Trisagion hat geschrieben: ↑Sonntag 6. Juni 2021, 18:40
Jesus hätte seine Lehre auch ohne menschliche Struktur verkünden können. Hat er aber nicht. Bereits zu seinen Lebzeiten gab es Organisation und Hierarchie bei seinen Nachfolgern, und zwar von ihm berufen.
Er hat sich Menschen mitgeteilt und Jünger angenommen, denen er Aufgaben auftrug. Hier ginge es aber um eine menschliche Organisation mit zumindest regional exklusivem (zugedachtem oder auch eigenem) Anspruch. Das sehe ich im NT so aber auch nicht, abgesehen von einer ordentlich verfassten Ortsgemeinde, die auch von ihrer Leitung her kein bezogen auf das Christentum an sich spalterisches Programm verfolgt.
"Meister, wir sahen einen, der trieb in Deinem Namen Dämonen aus; und wir wehrten es ihm, weil er nicht mit uns nachfolgt.
Und Jesus sprach zu ihm: Wehret ihm nicht; denn wer nicht wider uns ist, der ist für uns." Lk 9,49+50
Die Inkarnation Christi war ein Einschnitt in die Geschichte, und vorher ist nicht gleich nachher, egal welche Ähnlichkeiten man sieht.
Eine solche Annahme könnte man vertreten. Ich persönlich finde sie bezogen auf den Punkt des üblichen Versagens menschlicher Organisationen besonders über Generationenfolgen nicht überzeugend.
Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑Sonntag 6. Juni 2021, 15:40
Dafür gibt es nicht so viele Möglichkeiten, wenn man annimmt daß Gott nicht ständig Wunder wirkt
Hältst du das Wirken des Heiligen Geistes für ein Wunder?
Wo er inspirierend sichere Wahrheit vermittelt an einer Stelle wo z.B. ein Text (wie die Bibel) niemals eine solche Sicherheit bieten kann - aber selbstverständlich, per Definition. Ein Wunder ist schlicht eine übernatürliche Begebenheit.
Es ginge um die Steuerung des Leibes Christi durch den Geist Gottes im einzelnen Christen. Nach meinem Verständnis würde das nicht bedeuten, daß alle Christen dann einer (wahren) Meinung sein müßten, sondern, daß sich aus dieser Lenkung eben "von selbst" der Leib Christi formt und in der Welt agiert.
Vielmehr ging es mir um die schier endlose Aufsplitterung des Protestantismus.
Wobei soetwas wie die EKD dem ja auch entgegensteht. Aber es gibt eine solche Tendenz, ja das würde ich auch sagen.
Wenn man aber nun überlegst, wie man mit Menschen als Instrument die Anzahl der Wunder minimieren kann die nötig sind um Christi Lehre zu erhalten, entwickeln und anzupassen, dann ist das katholische System eine ziemlich offensichtliche Antwort. (Wobei ich nicht behaupten würde, jedes Detail sei da notwendig... ich denke da ist auch viel Akzidentales eingebaut. Aber das Prinzip macht eben Sinn.)
Als einen Teil des Ganzen kann ich das als etwas anerkennen, das unterm Strich auch seinen Sinn hat. Aber wäre es in dieser menschlichen Form nötig gewesen? Ich neige dazu zu meinen, daß dem nicht so ist. Und ich habe spätestens Zweifel ab dem Punkt, an dem eine doch recht enge Verbindung mit weltlicher Macht eingegangen wurde. Wobei das nach den Christenverfolgungen auch menschlich verständlich war, schon aus Selbstschutz. Aber da fing wohl auch manche Verwässerung an, die sich in der heutigen Zeit vielleicht erst langsam auflöst. Nur einige etwas grob geschnitzte Gedanken dazu.
Ich bin ja nicht Christ, weil ich einem Bischof folge.
Ja, zumindest was Christen betrifft, die sich bewußt entschieden hatten Christ zu werden.
Ich habe einen Bischof, weil ich Christus folge.
Was mich angeht, fühle ich tatsächlich nicht in solcher Weise Zugehörigkeit zu einem Christen, der "Bischof" genannt wird. Und nun?
Die fundamentale Zugehörtigkeit zu Christus, die Gaben des Heiligen Geistes, etc. ... dies alles ist mir durchaus als Individuum gegeben. Das ist so ein bißchen wie der Fakt, daß alle meine Zellen meine DNS tragen.
Gut.
Solche Krebszellen sind feindlich meinem Körper, auch wenn sie in gewissem Sinne meine eigenen Zellen sind. Hingegen macht eine gute Leberzelle ihre Arbeit in der Leber, eine gut Lungenzelle in der Lunge, und die Steuerung des ganzen kommt eben am Ende von den Hirnzellen.
Wenn der Geist Gottes direkt als Seele den Leib lenkt, wieso sollte er nicht direkt auf jede Zelle einwirken, ganz ohne "Vorsitzenden des hohes Rat der Körperzellen"?
Aber das eine widerspricht dem anderen ja nicht.
Letztlich war die Frage, worin man Spaltung erkennen will. Ich denke aus meinem Zitat weiter oben könnte man schon ableiten, daß es da nicht immer um vollzogene Gemeindespaltungen geht, sondern auch um etwas auf dem Niveau von Streitereien, das sich in getrübten Beziehungsqualitäten in der Ortsgemeinde auswirkt.
Und der größte Teil der Dinge, die festgezurrt wurden, wurden festgezurrt weil das notwendig war.
War es das wirklich immer? Zustimmen werde ich sicherlich darin, daß das Christentum kein beliebiges Etwas ohne Konturen ist. Auf der Ebene in unserer Weltgegend verbreiteter biblisch-kanonischer Inhalte fühle ich mich da ersteinmal ganz wohl in der Art eines gemeinsamen Nenners.
Es gab da ganz ernsthaften Streit, und eine Entscheidung wurde erforderlich. Dogma ist gößtenteils reaktiv. Wer diese Dinge zurücknehmen will beschwört nur wieder dieselbe Zerreißprobe.
Diese Haltung, daß ein Streit damit oft sinnvoll-christlich beigelegt werden kann eine verbindliche Antwort festzulegen teile ich nicht. Ich sehe Streit als Folge dessen, daß Christen die Überzeugungen anderer Christen nicht in einem angemessenen Maße akzeptieren wollen, da sie eben streitsüchtig sind. Ich meine, daß vieles offenbleiben sollte, nicht allgemeinverbindlich "entschieden" und daß solche "Entscheidungen" spaltend und somit sündig sein können.
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15