Gallus hat geschrieben:Ich bin mir auch so sicher genug, dass die Kirche grosso modo vernünftige Dinge mit ihren Ressourcen tut (gelegentliche Ausreißer hin oder her), da muß mir die Kirche nicht bei jedem Spendenaufruf erklären, wieso sie nun auch noch dieses zusätzliche Geld braucht. Zu so einem kleinen Vertrauensvorschuß sollte doch jeder Katholik in der Lage sein.
Bei einem flüssigen Vermögen (Wertpapiere!) iHv 740 Mio € (Bistum [Punkt]) habe ich erhebliche Zweifel, ob die Kirche nicht doch jeden Spendenaufruf klar begründen sollte - insbesondere, wenn sie behauptet, sie habe kein Geld. Es handelt sich bei einem solchen Betrag nicht um "peanuts" - sie entspricht immerhin einem mehrfachem der jährlichen Einkünfte aus der Kirchensteuer.
Im übrigen weist die Bilanz des Bistums Limburg (wahrscheinlich stellvertretend für alle anderen Bistümer) eine Schwäche der kirchlichen Haushalte auf:
Wie ist es möglich, in den Haushalten Beträge zu verstecken und sie dann kontinuierlich bis auf den bilanzierten Betrag anwachsen zu lassen? Sind Haushalte nicht dazu da, die vorhandenen Einnahmen und Ausgaben korrekt darzustellen?
Das Bistum Limburg ist für mich ein Paradebeispiel, daß eine Haushaltsrechnung wenig Aussagekraft hat. Nur eine Bilanzierung des Vermögens ermöglicht es, nicht nur die Einkommens- sondern auch die Vermögenslage der Kirche zu erkennen.
Im Ergebnis wird es künftig vermehrt Diskussionen geben, wenn einmal mehr Stellen abgebaut, Gehaltserhöhungen geringer ausfallen sollen und/oder Reparaturen in Gemeindeeinrichtungen vom Bistum finanziell nicht unterstützt werden, weil - [Punkt] - "kein Geld da ist" - immerhin eine positive Entwicklung, wenn auch unfreiwillig durch TvE angestoßen.
Zur Buchführung selbst:
Das immer wieder als Entschuldigung gebrachte "Problem" der Bewertung von Sakralbauten ist doch in Wirklichkeit überhaupt kein Problem. Niemand hätte es etwas dagegen, z.B. den Bischofsdom mit dem Erinnerungswert von 1 € zu bilanzieren. Er kann nur als Kirche genutzt werden, ist also insoweit unverkäuflich. Sollte trotzdem eine gedachter Erwerber eine andere Nutzung beabsichtigen (und diese genehmigt werden) ist doch der tatsächliche Wert das Grundstück, auf dem die Kirche steht. Diesem Wert müßten die Abbruchkosten gegengerechnet werden, wenn man das Grundstück (meist in bester Innenstadtlage) neu bebauen wollte.....
Wichtig sind doch die Beteiligungen, die Wertpapierdepots, die Forderungen und die gewerblich oder als Vermögensverwaltung genutzten Wirtschaftsgüter. Das konnte man sehr gut an der Bilanz des Bistums Limburg sehen.
Erst wenn diese Werte bekannt sind, kann sich der Gläubige oder der Arbeitnehmer ein Bild machen, ob der Aufruf seines Bischofs berechtigt ist, mehr zu spenden oder auf einen Teil seines Gehaltes zu verzichten.