Die SPD hat es als Erfolg gefeiert, daß in dem vereinbarten Koalitionsvertrag ein Rückkehrrecht aus der Teilzeit- in eine Vollzeitbeschäftigung festgeschrieben wurde.
Es ist aber fraglich, ob sie damit überhaupt dem Bedürfnis einer wachsenden Anzahl der Arbeitnehmer Rechnung trägt:
Die ausgebeutete Mitte hängt den Job an den Nagel
Es sind nicht nur die Hochqualifizierten, die sich am Ende ihres Berufslebens einen Teilzeitjob "gönnen". Auch bei der Bahn, nicht gerade für exorbitante Gehälter bekannt, votierte die Mehrheit der Beschäftigten für "mehr Urlaub" statt einer Gehaltserhöhung:
Wie konsequent Menschen ihre Sehnsucht nach Freizeit verfolgen, zeigt sich derzeit bei der Bahn. Dort haben die Beschäftigten seit diesem Jahr die Wahl: 2,6 Prozent mehr Lohn, eine Stunde weniger Arbeit pro Woche oder sechs Tage mehr Urlaub im Jahr. 56 Prozent wollten mehr Urlaub.
Das ist nachvollziehbar, wenn bei einer Gehaltssteigerung von 50 € und einem Bruttoeinkommen von 2.500 €/Monat statt bisher 1.891 € nur 1.920 € bei StKl III auf dem Konto landen - mithin 40% der Gehaltserhöhung an den Staat fließen. Bei StKl I ist es fast die Hälfte, die einbehalten wird.
Für die Gewerkschaften ebenfalls ein deutlicher Hinweis: Ihre Mitglieder wollen nicht in jedem Fall Lohnzuwächse sondern tlw. auch Arbeitszeitverkürzungen, die steuer- und abgabenfrei sind.
Über die Gründe wird nur allgemein gesprochen:
Eine mögliche Antwort auf gefühlte Ungerechtigkeit sei die innere Kündigung. Wer glaubt, dass das gemeinsam Erwirtschaftete nach unfairen Regeln verteilt wird, fährt sein Engagement zurück. Er strengt sich im eigenen Betrieb weniger an. Er reduziert die Arbeitszeit oder stockt eben nicht in Vollzeit auf, weil er davon ja sowieso kaum etwas hat. Er tut also genau das, was Arbeitgeber und Politik mit Blickauf den zunehmenden Fachkräftemangel unbedingt verhindern wollen.
"Das gemeinsam Erwirtschaftete wird nach unfairen Regeln verteilt..." - das muß nicht nur im eigenen Betrieb sein. Das kann genauso auch für das Gemeinwesen gelten, wenn hier Gelder zur "Rettung" anderer Staaten, fremder Banken oder für Wirtschafts"flüchtlinge" eingesetzt werden.
Verständlich - und für den Fiskus eine Katastrophe - wenn immer mehr Menschen sich da aus der gemeinsamen Finanzierung verabschieden.