Cassian hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. März 2022, 15:56
Gott verneint Israel nämlich nicht generell und aus Prinzip einen König, sondern einen "König nach den Heiden". David und Salomon sind Könige - als (Vor-)Abbilder Christi! Etwas anderes ist ein christlicher König auch nicht.
Da steht nichts von "König nach den Heiden", außer eben insofern als daß die Juden diese
gotteswidrige Idee von den Heiden übernommen haben, weil sie mit ihnen gleichziehen wollten. Pomp und Bücklinge ziehen ja auch heute noch die Massen an. David und Salomon mögen in einem abstrakten Sinne durchaus für das Königtum Christi stehen, aber eben gerade
nicht in einem persönlichen Sinne. Es sind ja im Gegenteil gerade die Fehler und Verfehlungen dieser beiden die beachtenswert sind und in der Bibel ausführlich dokumentiert wurden. Wenn sich hier etwas zeigt, dann ja wohl daß egal wie gottesbegeistert und weise, egal wie auserwählt und gesalbt, praktisch geht das mit dem als König regieren für einen Menschen immer ganz furchtbar in die Hose, und zwar in Sünde und Verbrechen.
Cassian hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. März 2022, 15:56
Du könntest jetzt natürlich marcionistisch-dispensationalistisch behaupten, mit dem Auftreten Christi hätte sich das Königtum in dieser Welt an sich erledigt, das ist aber im Hinblick auf den Stellenwert von Tempelkult und Liturgie im Neuen Bund keine besonders intelligente Idee.
Christus selber hat in keiner Weise, aber wirklich in keiner, die Herrschaft der Könige und Kaiser überall um ihn herum unterstützt oder gar - um Gottes Willen - diese als Ikonen seiner selbst bezeichnet. Er hat sie vielmehr weitgehend ignoriert. Und gezwungen etwas zu ihnen zu sagen war seine Antwort glasklar (Markus 12,17):
"So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!"
Wie die Menschen von diesem Satz dazu kommen, dem Kaiser zu geben was Gott gehört ist rätselhaft, aber die selektive Taubheit sündiger Menschen ist ja nichts neues. Und wer hat die von Jesus höchstpersönlich geforderte Trennung von Staat und Kirche dann praktisch vollzogen? Offensichtlich war hier eine äußerst schmerzhafte Kurskorrektur nötig, die auch und gerade der katholischen Kirche aufgezwungen werden mußte.
Cassian hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. März 2022, 15:56
Nein, ein Monarch ist schlicht eine Ikone Christi in seiner Rolle als Gesetzgeber und Richter. Ein Priester setzt sich ja auch nicht an die Stelle Gottes, wenn er die Mysterien vollzieht, bloß weil der eigentliche Hohepriester Christus ist.
Jesus Christus hat das Sakrament der Priesterweihe eingesetzt. Er hat auch nicht das Geringste getan um ein Sakrament der Monarchenweihe einzusetzen. Komplett Fehlanzeige und Pustekuchen. Kein Mensch, nicht einmal die Bischöfe und der Papst, kann aber ein göttliches Sakrament herbeizaubern. Die Weihe eines Königs hat darum bestenfalls den Status der Segnung eines Autos. Der Kaiser als Ikone Christi? Das ist nicht nur lachhaft, wie gesagt, das ist blasphemisch. Es gab und gibt pragmatische Gründe, warum wir für die Machthaber dieser Erde beten - u.a. in der Hoffnung, daß nicht allzuviele von ihnen Putinisieren. Und wenn man den jeweiligen Diktator mit salbungsvollen Worten und einer Einsetzungzeremonie dazu bringen kann, die Kirche in Ruhe zu lassen oder gar zu unterstützen - nun gut, man wurstelt sich halt weltlich durch wie es gerade geht. Aber die Absurdität einen Menschen mit Goldblech auf dem Kopf zu einer Ikone Christi hochzustilisieren kann nur einen Vater haben, und es ist nicht der Vater der Wahrheit.
Cassian hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. März 2022, 15:56
Ein Staat nach dem Bilde der Kirche und des himmlischen Königtums hat einen König als Oberhaupt.
Eben gerade nicht, weder dem Alten noch dem Neuen Testament nach. Das ist mehr so homöpathisches Denken, daß Nachäffen mit Wirklichkeit verwechselt. Menschliche Monarchien sind nicht von Gott gewollt, sondern eben bestenfalls geduldet.
Cassian hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. März 2022, 15:56
Deswegen haben sie ihn auch ermordet, und deswegen würdest du dasselbe tun, wie du ja klargestellt hast. Denn ihr seid einen Geistes.
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Es ist mir wirklich vollständig egal, mit welcher historischen Gruppe Du mich hier vergleichen willst. Wenn sie gegen die absolute Macht in Menschenhänden waren, dann hatten sie eben wenigstens in dieser Hinsicht einfach recht. Folgt daraus, daß ich ihre Ansichten und Handlungen in anderer Hinsicht gutheiße? Nein.
Cassian hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. März 2022, 15:56
Mit solchen Boomerweisheiten diskreditierst du wohl weniger die christlichen Formen der Monarchie, als die Potentaten der Moderne und Postmoderne. Allen voran die Bolschewiken selbst.
Sicher, diese Weisheit gilt für alle und jeden, zu allen Zeiten. Das ist ja gerade der Grund warum wir uns mit der offensichtlich problematischen und ineffizienten Staatsform der (repräsentativen) Demokratie abmühen. So schlecht die auch ist, wenigstens hat sie etwas mehr Erfolg als andere Formen die nächste Machtübernahme des nächsten machtgeilen Menschen zurückzuhalten. Politische Organisation dient halt hauptsächlich der Schadensbegrenzung.