Bayern: Sexueller Missbrauch durch Pfarrer - Bischof soll Verantwortung tragen
Die Verhaftung eines 39-jährigen Ortsgeistlichen aus der Pfarrei Riekofen (Landkreis Regensburg), zieht schon jetzt Kreise und findet große Medienbeachtung. Der Grund war der vermutlich jahrelange sexuelle Missbrauch eines jungen Ministranten.
Eine Sprecherin vom Bundesverband "Wir sind Kirche" hat nun den amtierenden Regensburger Bischof Müller aufgefordert, dass dieser die persönliche Verantwortung für den Fall übernimmt. Er solle die gemachten Fehler des Ordinariats eingestehen.
Er habe sich über die Empfehlung der Deutschen Bischofskonferenz hinweggesetzt und trotz Wissen um die Vorstrafen des jetzt verhafteten Priesters diesem wieder ein Pfarrei anvertraut. Das Bistum habe aber auf die Prognose eines Gutachtens vertraut.
(Quelle)
Seitdem überschlagen sich die Meldungen...
Schweigevertrag nach Missbrauch
Bischof sieht keine Fehler beim BistumDer Skandal um Kindesmissbrauch hat eine neue Qualität erreicht: Das Bistum Regensburg hat einen Medienbericht bestätigt, nach dem 1999 ein Schweigevertrag mit den Eltern zweier von einem Geistlichen missbrauchter Brüder geschlossen wurde. Der Täter, damals Kaplan in Viechtach, war jener Mann, der jetzt wegen neuer Vorwürfe aus Riekofen in U-Haft sitzt.
Bistumssprecher Jakob Schötz betonte, dass der Vertrag "auf ausdrücklichen Wunsch" der Eltern und zum Wohl der Kinder vereinbart worden sei. Allerdings seien die an die beiden Kinder gezahlten 6.500 DM Schmerzensgeld davon unabhängig gewesen: "Eine kausale Verknüpfung gab und gibt es nicht."
Das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte unter Berufung auf ihm vorliegende Dokumente berichtet, dass das Schweigen der Eltern mit dem Geld erkauft werden sollte. Bei dem Missbrauchsfall ging es den Angaben zufolge um zwei Brüder aus dem niederbayerischen Viechtach, die damals neun beziehungsweise zwölf Jahre alt waren. Als die Eltern von dem Missbrauch erfuhren, hätten sie sich beim Generalvikar beschwert. Daraufhin sei am 25. November 1999 ein Stillschweigevertrag zwischen Familie, Täter und Bischöflichem Ordinariat geschlossen worden und die Geschwister hätten vom Pfarrer zusammen 6.500 Mark erhalten.[...]
Natürlich war auch das einfach klar wie Kloßbrühe:Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat persönliche Konsequenzen aus den Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pfarrer seiner Diözese ausgeschlossen. Vor Journalisten sagte Müller in Regensburg, er sei nicht verantwortlich für das, was seine Geistlichen "in diesem Bereich" tun. Die Verantwortung für die Tat trage allein der Täter.
Müller verteidigte die Entscheidung, dass der im Jahr 2000 wegen sexueller Übergriffe in Viechtach verurteilte Priester vier Jahre später in Riekofen im Landkreis Regensburg eingesetzt wurde. Diese Entscheidung sei "wohlbegründet" gewesen. Ein Gutachten habe keine pädophile Fixierung festgestellt, und der 39-Jährige habe alle juristischen Auflagen erfüllt. "Wenn Jesus auch den schlimmsten Sündern verziehen hat, wie konnte man dem Pfarrer da eine zweite Chance versagen?", so Müller. Im übrigen sei der Pfarrer in seiner Zeit als Aushilfe in Riekofen sehr beliebt gewesen. [...]
«Wir sind Kirche»: Bischof Müller ist überfordert
Die Bewegung «Wir sind Kirche» wirft dem Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller im Umgang mit dem mutmaßlichen Missbrauchsfall in Riekofen ein miserables Krisenmanagement vor. Es entbehre «jeglicher Qualität», sagte Sigrid Grabmeier vom «Wir sind Kirche»-Bundesteam am Donnerstag in einem ddp-Interview in Deggendorf. Dass Müller seinen für Sonntag geplanten Besuch in Riekofen abgesagt habe, überrasche sie nicht: «Ich glaube, dass er Schwierigkeiten hat, sich diesen vielen fragenden Augen gegenüberzusehen.»