Sempre hat geschrieben:Verstehe ich Dich hier richtig: Ratzinger sagt, ...
Nein, denn H. H. Josef Ratzinger hat das nicht gesagt. Das, was ich oben geschrieben habe, ist mein Senf
Sempre hat geschrieben:Du hattest oben folgendes geschrieben:
Paul Heliosch hat geschrieben:Der junge H.H. Josef Ratzinger hat in den abgelehnten Kapiteln seiner Habilitation wissenschaftlich stringent den Knackpunkt des Begriffs der "Offenbarung" in der damals üblichen Sichtweise (und Handhabung) herausgefunden
Was war denn die damals übliche Sichtweise des Begriffs der Offenbarung? Bisher hast Du lediglich erwähnt, dass sie in dem Begriff "sola scriptura" kulminiere. Wie fasst Ratzinger diese Sichtweise zusammen und wer sind die Stellvertreter dieser Sichtweise?
Das interessierte mich, um zu verstehen, worauf Ratzinger hinaus will, und ob
gewisse Passagen auf eine gefährliche Subjektivierung des Offenbarungsbegriffes hinauslaufen. Welche konkreten Konsequenzen aus seinem Begriff der Offenbarung nennt Ratzinger selbst?
Gruß
Sempre
Sempre hat geschrieben:Wie fasst Ratzinger diese Sichtweise zusammen?
Dies hatte ich weiter oben bereits erwähnt:
Paul Heliosch hat geschrieben:...es dauerte dann eine zeitlang, bis ich begriff, daß Kard. Ratzingers Erinnerungsband so etwas wie eine Summa jenes Offenbarungsverständnisses enthält, wie es in seiner (ursprünglich zurückgewiesenen) Habilitation bewiesen ist.
Zitat (Anm. v. mir, Auslassungen zur besseren Übersicht):
„Das Wort (Anm.: Offenbarung) bezeichnet den Akt, in dem Gott sich zeigt, nicht das objektivierte Ergebnis dieses Aktes.“
„Offenbarung (Anm.: ist) (..) nicht (..) einfach (..) Mitteilung an den Verstand, sondern (..) geschichtliches Handeln Gottes, in dem sich stufenweise Wahrheit enthüllt.“
„Offenbarung geht der Schrift voraus und schlägt sich in ihr nieder, ist aber nicht einfach mit ihr identisch. Das aber heißt (..), daß Offenbarung immer grösser ist, als das bloß Geschriebene.“
Sodann kürze ich die obigen Zitate, damit die Sichtweise noch deutlicher wird:
„Das Wort (Anm.: Offenbarung) bezeichnet (...) nicht das objektivierte Ergebnis dieses Aktes.“
„Offenbarung (Anm.: ist) (..) nicht (..) einfach (..) Mitteilung an den Verstand (...).“
„Offenbarung (...) ist aber nicht einfach mit ihr (Anm.: der Hl. Schrift) identisch. (...)“
Sempre hat geschrieben:Wer sind die Stellvertreter dieser Sichtweise?
"Stellvertreter" dieser Sichtweise ist - mit Verlaub - der ehrwürdige Prof. Schmaus. Das hat er durch den Einsatz der roten Farbe und die Zurückweisung der Habilitation bewiesen.
Ob
gewisse Passagen auf eine gefährliche Subjektivierung des Offenbarungsbegriffes hinauslaufen? Tja, die Sache mit der Gefahr... Ich frage mich, wie objektiv die Offenbarung sein muss, damit die Gefahr der Subjektivierung ein für allemal gebannt ist? Da wäre vielleicht ein Offenbarungsobjektivierungsbarometer mit Subjektivierungsdruckskala incl. Nullpunkt als Marke für eine kritische Grösse hilfreich, ab der der Delinquent entweder gerade noch ungeschoren davonkommt oder beginnend mit Daumenschrauben zunehmend der Rechtgläubigkeit zugeführt wird? Nein - jetzt im Ernst: Die Objektivität einer jeden Offenbarung bemisst sich an den drei Säulen der Kirche, damit ist die Subjektivierungsgefahr gebannt.
Sempre hat geschrieben:Worauf will Ratzinger hinaus?
Hierzu möchte ich dies zitieren:
„Das Wort (Anm.: Offenbarung) bezeichnet den Akt, in dem Gott sich zeigt, nicht das objektivierte Ergebnis dieses Aktes.“
„Offenbarung (Anm.: ist) (..) nicht (..) einfach (..) Mitteilung an den Verstand, sondern (..) geschichtliches Handeln Gottes, in dem sich stufenweise Wahrheit enthüllt.“
„Offenbarung geht der Schrift voraus und schlägt sich in ihr nieder, ist aber nicht einfach mit ihr identisch. Das aber heißt (..), daß Offenbarung immer grösser ist, als das bloß Geschriebene.“
Sempre hat geschrieben:Welche konkreten Konsequenzen aus seinem Begriff der Offenbarung nennt Ratzinger selbst?
Hierzu ein Zitat:
"... wenn
relevatio Kundgabe von Gott her und damit göttliches Tun ist, so ist
manifestatio Kundwerdung im Menschen, das menschliche Innesein der göttlichen Kunde.
Das bedeuted aber nun endgültig, dass
relevatio ein Akt-Begriff ist, ein Begriff eines jeweils neuen göttlichen Tuns am menschlichen Subjekt und niemals eine Aussage über ein einstmals aktuales Geschehen, das aber dann zur Objektivität geronnen und nunmehr in dieser sozusagen 'greifbar' wäre. Es gibt, so viel ich sehe, keine Stelle, die einer solchen Auslegung ein ernsthaftes Recht sichern könnte. Der uns völlig geläufige Sprachgebrauch, die Bibel einfach kurz mit 'Offenbarung' zu benennen, ist Bonaventura ebenso völlig unbekannt.
Relevatio erscheint bei ihm als Begriff eines göttlichen
Tuns, nichts anderes. ..." (S. 102)