Sehr geehrter Herr Pfarrer Zurkuhlen,
ich habe diverse Artikel über Ihre Predigt in der Heilig-Geist Kirche in Münster und die hohe Anzahl der Gottesdienstbesucher, die die Kirche verlassen oder mit Ihnen diskutiert haben, gelesen.
Bereits die Bezeichnung „Schreiender Mob“ für diese Menschen sollte Ihnen eine Abmahnung Ihres Bischofs einbringen.
Zur Sache:
Es ist zweifellos richtig, daß wir alle der Vergebung bedürfen und daher auch zur Vergebung angehalten sind. Das ist Lehre der Bibel und der Kirche.
Aber es kann doch niemals vom Täter (hier einer Täterorganisation) das konkrete Verlangen an konkrete Opfer gestellt werden, zu vergeben.
Die katholische Kirche interessiert sich doch überhaupt nicht für ihre Opfer. Sehen Sie sich Fernsehsendungen an, wo Bischof Ackermann neben Opfern sitzt und geradezu herausstellt, wie diese ihn anöden.
http://mediathek.daserste.de/Anne-Will/ ... d=60574270
Oder denken Sie an das Fernsehinterview des ehemaligen Bischofs Müller, wo er wörtlich sagt „Die Verantwortung trägt der Täter … Ich bin nicht verantwortlich…“
https://www.youtube.com/watch?v=5IhHKcD_Yhg Ab 1:17
Oder lesen Sie Beiträge von Matthias Katsch oder Doris Wagner, beispielswese zum Mißbrauchsgipfel im Vatikan.
Die Kirche möchte die Schuld für diese Taten geradezu umdeuten auf die Gesellschaft allgemein oder die Christenheit im ganzen und dadurch relativieren.
Man lädt gern zu Buß- und Sühnegottesdiensten ein, damit sich möglichst Viele schuldig fühlen. Welch eine Farce!
Der frühere Papst Paul VI hat seinem Attentäter Ali Agca vergeben: Das wird jetzt vielfach angeführt und soll wohl noch Ihre Aussagen relativieren. Eine wunderbare Geste. Ja, aber bestimmt nicht weil Ali Agca ihn dazu aufgefordert hat.
Im Bistum Limburg hat man vor kurzem einen Diakon, der im Ordinariat und zu Hause eine Kinderpornosammlung pflegte, „befristet für 5 Jahre in seiner Tätigkeit als Diakon suspendiert“. Im Ordinariat ist er weiterhin tätig.
Die Täterorganisation verzeiht dem eigenen Mittäter, ohne die Opfer überhaupt zu fragen, so läuft das doch. Den Opfern wird das Vergeben nur angeordnet.
Es tut mir leid, aber derartige Vorgänge wie auch Ihre Predigt empfinde ich als geradezu grotesk in Anbetracht der Ungeheuerlichkeiten, die vorgefallen sind und noch ständig weiter vorfallen.
Mit freundlichen Grüßen
Ein katholischer Mitchrist aus dem Erzbistum Paderborn