgrund der - nun ja, fragwürdigen - Ausbildung der PAK in den staatl. Unis die Ausbildung seiner PAK ans Seminar geholt.

Der staatl. Druck auf die kirchlich Morallehre wird weiter zunehmen - und ich werde es noch erleben, daß die bspw. Richtigkeit gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften auch im RU gelehrt werden muß (also im Lehrplan verankert), solange man im staatlichen System bleiben will. Alles andere wäre aus Sicht des säkularen Staates ja auch dumm.

Lauralarissa
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

Juergen hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:38
Ich habe nie behauptet, daß die staatlichen Bildungsziele richtig sind. Der Staat sollte sich soweit als möglich aus dem RU raushalten.
Lernstoff und Lehrmittel sollten vielmehr von der Kirche festgesetzt werden.
In der Tat werden ja die Lehrpläne unter der Beteiligung der Kirche erstellt, die Lehrmittel von der Kirche genehmigt. In Zeiten von Internet und Kopien sind jedoch die konkreten Lehrmittel nahezu nicht mehr zu "kontrollieren" (falls man das überhaupt wollte).

Aber: Wie willst du einen rein kirchlich begründeten RU im staatlichen Schulsystem rechtfertigen? Mit welchen Recht sollen SuS (mit unterschiedlich stark ausgeprägter Kirchenbindung, zu 90% nur pro forma getauft) mit einem rein kirchlich begründeten RU "beschallt" werden?

Und: Was ist dann genau "Kirche"? Kirche ist an sich ja auch schon plural... "Die eine Lehre" gibt es ja nicht - es sei denn, man bleibt beim Niveau des Youcat oder Weltkatechismus stehen. Und das entspricht nicht dem Abiturniveau...
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Lauralarissa
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Lauralarissa »

Ralf hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:42
Der staatl. Druck auf die kirchlich Morallehre wird weiter zunehmen - und ich werde es noch erleben, daß die bspw. Richtigkeit gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften auch im RU gelehrt werden muß (also im Lehrplan verankert), solange man im staatlichen System bleiben will. Alles andere wäre aus Sicht des säkularen Staates ja auch dumm.
Diesen Konflikt hast du in vielen Bundesländern heute schon!

Zu Ethik als Pflichtfach: Hier hast du das Problem einer Pseudo-Neutralität, die de facto keine ist. Man kann weltanschauliche Themen nicht neutral behandeln - ebensowenig wie politische. Das geht überhaupt nicht - allein durch die Art, wie ich sie behandle, zeige ich, was ich denke...

Laura
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Siard
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Siard »

Es wäre alles nur halb so schlimm, wenn im RU die katholische Lehre überhaupt (noch dazu korrekt) vermittelt würde. Aber letztlich können sich die Schüler nur zwischen achristlichen, zumindest aber akatholischen Positionen entscheiden, da sie die christlich katholische oft gar nich kennen und auch nicht lernen.

Hanspeter

Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Hanspeter »

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 10:30
Hanspeter hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 23:46
Lauralarissa hat geschrieben:
Freitag 13. Dezember 2019, 21:15
Aber meiner Wahrnehmung nach tut man einem Großteil der Religionslehrkräfte Unrecht, wenn man es verallgemeinert. Ja - es gibt Leute, die es wegen der Einstellungschancen machen. Aber es gibt auch sehr viele, denen das Fach und der christliche Glaube wirklich am Herzen liegen und die mit großem Einsatz unterrichten und sich weit über den Unterricht hinaus engagieren.
Die gibt es sicher. Leider decken sich deren Vorstellungen über den christlichen Glauben meistens nicht mit der Lehre der Kirche.
Woher willst du das so genau wissen?
Hast hierzu wissenschaftliche Studien durchgeführt?
Oder ist es "nur" dein persönlicher Eindruck, von dem, was du so gehört hast und von den paar Leuten, die mal irgendwann persönlich erlebt hast?
Du willst jetzt nicht ernsthaft das Gegenteil behaupten, oder? Zumindest nicht unter der Prämisse, daß der KKK der Maßstab ist.

Ralf

Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Ralf »

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:43
Mit welchen Recht sollen SuS (mit unterschiedlich stark ausgeprägter Kirchenbindung, zu 90% nur pro forma getauft) mit einem rein kirchlich begründeten RU "beschallt" werden?
Ganz einfach: bestenfalls soll es nicht beim "pro forma" bleiben. Wünscht Du Dir nicht, daß Deine SuS eine Beziehung zu Jesus Christus und Seiner Kirche entwickeln?

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Protasius
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Protasius »

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:43
Juergen hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:38
Ich habe nie behauptet, daß die staatlichen Bildungsziele richtig sind. Der Staat sollte sich soweit als möglich aus dem RU raushalten.
Lernstoff und Lehrmittel sollten vielmehr von der Kirche festgesetzt werden.
In der Tat werden ja die Lehrpläne unter der Beteiligung der Kirche erstellt, die Lehrmittel von der Kirche genehmigt. In Zeiten von Internet und Kopien sind jedoch die konkreten Lehrmittel nahezu nicht mehr zu "kontrollieren" (falls man das überhaupt wollte).

Aber: Wie willst du einen rein kirchlich begründeten RU im staatlichen Schulsystem rechtfertigen? Mit welchen Recht sollen SuS (mit unterschiedlich stark ausgeprägter Kirchenbindung, zu 90% nur pro forma getauft) mit einem rein kirchlich begründeten RU "beschallt" werden?

Und: Was ist dann genau "Kirche"? Kirche ist an sich ja auch schon plural... "Die eine Lehre" gibt es ja nicht - es sei denn, man bleibt beim Niveau des Youcat oder Weltkatechismus stehen. Und das entspricht nicht dem Abiturniveau...
Es wäre schon viel wert, wenn den Schülern in den Bereichen, wo von der Kirche verbindlich gelehrt wird (was so wenig nun gerade nicht ist), die Lehre der Kirche als von der Kirche so verbindlich gelehrte vorgelegt wird. Es ist unter den heutigen Prämissen des Religionsunterrichts nicht Aufgabe desselben, diese Lehre als einzige zu verkünden; es ist aber mE nicht zuviel verlangt, wenn die Lehre der Kirche gelehrt und begründet wird. Man kann bei dieser Begründung gerne Kritikpunkte und Alternativen durchgehen, unter genannten Prämissen dürfte dies wohl erforderlich sein. Um bei dem Beispiel der Auferstehung zu bleiben: Man kann nach meinem Dafürhalten die verschiedenen Interpretationen durchexerzieren, die dieser Begriff erfahren hat (symbolisch, Einbildung, tatsächliches Wundergeschehen); es muß aber am Ende klar sein, daß die Kirche dieses Ereignis als wirklich geschehen glaubt und lehrt, wenn der katholische Religionsunterricht seinen Namen zu Recht tragen soll. Ob die Schüler diesen Glauben übernehmen oder nicht, ist dann ihre eigene Verantwortung; erzwingen kann man den Glauben nicht, und ob ein Schüler glaubt oder nicht, kann nicht Grundlage der Notengebung sein.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Juergen
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Re: Religionsunterricht in öffentlichen Schulen in D

Beitrag von Juergen »

Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:07
Auch für den RU gilt der Beutelsbacher Konsens:
Noch ein, zwei Worte zum Beutelsbacher Konsens (BK).

Der BK betrifft vornehmlich die Fächer Politik, Geschichte oder Sozialwissenschaften. Und demgemäß beschäftigen sich die Arbeiten zum BK vor allem mit der politischen Bildung.

Der BK ist nicht mit dem Grundgesetz oder den Menschenrechten zu vergleichen. Es ist ein kleiner Abschnitt aus einem Protokoll, der natürlich rechtlich nicht bindend ist. Bindend wird er erst dadurch, daß er in Gesetze und Lehrpläne hineingeschrieben wird.

In seiner Unbestimmtheit läßt der BK Platz für verschiedene Deutungen und auch Alternativvorschläge. Aus neuerer Zeit sind da zum Beispiel das Magdeburger Manifest und andererseits auch die Frankfurter Erklärung zu nennen. Beide beschäftigen sich ausschließlich mit der politischen Bildung und sind daher auf die religiöse Bildung allerhöchstens in Anlehnung anwendbar.

Der BK wird teilweise sehr überhöht, was insbesondere das Überwältigungsverbot betrifft.
Was daraus werden kann, haben die AfD-Meldeportale gezeigt, bei denen Lehrer angeschwärzt werden sollten, die sich negativ zur AfD äußern. In der Begründung für die Portale wurde dezidiert der BK angeführt.

Wenn der BK überhöht wird, dann müßte man z.B. auch in der politischen Bildung verschiedene Staatsformen (Formen der Demokratie, Formen des Faschismus, Formen der Monarchie etc.) vorstellen die SuS können dann am Ende entscheiden, welche Form sie am Besten finden und dann sagen: Ich bin gegen die Demokratie und werde mich dafür einsetzen, daß sie abgeschafft wird, weil ich XYZ auf folgenden Gründen für richtig halte. Das käme vielleicht manchen Strömungen im Islam gelegen, aber soll sowas wirklich das Ziel der politischen Bildung auf Grundlage der Prinzipien des BK sein?


Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:43
Juergen hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:38
Ich habe nie behauptet, daß die staatlichen Bildungsziele richtig sind. Der Staat sollte sich soweit als möglich aus dem RU raushalten.
Lernstoff und Lehrmittel sollten vielmehr von der Kirche festgesetzt werden.
In der Tat werden ja die Lehrpläne unter der Beteiligung der Kirche erstellt, die Lehrmittel von der Kirche genehmigt. In Zeiten von Internet und Kopien sind jedoch die konkreten Lehrmittel nahezu nicht mehr zu "kontrollieren" (falls man das überhaupt wollte).
Ja, bei der Erstellung und Veränderung der Lehrpläne lassen sich die Kirchen gerne über den Tisch ziehen. Sie empfinden die dabei entstehende Reibungswärme aber als Nestwärme, weil sich Vertreter der Kirche eben alles möglich (weltliche) vertreten, nicht aber die klare Lehre der Kirche.
Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:43
…"Die eine Lehre" gibt es ja nicht - es sei denn, man bleibt beim Niveau des Youcat oder Weltkatechismus stehen.
Selbst das Bundesverfassungsgericht hat 1987 noch positiv erklärt, daß die Kirchen im RU "Wahrheiten" lehren und dies auch dürfen.
Diese Entscheidung hat sich allerdings deswegen überlebt, weil die Lehrpläne seit langem die Glaubensvermittlung zugunsten religionskundlicher Fragestellungen zurückdrängt haben und die „Lebenswirklichkeiten“ als neue Heilswirklichkeiten angesehen werden. Und die Kirche hat an dieser Fehlentwicklung durch ihre Akzeptanz der Lehrpläne Anteil.
Lauralarissa hat geschrieben:
Samstag 14. Dezember 2019, 11:43
…Und das entspricht nicht dem Abiturniveau...
Dann ist das Abiturniveau falsch definiert.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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