VI. Vom Betragen - nämlich
1. in geöffneter Loge
Ihr sollt keine privaten Beratungen und keine gesonderten Besprechungen abhalten, ohne daß es euch der Meister erlaubt. Auch sollt ihr nicht vorlaut und taktlos über etwas reden und den Meister, die Aufseher oder einen Bruder, der mit dem Meister spricht, nicht unterbrechen. Wenn sich die Loge mit ernsten und feierlichen Dingen befaßt, sollt ihr nicht Dummheiten machen und Scherz treiben und unter keinem irgendwie gearteten Vorwand eine unziemliche Sprache führen. Ihr sollt euch vielmehr ehrerbietig gegenüber Meister, Aufseher und Genossen benehmen und sie in Ehren halten. Wird eine Klage laut, so soll sich der für schuldig befundene Bruder dem Urteil und der Entscheidung der Loge stellen, die der eigentliche und zuständige Richter in allen derartigen Streitigkeiten ist, wo sie anhängig gemacht werden müssen - es sei denn, ihr ruft die Großloge an. Nur wenn die Arbeit für einen Bauherrn darunter leiden würde, darf ein Schiedsspruch gefällt werden. In dem, was die Maurerei betrifft, dürft ihr nie vor Gericht gehen, wenn es der Loge nicht unbedingt notwendig erscheint.
2. nach geschlossener Loge, wenn die Brüder noch beisammen sind
Ihr könnt noch in harmloser Fröhlichkeit zusammenbleiben, einander bewirten, wie es eure Verhältnisse euch gestatten, sollt dabei aber jedes Übermaß vermeiden. Ihr sollt keinen Bruder dazu verleiten, mehr zu essen oder zu trinken, als er verträgt, ihn auch nicht daran hindern, zu gehen, wenn Verpflichtungen ihn rufen. Auch sollt ihr nichts tun oder sagen, das verletzen oder eine ungezwungene und freie Unterhaltung unmöglich machen könnte. Denn das würde sich nachteilig auf unsere Eintracht auswirken und den guten Zweck vereiteln, den wir verfolgen. Deswegen dürfen keine persönlichen Sticheleien und Auseinandersetzungen und erst recht keine Streitgespräche über Religion, Nation oder Politik in die Loge getragen werden. Als Maurer gehören wir nur der allgemeinen Religion an, von der schon die Rede war. Unter uns findet man alle Völker, Zungen, Stämme und Sprachen; wir wenden uns entschieden gegen alle politischen Auseinandersetzungen, die noch niemals zum Wohle der Loge beigetragen haben und es auch niemals tun werden. Diese Pflicht wurde schon immer streng eingeschärft und befolgt, besonders aber seit der Reformation in Britannien oder seit dem Abfall und der Trennung unserer Nationen von der Gemeinschaft mit Rom.
Höflichkeit und der Etikette der neu aufgenommenen Freimaurer scheinen bei deren Installierung noch keine wichtige Rolle gespielt zu haben. Vermutlich deshalb die ergänzenden Hinweise (s. o.)
Nicht zuletzt aber ein Hinweis darauf, wie vollkommen die Freimaurerschaft in das Leben ihrer Mitglieder eingreift.
Im weiteren Verlauf dieses Threads wurde der Gottesbegriff des christlichen Gottes einerseits, und des freimaurerischen großen Architekten andererseits, angesprochen:
Damit zumindest die freimaurerische Sicht etwas besser zutage tritt, im nachfolgenden ein Auszug aus der offiziellen Zeitschrift des Grand Orient ,Humanisme", vom Juni 1976:
"Das Dogma von der Gotheit verpflichtet, an einen persönlichen Gott zu glauben, der durch Moses, oder den heiligen Paulus, durch Mohammed oder Luther mit Autorität gelehrt wurde, während das Symbol des Großen Architekten, das für uns das Zeichen des Schöpfergottes der Bibel ist, für andere die pantheistische Gesellschaft Indiens, der Stoiker oder Spinozas die endliche Gottheit von Willam James, das große Wesen August Comtes oder die ideale Weisheit darstellen kann. Etwas bescheidener könnte es sogar die Energie bedeuten, die die Wissenschaft erforscht."
Unter dieser Voraussetzung handelt es sich bei dem Großen Architekten gar nicht um einen Gott, ebensowenig wie es sich nach der Sicht des "Humanisme" (der die offizielle Auffassung der Freimaurer vertritt) bei den anderen genannten vorstellbaren Göttern um reale Gottheiten handelt.
Was mit diesem relativierten Gottesbegriff in Wirklichkeit angestrebt wird, ist der kleinste gemeinsame Nenner, der schließlich dazu führen soll, den Gottesbegriff als solchen ins Nebensächliche zu verschieben und dann der Vergessenheit anheim fallen zu lassen. Stattdessen ist der Mensch sich selbst ein Gott.
Für jene, die daran noch zweifeln, die Aussage des Freimaurers Maréchal:
"Der Große Architekt des Universums, den die Freimaurer bekennen, ist vor allem ein Symbol, und wie alle freimaurerischen Symbole, kann es mehrere Erklärungsmöglichkeiten in sich vereinigen. der Große Architekt des Universums ist auch der Mensch, der nach und nach die Gesetze des Kosmos entdeckt, die Naturkräfte bändigt und sie seinen Zwecken dienstbar macht."
Also: der Mensch ist selbst Gott.
Dazu paßt auch die Aussage des ehemaligen Großmeisters des Grand Orient, Jacques Mitterand:
"Wenn das die Sünde Luzifers ist, den Menschen anstelle Gottes auf den Altar zu erheben, dann begehen alle Humanisten von der Renaissance an diese Sünde".
Und an alle jene gerichtet, die meinen, im Namen der Kirche Gespräche mit den Freimaurern führen zu müssen, gilt folgende grundsätzliche Ansage des damaligen Großmeisters Simon im "Figaro", v. 15. 03. 75:
"Die Grand Loge ist der Kirche keine Rechenschaft schuldig. Da sie sich wie alle regulären maurerischen Obödienzen der Welt an die Anderson-Konstitutionen hält, steht sie über den Religionen.... Diese Unabhängigkeit der Freimaurerei hinsichtlich der römisch-katholischen Kirche, wie übrigens jeder Kirche, wurde soeben in gleicher Weise vom Generalsekretär der Vereinigten Großloge von England festgestellt."
Ich frage mich nun ob diese Zitate den hier vermehrt auftauchenden Freimaurern überhaupt bekannt sind? Offensichtlich nicht, denn es wurde auf die vorhergegangenen Zitat bislang nicht eingegangen. Stattdessen werden Auszüge aus freimaurerischen Programmen wiederholt angegeben, obwohl diese mittlerweile jedem Interessierten frei zugänglich und im Internet und vor allem auf den Freimaurer-Seiten längst ersichtlich sind. Zu Punkten, welche der Freimaurerei bisang vorgeworfen wurden, darunter immerhin die Initiation und Beteiligung an mehreren Volksaufständen und Kriegen in der Welt, erfolgen Statements im allgemeinen Sinne, wonach es sich bei den Freimaurerei um friedliebende und sozial eingestellte Menschen handelt, die sich bemühen, den humanistischen Idealen Rechnung zu tragen.
Auf diese Weise?
Nachdem nunmehr feststeht, daß die hier anwesenden Freimaurer über die inneren und internationalen freimaurerischen Vorgänge nichts wissen, stattdessen nur darüber sprechen, was, wie bereits festgestellt, jedem Interessierten frei zugänglich ist und ansonsten sind nur Allgemeinplätze zu hören, möchte ich mal die Frage stellen, ob die anwesenden Freimaurer tasächlich kompetent dafür sind, die Fragen zu benatworten, die seit knapp 300 Jahren bis heute die Außenstehenden tatsächlich interessieren? Ich erkenne diese Kompetenz jedenfalls nicht.
Um einer entsprechenden Anfrage zuvorzukommen: Für Anfragen von außenstehenden Interessierten ist eine Kompetenz irgendeiner Art nicht erforderlich. Schon allein wegen der Tatsache, daß es beunruhigende Feststellungen über die freimaurerischen Betätigungen gibt, sollte diese veranlassen, den außenstehenden Menschen ihre Befürchtungen zu nehmen. Dazu ist aber die Freimaurerei niemals imstande.
Wenn also die anwesenden Freimaurer nur imstande sind, über ihre sozialen Werke zu sprechen (tatsächlich wissen sie ja nicht mehr als das), nicht aber über die politischen Ziele und Betätigungen ihrer Organisation, dann frage ich mich tatsächlich, warum sie hier ihre Zeit verschwenden, die sie besser für soziale Werke hätten nützen können?
ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)