Die Selbstanzeige von "Uli" ist wohl unter Zeitdruck erstellt worden und scheint nicht wirksam zu sein:
Seine Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung hat Uli Hoeneß nach SPIEGEL-Informationen Anfang dieses Jahres in nur wenigen Tagen von seinem Steuerberater erstellen lassen. Demnach soll Hoeneß bereits vor Weihnachten die Absicht gehabt haben, die bayerischen Finanzbehörden über die Existenz seines Kontos mit der Nummer 428BEA bei der Zürcher Bank Vontobel in Kenntnis zu setzen.
Dazu sei es wegen der nahenden Feiertage und des sich anschließenden Urlaubs seines Steuerberaters aber nicht gekommen. Anfang Januar schließlich erhielt Hoeneß einen Anruf eines Vontobel-Mitarbeiters, der ihn informierte, dass ein Reporter des "Stern" nach einem Prominenten aus dem Sportbereich recherchiere: "Da stellt einer blöde Fragen, nur dass Sie es wissen." Wie der SPIEGEL erfuhr, soll Hoeneß daraufhin die Fassung verloren haben. Danach habe sein Steuerberater schnell eine Selbstanzeige basteln müssen.
Diese Selbstanzeige sei plausibel, aber nicht detailliert genug gewesen. Nach der Durchsuchung seines Anwesens am Tegernsee im März legte Hoeneß nach Informationen des SPIEGEL den Steuerbehörden eine nachgebesserte Version vor. Damit kommen Hoeneß' nachgereichte Informationen über seine jahrelang nicht versteuerten Aktien- und Devisengeschäfte für eine Strafbefreiung möglicherweise zu spät. Die Münchener Staatsanwaltschaft hat die Steuerschuld auf 3,2 Millionen Euro berechnet.
Hoeneß muss gegenüber den Behörden allerdings noch offenlegen, wie es kommt, dass einmal ein sehr hoher Betrag auf seinem Konto verbucht war. Bei einem Devisengeschäft sollen mehr als 2 Millionen Euro aufgelaufen sein.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/ul ... 96924.html
Ob er als Aufsichtsratsvorsitzender noch zu halten ist, wird immer mehr bezweifelt, selbst einen Tag vor der Durchsuchung spielte er sich noch als Saubermann auf:
Es war am Abend vor der Hausdurchsuchung, als Uli Hoeneß der Wirtschaft nochmal seine Überlegenheit demonstrierte. Vor ein paar Hundert Managern im Audimax der TU München war am 19. März noch mal der ganze Hoeneß zu bestaunen: der Macher, der Kraftmensch, das Idol.
Den Deutsch-Banker auf dem Podium klatschte Hoeneß an die Wand, zog über Spekulanten her und betonte, dass sich der Aufsichtsratsvorsitzende der FC Bayern AG nicht in der Kredit-, sondern in der Festgeldabteilung zu bewegen beliebe. So behende redete er von „Puts und Calls“, dass der Eindruck haften blieb: Der Mann kennt sich aus in der Welt des Gelds.
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Dass der Club Deutscher Meister ist, fast im Finale der Champions League steht, das wird an Hoeneß’ Abgang ebenso wenig ändern wie der Satz von Vereins-Chef Karl-Heinz Rummenigge, er „könne, wolle, werde“ sich einen FC Bayern ohne den Patriarchen nicht vorstellen. „Auch der Papst ist zurückgetreten und die Katholische Kirche hat es verkraftet“, heißt es dazu lapidar aus Kreisen des Aufsichtsrats, zumal niemand dort genau abzuschätzen weiß, was noch alles an Vorwürfen aufpoppt: Die Selbstanzeige aus dem Januar sei hingeschludert, so ist in München zu hören, zudem ist die Verbindung zu einem weiteren Konto bei der Schweizer Bank Vontobel ungeklärt, wo dreistellige Millionenbeträge liegen sollen, worüber in diversen Medien spekuliert wird.
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Groß ist jedenfalls der Druck, dass Hoeneß sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender zumindest ruhen lässt. Noch ziert er sich. Die nächsten Tage schon könnte er aber dazu überredet werden. Besonders VW-Chef Martin Winterkorn, der „Professor“, den Hoeneß als einen der wenigen als ebenbürtig erachtet, will die Angelegenheit vom Tisch haben.
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Kommissarisch nachfolgen würden Hoeneß die Stellvertreter im Aufsichtsrat: Audi-Mann Rupert Stadler und Adidas-Anführer Herbert Hainer, beide langjährige Freunde des Fußball-Managers, beide aber auch Vorstandsvorsitzende von börsennotierten Unternehmen. Und da gilt es, nüchtern zu sein: Können die Manager Mitglied eines Gremiums sein unter einem Steuerflüchtling, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt, womöglich Anklage erhebt?
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u ... 64779.html
Losgelöst von der Wirksamkeit der Selbstanzeige bleibt die Tatsache bestehen, daß er die Steuerhinterziehung in Millionenhöhe selbst zugegeben hat. Ob so eine Person als Vorsitzender des Aufsichtsrates eines Sportvereins, der auch ein Aushängeschild ist, weiter tragbar ist, kann bezweifelt werden.
Die Zeiten, in denen Kämmerer rechtskräftig wg.
„wegen fahrlässiger Verkürzung der Lohnsteuer, fortgesetzter Hinterziehung der Vergnügungssteuer und fortgesetzter Untreue im Amt“ für den lokalen Fußballverein Schalke 4 verurteilt und später zum Oberstadtdirektor gewählt wurden, sind nun einmal vorbei. Es wäre heute undenkbar, daß sich eine Stadt "rühmen" könnte, einen rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung vorbestraften Oberstadtdirektor zu haben - in Italien mag das anders sein.