Lange lange keine Zeit gehabt hier zu schreiben. Endlich mal Zeit, um diese Diskussion etwas zu beleben. Caviteno, bist du noch da?
Ich sehe keine grundsätzliche Veränderung. Dank Angela Merkels Interview wissen wir aber nun, dass der Westen das Minsker Friedensabkommen nur als Vorwand wollte, um Zeit für die Aufrüstung der Ukraine zu gewinnen. Dank dem ukrainischen Verteidigungsminister Reznikov wissen wir seit vorgestern, dass die Ukraine (Zitat) „eine NATO-Mission“ ausführe. (… und deshalb jede erdenkliche Unterstützung verdient habe)
Man könnte anführen, die „Verschwörungstheorien“ haben sich (mal wieder) bewahrheitet.
In der „
Ostkokaine“ (Baerbock) geht das Gemetzel ungehindert weiter. Die Ukraine hält an ihrer Strategie fest, keinen Zentimeter zu weichen. Militärisch ist das unklug und kostet viele Soldatenleben, aber für die Aufrechterhaltung des Narrativs der siegreichen und widerstehenden Ukraine unentbehrlich. Die Illusion eines ukrainischen Sieges muss unter allen Umständen aufrecht erhalten werden, um weiterhin Gelder in die Ukraine pumpen zu können. (und von dort übrigens relativ schnell wieder raus

)
Die Ukraine hängt nun vollends an der Herz-Lungen-Maschine des Westens. Die eigenen Militärbestände waren bereits im Juni/Juli praktisch zerstört. Die Lieferungen von aufgemöbelter Sowjettechnik und NATO-Artillerie sind jetzt erschöpft. Oder wie Biden vor 3 Tagen sagte: „Right now, the war in Ukraine is at a critical point“.
Was auch die plötzlichen Panzerlieferungen erklärt. Hatten nicht alle westlichen „Großkopferten“ noch vor Wochen erklärt, man werde keine Panzer nie nie nie an die Ukraine liefern?
Die NATO befindet sich in einer Zwickmühle. Man kann die Ukraine nicht verlieren lassen, ohne seinen eigenen Untergang einzuleiten. Man kann aber auch nicht gewinnen. Also versucht man immer weiter zu eskalieren und hofft ... auf ein Wunder? (spontaner Regime-Change in Moskau? Viel Glück!)
Der internationale Söldnermarkt ist leergefegt. Im Moment werden reguläre Soldaten als Freiwillige oder Söldner angeworben. Insbesondere Tausende Polen sollen sich in der Ukraine befinden. Es sind aber auch nicht wenige englischsprechende "Freiwillige" an der Front, dazu gibt es Unmengen an Videoaufnahmen auf Telegram. Diese „Advisors“ erinnern mich an den Vietnamkrieg, als die USA ebenfalls einen stetig steigenden Anteil an „Advisors“ nach Südvietnam sandten, ehe man irgendwann bei zehntausenden Advisors im Land war. (Die auch nicht reichten und schließlich durch reguläre Einheiten verstärkt werden mussten).
Wie wir in den letzten Monaten sahen, kennen die Leute in Washington, London und Berlin keinen Rückwärtsgang, keinen Kompromiss. Wie schon von mir hier zitiert, wir sind wieder bei „Kampf, Sieg oder Tod“ angekommen. Hat nicht mal 100 Jahre gedauert. Wird es also zur direkten Konfrontation zwischen der NATO und der Russischen Föderation kommen?
Ich weiß es nicht. Alles nur Spekulation. Aber wenn ich mir die Fakten ansehe, dann tendiere ich mittlerweile zu einem Ja. Was soll die NATO auch anders machen, wenn die Ukraine schließlich fällt? Man wird Polen (und ggf. Rumänen) schicken und jeder kann sich ausmalen, was ein Einmarsch von ihnen in die Ukraine bedeuten wird.
Waffensysteme:
Mit Kritik wurden meine Äußerungen vor Monaten aufgenommen, als ich über die unterlegenen Fähigkeiten westlicher Waffen im Vergleich zu russischen Waffen schrieb. Mittlerweile lässt sich auch in der hiesigen Presse nachlesen, dass die deutsche Panzerhaubitze 2000 für derlei intensive Artilleriegefechte nicht geeignet und reparaturanfällig sei.
Die amerikanischen M777 und (schlimmer noch) die französische Cesar Geschütze haben sich für einen Konflikt dieses Ausmaßes als ungeeignet erwiesen. Wir sehen die gleiche Problematik bei der Luftverteidigung - weder NASAMS noch deutscher IRIS-T gelingt es, wenigstens die Hauptstadt Kiews zuverlässig zu verteidigen. Auch hier gibt es Handyaufnahmen von Kiewer Hochhäusern die zeigen, wie sich die Systeme erfolglos mühen, wenn sie Raketen oder Drohnen statt SU-27 Flugzeuge (die außer Reichweite bleiben) abfangen sollen.
Von den in Serie produzierten russischen Hyperschallraketen Zirkon und Kinzhal sprechen wir da noch gar nicht. Ausgerechnet bei der Frankfurter Rundschau erschien gestern ein Artikel, der das Thema mal aufgriff:
https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg ... 3708.html
Im Westen wird man das Thema treiben. Treiben müssen. Und sicherlich an entsprechenden Äquivalenten arbeiten. Aber das wird Jahre dauern. Von den Produktionskapazitäten reden wir da noch nicht.
Es wäre schon damit geholfen, wenn man seine Philosophie bei der Militärtechnik überdenkt. Bei den Russen ist eine Haubitze eine Haubitze und macht genau das. Wir bauen Haubitzen, die aber auch gleichzeitig Flugabwehr sein sollen und am besten auch noch Kaffee kochen können. Viel Spaß beim insten! Die F-35 ist hier auch ein exzellentes Beispiel. Darüber haben wir schon beim Barras gewitzelt. Statt Zeug mit (unnötigen) Funktionen vollzustopfen und unnötig zu verteuern, Konzentration auf die ureigene Aufgabe!
Wirtschaft EU
Je nachdem wo und wen man liest, sind wir auf dem Weg in eine tiefe Rezession oder nur eine milde Abflachung. Das Bild ist momentan für mich nicht ganz klar. Es gibt Indikatoren für eine Rezession (z.B. Industrieproduktion). Die Energiepreise sind in Europa stark gestiegen. Weltweit produziert die Industrie in Europa am teuersten. Das spricht nicht für rosige Aussichten. Wir haben einige Insolvenzen in Deutschland in den letzten Monaten gesehen, es dürften noch einige hinzu kommen. Obs aber zu einem wirtschaftlichen Kollaps kommt? Das bezweifle ich derzeit. Vermutlich eher ein langes langsames Leiden. Kann sich derzeit aber wöchentlich ändern. Wir werden sehen.
Die EU scheint wild entschlossen, dass eingeforene russische Kapital zu stehlen und schickt Estland zur Vorarbeit vor. Entgegen übrigens allen internationalen Regeln. Wie war das noch mit der Wichtigkeit von Regeln, Völkerrecht und rule-based order? Mal wieder ein Beispiel für die westliche Doppelmoral, wird es in der Welt heißen. Eine rechtliche Grundlage gibt es laut Äußerungen zahlreicher Juristen für diese Piraterie nicht. Ist den Mächtigen aber egal. Gehört werden von denen bekanntlich nur noch Spezialisten, welche die eigene Meinung untermauern. In der Corona Pandemie war das bereits allzu offensichtlich.
Ich glaube persönlich ja, dass Leute wie von der Leyen, Baerbock, Lindner & co. ihren persönlichen Kick daraus ziehen, sich über Gesetze und Regelungen hinwegzusetzen. Nach dem Motto: „Seht her, ich bin so mächtig, ich kann das machen - keiner kann mich stoppen“.
Man wird sicherlich irgendeinen Vorwand konstruieren und den hiesigen Zeitungen den Befehl zum Feiern geben: („Kein Geld mehr für Aggressoren“ usw.) aber langfristig wird es Europa als sicheren Hafen für Finanzmittel zerstören. Warum sollte ein Bin Salman oder der Emir von Katar noch einen cent in Europa deponieren, wo es entgegen internationalem Recht nach Lust und Laune plötzlich gestohlen werden kann? Die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen sind dahin.
Wirtschaft Ukraine
Ob man von einer Wirtschaft in der Ukraine mit Ausnahme von Agrarwirtschaft noch sprechen kann, sei dahingestellt. Die großen Fabriken sind zerstört, die kleinen können wegen Stromausfällen nicht produzieren. Offiziell erlitt das BIP „nur“ einen 30% Rückgang, aber wenn man versteht, dass auch die Milliarden aus dem Westen zur Wirtschaftsleistung bei der Berechnung gezählt werden, wird die Zahl plausibel.
Ebenso wie in der EU sollen die USA auch in der Ukraine aktiv um Unternehmen zur Übersiedelung werben. Oder wie manche schreiben: „USA auf Plündertour“. Ich kann das nicht überprüfen, daher Spekulation. Ergibt aber Sinn. Das zerstört zwar ukrainische Arbeitsplätze, aber schützt letztlich die Investoren der ukrainischen Wirtschaft. Und wollen wir wetten, der Name eines dieser großen Investoren beginnt mit „Ze“ ?

… na, für welche Variante wird er sich wohl entscheiden? Arbeitsplätze für Ukrainer oder eigenes Vermögen?
Es ist eine wahre Trägödie und bestürzend, was mit der Ukraine und seinem Volk dieser Tage geschieht.
Russische Wirtschaft
Nun, die russische Wirtschaft steht bekanntlich jeden Monat kurz vor dem Kollaps,
erklärte uns schon im Juni 2022 Robert Habeck, ihr Militär muss schon
Kühlschränke für Mikrochips und Controller schlachten (laut von der Leyen) und laut dem UK Secretary sind Russland übrigens schon im Mai 2022
die Waffen ausgegangen. Letzteres wird mittlerweile im 2-Wochen-Takt vermeldet, bevor dann mal wieder 100 Raketen die Militär- und Infrastruktur zerstören. Wer’s noch glaubt, …
Man kann das alles als plumpe Westpropaganda abtun, aber ich persönlich erhalte ja das schockierende Gefühl, dass die führenden EU-Personen tatsächlich selbst an ihre Propaganda glauben.
Es gab mal eine Zeit, noch gar nicht so lange her, da war der Westen absolut führend in Sachen (militärische) Planung, Strategie und Aufklärung. Davon ist praktisch nichts mehr übrig. Es ist genau wie ich seit Februar hier schreibe - man malt sich die Realität so, wie man sie gerne hätte. Fakten werden ausgeblendet. Uns kostet das den Wohlstand und - womöglich - beschert es uns sogar einen Krieg.
