So haben englische Politiker jetzt darauf hingewiesen, daß Schottland - im Falle seiner Unabhängigkeit - das britische Pfund als Währung nicht länger behalten könne.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/u ... 52912.html
http://www.handelsblatt.com/politik/kon ... 552.html
Die Schotten revanchierten sich postwendend und wiesen darauf hin, daß die Staatsschulden dann ausschl. von England zu tragen wären:
http://www.nzz.ch/aktuell/international ... 1.18242161Doch Nicola Sturgeon, die stellvertretende schottische Chefministerin und offizielle Leiterin der Unabhängigkeitskampagne, schlug sofort zurück. Sie erklärte, die Londoner Parteien hätten eine vollkommen absurde Position formuliert. Sie würden der eigenen Wirtschaft schaden, und sie blieben am Schluss alleine auf der gesamten Staatsschuld sitzen. Sturgeon drohte offen damit, dass Schottland nach der Separation keinen Penny der heute bei rund 8 Prozent des Bruttoinlandprodukts stehenden Staatsschuld übernehmen könnte. Das ist starker Tobak auf beiden Seiten. Sturgeon begründete ihre Drohung damit, dass das Schatzamt unlängst selbst festgestellt habe, dass die gesamten Schuldtitel des Vereinigten Königreichs rechtlich auf das Schatzamt in London lauteten, was im Fall einer Separation so bleiben würde. Sturgeon versicherte zwar, ein unabhängiges Schottland wolle seinen fairen Anteil an den Schulden übernehmen, «doch Verpflichtungen und Ansprüche gehen Hand in Hand».
Die Zeitung berichtet ebenfalls, daß die Meinungsumfragen seit einigen Wochen zugunsten der "Nationalisten" kippen
Eine gute Zusammenfassung der Argumente für und gegen eine Unabhängigkeit Schottland's und der offenen Fragen hier. Folgende Punkte sind z.B. offen bzw. ungeklärt:Meinungsumfragen in Schottland deuten seit einigen Wochen auf einen Umschwung zugunsten der Nationalisten hin. Sie gewinnen stetig an Boden, sind aber noch mindestens zehn Prozentpunkte vom Sieg entfernt. Das hat die Unionisten nervös gemacht. Premierminister Cameron raffte sich letzte Woche zu einer emotionalen Rede im Londoner Olympiastadion auf, mit der er um die Zugehörigkeit der Schotten warb. Doch schon eine Woche später wird seine durchsichtige Charmeoffensive durch hartherzige Drohungen zunichtegemacht.
Sollte sich Schottland für die Unabhängigkeit entscheiden, könnte dies auf lange Sicht die Landkarte in Europa verändern. Die Katalonen haben bereits ein Referendum angekündigt. In Spanien könnten die Basken und Galicier, in Frankreich die Bretonen und Korsen und in Italien die Lombarden ebenfalls langfristig Kandidaten für eine Unabhängigkeitsbestrebung sein.Die SNP hat die Aufstellung einer eigenen schottischen Armee angekündigt, die mit der dänischen vergleichbar sein und nur für humanitäre Einsätze und die Landesverteidigung eingesetzt werden soll. Der neue schottische Staat soll über Botschaften verfügen.
Eine ungeklärte Frage ist, welche Staatsform Schottland nach einer Unabhängigkeit erhalten würde. Während die SNP einen Beitritt zum Commonwealth unter Elisabeth II. und damit einen Status ähnlich Kanadas oder Australiens befürwortet, bevorzugt z. B. die Scottish Socialist Party eine schottische Republik.
Auch die Frage nach der offiziellen Währung nach der Unabhängigkeit ist weiterhin offen; diskutiert werden die Beibehaltung des Britischen Pfunds (SNP), der Beitritt zum Euroraum oder die Schaffung einer eigenständigen schottischen Währung. Ebenso ist die Frage nach einem möglichen EU-Beitritt Schottlands noch ungeklärt, wobei viele Schotten eine solche Mitgliedschaft vor allem ohne Zwang zur Übernahme des Euros befürworten, wie etwa im Falle Dänemarks, das trotz EU-Mitgliedschaft seine Landeswährung behalten hat. Ob eine EU-Mitgliedschaft automatisch mit der Unabhängigkeit einträte oder formale Beitrittsverhandlungen zur EU Schottlands oder gar Schottlands und des verbleibenden Vereinigten Königreichs nötig wären (falls nämlich auch der südliche Nachbar durch die Unabhängigkeit Schottlands die eigene EU-Mitgliedschaft verlöre), ist umstritten.
Nach einer Unabhängigkeit soll es eine schottische Staatsbürgerschaft und damit einen schottischen Pass geben. Unklar ist, ob die britische Regierung eine doppelte Staatsbürgerschaft zulassen würde. Ebenso unklar ist, ob bei einem Beitritt Schottlands zum Schengenraum zwischen Schottland und Großbritannien, und Irland, die beide keine Schengenstaaten sind, Grenzkontrollen eingeführt würden.
Ungeklärt ist weiterhin, wie die Pensionsansprüche und die Einzahlungen in die Sozialsysteme geregelt werden müssten und ob Institutionen wie z. B. der National Health Service (NHS) zunächst gemeinsam weitergenutzt würden. Die Überantwortung der Daten der Schotten von britischen Institutionen an schottische ist ebenfalls ungeklärt.
Eine weitere ungelöste Frage ist die Aufteilung der britischen Staatsschulden auf den britischen Reststaat und den schottischen Staat.
Zudem wäre der weitere Betrieb des britischen Atom-U-Boot-Hafens Faslane-on-Clyde in Schottland in Frage gestellt.
Die oben angesprochenen Fragen betreffen könnten künftig öfter nach einer Antwort verlangen. Die EU scheint jede Veränderung zu hassen, die nicht auf eine Machtstärkung der Zentrale hinausläuft. Den "neuen" Staaten wurde schon damit gedroht, daß sie sich - für eine EU-Mitgliedschaft - ganz hinten in der Schlange wieder anstellen und außerdem alle EU-Staaten zustimmen müßten, also z.B. England ein Vetorecht hätte (als Retourkutsche).
Ist das Entstehen weiterer Kleinstaaten wünschenswert? Wie wird das Referendum in Schottland nach Eurer Meinung ausgehen? Wie seht Ihr diese Tendenzen? Sind die neuen Staaten lebensfähig?