Bruder Donald hat geschrieben: ↑Freitag 14. Februar 2020, 10:52
Ich mag dir da herzlich widersprechen. Angst war noch nie ein guter Ratgeber, erst recht nicht in Beziehungen. Und das Christentum darf sich zurecht als "Beziehungsreligion" verstehen, was sie ja gerade so einmalig macht. Man soll eine Beziehung zu Gott aufbauen, indem man zuallererst Angst vor ihm hat? Halte ich auf vielerleiweise für ungesund und theologisch unlogisch.
Ein Anfänger beim Autofahren hat Angst, und das ist im Normalfall auch gut so. Denn er versucht etwas Schwieriges, und die Konsequenzen von seinen Fehlern können sehr drastisch sein. Die Angst macht den Anfänger vorsichtig, erhöht die Aufmerksamkeit, und macht den Anfänger willens etwaige Anweisungen des Fahrlehrers sofort und so genau wie möglich zu befolgen. Die Angst ist nur dann nicht gut, wenn sie zur Schockstarre wird oder zu Überreaktionen führt. Dafür ist der Fahrlehrer da, der einen beruhigt und durch diese Anfänge leitet. Wenn man erstmal eine Weile geübt hat, legt sich die Angst. Autofahren kann sogar Spaß machen, und manch einer macht sogar einen Hochleistungssport daraus. Aber die Angst verschwindet nicht einfach. Sie verwandelt sich in Wachsamkeit. Ein guter Autofahrer ist immer wachsam, selbst wenn er komplett routiniert fährt. Mehr noch, sie wird zur Voraussicht. Ein wirklich guter Autofahrer meistert brenzliche Situation hauptsächlich durchs Vermeiden. Und all dies mindert nicht die Freude am Autofahren, in gewissen Sinne ist sogar das Meistern dieser Schwierigkeiten Teil der Freude.
Das irdische Leben ist etwas Schwieriges, viel schwieriger als Autofahren, und die Konsequenzen von Fehlern können drastisch sein, unendlich viel drastischer weil ewig. Wer da nicht mit Angst anfängt, hat schlicht nicht verstanden worum es geht.
Was die Beziehung zu Gott angeht, habe ich einfach zuviel Bibel gelesen um die übliche Sülze von meinem besten Kumpel Jesus und liebem Opa Gott zu glauben. Man muß ja sowieso Krypto-Markionist sein wenn nach der Lektüre des Alten Testaments immer noch alles Friede, Freude, Eierkuchen im Kopf ist. Aber ich empfinde den Jesus des Neuen Testaments auch als ... sehr fordernd, und wirklich nicht als besonders "nett". Es tut sicherlich gut zu wissen, daß er immer Willens ist zu vergeben. Aber eben nur zeitlich begrenzt und strikt an die Reue gebunden. Und der Rest des Neuen Testaments, was man da so von und über Paulus und Co. hört, ist auch nicht gerade Fahrstuhlmusik und warme Milch. Wenn ich also meine instinktive Beziehung zu Jesus schildern soll, in einem modern noch verständlichen Tropus, dann würde ich mich da bei der östlichen Kampfkunst bedienen: Sensei / Sifu Jesus.
"Darum, meine Geliebten, - ihr wart ja immer gehorsam, nicht nur in meiner Gegenwart, sondern noch viel mehr jetzt in meiner Abwesenheit - : Wirkt mit Furcht und Zittern euer Heil!" (Philipper 2,12 nach EÜ)