Cath1105 hat geschrieben: ↑Dienstag 31. Oktober 2017, 16:37
Europa muss neu gedacht werden. Wo sind denn die Thinktanks, die sich mit diesen Fragen befassen?
Thinktanks gibt es doch genügend, allerdings besteht deren Antwort in "vorwärts immer, rückwärts nimmer" - die entsprechenden Träume und Sonntagsreden hat umusungu treffend in seinem Beitrag zusammengefaßt.
"Europa" krankt daran, daß man große "Projekte" in Angriff nimmt, ohne sich um den Unterbau zu kümmern.
Der Euro ist ein politisches Projekt, die wirtschaftlichen Voraussetzungen spielten keine Rolle. Wie können denn z.B. GR oder PT mit Ländern wie D oder den NL in einem Währungsgebiet im Wettbewerb bestehen? Die Antwort hätte die Forderung nach dauernden Transferzahlungen in den Süden aufgeworfen - der Todesstoß für das Projekt. Aber man wollte die gemeinsame Währung und die Folgen sieht man heute. Nicht mehr Zusammenwachsen und Verständnis hat sie gebracht, sondern eine größere Gegnerschaft zwischen den Ländern.
Ähnliches kann man über Schengen sagen. Das "freie Reisen ohne Grenzkontrollen" war das Ziel, die Voraussetzungen - sichere Außengrenzen und eine Regelung der "Asyl"frage waren die Voraussetzungen. Aber auch hier sollte das "Ziel" erreicht werden, die Probleme wurden ausgeblendet. Man hätte sich ja über die gemeinsame(?) Sicherung der Außengrenzen, die Verteilung der "Flüchtlinge" und die Frage der Zuständigkeit für das "Asyl"verfahren einigen müssen - politisch in einigen Ländern nicht durchsetzbar. Die Folgen sieht man heute - die Beziehungen zwischen den Mitgliedern werden dadurch ähnlich belastet wie durch den Euro.
In Worten ist man immer groß. Lt.
Lissabon-Strategie sollte die "EU innerhalb von zehn Jahren, also bis 2010, zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt" gemacht werden. Ein absoluter Witz, wenn man sich die Ergebnisse anschaut. Die EU verliert den Anschluß, wie in dem Artikel von Gunnar Heinsohn dargelegt wird.
Das "Weiter so" bzw. das Ziel der "immer enger werdenden Union" ist die Idee von gestern und vorgestern, von Phantasielosen und Machtbessenen. Wie die letzten Wahlen gezeigt haben, wächst der Widerstand gegen eine Union, in der die Nationalstaaten aufgehen. In fast allen Ländern der Union gibt es starke "rechte" Bewegungen, die der EU kritisch bis ablehnend gegenüberstehen. Die Briten haben die Ausstieg beschlossen, in anderen Ländern liebäugeln die Provinzen mit Unabhängigkeit. Die Zukunft scheint sich in Richtung "kleinere politische Einheiten" zu bewegen, wie der thinktank "Ludwig von Mises Institut" in einer Tagung erörterte:
Die Zukunft gehört politikfreien Gemeinwesen und Kleinstaaten
Ach so: Die immer wieder für die Existenz der EU vorgebrachte Begründung einer "Friedensgemeinschaft" ist natürlich Blödsinn. Der Verweis auf die Zeit vor dem WW II geht fehl.
In Europa gibt es zwei Atommächte - allein die machen eine neue kriegerische Auseinandersetzung extrem unwahrscheinlich.
Außerdem wurde der Frieden von der NATO und damit den USA garantiert - die EU war militärisch nicht existent. Sie schmückt sich mit Lorbeeren, die ihr nicht zufallen.
Schließlich sollte man auch darauf hinweisen, daß die Gesellschaften in Europa altern. Ältere Gesellschaften sind aber friedlicher. Ob das angesichts der inzwischen eingetretenen Masseneinwanderung junger Männer so bleibt, kann man nur hoffen. Ausgeschlossen ist aber nicht, daß sie ihre Heimatkonflikte auch in der EU austragen (werden).