Gelobt sei Jesus Christus!
cantus planus hat geschrieben:Wenn der Staat bereit wäre, die Erhaltungskosten für alle Kunstwerke und denkmalgeschützten Gebäude zu übernehmen, wäre die Kirche vermutlich mit Kusshand bereit, ihre sagenhaftes "Vermögen" abzutreten.
Das würde wohl kaum ausreichen.
Mit den 50 Mrd. Euro Barvermögen, die der Vorabbericht des Spiegels nennt, dürfte nicht das Immobilienvermögen gemeint sein, sondern das Anlagevermögen und die Barreserven der Rechtsträger innerhalb der Katholischen Kirche. Das Gesamtvermögen - inkl. der Immobilien und dauerhaften Unternehmensbeteiligungen - beziffert Frerk in seinem Buch "Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland" von 2002 wesentlich höher. Allerdings sind die Schätzmethoden, die er dabei verwendet hat, zum Teil extrem fragwürdig, so dass man die Gesamtzahl nicht ernstnehmen kann.
In dem liquiden Anlagevermögen sind jedoch nicht nur die Baurücklagen enthalten, sondern auch die allgemeinen Rücklagen, weitere Rücklagen und vor allem die Mittel für die Altersversorgung der Priester, Kirchenbeamten und Ordensleute sowie die Zusatzversorgung der kirchlichen Angestellten und Caritas-Mitarbeiter (und außerdem noch Stiftungsmittel etc). Der Staat müsste also nicht nur die Erhaltungskosten für die Kunstwerke und denkmalgeschützten Gebäude übernehmen, sondern vor allem die Pensionslasten, denn der größte Teil der kirchlichen Rücklagen entfällt auf diese.
Aber darum geht es Frerk und den Atheisten gar nicht. Die wollen eine strikte Trennung von Staat und Kirchen durchsetzen, was aber gar nicht möglich ist, wenn man das Grundgesetz und seine Intention respektiert.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich denke, es geht hier weder um eine Neidkampagne noch um betriebswirtschaftliche
Überlegungen zum Schaden der Kirche, sondern darum, die Kirche tatsächlich ihres
Immobilienbesitzes zu entledigen. Grundeigentum hat eine gar nicht zu überschätzen-
de „realsymbolische“ Bedeutung. Da wollen sie mittel- bis langfristig ran.
Das halte ich für unwahrscheinlich. Der Spiegel greift das Thema "Kirche und Geld" vermutlich deshalb auf, weil es durch das eklatante Fehlverhalten des em. Bischof Mixa im Zusammenhang mit der Kinderheim-Stiftung in Schrobenhausen ein verstärktes öffentliches Interesse erhalten hat. Agenda setting nennen Medienwissenschaftler dieses Phänomen: Wenn ein Thema einmal in der Öffentlichkeit ist, folgen weitere Beiträge. Das hat mit der menschlichen Neugier zu tun und ist ein allgemeines Phänomen. Das muss nichts mit dem Hass gegen die Kirche zu tun haben.
Atheistischen Agitatoren wie Frerks geht es dagegen um die weitere Entflechtung von Kirche und Staat. Sie wollen vor allem die Unterhaltszahlungen des Staates an die Kirchen als Ausgleich für die umfangreichen, entschädigungslosen Enteignungen des Reichsdeputationshauptschlusses kippen. Außerdem sind ihnen die Übernahme gesellschaftlicher Aufgaben durch die Kirche und die staatlichen Zahlungen dafür ein Dorn im Auge. Als drittes kritisieren sie den Einzug der Kirchensteuer durch den Staat (obwohl dieser damit gutes Geld verdient) und die Absetzbarkeit der Kirchensteuer im Rahmen der Einkommensteuererklärung. Ob die Kirche Grundbesitz hat, ist ihnen mehr oder weniger egal. Das ist aus ihrer Sicht Privatangelegenheit der Religionsgemeinschaften.