Angeregt durch ChrisCross, diesen Strang zu eröffnen mit dem Thema, warum ich denn nun ausgerechnet evangelischer statt katholischer Pfarrer werden möchte, hier mein Standpunkt:
Zunächst einmal möchte ich dazu sagen, dass mein "Background" nicht ganz so katholisch ist, wie es vielleicht den Anschein haben mag. Mütterlicherseits ist meine Familie seit dem 18. Jahrhundert, wenn nicht sogar noch früher, evangelisch. Die Familie meiner Mutter stammt aus Hessen, daher die evangelische Religionszugehörigkeit. Ihre Familie hat außerdem einige evangelische Pfarrer hervorgebracht, unter anderem auch meinen Onkel. Dieser hat, im Gegensatz zu meinen Eltern, Vater ist übrigens katholisch, zu meiner Bildung in Sachen Religion beigetragen.
Das zu meinem "Background".
Nun stelle ich mir, der aus einer, ich nenne es mal wie Nikolaus Schneider in einem Interview, "konfessionsverbindenden" Familie kommt, die Frage, welche Lehren nun richtig sind. Nach langer Überlegung (insgesamt drei Jahre) und anhand mehreren Gesprächen mit meinem Onkel und meiner katholischen Großmutter, bin ich zu dem Entschluss gekommen, evangelischer statt katholischer Pfarrer zu werden, aus folgenden Gründen:
1. Kirchenverständnis:
Confessio Augustana, Artikel 7: "Es wird auch gelehrt, dass allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden."
Deren Meinung bin ich ebenfalls, weshalb ich die katholische Position vehement abweise. Um Kirche zu sein, genügt Obiges. Mehr nicht. Sorry, aber das ist wie gesagt nur meine Meinung.
2. Amtsverständnis:
Es stimmt, die apostolische Sukzession ist in der evangelischen Kirche teilweise verloren gegangen, jedoch ist es meiner Meinung nach nicht zwingend notwendig, eine zu haben. Das Priestertum aller Gläubigen lehne ich insofern ab, als das es die Laien nicht über oder unter die Priester stellt. Eine besondere Bedeutung sollte den Pfarrern dennoch zugestanden werden, in Form einer presbyterialen Sukzession. Wie gesagt, muss aber nicht sein. Die Lehrmeinung der EKD ("Priestertum aller Gläubigen") akzeptiere ich durchaus, auch wenn ich der Meinung bin, es könnte eine presbyteriale Sukzession eingeführt werden. Es ist eben nur "nice to have".
3. Zölibat:
Erstens weiß ich, dass ich die Anforderungen des Zölibats nicht durchstehen werde. Zweitens, und da werden viele gegen mich sein, finde ich ihn teilweise diskriminierend, sowohl gegenüber dem Mann als auch der Frau. Gegenüber der Frau, da sie als nicht würdig gilt, einen Priester zu heiraten, und gegenüber dem Mann, dem es nicht zugestanden wird, die Liebe seines Lebens heiraten zu dürfen.
Außerdem finde ich die "begründenden" Bibelstellen für das Zölibat als unzureichend.
4. Freiheit des Christenmenschen:
Meine Meinung.ekiba.de hat geschrieben:"Ein Grundzug lutherischen Denkens ist die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium. Die Forderung und die Verheißung Gottes, die beiden Weisen des Wortes Gottes, dürfen nicht miteinander vermischt werden. Sonst wäre nicht mehr die unverdiente Gnade Gottes der eine und einzige Weg zum Heil, sondern irgendein moralisches oder weltanschauliches System, dessen Bedingungen wir zu erfüllen hätten. Unter der Hand wäre das Evangelium in ein letztlich unerfüllbares Gesetz verwandelt. Wir lebten dann in inneren Zwängen und nicht in der „Freiheit eines Christenmenschen“."
So. Nun erst mal dazu. Zufrieden ChrisCross?
Bitte stellt mir Fragen, falls etwas unklar sein sollte. Wenn ich provoziert habe, tut es mir leid. In diesem Forum muss man ja, so wie ich es bisher mitbekommen habe, als evangelischer Christ aufpassen, was man schreibt.