Ewald Mrnka hat geschrieben:
... daher mußte man 1870 herumtricksen; da waren Hermeneutiker (vulgo Wortverdreher) gefragt. ....
Aha, also selbst bei den letztverbindlich definierten Wahrheiten des katholischen Glaubens ist Vorsicht geboten!?
Na, worauf soll man sich denn da noch verlassen, wenn selbst das, was in der "guten alten" Zeit bzw. Kirche galt, wegen Tricksereien und Wortverdrehungen relativiert werden müsste - und vor allem, wer legt denn nun verbindlich fest, was Häresie und was wahrer katholischer Glaube ist?
Aber zum Glück gibt es ja noch die Weihbischöfe der FSSPX und Pater Pfluger, die nunmehr unfehlbar festzustellen im Stande sind, wozu der Papst und die mit ihm in Gemeinschaft stehenden Bischöfe, also das gottgegebene Lehramt der Kirche, nicht mehr in der Lage sind! (???)
Ewald Mrnka hat geschrieben:
...Insoferne waren Wojtilas Häresien die Privatansichten eines alten Hegelianers und somit unerheblich, weil unverbindlich.
....
Also wenn ein Papst als Papst unterhalb der Unfehlbarkeitsgrenze sein Lehramt ausübt - und das ist ja offenbar der Normalfall sowie die übliche Form der Lehramtsausübung bei über 260 Päpsten der Kirchengeschichte gewesen - dann ist das unerheblich und unverbindlich?
Welche Päpste hatte dann wohl der hl. Pius X. im Blick, wenn er in seinem Katechismus allen Ernstes behauptet:
"Was liegt daran (da doch unglücklicherweise auch unter den Zwölfen ein schlechter Apostel war), was macht es aus, wenn unter so vielen (Päpsten) einige gewesen sind, die weniger würdig waren, jenen höchsten Stuhl zu besteigen, auf dem jede Makel übergroß erscheint? -
Gott ließ es zu, um seine Macht zu zeigen in der Erhaltung der Kirche, indem er einen Menschen unfehlbar erhält in seinen Lehren, obwohl er fehlbar ist in seinem persönlichen Wirken."
Gab's tatsächlich einen der unwürdigen Päpste der Kirchengeschichte, der ein Dogma formuliert hat, oder meint Papst Pius X. hier wohl doch eher, dass die besagten Päpste trotz ihrer persönlichen Fehlbarkeit, in Ausübung ihres ordentlichen Lehramtes von Gott unfehlbar erhalten wurden?
Ja, und der hochverehrte Papst Pius XII. scheint ebenfalls der Meinung gewesen zu sein, dass auch die Äußerungen des ordentlichen Lehramtes ernst zu nehmen seien und nicht als "unerheblich, weil unverbindlich" bewertet werden könnten.
Schrieb er doch in seiner Enzyklika "Humani Generis" (Nr. 20):
>>Man darf ebenfalls nicht annehmen, man brauche den Rundschreiben nicht zuzustimmen, weil die Päpste darin nicht ihr höchstes Lehramt ausüben. Sie sind aber doch Äußerungen des ordentlichen Lehramtes, von dem auch das Wort Christi gilt: ”Wer euch hört, der hört mich”. .. <<
http://www.stjosef.at/dokumente/humani_generis.htm
Aber ich habe ja nun schon gelernt, dass die Traditionalisten, welche sich außerhalb der sichtbaren Strukturen der Kirche aufhalten, mit der Tradition offenbar ebenso selektiv umgehen, wie sie es ihrerseits der heutigen Kirche vorwerfen.
Nun muss man sich wohl oder übel entscheiden, ob man die Selektionen des kirchlichen Lehramtes oder aber die Selektionen der FSSPX für richtig hält.
Ersteres hat für die notwendigen Unterscheidungen zwischen dem, was an der kirchlichen Tradition zeitlos und dem, was zeitbedingt ist, zumindest den Beistand des hl. Geistes zugesagt bekommen.
Ob der FSSPX vom Herrn Gleiches verheißen wurde, weiß ich allerdings nicht.