Bisherige Stationen des Aufbaus (oder Abbaus?) eines Denksystems zum Thema "Das Bild" dieses Threads:
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3 endete mit:
Stefanro hat geschrieben: ↑Freitag 14. April 2023, 12:57
Die naheliegende optimistische Antwort lautet:
Gott ist unsterblich, also nehmen wir an, dass sein (Selbst-)Bild diese Unsterblichkeit beinhaltete und die ursprüngliche Natur des Menschen beinhaltete Unsterblichkeit (wenn obige Folgerung korrekt ist) also besteht die Ähnlichkeit in der Unsterblichkeit.
Das ist nicht viel und darauf eine konsistente Theologie aufzubauen erscheint unmöglich. Es wird also nichts anderes übrigbleiben als sich bei den Denkvorschlägen der spekulativen Theologie sowohl bzgl. des einen wie bzgl. des anderen zu bedienen.
Die spekulative Theologie bietet nun aber nichts an bzgl. einer Unsterblichkeit der ersten Menschen. Sie setzt diese "Unsterblichkeit" einfach als Axiom/Dogma. Aber wie soll man sich diese "Unsterblichkeit" vorstellen, wo doch der Körper von Adam und Eva aus Materie geformt wurde? Wenn diese "Unsterblichkeit" den gesamten Menschen betrifft, dann sowohl materiellen Körper als auch immaterielle Seele. Ein materieller Körper unterliegt jedoch den Gesetzen der Biologie, Chemie und Physik und wird demnach notwendigerweise zerfallen.
Oder waren Adam und Eva und ihr Paradies gar nicht von dieser irdischen Welt und ihr Körper war demnach nicht den natürlichen Gesetzen unterworfen? Dann hätte es auch keine Fortpflanzung nach unserem Verständnis bei Adam und Eva geben können.(Denkvorschlag 1)
Wenn sie aber von dieser irdischen Welt waren, dann kann es Unsterblichkeit nur in der Sphäre des Immateriellen geben und beträfe nur die Seele. Die Bestrafung mit Sterblichkeit nach dem Sündenfall würde dann aber bedeuten, dass unsere Seele im Zustand der Erbsünde sterblich ist und nur durch entsprechende gottwohlgefällige Lebensführung wieder unsterblich werden kann. (Denkvorschlag 2)
Eine andere Möglichkeit wäre, die Bestrafung mit Sterblichkeit zu verstehen als Bestrafung mit dem Bewußtsein "Ich werde sterben", "Meine Lieben werden sterben" etc. und all den daraus sich ergebenden leidvollen Erfahrungen.(Denkvorschlag 3)
Mir ist bisher keine Theologie begegnet, die eine konsistente spekulative Theorie bzgl. der uranfänglichen Unsterblichkeit von Adam und Eva anbieten würde. Denkvorschlag 2 und 3 erscheinen mir angemessener als Denkvorschlag 1. Denkvorschlag 2 hebelt jedoch die gesamte Seelenlehre der Religion aus, die doch auch für Menschen im Zustand der gefallenen Natur (im Zustand der Erbsünde) gelten soll.
Deshalb denke ich, dass eigentlich nur Denkvorschlag 3 Sinn macht, um diesen mythologischen Schöpfungsbericht bzgl. des Menschen zu entziffern. Denn wenn Gott spricht "denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben" bedeutet das ja, dass die Frucht vom Baume der
Erkenntnis des Guten und Bösen (des Übels) zu essen auch bedeutet, die ganze eigene Lebenssituation zu
erkennen inkl. des zukünftigen, aber in jedem Moment möglichen Sterbens (das Übel des Todes). Auf diese Weise könnte dann der Mythos der ersten Menschen, des Sündenfalls und des daraus folgenden Zustandes der Erbsünde mit der Evolutionstheorie und der Evolution des Bewußtseins der "ersten" Menschen verbunden werden.
Ich möchte betonen, dass damit nicht beabsichtigt wird, Gott den Schöpfer infrage zu stellen. Im Gegenteil, eine konsistente spekulative Theorie, die Evolutionstheorie und Schöpfungsmythos verbindet, soll dem Zweck dienen, Gott den Schöpfer auch im Kontext der gegenwärtigen Kultur fest zu etablieren. Gottes
Vorsehung und Evolutionstheorie stehen damit nicht im Gegensatz, sondern deuten auf das Gleiche, nämlich das allerhöchste Gut, Gott.
Da nun die Sache mit der Unsterblichkeit "geklärt" (spekulativ gesetzt) ist, können wir uns wieder dem eigentlichen Thema, dem des Bildes und der damit verbundenen Ähnlichkeit zuwenden
1,26 Und Gott sprach: ... uns ähnlich! ... 1,27 Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.