Bibelübersetzungen/-ausgaben

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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birnbaum
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von birnbaum »

Diesen Lapsus Scripturae finde ich jetzt nicht zum Lachen. Bin eher Bibelsammler als Spezialist für Antisemiten und Nationalsozialisten. Aber das spätabendliche Anschauen von Geschichtsdokus im TV fand jetzt einen bedenklichen Nachhall.
Sieh es mir nach! Streiche Julius, setze Friedrich! Und – danke für die notwendige Berichtigung!

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Irmgard
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Irmgard »

Ich glaube, ich habe die Frage hier früher schon mal gestellt, allerdings nur für deutsche Übersetzungen: Welche Übersetzung lohnt die Lektüre am Ehesten? Ich möchte die Frage insofern ergänzen, als ich auch auf englisch oder niederländisch lesen würde. Mein Latein ist leider völlig angestaubt und für Lektüren ungeeignet.

Gruß
Irmgard

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Robert Ketelhohn
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Schlachter. (Hat natürlich den protestantischen Kanon, Bücher wie Tobias, Judith, Makkabäer, Weisheit, Jesus Sirach fehlen also.)
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Protasius
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Protasius »

Ich bevorzuge die Pattloch-Übersetzung (Hamp, Stenzel & Kürzinger).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Trisagion
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Trisagion »

Irmgard hat geschrieben:
Samstag 18. Juli 2020, 19:35
Ich glaube, ich habe die Frage hier früher schon mal gestellt, allerdings nur für deutsche Übersetzungen: Welche Übersetzung lohnt die Lektüre am Ehesten? Ich möchte die Frage insofern ergänzen, als ich auch auf englisch oder niederländisch lesen würde. Mein Latein ist leider völlig angestaubt und für Lektüren ungeeignet.
Ich sage gerne etwas zum englischsprachigen Angebot. Aber das ist so breit, da mußt Du schon etwas spezifischer werden als "Welche Übersetzung lohnt die Lektüre am Ehesten?"

Ein paar Fragen:
  1. Muß die Bibel katholisch sein, oder kann es auch eine Bibel aus dem protestantischen (oder orthodoxen) Lager sein? Falls katholisch: geht es Dir dabei nur um den Kanon (welche Bücher enthalten sind), oder auch um die Anordnung der Bücher, oder auch um die offizielle Druckgenehmigung (imprimatur)?
  2. Willst Du konform mit den Lesungen in einer bestimmten angelsächsischen Bischofskonferenz sein? Wenn ja dann welcher, und bzgl. was erlaubt ist oder was hauptsächlich benutzt wird? Hast Du besondere Vorlieben bzgl. des enhaltenen Psalter?
  3. Alle Übersetzungen versuchen den Sinn wiederzugeben (sonst sind es keine), aber ist Dir dabei die individuelle Wortgenauigkeit oder der resultierende Lesefluß wichtiger?
  4. Welches Sprachniveau wäre Dir ehrlicherweise am angenehmsten: gehobenes Kinderbuch a la "Harry Potter", bessere Unterhaltungsliteratur / Journalismus für Erwachsene, anspruchsvolle Literatur?
  5. Teilweise überlappend mit vorheriger Frage: lieber altertümlich oder modern, lieber ehererbietig oder frisch?
  6. Stellst Du Bedingungen, entweder direkt an die verwendeten Quelle (etwa Vulgata, Textus Receptus) oder an die Nähe zu bestimmten Quellen (etwa Septuaginta gegen Masoretischen Text)?
  7. Wieviel zusätzliches Material soll in der Bibel vorhanden sein? Reicht der reine Text, oder hättest Du gerne Querverweise, Kommentare, Studienmaterial, Karten, ...?
  8. Welche Bedingungen an den Preis und die Verfügbarkeit hast Du? Suchst Du nach etwas bestimmten in der äußeren Form (z.B. Lederbindung)?
Mit Antworten zu diesen Fragen kann man das sehr weite Feld an Möglichkeiten im Englischen schnell lichten. Kann sicher auch fürs Deutsche nicht schaden...

Ich habe zwei niederländische Bibeln, die Willibrord Vertaling von 1975 (meine gedruckt 1978), also nicht die Revision von 1995 / 2012, und die "Petrus Canisius" Vertaling von 1939 (meine gedruckt 1959). Soweit ich weiß sind das typische "konservativ-katholische" Übersetzungen, insbesondere die letztere. Aber mein Niederländisch reicht gerade aus um da ein bißchen drin rumlesen zu können, ernsthaft etwas zur Übersetzungsqualität kann ich wirklich nicht sagen. Die Willibrord von 2012 ist wohl katholischer Standard derzeit in den Niederlanden, von der Bischofskonferenz in Auftrag gegeben.

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Hubertus
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Hubertus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 18. Juli 2020, 22:50
Schlachter. (Hat natürlich den protestantischen Kanon, Bücher wie Tobias, Judith, Makkabäer, Weisheit, Jesus Sirach fehlen also.)
:daumen-rauf: https://www.kreuzgang.org/viewtopic.php ... 50#p903150
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Hubertus
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Hubertus »

Übrigens gibt es die Studienübersetzung des Neuen Testaments, die auf den Namen "Münchener Neues Testament" hört, mittlerweile online:
https://bibel.github.io/MuenchenerNT/index.html





:achselzuck:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Trisagion »

Moderatoren, bitte verschieben. Das sollte in den Strang https://www.kreuzgang.org/viewtopic.php ... 50#p903150. Ohne diesen Vorsatz, offensichtlich. Sorry, beim Klicken vergessen wo ich war.

Ich gebe mal die Version von Rösch wieder, in letzter Ausgabe (1937) des NT - mit der Anmerkung, daß die im Internet verfügbare Version (1934) hier durchaus etwas abweicht. Zusammen mit Henne für das OT ist dies die "Paderborner Bibel":

Hebräer 1
1. Auf vielfache und mannigfaltige Weise hat Gott vor Zeiten durch die Propheten zu den Vätern gesprochen.
2. In dieser Endzeit hat er durch seinen Sohn zu uns gesprochen. Ihn hat er zum Erben über das All eingesetzt. Durch ihn hat er auch die Welt erschaffen.
3. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens. Er trägt das All durch sein allgewaltiges Wort. Er hat die Erlösung von den Sünden vollbracht und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt.

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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Trisagion »

Ich verlinke hier mal eine interessante wissenschaftliche Arbeit zum Thema Bibelübersetzung (auf Englisch): Floor SJ (2007) Four Bible Translation Types and Some Criteria to Distinguish Them. J Transl 3(2):1-22. Wem das alles etwas zu lang ist kann im "praktischen" Kapitel 5 anfangen zu lesen.

Der Autor schlägt ein Schema mit vier Typen zur Klassfizierung von Bibelübersetzung vor, das die Klassifizierung in nur zwei Typen ("wörtlich" oder "kommunikativ") sinnvoll erweitert. Diese vier Typen werden aus der Kombination zweier Gegensatzpaare gewonnen. Ich will die mal etwas freier ins Deutsche übersetzen: formtreu - frei und angleichend - interpretierend. Somit ergeben sich die vier Kombinationen:
  1. Typ 1. Formtreu-angleichend.
  2. Typ 2. Frei-angleichend.
  3. Typ 3. Formtreu-intepretierend.
  4. Typ 4. Frei-interpretierend.
Im ersten Gegensatzpaar geht es darum, wieviel Wert darauf gelegt wird die Sprachform aus der Quellsprache in die Zielsprache zu übersetzen. Im zweiten Gegensatzpaar geht es darum, wie direkt die Bedeutung (Semantik) übersetzt wird. Das ist im wesentlichen dasselbe wie der übliche Gegensatz wörtlich - kommunikativ.

Hier kann ich z.B. sagen, daß ich zur Erbauung am liebsten Typ 2 lese (REB, NJB), aber zum Studieren eher zu Typ 1 greife (NRSV, DR). Mit Typ 3 (NLT, GNB) und mit Typ 4 (CEV) habe ich selber es nicht so...

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Irmgard
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Irmgard »

Trisagion hat geschrieben:
Sonntag 19. Juli 2020, 00:35
Irmgard hat geschrieben:
Samstag 18. Juli 2020, 19:35
Ich glaube, ich habe die Frage hier früher schon mal gestellt, allerdings nur für deutsche Übersetzungen: Welche Übersetzung lohnt die Lektüre am Ehesten? Ich möchte die Frage insofern ergänzen, als ich auch auf englisch oder niederländisch lesen würde. Mein Latein ist leider völlig angestaubt und für Lektüren ungeeignet.
Ich sage gerne etwas zum englischsprachigen Angebot. Aber das ist so breit, da mußt Du schon etwas spezifischer werden als "Welche Übersetzung lohnt die Lektüre am Ehesten?"
Erst mal vielen Dank für deine umfassende Antwort!

Ein paar Fragen:
[*]Muß die Bibel katholisch sein, oder kann es auch eine Bibel aus dem protestantischen (oder orthodoxen) Lager sein? Falls katholisch: geht es Dir dabei nur um den Kanon (welche Bücher enthalten sind), oder auch um die Anordnung der Bücher, oder auch um die offizielle Druckgenehmigung (imprimatur)?
Nein, sie muss nicht katholisch sein. Es wäre nur interessant zu wissen, in welcher Tradition sie steht.
[*]Willst Du konform mit den Lesungen in einer bestimmten angelsächsischen Bischofskonferenz sein? Wenn ja dann welcher, und bzgl. was erlaubt ist oder was hauptsächlich benutzt wird? Hast Du besondere Vorlieben bzgl. des enhaltenen Psalter?
Nein, habe ich nicht. Persönliche Erfahrungen habe ich nur mit der Church of England.
[*]Alle Übersetzungen versuchen den Sinn wiederzugeben (sonst sind es keine), aber ist Dir dabei die individuelle Wortgenauigkeit oder der resultierende Lesefluß wichtiger?
Ich kann mit beidem leben. Tatsächlich wäre es interessant Beispiele für beide Ansätze zu haben. Dass es strukturell aus grammatikalischen Gründen schwierig ist, ist mir natürlich klar. Man wichtigsten ist mir schon der Lesefluss, aber ich finde es auch unteressant, einzelne Stellen vergleichend anzuschauen.
[*]Welches Sprachniveau wäre Dir ehrlicherweise am angenehmsten: gehobenes Kinderbuch a la "Harry Potter", bessere Unterhaltungsliteratur / Journalismus für Erwachsene, anspruchsvolle Literatur?
Im Englischen lese ich auch regelmäßig anspruchsvolle Literatur :-).
[*]Teilweise überlappend mit vorheriger Frage: lieber altertümlich oder modern, lieber ehererbietig oder frisch?
Hhhmm? Frisch? Klingt irgendwie spannend, weil ich mir das gerade so gar nicht vorstellen kann. Mir ist bislang nur die St.-James-Bibel bekannt. Also: keine Vorliebe, eher Neugier.
[*]Stellst Du Bedingungen, entweder direkt an die verwendeten Quelle (etwa Vulgata, Textus Receptus) oder an die Nähe zu bestimmten Quellen (etwa Septuaginta gegen Masoretischen Text)?
Auch hier käme es mir mehr darauf an, den Hintergrund zu kennen, als ihn zu fordern. Die Verbindungen zum Masoretischen Text finde auch auf jeden Fall interessant.
[*]Wieviel zusätzliches Material soll in der Bibel vorhanden sein? Reicht der reine Text, oder hättest Du gerne Querverweise, Kommentare, Studienmaterial, Karten, ...?
Hier reicht erst einmal der reine Text. Grundsätzlich finde ich Kommentare und Studienmaterial aber wichtig zu kennen. Da fehlt mir momentan aber sicher die Zeit zum Durcharbeiten.
[*]Welche Bedingungen an den Preis und die Verfügbarkeit hast Du? Suchst Du nach etwas bestimmten in der äußeren Form (z.B. Lederbindung)?
Da bin ich preislich und auch austattungs-mäßig flexibel.
Mit Antworten zu diesen Fragen kann man das sehr weite Feld an Möglichkeiten im Englischen schnell lichten. Kann sicher auch fürs Deutsche nicht schaden...
Ja, vielen Dank für die Fragenliste!
Ich habe zwei niederländische Bibeln, die Willibrord Vertaling von 1975 (meine gedruckt 1978), also nicht die Revision von 1995 / 2012, und die "Petrus Canisius" Vertaling von 1939 (meine gedruckt 1959). Soweit ich weiß sind das typische "konservativ-katholische" Übersetzungen, insbesondere die letztere. Aber mein Niederländisch reicht gerade aus um da ein bißchen drin rumlesen zu können, ernsthaft etwas zur Übersetzungsqualität kann ich wirklich nicht sagen. Die Willibrord von 2012 ist wohl katholischer Standard derzeit in den Niederlanden, von der Bischofskonferenz in Auftrag gegeben.
Auch hierfür vielen Dank.

Gruß
Irmgard

Trisagion
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Trisagion »

Hallo Irmgard,

Ich würde dann mal drei Empfehlungen geben:

New Revised Standard Version (NRSV) in Catholic Edition (NRSV-CE), z.B. in dieser gut lesbaren und preiswerten Ausgabe. Im wesentlichen das gleiche Textmaterial aber nicht katholisch angeordnet gibt es als "NRSV with Apocrypha", so zum Beispiel diese Variante die ich mir gerne schenken lasse: Cambridge Goatskin. NRSV ist der "akademische Standard" schlechthin im angelsächsischen Raum und gut fürs Studieren.

Die New Jerusalem Bible (NJB) oder Revised New Jerusalem Bible (RNJB), beides katholische Bibeln. Die NJB ist hier die "altbewährte" Variante, RNJB ist noch recht neu und ich habe sie noch nicht selber gelesen. Ich denke aber sie wird der NJB recht ähnlich sein. Im Vergleich zur NRSV ist die (R)NJB freier in der Form und m.E. deswegen flüssiger lesbar. Hervorragend für das Lesen als Literatur oder zur Erbauung.

Und schließlich die King James Version (KJV) in einer Ausgabe "with Apocrypha". Das ist die englische Bibel schlechthin, so ziemlich parallel zur Lutherbibel in kultureller Bedeutung. Es ist keine katholische Bibel, und die katholischere Empfehlung wäre hier sicher die Douay-Rheims(-Challoner). Ohne "Apocrypha" gibt es Ausgaben wie Sand am Meer, mit wird es schwieriger und teurer. Ich selber habe die Cambridge Cameo with Apocrypha, die wohl schönste und lesbarste Kompakt-Bibel die ich besitze. Aber die ist nicht billig! Also vielleicht einfach auch die Apokryphen verzichten wenn es nur ums kulturelle Schnuppern geht...

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Irmgard
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Irmgard »

Vielen lieben Dank, insbesondere auch für die Einschätzungen, da weiß ich mich jetzt sicher zu beschäftigen!

Gruß
Irmgard

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Vinzenz Ferrer
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Ich habe schon lange keine Gideon-Bibel mehr in einem Hotelzimmer gefunden... :hmm:
Glaube heißt Widerstand gegen die Schwerkraft. (Benedikt XVI.)

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Siard
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Siard »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Mittwoch 29. Juli 2020, 10:54
Ich habe schon lange keine Gideon-Bibel mehr in einem Hotelzimmer gefunden... :hmm:
Aber wohl auch noch keinen Koran?

Trisagion
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Trisagion »

Also in den USA finde ich praktisch immer eine (Gideon) Bibel in einer Schublade. Den Koran habe ich noch nie gesehen, wohl aber schon einmal "Das Buch Mormon".

Wo wir bei Gideon Bibeln sind, hier ist eine interessante Info für die Sammler unter uns: die haben eine eigene Ausgabe der ESV mit "Textus Receptus" Korrekturen, siehe z.B. die Beschreibung hier.

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Vinzenz Ferrer
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Trisagion hat geschrieben:
Mittwoch 29. Juli 2020, 14:47
Also in den USA finde ich praktisch immer eine (Gideon) Bibel in einer Schublade. Den Koran habe ich noch nie gesehen, wohl aber schon einmal "Das Buch Mormon".
Man will wohl nicht (mehr) in den Verdacht einer Missionsabsicht kommen: Moslems und Atheisten könnten den Alarmknopf drücken.
Glaube heißt Widerstand gegen die Schwerkraft. (Benedikt XVI.)

Trisagion
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Trisagion »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Sonntag 23. August 2020, 16:24
Man will wohl nicht (mehr) in den Verdacht einer Missionsabsicht kommen: Moslems und Atheisten könnten den Alarmknopf drücken.
Ich bin der Meinung, daß es kaum einen kraftvolleren Weg für die Abschaffung des Islams gibt als allen Leuten eine gute Koranübersetzung in die Hand zu drücken. Insofern bin ich absolut dafür einen Koran in jedem Hotelzimmer der Welt zu haben! Je mehr dieses Buch tatsächlich gelesen wird, desto weniger Islam wird es geben auf der Welt.

Noch besser wäre es, wenn die Menschen die primäre Quellenliteratur um den Koran herum lesen würden (Sahih al-Bukhari, Sahih Muslim, ...), Hadith die für die islamische Lehre und Praxis maßgeblich ist. Quasi das was für Christen die Schriften der Kirchenväter sind. Oder auch formative Geschichtschreibung wie die von al-Tabari, quasi das Analogon zu Eusebius. Man kann einfach keine bessere Polemik gegen den Islam erfinden als (Teile der) islamischen Quellen selber...

Ralf

Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Ralf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 18. Juli 2020, 22:50
Schlachter. (Hat natürlich den protestantischen Kanon, Bücher wie Tobias, Judith, Makkabäer, Weisheit, Jesus Sirach fehlen also.)
Wurde hier schon erwähnt, daß es die komplette Schlachter-Bibel für < 2 € gibt?

https://clv.de/Schlachter-2000-Paperback-Ausgabe/256510

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Vinzenz Ferrer
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Ralf hat geschrieben:
Montag 24. August 2020, 10:25
Wurde hier schon erwähnt, daß es die komplette Schlachter-Bibel für < 2 € gibt?

https://clv.de/Schlachter-2000-Paperback-Ausgabe/256510
Im Prinzip schon ;)
Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Montag 30. September 2019, 12:29
Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Donnerstag 26. September 2019, 11:50
Zur Inspiration:

Pastor Gunnar Engels „Unboxing“-Video von 60 (in Worten: sechzig!) Bibeln :)
Ich habe mir am Freitag die im Video gezeigte Bibel für 2,50 Euro in einer christlichen Buchhandlung gekauft. Ich brauchte eine möglichst günstige Bibel ohne Kommentare und ohne Schnickschnack. Meine Studienbibeln und kommentierten Bibeln sind relativ groß und schwer. Außerdem habe ich zu viel Ehrfurcht, um in ihnen etwas anzustreichen. Für den Alltag – also um schnell eine Stelle nachzuschlagen – ist sie wirklich gut. Das Griffregister ist praktisch.
Ich habe sie offline für 2,50 Euro erstanden.
Glaube heißt Widerstand gegen die Schwerkraft. (Benedikt XVI.)

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Siard
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Siard »

Ralf hat geschrieben:
Montag 24. August 2020, 10:25
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 18. Juli 2020, 22:50
Schlachter. (Hat natürlich den protestantischen Kanon, Bücher wie Tobias, Judith, Makkabäer, Weisheit, Jesus Sirach fehlen also.)
Wurde hier schon erwähnt, daß es die komplette Schlachter-Bibel für < 2 € gibt?

https://clv.de/Schlachter-2000-Paperback-Ausgabe/256510
Der effektive Preis ist (so man nur die Bibel bestellt) allerdings 3,60 € (inkl. Versandkosten innerhalb D).

Petrus
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Petrus »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Mittwoch 29. Juli 2020, 10:54
Ich habe schon lange keine Gideon-Bibel mehr in einem Hotelzimmer gefunden... :hmm:

nun,


bei der "Gideon-Bibel" handelt es sich nicht um eine Bibel, sondern nur um NT mit Psalmen (normalerweise, falls in deutsch, Luther 1917, weil wohl inzwischen "gemeinfrei").

schlechtes Papier, schlecht gebunden, schlechter Satz (ich mag Bücher).

Einen Koran fand ich noch nie in einem Hotelzimmer, und wenn die Hiwis vom Herrn Biervogel (ich spreche kodiert) mir einen solchen angeboten hätten, hätte ich höflich dankend abgelehnt.

wohl aber fand ich in einem Hotelzimmer in Georgien an der Decke einen Pfeil, der in diese Richtung deutete, wo du hinbeten musst :ja:

Petrus
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Petrus »

blöde Frage, in diesem Zusammenhang:

was ist an dieser "Schlachter-Bibel" so toll?

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Vinzenz Ferrer
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Petrus hat geschrieben:
Dienstag 25. August 2020, 18:02
blöde Frage, in diesem Zusammenhang:

was ist an dieser "Schlachter-Bibel" so toll?
Die Übersetzung ist gut, weil schnörkellos und unaufgeregt. Guter Sprachstil: nicht zu gestelzt, nicht zu salopp.
Der Preis ist sehr günstig.
Glaube heißt Widerstand gegen die Schwerkraft. (Benedikt XVI.)

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Vinzenz Ferrer
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Petrus hat geschrieben:
Dienstag 25. August 2020, 18:00
bei der "Gideon-Bibel" handelt es sich nicht um eine Bibel, sondern nur um NT mit Psalmen
Stimmt! Ganz unproblematisch ist das nicht!
Glaube heißt Widerstand gegen die Schwerkraft. (Benedikt XVI.)

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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Siard »

Petrus hat geschrieben:
Dienstag 25. August 2020, 18:00
bei der "Gideon-Bibel" handelt es sich nicht um eine Bibel, sondern nur um NT mit Psalmen (normalerweise, falls in deutsch, Luther 1917, weil wohl inzwischen "gemeinfrei").
Der Gideonausgabe, die ich zu meiner Schulzeit bekam, lag die damals aktuelle Revision zugrunde.
Tatsächlich handelt es sich heute bei einer der benutzten Ausgaben um eine überarbeitete Version der 1912er Revision.
Petrus hat geschrieben:
Dienstag 25. August 2020, 18:00
schlechtes Papier, schlecht gebunden, schlechter Satz (ich mag Bücher).
Schade, daß zu hören.
Das war damals nicht so, auch nicht bei den Versionen, die ich später gesehen habe.
Die vergleichbaren Einheitsübersetzungen waren qualitativ jedenfalls nicht besser.

Die Beschränkung auf das NT mit Psalmen gab es nämlich auch bei bestimmten Ausgaben der Einheitsübersetzung.
Das die Psalmen enthalten sind, finde ich sehr begrüßenswert.

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Lycobates
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Lycobates »

Siard hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 04:12
Die Beschränkung auf das NT mit Psalmen gab es nämlich auch bei bestimmten Ausgaben der Einheitsübersetzung.
Das die Psalmen enthalten sind, finde ich sehr begrüßenswert.
Mit den Psalmen hat man ja den heute praktisch brauchbarsten Teil des AT.
(In dieser Beziehung wäre ein klassisches Brevier noch eher zu empfehlen, in dem alle Psalmen und sonstigen einschlägigen Stücke des AT stehen.
Ich habe mich immer gewundert, warum Christen heute etwa Numeri oder Levitikus oder weite Abschnitte der historischen Bücher lesen möchten, es sei denn aus rein dokumentarischem oder historischem Interesse, einen direkten asketischen (geistlichen) Nutzen erkenne ich da nicht.)
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
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Protasius
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Protasius »

Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 08:29
Siard hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 04:12
Die Beschränkung auf das NT mit Psalmen gab es nämlich auch bei bestimmten Ausgaben der Einheitsübersetzung.
Das die Psalmen enthalten sind, finde ich sehr begrüßenswert.
Mit den Psalmen hat man ja den heute praktisch brauchbarsten Teil des AT.
(In dieser Beziehung wäre ein klassisches Brevier noch eher zu empfehlen.
Ich habe mich immer gewundert, warum Christen heute etwa Numeri oder Levitikus oder weite Abschnitte der historischen Bücher lesen möchten, es sei denn aus rein dokumentarischem oder historischem Interesse, einen direkten asketischen (geistlichen) Nutzen erkenne ich da nicht.)
Paulus sah das anscheinend anders, schrieb er doch an die Römer (Röm 15,4):
Alles nämlich, was dereinst geschrieben wurde, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Geduld und durch den Trost der Schriften die Hoffnung haben.
Mir fehlt gerade die Zeit um tiefer darauf einzugehen, aber bspw. die Beschreibung bspw. des Tempelgottesdienstes ist nach meinem Dafürhalten für das Verständnis einiger Stellen des Neuen Testamentes sehr nützlich (man denke nur an den Hebräerbrief).
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Lycobates
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Lycobates »

Protasius hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 11:04
Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 08:29
Siard hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 04:12
Die Beschränkung auf das NT mit Psalmen gab es nämlich auch bei bestimmten Ausgaben der Einheitsübersetzung.
Das die Psalmen enthalten sind, finde ich sehr begrüßenswert.
Mit den Psalmen hat man ja den heute praktisch brauchbarsten Teil des AT.
(In dieser Beziehung wäre ein klassisches Brevier noch eher zu empfehlen.
Ich habe mich immer gewundert, warum Christen heute etwa Numeri oder Levitikus oder weite Abschnitte der historischen Bücher lesen möchten, es sei denn aus rein dokumentarischem oder historischem Interesse, einen direkten asketischen (geistlichen) Nutzen erkenne ich da nicht.)
Paulus sah das anscheinend anders, schrieb er doch an die Römer (Röm 15,4):
Alles nämlich, was dereinst geschrieben wurde, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Geduld und durch den Trost der Schriften die Hoffnung haben.
Mir fehlt gerade die Zeit um tiefer darauf einzugehen, aber bspw. die Beschreibung bspw. des Tempelgottesdienstes ist nach meinem Dafürhalten für das Verständnis einiger Stellen des Neuen Testamentes sehr nützlich (man denke nur an den Hebräerbrief).
Das lasse ich gelten.
Allerdings muß man sich im klaren sein, was unter „Belehrung“ genau gemeint ist.
Kein Katholik ist sein eigener Lehrer, und die wenigsten können und sollen sich in dieser Beziehung eigenständig betätigen.
In den meisten Fällen genügte eine Fußnote zur einschlägigen Stelle des NT in einem autorisierten katholischen Kommentar.
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Tinius »

Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 08:29
Siard hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 04:12
Die Beschränkung auf das NT mit Psalmen gab es nämlich auch bei bestimmten Ausgaben der Einheitsübersetzung.
Das die Psalmen enthalten sind, finde ich sehr begrüßenswert.
........
Ich habe mich immer gewundert, warum Christen heute etwa Numeri oder Levitikus oder weite Abschnitte der historischen Bücher lesen möchten, es sei denn aus rein dokumentarischem oder historischem Interesse, einen direkten asketischen (geistlichen) Nutzen erkenne ich da nicht.)
Da bist du in guter Gesellschaft:
Erasmus von Rotterdam an Capito hat geschrieben: Ich erwäge, dass die Kirche dem Alten Testament nicht so viel Wert zumessen solle. Das Alte Testament behandelt nur die Schatten, mit denen die Menschen eine Zeit lang leben mussten. Das Alte Testament (…) ist heute fast wichtiger geworden als die Literatur des Christentums. Auf die eine oder andere Weise beschäftigen wir uns emsig damit, uns vollständig von Christus zu distanzieren

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Lycobates
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Lycobates »

Tinius hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 13:46
Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 08:29
Siard hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 04:12
Die Beschränkung auf das NT mit Psalmen gab es nämlich auch bei bestimmten Ausgaben der Einheitsübersetzung.
Das die Psalmen enthalten sind, finde ich sehr begrüßenswert.
........
Ich habe mich immer gewundert, warum Christen heute etwa Numeri oder Levitikus oder weite Abschnitte der historischen Bücher lesen möchten, es sei denn aus rein dokumentarischem oder historischem Interesse, einen direkten asketischen (geistlichen) Nutzen erkenne ich da nicht.)
Da bist du in guter Gesellschaft:
Erasmus von Rotterdam an Capito hat geschrieben: Ich erwäge, dass die Kirche dem Alten Testament nicht so viel Wert zumessen solle. Das Alte Testament behandelt nur die Schatten, mit denen die Menschen eine Zeit lang leben mussten. Das Alte Testament (…) ist heute fast wichtiger geworden als die Literatur des Christentums. Auf die eine oder andere Weise beschäftigen wir uns emsig damit, uns vollständig von Christus zu distanzieren
Ich habe hier in meinem Tusculum Allens Bände nicht zur Hand.
Ich werde später vielleicht einmal nachschauen, obwohl der alte Gauner aus Rotterdam mir wenig bedeutet, und Theodisce schon gar nicht.
Als auctoritas taugt er keinesfalls.
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Protasius
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Protasius »

Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 12:24
Protasius hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 11:04
Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 08:29


Mit den Psalmen hat man ja den heute praktisch brauchbarsten Teil des AT.
(In dieser Beziehung wäre ein klassisches Brevier noch eher zu empfehlen.
Ich habe mich immer gewundert, warum Christen heute etwa Numeri oder Levitikus oder weite Abschnitte der historischen Bücher lesen möchten, es sei denn aus rein dokumentarischem oder historischem Interesse, einen direkten asketischen (geistlichen) Nutzen erkenne ich da nicht.)
Paulus sah das anscheinend anders, schrieb er doch an die Römer (Röm 15,4):
Alles nämlich, was dereinst geschrieben wurde, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Geduld und durch den Trost der Schriften die Hoffnung haben.
Mir fehlt gerade die Zeit um tiefer darauf einzugehen, aber bspw. die Beschreibung bspw. des Tempelgottesdienstes ist nach meinem Dafürhalten für das Verständnis einiger Stellen des Neuen Testamentes sehr nützlich (man denke nur an den Hebräerbrief).
Das lasse ich gelten.
Allerdings muß man sich im klaren sein, was unter „Belehrung“ genau gemeint ist.
Kein Katholik ist sein eigener Lehrer, und die wenigsten können und sollen sich in dieser Beziehung eigenständig betätigen.
In den meisten Fällen genügte eine Fußnote zur einschlägigen Stelle des NT in einem autorisierten katholischen Kommentar.
Hier ein Nachtrag mit etwas ausführlicheren Beispielen zum asketischen Nutzen der geschichtlichen Bücher des alten Testamentes aus einer Handausgabe seiner Bibelübersetzung, die Dr. Joseph Franz Allioli 1850 für die betrachtende Schriftlesung herausgab; aus diesem Grund enthält sie nur die nötigsten Kommentare, während etwa die vielen Anmerkungen über Varianten zwischen lateinischen, griechischen, hebräischen und chaldäischen Manuskripten oder archäologische und historische Erläuterungen seines großen Bibelwerkes überwiegend wegfielen. In der Einleitung gibt er dem Zweck des Werkes entsprechend bspw. folgende Anmerkungen zu den Büchern Levitikus und Numeri:
Im dritten Buche [Mosis] werden die nähern religiösen Vorschriften in Bezug auf Gottesdienst und priesterliches Amt gegeben. Auch diese orschriften haben in allen ihren Einzelnheiten einen sinnbildlichen Werth für uns Christen. In den verschiedenen Opfern der Israeliten ist uns das blutige und unblutige Opfer Christi veranschaulicht; denn auch dieses ist ein Schlacht-, Friedens-, Bitt-, Dank- und Sündopfer, das uns erst dann zur Rechtfertigung und Heiligung, ähnlich den Israeliten, verhilft, wenn wir damit das beschnittene Herz und den lebendigen Glauben verbinden. In den Ceremonien der Bestellung und Einweihung der Priester, und in den Reinigungsgesetzen wird uns die Heiligkeit des christlichen Priesterthums, und der allgemeine christliche Beruf an's Herz gelegt, vor allem die innerliche Reinigung zu suchen und zu bewahren. In den israelitischen Festen erblicken wir vorgebildet die heiligen Zeiten der Christen, und können uns auch aus den übrigen Sinnbildern überzeugen, wie Christus und seine Kirche das Sinnliche des Alten Bundes in das höhere Gebiet des Geistes hinaufgerückt haben. Allerdings ist von dem Christen nicht zu verlangen, daß er die geistige Beziehung dieser Sinnbilder auf seinen Glauben in ihrem ganzen Umfange erkenne, auch der unterrichtetste Christ wird darüber noch in einigem Dunkel bleiben; aber bei aufmerksamer Vergleichung kann er es in demüthiger Forschung zu immer größerer Klarheit bringen, und der Geist wird ihn von Wahrheit in Wahrheit leiten.

Im vierten Buche wird die Geschichte des vierzigjährigen Zuges durch die Wüste fortgeführt, und eine Ergänzung der politischen und religiösen Gesetze gegeben. Die Israeliten erscheinen da in geschlossenen Lagern und den Panieren ihrer zwölf Stammfürsten, geschaart und gerüstet zum Einzuge ins Land Chanaan. In diesem Zuge sehen wir so recht anschaulich die menschliche Herzenshärtigkeit und die göttliche Langmuth. Gott zieht vor den Israeliten her in der Wolken- und Feuersäule, speist sie mit dem himmlischen Manna, tränkt sie mit Wasser aus dem Felsen; aber sie murren und sind widerspenstig, selbst die Frommen unter ihnen straucheln. Gott schildert ihnen das herrliche Land, das ihr Erbe werden soll; aber sie wollen sich nicht bemühen, es zu erkämpfen; sie erlahmen im Streite und fordern in ihrem Uebermuthe Gottes Strafgerichte heraus. So kommen sie nach einigen Siegen unter Moses über die feindlichen Völker nur bis an die Grenze des verheißenen Landes. All dies ist ein sprechendes Bild unserer Reise durch das irdische Leben, das ein Streit ist, den wir wohl unter Entsagungen, aber in dankbarer Anerkennung der göttlichen Gaben und Tröstungen muthvoll kämpfen müssen, wenn wir das himmlische Land unsere eigentlichen Heimath erreichen wollen.
Diese Ausgabe enthält derartige kurze Erläuterungen für jedes Buch der Bibel, und nach meinem Dafürhalten wird daraus durchaus ein asketischer Nutzen dieser Bücher deutlich. Ich gebe freimütig zu, daß mir dies nicht unbedingt selbst eingefallen wäre, aber zu diesem Zwecke gibt es ja seit Jahrtausenden Kommentare der heiligen Schriften.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Irmgard
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Re: Bibelübersetzungen/-ausgaben

Beitrag von Irmgard »

Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 08:29
Ich habe mich immer gewundert, warum Christen heute etwa Numeri oder Levitikus oder weite Abschnitte der historischen Bücher lesen möchten, es sei denn aus rein dokumentarischem oder historischem Interesse, einen direkten asketischen (geistlichen) Nutzen erkenne ich da nicht.)
Richtig, aus dokumentarischem und historischem Interesse :) . Geht aber auch nicht wirklich ohne Kommentar. Und ohne Hebräisch-Hintergrund auch schwierig.

Gruß
Irmgard

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