Noch eins dazu. Hätte ich als Spanier in Spanien während des Bürgerkriegs gelebt, ich hätte gehofft und gebetet für einen Sieg der Streitkräfte des Generals Franco. 1939, als der furchtbare Bürgerkrieg mit dem Sieg der nationalen Streitkräfte endlich vorüber war, hätte ich Gott gepriesen und ihm gedankt – so wie damals die ganze Kirche, vom kleinen spanischen Gläubigen bis zum römischen Papst. Und, liebe Brüder, dessen bin ich gewiß: ihr alle auch, von Pit und Martin bis zum Knecht Ruprecht, wärt ihr damals dort gewesen.
Aber ich habe jetzt keine Lust und noch weniger Kraft, lange Vorträge zu dem Thema zu halten. Vor allem sollten wir uns von dem herrschenden Demokratie-Diktatur-Paradigma ein wenig lösen. Die Demokratie ist ein Dreck, und die Diktatur ist ein Dreck. Darauf kommt es für Christen nicht an. Wie ist es um die Freiheit der Kirche bestellt? Wie um die geistliche Verfassung des Volks? Wie um die simple Wohlfahrt der Menschen?
Das sind wichtigere Fragen. Und in allen dreien, mit Verlaub, schneidet das franquistische Spanien besser ab als Schröders Deutschland. An Merkelland will ich noch gar nicht denken. Damit ist Francisco Franco nicht zum Muster christlicher Politik erklärt, zum Heiligen schon gar nicht. Sünder war er, jawohl. Freiheit wurde gewährt, aber nur innerhalb von Grenzen, die zu überschreiten gefährlich wurde. Grenzen allerdings auch, die nicht unbegründet waren.
Totalitär war sein Regime nicht. Anders, behaupte ich, als unsere heutige, angeblich demokratische Staatsform, die durch die Macht der Medien der Masse der Menschen ohne Schwierigkeit Schwarz für Weiß und Weiß für Schwarz verkauft.
Übergriffe und staatliches Unrecht gab es. Mehr, als beispielshalber durch die britischen Besatzer in Nordirland oder die amerikanischen und wiederum britischen im Irak? Kaum. Doch ja, es gab staatliches Unrecht. Aber mir scheint, daß zwischen den Grausamkeiten des Krieges und der darauf folgenden Zeit der Ruhe von vielen gar nicht unterschieden wird. Es herrscht komplette Verwirrung.
Der Bürgerkrieg war grausam. Auf beiden Seiten wurden Greueltaten verübt. Es war durchaus ähnlich, wie im russischen Bürgerkrieg. Auch da gab es nicht nur den „Roten Terror“, den Lenin proklamierte, sondern entsprechende Grausamkeit der „Weißen“.
Dennoch erreichte die Armee letztlich das Ziel, eine geordnete staatliche Verfassung wiederherzustellen. Und nicht nur dies, die faschistischen Ideologen wurden in Spanien von der Macht ferngehalten. Franco befriedete das Land nicht nur äußerlich, er bewirkte durch kluge Wirtschaftspolitik den allmählichen Wiederaufbau und schließlich eine prosperierende Volkswirtschaft. Er lavierte außenpolitisch schlau genug, um weiteren Schaden von Spanien abzuwenden. Aus dem Weltkrieg hielt er Spanien heraus.
So wuchs schneller, als man erwarten konnte, die Zustimmung im Volk. Ja, sein Rückhalt bei den Spaniern steigerte sich erst recht, als nach dem Krieg das Land international isoliert wurde. Keine Insel der Seligen, bewahre. Aber wenn ich hier im Berlin von 2004 in die Runde schaue, dann löge ich schamlos, wollte ich behaupten, ich hätte es besser getroffen, als der Spanier unter Franco. Freilich gilt auch hier und jetzt: Dem Kaiser, was des Kaisers ist.