Pilgerer hat geschrieben:Zu was für einen Kaiser hatte der Papst Napoleon gekrönt? Mit was für einem Ritus geschah das? Das ereignete ja schon 184, als das Heilige Römische Reich (HHR) noch existierte.
Mit einem selbstgestrickten, der viele traditionelle Elemente enthielt, hat Napoleon sich selbst gekrönt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserkr%C ... apoleons_I.
Gegen 1 Uhr begann die Zeremonie mit dem Einzug des Papstes in die Kathedrale. Pius VII. schritt in prachtvollen Gewändern und mit der Tiara auf dem Kopf unter einem Baldachin durch die Reihen der höchsten kirchlichen Würdenträger des Landes. Er segnete alle Anwesenden und betete vor dem Altar, bevor er auf einem für ihn aufgestellten Thron Platz nahm. Napoleon und Joséphine waren gegen 11 Uhr vor Notre-Dame angekommen. Man begab sich dann in den benachbarten Palast des Erzbischofs, um sich umzuziehen.
Unter den Klängen einer von Giovanni Paisiello geschriebenen Messe, die von einem über vierhundertköpfigen Chor und zwei Orchestern vorgetragen wurde, betrat das Kaiserpaar gegen 11:45 Uhr dann die Kathedrale. Neben dem von Napoleon geschätzten Italiener hatten auch Jean François Lesueur und Abbé Roze Musik für die Krönung komponiert. Als erstes kamen Herolde, Pagen, Kammerherren, die Großmeister der Zeremonien, Marschälle und Stallmeister. Marschall Murat trug die Krone Joséphines auf einem Kissen. Dann folgte die Kaiserin. Ihre Schleppe wurde von den Schwestern Napoleons, der Frau seines Bruders Joseph und seiner Adoptivtochter getragen. Jede von ihnen hatte ihre eigene kleinere Schleppe, die von Kammerherren getragen wurde. Dann betrat das Gefolge Napoleons den Raum. Mehrere Marschälle trugen seine Krone, das Schwert und den Reichsapfel. Seinen Mantel trugen seine Brüder Joseph und Louis und seine vormaligen Mitkonsuln Lebrun und Cambacérès. Nachdem das Kaiserpaar und die Großwürdenträger in der Kathedrale waren, wurden die kaiserlichen Insignien auf dem Altar plaziert. Der Kaiser sank kurz zum Gebet auf die Knie und setzte sich dann neben den Altar. Der Papst begann nun eine Messe abzuhalten. Es folgte die Salbung mit heiligem Öl an Stirn, Armen und Händen von Napoleon und Joséphine. Kardinal Fesch tupfte in seiner Position als Großalmosenier das Öl dann wieder ab. Die Salbung des Kaisers sollte ursprünglich nicht Teil der Krönung sein, sondern bereits vorher stattfinden, doch Verzögerungen bei der Anreise des Papstes hatten es erzwungen, Salbung und Krönung zu kombinieren.
Nach der Salbung segnete Papst Pius die Krone, das Zepter sowie das Schwert und das Kaiserpaar begab sich die Stufen zum Altar hinauf. Napoleon gürtete sich das Schwert um, nahm das Zepter und die "Hand der Gerechtigkeit" (main de justice), welche er dann an Lebrun und Cambacérès weiterreichte. Dann ging Napoleon zum Altar, nahm die Krone und hielt sie mit der rechten Hand hoch, bevor er sie sich, den Anwesenden zugewandt, aufsetzte. Der Kaiser legte daraufhin die Krone wieder auf dem Altar ab und setzte sich einen goldenen Lorbeerkranz auf den Kopf. Die mittlerweile vor ihm kniende Joséphine krönte er, indem er die Krone der Kaiserin kurz seinen eigenen Kopf berühren ließ und ihr dann aufsetzte. Offenbar saß die Krone noch nicht richtig, denn der Kaiser hob sie noch einmal hoch und setzte sie seiner Gemahlin ein zweites Mal auf. Dieser Moment ist im weltbekannten Gemälde Jacques-Louis Davids festgehalten. Hierauf schritten Kaiser und Kaiserin durch das Kirchenschiff zu den Thronen. Ihre Krönungsmäntel wurden von den Brüdern und Schwestern Napoleons getragen. Das Paar setzte sich, ebenso die Kronvasallen. Der Papst segnete nun beide und sprach: "Vivat in aeternum semper Augustus!" Gleiches war auch bei der Krönung Karls des Großen im Jahre 8 in Rom gerufen worden. Die zur Salbung und Krönung unterbrochene Messe wurde jetzt beendet. Nun trat Cambacérès als Präsident des Senats flankiert von den Präsidenten des Corps législatif und des Tribunats an den Kaiser heran und überreichte ihm das Schriftstück mit seiner Eidesformel. Sie lautete:
„Ich schwöre, die Unversehrtheit des Staatsgebietes der Republik zu erhalten, die Gesetze des Konkordats und die Glaubensfreiheit, die Gleichheit vor dem Gesetz, die politische und bürgerliche Freiheit, die Unwiderrufbarkeit des Verkaufs der Nationalgüter selbst zu respektieren und dafür zu sorgen, dass dies alles respektiert wird; Steuern und Abgaben nur kraft Gesetzes zu erheben, die Institution der Ehrenlegion beizubehalten und nur unter dem Gesichtspunkt des Interesses, des Glücks und des Ruhmes des französischen Volkes zu herrschen.“
Der höchste Herold des Reiches verkündete jetzt: "Der glorreichste und erhabenste Kaiser Napoleon, Kaiser der Franzosen, ist gekrönt und inthroniert; es lebe der Kaiser!" Alle Anwesenden stimmten lauthals ein und die Glocken läuteten erneut, Geschützdonner verkündete der Stadt die Inthronisierung. Anwesende Prinzen, Großwürdenträger, Oberhofbeamte und die Präsidenten des Senats, des Corps législatif und des Tribunats unterzeichneten im Anschluss noch ein Protokoll über die Ableistung des Eides. Gegen 15 Uhr war die Zeremonie beendet und das Kaiserpaar und ihr Gefolge verließen die Kathedrale und fuhren anschließend eine ausgiebige Runde durch die Straßen von Paris, die vom Volk gesäumt wurden. Fünfhundert Lakaien mit Fackeln sowie zahlreiche Kronleuchter und Gaslampen an Gebäuden leuchteten den Weg in der beginnenden Dämmerung aus.