"Die Armut in der Welt ist ein Skandal"
"Die Armut ist ein Schrei, ein Schrei"
"Ich wollte nicht Papst werden"
Treffen des Papstes mit Jesuitenschülern
Heute fand ein Treffen des Papstes mit ca. 8000 Jesuitenschüler aus Italien u. Albanien statt. Es geht immer noch emotionaler. Der Papst hat wirklich große pädagogische Fähigkeiten. Die Fußwaschung von Jugendlichen im Gefängnis am Gründonnerstag, die Fragestunde mit den Jugendlichen bei der Pfingsvigil mit den neuen geistlichen Gemeinschaften u. der Gottesdienst in einer römischen Gemeinde mit Kinderkatechese, hatten schon eine außergewöhnliche natürliche, entspannte u. von Liebe geprägte Atmosphäre. Aber das hat es wahrscheinlich in den heiligen Mauern des Vatikan mit seinem traditionellen Hofzeremoniell in dieser Form noch nicht gegeben: Der Papst wie ein Großvater, ein Geschichtenerzähler, dem es sichtbar sehr großen Spaß machte, mit den Kindern zu lachen u. Scherze zu machen u. diese mit ihm. Letzteres ist vielleicht noch ungewöhnlicher. Denn Papst Franziskus ist ein Papst zum Anfassen, zum Umarmen, zum Küssen. Er hat nichts Autoritäres an sich, u. so hatten die Kinder keine unangemessene Ehrfurcht oder Berührungsängste.
Ich habe die Zusammenkunft im I-Net bei Radio Vatikan verfolgt, weil KTV u. EWTN die Veranstaltung, vielleicht wegen des Eucharistischen Kongresses in Köln, leider nicht übertragen haben. Da es nicht übersetzt wurde - vielleicht war ich auch zu blöd, die deutsche Version zu finden; ich habe den Player das erste Mal benutzt - habe ich nur einige Passagen verstehen können, sozusagen in meinem "Papst-Italienisch" (ohne Latein-Kenntnisse), das ich mir dadurch angeeignet habe, dass ich bis jetzt alle Ansprachen des neuen Papstes verfolgt habe, natürlich sehr rudimentär.
Die folgenden Aussagen sind also ohne Gewähr auf exakte Richtigkeit. Wenn einige Aussagen falsch oder nicht detailliert genug wiedergegeben werden, bitte ich die Moderatoren das evtl. richtigzustellen.
Ich möchte hier nur Aussagen ergänzen, die in den Artikeln auf kath.net u. radio vatikan nicht erwähnt worden sind.
Der Papst gab Kindern die Gelegenheit, ihm Fragen zu stellen. Die Kinder waren in ihrem Auftreten (vor einer großen Gruppe, in der Öffentlichekeit u. gegenüber dem Oberhaupt der kath. Kirche) überraschend selbstbewusst u. natürlich. Das würde es in Deutschland sehr wahrscheinlich nicht geben (ich selbst war manchmal fast regelrecht paralysiert, wenn ich als Kind in der Kirche eine Fürbitte vorgelesen habe) . Das ist mir schon in meinen Erfahrungen mit englischen u. amerikanischen Kindern aufgefallen. Im Gegensatz zu vielen deutschen Kids, haben diese irgendwie ein natürliches Selbtwertgefühl, v.a. die jüngeren; die italienischen sind außerdem durch ihre romanische Mentalität in ihrem Auftreten, ihrer Sprache u. ihrer Lebensfreude ausgesprochen süß. So war das Treffen sehr familiär.
So sprach ein Junge den Papst mit Padre an. Ein sechsjähriges Mädchen vergaß den Papst zu begrüßen u. stellte einfach die Frage, ob er denn gerne Papst habe werden wollen. Ein "Betreuer" fing an, auf das Kind einzureden; der Papa fand das alles ausgesprochen amüsant u. machte erst einen Scherz, den ich leider nicht verstanden habe, bevor er die Frage ernsthaft beantwortet hat."Ein Mensch, der Papst werden will, liebt sich nicht selbst. Ich wollte nicht Papst werden. Würde ein Mensch dieses Amt anstreben, sei er zum Scheitern verurteilt, so würde ich die Aussage des Papstes mit meinen Worten wiedergeben.
Der Papst erwähnte immer wieder Jesus, Jesus, Jesus! Er sei das Wichtigeste, das Entscheidende, das Zentrum!
Und er sprach wieder sehr emotional über die Armut: "Die Armut in der Welt ist ein Skandal!! Die Armut in der Welt ist ein Skandal!"... "Die Armut ist ein Schrei, ein Schrei!". Es gebe "viele Kinder, die hungern, Kinder, die nichts zu essen haben, Kinder ohne Bildung, viele Arme. Jeder einzelne ("tutti, tutti") müsse sich die Frage stellen, wie er ein wenig einfacher u. ärmer leben könne. Er nannte Jesus einen "armen Meister".
Er erwähnte zum wiederholten Mal, wie wichtig die Tugend der Hoffnung sei, dass die Jugend große Ideale haben müsse u. dass die Evangelisierung eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche von heute sei das sei. Die Mission sei für den Orden der Jesuiten schon immer ein zentrales Anliegen.
Auf die wirtschaftlichen Probleme Italiens angesprochen, hob er zum wiederholten Mal, dass die Krise zwar ökonomische u. strukturelle Gründe habe, die Hauptursache sei aber eine Krise "persona humana", der Krise des Menschen, der Person. Der Mensch müsse sich ändern, d.h. sich Gott zuwenden u. wirklich christlich leben, damit sich die Gesellschaft ändern könne, könnte man interpretierend ergänzen.
Bei der anschließenden Verabschiedung der den Papst umgebenden Kindern rief er u.a.: "Betet für mich" u. die Kinder im Chor "Si, si, si". Und natürlich gab es wieder reichlich Umarmungen u. Küsschen. Einfach niedlich!
Der Papst verhält sich einfach so, wie ein normaler Pfarrer, ein Seelsorger, so wie er schon immer gewesen ist.
"Wenn ich mich in meinem Alter verändern würde, wäre ich lächerlich", schrieb in einem Brief an den argetinischen Pfarrer Martinez.
Auf den Weltjugendtag in Rio darf man sehr gespannt sein!
http://www.kath.net/news/41584
http://www.time2online.de/go/radio-vatikan.de
Der Eremit