Der tägliche Benedikt

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
Stefan

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36 Dann entziehen wir uns auch nie mehr seiner Leitung, verharren in seiner Lehre bis zum Tod im Kloster, haben durch Geduld Anteil am Leiden Christi und verdienen damit auch, Genossen seiner Herrschaft zu werden.

Stefan

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37 I. KAPITEL. Von den Gattungen der Mönche.

Regel heißt sie deshalb, weil sie das Verhalten derer regeln soll, die sie befolgen.

Stefan

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38 Es gibt bekanntlich vier Gattungen von Mönchen, die erste ist die der Zönobiten, das heißt jener, die in einem Kloster unter Regel und Abt Gott dienen.

Stefan

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39 Die zweite Gattung ist die der Anachoreten oder Eremiten, jener nämlich, die diesen Beruf nicht im Neulingseifer für das klösterliche Leben, sondern nach langer Bewährung im Kloster erwählt haben. Sie haben durch die Beihilfe vieler gelernt, gegen den Teufel zu streiten, treten nun wohlgerüstet aus der Reihe der Brüder zum Einzelkampfe in die Einöde hinaus und haben Kraft genug, unter Gottes Schutz, voll Zuversicht, auch ohne tröstliches Beispiel anderer, mit eigenem Arm und eigener Faust allein gegen das Böse zu kämpfen.

Stefan

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40 Eine dritte, zweifelhafte Gattung von Mönchen ist die der Sarabaiten. Wie die Erfahrung lehrt, sind sie nicht wie Gold im Feuerofen durch das Leben nach einer Regel bewährt, sondern so weich wie Blei, und in ihrer Lebensart immer noch der Welt ergeben, belügen sie offenkundig Gott mit ihrer Tonsur. Zu zweien oder dreien, oder auch wohl allein leben sie hirtenlos dahin in der eigenen Hürde, nicht in der des Herrn. Ihr Begehren und Behagen gilt ihnen als Gesetz; denn was sie meinen und was sie wollen, das nennen sie heilig, was sie nicht mögen, das halten sie für unerlaubt.

Stefan

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41 Die vierte Gattung von Mönchen heißt die der Gyrovagen. Diese ziehen ihr Leben lang im Lande umher und bleiben drei oder vier Tage in den einzelnen Klöstern zu Gast, immer unbeständig, niemals seßhaft, Sklaven ihrer Launen und der Gaumenlust, in allweg noch schlimmer als die Sarabaiten. Allein es ist besser, von dem jämmerlichen Wandel all dieser zu schweigen als davon zu reden.

Stefan

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42 Lassen wir sie also und gehen wir daran, mit Gottes Hilfe dem starken Geschlechte der Zönobiten eine feste Ordnung zu geben

Stefan

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II. KAPITEL. Wie der Abt sein soll.

Ein Abt, der würdig sein will, einem Kloster vorzustehen, soll immer des Namens eingedenk sein, den er trägt, und muß durch sein Verhalten den Titel eines Obern wahrmachen.

Stefan

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Denn der Glaube sieht in ihm den Stellvertreter Christi im Kloster; redet man ihn doch mit dessen Beinamen an, da der Apostel sagt: "Ihr habt den Geist der Kindschaft Gottes empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater".

Stefan

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Deshalb darf der Abt nichts lehren, anordnen oder befehlen, was den Vorschriften Gottes zuwider ist; sein Geheiß und seine Unterweisung sollen vielmehr wie ein Sauerteig der göttlichen Gerechtigkeit in die Herzen der Jünger dringen.

Stefan

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Der Abt denke immer daran, daß beim furchtbaren Gerichte Gottes sowohl seine Unterweisung als auch der Gehorsam seiner Jünger in Untersuchung gezogen wird.

Stefan

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Auch wisse der Abt, daß es dem Hirten als Schuld angerechnet wird, falls der Hausvater an den Schafen zu wenig Nutzen finden kann.

Stefan

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Ebenso wird aber auch derselbe Hirt, wenn er einer unruhigen und widerspenstigen Herde alle Hirtensorge zugewendet und ihrem schlechten Wandel alle Heilkunst hat angedeihen lassen, einmal beim Gericht des Herrn schuldlos befunden und kann dann mit dem Propheten zu Gott sprechen: "Deine Gerechtigkeit verbarg ich nicht im Herzen, verkündete Deine Treue und Dein Heil"; "sie aber hatten nur Verachtung für mich".

Stefan

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Und dann mögen schließlich die ihm anvertrauten, unfolgsamen Schafe zur Strafe der Macht des Todes anheimfallen.

Stefan

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Wer also die Würde des Abtes übernommen hat, muß seinen Schülern mit doppelter Belehrung vorangehen, das heißt, mehr noch durch Beispiel als durch Worte über alles Gute und Heilige sie belehren.

Stefan

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Die verständigeren Jünger unterweise er demnach in den Geboten des Herrn mit Worten, den weniger Empfänglichen und Beschränkteren aber veranschauliche er die Vorschriften Gottes durch sein Beispiel.

Stefan

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Was er seine Jünger meiden lehrt, das lasse er auch in seinem Verhalten als unstatthaft erkennen, sonst könnte er, während er anderen predigt, selbst als verworfen angesehen werden und könnte Gott dereinst zu ihm, dem Sünder, sprechen: "Warum zählst du meine Satzungen her und führst meine Worte in deinem Mund; du selbst hassest ja die Zucht und wirfst meine Worte hinter dich" und "der du im Auge deines Bruders den Splitter sähest, hast in deinem eigenen den Balken übersehen".

Stefan

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Er mache im Kloster keinen Unterschied der Person; den einen liebe er nicht mehr als den anderen, außer er findet bei einem einen höheren Grad von Tugend und Gehorsam.

Stefan

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Einem Freigeborenen darf kein Vorrang eingeräumt werden vor dem, der aus unfreiem Stande ins Kloster kommt, falls nicht sonst ein vernünftiger Grund vorliegt.

Stefan

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Findet es der Abt aus Gründen der Billigkeit für gut, dann mag er die Rangordnung eines jeden in dieser Weise regeln.

Stefan

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Liegt ein solcher Grund nicht vor, so bleibe jeder an dem ihm zukommenden Platze; denn ob unfrei oder frei, in Christus sind wir alle eins und leisten unter einem Herrn den gleichen Kriegsdienst. "Bei Gott gibt es ja kein Ansehen der Person".

Stefan

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Nur eines zeichnet uns in seinen Augen aus, wenn wir nämlich reicher an Verdiensten als andere und demütig gefunden werden. Darum schenke der Abt allen die gleiche Liebe, allen lasse er, wie sie es verdienen, die gleiche Behandlung zuteil werden.

Stefan

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Bei seiner Leitung soll er sich an die Art und Weise halten, die ihm der Apostel angibt, wenn er sagt: "Tadle, mahne, strafe". Er muß also je nach Zeit und Umständen bald Strenge, bald Milde, jetzt den Ernst eines Meisters, dann wieder die zärtliche Liebe eines Vaters walten lassen.

Stefan

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Diejenigen, die von Ordnung nichts wissen wollen und unruhige Köpfe sind, weise er streng zurecht, die aber willig, sanft und geduldig sind, ermuntere er zu weiterem Voranschreiten.

Stefan

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Legt einer Nachlässigkeit und Mißachtung an den Tag, den soll er rügen und strafen, des mahnen wir ihn. Auch darf er vor den Fehlern der Schuldigen sein Auge nicht verschließen, sondern muß sie gleich beim Entstehen, soweit es in seinen Kräften liegt, mit der Wurzel ausreißen; er soll dabei an das Schicksal des Hohenpriesters Heli von Silo denken.

Stefan

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Edlere und einsichtige Jünger weise er bei der ersten und zweiten Ermahnung mit Worten zurecht, bösartige, unempfängliche, stolze und widerspenstige Gemüter bestrafe er aber gleich beim ersten Fehler auf geeignete Weise, da er sich an das Wort der Schrift erinnern muß: "Ein Tor läßt sich durch Zureden nicht auf bessere Wege bringen", und an einer anderen Stelle: "Züchtige deinen Sohn, und du bewahrst seine Seele vor dem Tode".

Stefan

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Der Abt soll immer bedenken, was er ist und was sein Name besagt, und wissen, daß, wem mehr anvertraut ist, auch mehr abgefordert wird.

Stefan

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Er halte sich gegenwärtig, wie schwierig und dornenvoll die Aufgabe ist, die er übernommen hat, Seelen zu leiten und dem Charakter vieler gerecht zu werden, auf den einen mit Güte, auf den anderen mit Tadel, auf einen dritten durch überzeugende Gründe einzuwirken.

Stefan

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Wie es Veranlagung und Einsicht eines jeden erfordert, passe er sich allen völlig an, so daß er an der ihm anvertrauten Herde keinen Verlust zu beklagen habe, vielmehr am Wachstum der guten Herde sich erfreuen könne.

Stefan

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Vor allem darf er über der Sorge für vergängliche, irdische, hinfällige Dinge das Heil der ihm anvertrauten Seelen nicht vernachlässigen oder gering anschlagen.

Stefan

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Er soll vielmehr immer bedenken, daß er als Aufgabe übernommen hat, Seelen zu leiten, über die er auch Rechenschaft ablegen muß.

Stefan

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Um nicht etwa den geringen Bestand des Vermögens zum Vorwand zu nehmen, erinnere er sich an das Wort der Schrift: "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, so wird euch das alles dazu gegeben werden", und wiederum: "Keinen Mangel hat zu besorgen, wer Gott fürchtet".

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