Bruder Donald hat geschrieben:Aber was ist denn das Problem? Ist es tatsächlich eine vermeintliche Diskriminierung und Ungerechtigkeit, oder fehlt einem das Verständnis dafür, dass das Kirchenleben eben doch Dienst ist und keine Macht?
Ich denke, dass Grundproblem liegt darin, dass Gleichbereichtigung und Teilhabe auf vielen gesellschaftlichen Ebenen noch nicht erricht ist. Und das hat mit der Wahrnehmung des Wertes eines Menschen zu tun. Ich habe das in diesem Thread vor zig Seiten mal geschrieben, wie ich aufgewachsen bin, nicht Messdiener, nicht Jugendfeuerwehr, nicht Fußball, nicht Schützenverein, nicht Blaskapelle, nicht Gymnasium, nicht auf den Baum klettern, nicht Trecker fahren, nicht Ferienjob in der Fabrik... und das alles nur, weil ich eben ein Mädchen war. Das sitzt einfach tief. Seitdem bin ich da wachsam und vermutlich auch empfindlich. In vielen Bereichen hat sich die Situation zum Positiven verändert, auch wenn ich feststellen muss, dass ich in 30 Jahren aufmerksam machen, darauf hinweisen, mich dafür einsetzen echt nicht viel erreicht habe. Meine Tochter kämpft eigentlich noch dieselben Kämpfe, wenn auch mit verbessertem Ausgangspunkt.
Nun ist die Kirche eine Organisation, in der Frauen nunmal wenig Einflussmöglichkeiten auf der "offiziellen" Ebene haben. Das ist einfach eine Tatsache. Das hat dann auch nichts damit zu tun, dass es in der Kirche eben auch um Dienste und dienen geht. Das ist den Frauen durchaus bewusst. Aber es ist eben nicht der Punkt. Letztendlich sind die Forderungen nach kompletter Teilhabe und Zugang zu allen Ämtern mit dem katholischen Lehramt unvereinbar. Und da wird es eben schwierig. Wir haben es hier ja schon mehrfach diskutiert. Ist das so von Jesus und Gott gewollt oder ist das eine Folge von über 2000 Jahren menschengemachter Kirchengeschichte? Schließlich werden damit 50% der Menschenkinder als "nicht weihefähig" betrachtet (mal abgesehen von all den in den 50% verbleibenden Männern befindlichen Menschen mit weiteren Weihehindernissen).
Aus meiner Sicht ist und bleibt das schwierig. Gerade als Frau in der katholischen Kirche. Ich denke nicht, dass die radikaleren der Maria 2.0-Verfechterinnen irgendeine Mehrheit der Frauen vertreten, aber ich kenne viele Frauen, die einfach ein Unbehagen umtreibt, zumal mit Maria ein Ideal verkörpert ist, dass man als "normale" Frau eh nicht erreichen kann.
Und wenn es dann beim Dienen um Wesentlichen auf Putzen und Blumen stecken hinausläuft.....
Und wer jetzt sagt, dass diese Zeiten weit hinter uns liegen, dem kann ich entgegenhalten: nein, das gibt es immer noch.
Gruß
Irmgard