Raphael hat geschrieben: ↑Montag 8. Juni 2020, 07:03
Ein paar Fragen an Dich als Spezialisten:
- Was ist eigentlich der Mehrwert dieser ganzen Sammelei von Bibelausgaben?
- Ist es vergleichende Literaturwissenschaft?
- Resultieren aus den unterschiedlichen Ausgaben neue Erkenntnisse, die der Vulgata nicht zu entnehmen gewesen wären?
- Ändert die (mittlerweile unüberschaubar) gewordene Anzahl der Übersetzungen ein Jota am Inhalt der Frohen Botschaft?
- Wird mit diesen teilweise absichtsvoll anderen Übersetzungen nicht der Häresie resp. den Häresien der Boden bereitet?
- Mutiert das Christentum mit diesem Wirrwarr an Translationen etwa zu einer Art Buchreligion?
Diese Fragen - nicht an mich gerichtet, und ich bin auch kein Spezialist - finde ich ebenfalls sehr gut und interessant. Ich habe sie mir selbst auch schon mehrfach gestellt - und komme nicht immer zu gleichen Antwort (über die Jahre ändert sich das).
So ist bspw. die Neo-EÜ wahrscheinlich alles andere als wirklich gut gelungen - doch sie bietet genug "Stoff" für ein heiliges christliches Leben, die Frohe Botschaft ist dort klar zu erkennen, es ist das liturgische Buch der Kirche hierzulande. Sprich: eigentlich reicht sie vollkommen.
Doch halte ich es nicht für verkehrt, manchmal tiefer in gewisse Stellen einzusteigen und zu sehen, was andere so übersetzen. Ich habe noch das NT von Stier und die Hamp/Stenzel/Kürzinger (HSK) Übersetzung - die mir (bis auf die eine Stelle mit der Scheidung bei Mt) am besten gefällt. Und es fällt auf, daß Verbesserungen der alten EÜ oft darin bestehen, die HSK-Formulierung zu übernehmen.
Also: zu Punkt 1 - keine Ahnung. Punkt 2 - ja, sicher. Punkt 3 - nein. Punkt 4 - kann sein, das Risiko besteht durchaus!. Punkt 5 - auch das Risiko besteht, allerdings auch schon bei einer einzigen Übersetzung.