Bruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 28. September 2021, 17:00
Trisagion hat geschrieben: ↑Dienstag 28. September 2021, 16:51
Aussagen von Cassian bzgl. katholischer Theologie sind cum grano salis zu genießen. [...]
Es würde wohl nicht schaden, wenn du Martinas Frage aus katholischer Sicht beantworten könntest.
Im allgemeinen gerne. Aber in diesem Fall gibt Cassian ja zu, daß "der Vatikan" bereits die richtigen Dinge sagt. Er behauptet nur, daß dies "rein nominalistische Kategorien" sein. Man darf hier wohl davon ausgehen, daß Cassian keinerlei Ahnung hat was Nominalismus wirklich bedeutet. Was er hier vermutlich meint ist vielmehr, daß "der Vatikan" leere Worthülsen von sich gibt, also Lippenbekentnisse an überlieferte Lehren abgibt ohne zu wissen oder daran interessiert zu ein was sie bedeuten, und ohne Konsequenzen für andere Dinge die "der Vatikan" so sagt.
Aus dieser Cassian'schen Verachtung für die katholische Kirche, die ihr nicht mal mehr zugesteht doch zu sagen was sie auch meint, schließt nun Martina, daß Katholiken - und zwar offenbar eine Vielzahl, nicht nur etwa eine Elite akademischer Theologen - irgendwie in kognitive Dissonanzen bei ihrer Glaubenspraxis verwickelt werden. Das ist eine komplett merkwürdige Art die katholische Kirche über den grünen Klee zu loben, um sie dann ablehnen zu können. Schön wäre es ja, wenn jede theologische Ungereimtheit Schockwellen der Entrüstung durch die katholische Kirche senden würden, und jede Oma ihren Rosenkranz beiseite wirft und verzweifelt scholastische Quellen studiert um das Problem zu lösen. Aber es ist nicht so, und ich habe nicht die geringste Ahnung was ich dazu sagen soll. Vielleicht ist das motiviert von der Hoffnung, daß die Katholiken sich alle auf einmal ganz furchtbar schlimm beim Beten fühlen und dann schleunigst Orthodox werden.
Eine Person is definiert als (1)
substantia substantiell, also nicht akzidental; (2)
completa vollständig, kein Teil und nicht fähig Teil zu sein, (3)
per se subsistens aus sich selbst heraus und für sich selbst existierend, die eigene Natur und Akte besitzend, letztendlicher Träger der eigenen Attribute, nicht durch etwas anderes existierend, (4)
separata ab aliis existierend auch getrennt von anderem, und (5)
rationalis naturae vernunftbegabt. Eine Hypostase bezeichnet ein konkretes individuelles Dasein, eine individuelle Existenz, jedenfalls nach Chalcedon 451 AD (vorher gab es etwas Begriffsvermischung). Das bedeutet im wesentlichen Attribute (1) bis (4), eine Person ist demnach eine vernunftbegabte Hypostase. Eine Hypostase ist Träger der Natur und das konkrete Subjekt des Seins und Tuns, quasi die Realisierung der Natur. Hingegen ist die Natur das wodurch die Hypostase existiert und agiert, quasi das was die Hypostase realisiert.
In Gott wird das
separata ab aliis auf für uns ungewöhnliche Weise realisiert, weil es durch relative Beziehungen geschieht. Das geht nicht in uns Menschen: man kann mich nicht als "Vater" von anderen Menschen echt unterscheiden, weil ich eben auch "Sohn" bin. Was ich bin hängt vom Zusammenhang ab, ich bin meines Vaters Sohn aber meines Sohnes Vater. Jedoch ist für uns Menschen die Vaterschaft an sich von der Sohnschaft an sich verschieden, es ist nicht dasselbe Sohn und Vater zu sein, auch wenn ich beides sein kann. In Gott gibt es aber nichts außer Gott, es gibt keine abstrakten Begriff der auf Gott vererbt werden könnte. Wenn Gott Vater ist, ist Gott Vaterschaft, wenn Sohn, Sohnschaft. Die Unterscheidung wird real weil Gott einfach
ist und
einfach ist. Aber es passiert trotzdem nicht mehr, weil es immer noch nur ein Beziehung ist. Ich kann damit nicht irgendwie Gott weiter aufspalten.
Die Verbildlichung a la Rublev in drei menschliche Personen ist nicht schlecht, denn diese drei Personen haben ja auch ein und dieselbe menschliche Natur. Wir müssen uns tatsächlich soetwas vorstellen wie drei verschiedene menschliche Personen um nicht in Modalismus zu verfallen. Aber andererseits gibt es hier auch ein Problem, nämlich das der Körperlichkeit und Zeitlichkeit. Denn konkret unterscheiden wir diese menschlichen Personen ja stark an ihrer Lokalisierbarkeit (dieser hier, jener dort) und ihren Änderungen (jener macht dies, dieser macht das). Aber stellen wir uns vor wir hätten perfekte Zwillinge, und irgendwie schieben wir sie ineinander bis sie räumlich genau übereinanderliegen, und dann halten wir die Zeit an. Welcher Zwilling ist jetzt welcher? In der Situation sind wir mit Gott. Und wer das nicht sieht macht eben den Fehler des Tritheismus, denkt sich eben die Verschiedenheit der Personen als verschiedene Götter. Und ich möchte darauf hinweisen, daß es letztlich nicht hilft zu sagen, daß der Sohn in der Welt dies macht, der Heilige Geist aber das, etc. Egal inwiefern man das überhaupt sagen kann, und woher man dies glaubt zu wissen - worauf es sich bezieht, also was z.B. der Sohn ist, kann es nicht definieren. Denn die Trinität wird ja nicht durch die Welt hervorgerufen, sie würde in Gott auch ohne Schöpfung existieren. So oder so müssen wir uns auf Vorgänge in Gott beziehen um die Personen zu unterscheiden.
Womit wir dann schließlich bei der Monarchie des Vaters wären. Was auch immer man sonst über den Vater sagen kann, er ist auf alle Fälle der Ursprung der beziehungsgebenden Vorgänge innerhalb Gottes die uns zu den drei Personen führen. Er ist in diesem Sinne die Ursache der Trinität. Der Vater ist logisch (aber nicht zeitlich) vor der Trinität, denn von ihm der Sohn und dann auch der Heilige Geist (ohne in die umstrittenen Details einsteigen zu wollen). Es ist die Vaterschaft in Gott die die Trinität überhaupt erst hervorbringt, von der dann alles kommt was nicht Gott ist, insofern ist der Vater der prinzipielle Monarch. Das ist wie man sieht im Einklang mit dem bereits gesagten, es ist einfach eine Erklärung dessen wie es sich mit den Beziehungen in Gott konkret verhält.