Hier scheint ein Problem mit der Logik vorzuliegen: Gemeint sein kann wohl kaum das Unfehlbarkeitsdogma. Wenn der römische Bischof unfehlbar ist, dann können daran auch keine Rechte und Privilegien der östlichen Partriarchen etwas ändern. Unfehlbar ist unfehlbar. Ein A in Rom kann kein B in Moskau sein (so einhellige Meinung der Scholastik. Die Relativitätstheorie war den Vätern des Vaticanums I noch nicht bekannt.)Ralf hat geschrieben:
Nach meinem Wissensstand haben die Bischöfe der melkitisch-katholischen Kirche das Unfehlbarkeitsdogma nur mit Einschränkungen akzeptiert, nachdem ihr damaliger Patriarch, Gregor II., gegen dieses Dogma im Vaticanum I. sprach. Zuerst haben sie die Unterschrift verweigert, um sie nachträglich mit einem Zusatz doch zu leisten. Alle folgenden Demütigungen durch Pius IX. haben daran nichts geändert.
Wikipedia hat geschrieben:...Gregory and the Melkite bishops subscribed to it, but adding the qualifying clause used at the Council of Florence: "except the rights and privileges of Eastern patriarchs."
Robert schrieb mal so sinngemäß: "Auf den Konzilien wurden Glaubenswahrheiten dogmatisiert, nicht Philosophierichtungen."
Ich habe den Eindruck, dass gängige Interpretation ist, dass das tridentinische Konzil sich auf die Scholastik als die einzig anerkannte Form der Philosophie festgelegt hat. Und daraus resultiert auch die immer größer werdende Kluft mit den Ostkirchen. Während ich die Scholastik persönlich als Richtung der Philosophie größtenteil ablehne, so zeigen doch anerkannte Vertreter (wie z. B. Thomas von Aquin), dass eben diese Art der Philosophie nur eine Möglichkeit der Begegnung mit Gott ist. Das Gottvertrauen und die Spiritualität der Heiligen mit dieser Philosopierichtung sollte doch Anlass geben, auch das Konzil von Trient vor dem damaligen historischen Hintergrund zu betrachten. Im Nachbarstrang wird über die Interpretaion des Vaticanums II diskutiert. Dabei wurde nicht einmal das Tridentinum geschweige denn das Vaticanum I gänzlich rezipiert. Vielmehr sind wohl zahlreiche Gläubiger vieler Konfessionen hinter das 1. ökumenische Konzil zurück gefallen: Wissen von kaum etwas, glauben alles mögliche und amüsieren sich über Arianer (was bitte schön ist ein Arianer?), die den Martyertod auf sich nehmen.
Meiner Meinung nach wäre es an der Zeit, ein ökumenisches Konzil einzuberufen, um die vielen Fragen endlich zu beantworten. Aber die aktuelle Umgebeung (Fernsehkonzil, unsachliche Berichterstattung durch die Presse, Vorurteile verschiedener Gruppen) macht den aktuellen Zeitpunkt dafür doch sehr ungeeignet.