Tertullian und Taufe

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Clemens
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Tertullian und Taufe

Beitrag von Clemens »

Für gewöhnlich hört/liest man im Gefolge von Aland, dass die Kindertaufe erst im 3.Jhdt. allgemein eingeführt wurde, wogegen sich Tertullian gewehrt hätte (in evangelikalen, insbesondere [ana]baptistischen Kreisen ist diese These recht populär).

Dagegen behaupte ich bei Gelegenheit regelmäßig:

1.Die Kindertaufe wurde schon von den Aposteln praktiziert (sollten Cornelius und der Kerkermeister v.Philippi wirklich gar keine Kinder im Hausstand gehabt haben? - und selbst falls tatsächlich nicht: der Begriff "mit seinem ganzen Hause" legt m.E. nahe, dass die Apostel alles getauft hätten, was unter der Botmäßigkeit von der beiden stand, im Eventualfalle also auch Kleinkinder).

2.Dass die Kindertaufe schon sehr früh üblich war, belegen Polykarp ("schon 86 Jahre Diener des Herrn") und Origenes (dessen Großeltern als Kinder getauft wurden).

3. Wäre die Kindertaufe tatsächlich später eingeführt worden (von wem? per Ukas aus Rom?) so wäre doch gewiss ein Streit darüber ausgebrochen, dessen Reflexe sich in irgendwelchen Quellen - und sei´s abwertend - erhalten haben müssten.

4. Tertullian ist nun nicht Zeugnis des Widerstandes gegen eine Neuerung, sondern erster aktenkundiger Aufkündiger des bisherigen allgemeinkirchlichen Konsenses.



Hab ich recht?

Oder muss ich mir einen Denkfehler oder ein Informationsdefizit vorhalten lassen?

Um Weiterbildung bestrebt, grüßt
Clemens

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Während des Studiums sind wir bei allen Sakramenten auf die Bibel hingewiesen worden, und hier nicht nur bei der Taufe generell, sondern auch speziell auf die Kindertaufe.
Da sind wir auch auf Kornelius aufmerksam gemacht worden, der sich ja mit seinem ganzen Haus taufen ließ. - Ist also katholische Sicht.

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Gibt es also keinen vernünftigen Grund, wie man mir widersprechen könnte?

(Ich hatte immer das dumpfe Gefühl, da müsse - weil Aland doch ein gescheiter Mann war - doch noch mehr dahinterstecken,
nur hatte ich keine Lust, seine Schrift zu ermitteln, zu bestellen und zu lesen)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Clemens hat geschrieben:Gibt es also keinen vernünftigen Grund, wie man mir widersprechen könnte?

(Ich hatte immer das dumpfe Gefühl, da müsse - weil Aland doch ein gescheiter Mann war - doch noch mehr dahinterstecken,
nur hatte ich keine Lust, seine Schrift zu ermitteln, zu bestellen und zu lesen)
Wenn du unbedingt ein Gegenargument haben willst: Die Kinder hatten damals nichts zu sagen und daher können nur die Erwachsenen gemeint, wenn es heißt sein ganzes Haus.

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Das ist doch kein Argument gegen die Kindertaufe!?
Auf die Meinung der Babies bzgl. Taufe wird heute auch nur in den seltensten Fällen Rücksicht genommen.

Bleibt es also dabei, dass es außer den biblizistischen Argumentationen keine Gründe gibt, an der Urkirchlichkeit der Kindertaufe zu zweifeln?

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Ist das einzig mir bekannte Gegenargument. - Aber es gibt ja genügend Wiedertäufer oder auch Freikirchen, die bestimmt noch mehr Argumente dagegen kennen.
Vielleicht müsste deine Frage daher in die Klausnerei verschoben werden? :hmm: :mrgreen:

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Linus
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Beitrag von Linus »

Der Schwiegervater meines Schwagers, dessen Freikirche die Wiedertaufe praktiziert (keineswegs verpflichtend, die Kindertaufe wir auch als gültig anerkannt) berief sich als Argument gegen die Kindertaufe auf Mk 10,16, wo Jesus die Kinder segnete, nicht aber taufte.... (Ehrlich gesagt, fiel mir da auch kein schlsgendes Argument dagegen ein, auf die Schnelle)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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holzi
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Beitrag von holzi »

Linus hat geschrieben:Der Schwiegervater meines Schwagers, dessen Freikirche die Wiedertaufe praktiziert (keineswegs verpflichtend, die Kindertaufe wir auch als gültig anerkannt) berief sich als Argument gegen die Kindertaufe auf Mk 10,16, wo Jesus die Kinder segnete, nicht aber taufte.... (Ehrlich gesagt, fiel mir da auch kein schlagendes Argument dagegen ein, auf die Schnelle)
Hat Jesus überhaupt jemanden getauft? Ich jedenfalls kann mich nicht an eine solche Begebenheit erinnern.

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Hallo Clemens,

das Argument gegen eine Kindertaufe und für eine Glaubenstaufe ist einzig und allein, es gibt keine Notwendigkeit dafür und Christus und die Apostel haben sie nicht gelehrt.

Egal wer, wann und warum diese Fehlentwicklung einleitete, welchen Sinn soll sie denn haben.

Die Taufe bewirkt nichts, sie ist ein Bekenntnisakt.

Sterben Kinder bevor sie das Geschenk des Glaubens an Christus angenommen haben, weil sie noch nicht in der Lage waren, sind sie bei Gott.

Sterben sie, und haben, obwohl sie die Möglichkeit dazu hatten, dieses Geschenk nicht angenommen, sind sie verloren genau wie alle anderen Menschen, egal ob getauft oder nicht.
Jedes Gedächtnismahl sagt: Das Beste kommt noch!

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Edi
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Beitrag von Edi »

holzi hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Der Schwiegervater meines Schwagers, dessen Freikirche die Wiedertaufe praktiziert (keineswegs verpflichtend, die Kindertaufe wir auch als gültig anerkannt) berief sich als Argument gegen die Kindertaufe auf Mk 10,16, wo Jesus die Kinder segnete, nicht aber taufte.... (Ehrlich gesagt, fiel mir da auch kein schlagendes Argument dagegen ein, auf die Schnelle)
Hat Jesus überhaupt jemanden getauft? Ich jedenfalls kann mich nicht an eine solche Begebenheit erinnern.
Jesus hat selber niemanden getauft, aber die Apostel taufen gelehrt und diese haben auch getauft.
"Geht nun hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr diese tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und sie lehrt alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt."

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Linus
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Beitrag von Linus »

asderrix hat geschrieben:.

Die Taufe bewirkt nichts, sie ist ein Bekenntnisakt.
Wie eine Watsche*. Ist auch nur ein Gewaltakt. Ganz wirkungslos.

*Backpfeife, Ohrfeige
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Edi
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Beitrag von Edi »

asderrix hat geschrieben:Die Taufe bewirkt nichts, sie ist ein Bekenntnisakt.
In mindestens zwei Fällen hat sie sichtbar etwas bewirkt, in einem eine Heilung in einem andern eine Totenerweckung.
Die ist bei Fratel Cosimo hier nachzulesen
Gott ist doch grösser als manche sich ihn vorstellen können.

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