Und nun ein Bericht über:
Bielefeld.
Der Weg dahin führt über Hamm durch die wirklich sehr sanft hügeligen Beckumer Berge, einige Zementwerke zeigen, welche Industrie dort ansässig ist. In Neubeckum eine Moschee direkt am Bahnhof, mit Minarett im osmanischen Stil und zeigt an, welche Religion im Münsterland inzwischen die am meisten praktizierte ist

Weit entfernt sieht man einen kleinen Kirchturm, ist es Stromberg? Ein kleiner Wallfahrtsort zum Hl. Kreuz und ansonsten ein Pflaumenzüchterdorf... ob die nur Kuchen oder auch Schnappes daraus machen weiss ich nicht... sorry für den Slivo-Witz
In Rheda-Wiedenbrück erreichen wir einen Ort, an dem es eine uralte Kreuztracht gibt. Gütersloh ist konfessionell interessant gegliedert, während der eine Teil der Stadt auf der einen Seite des kleinen Flusslaufes evangelisch ist, ist die andere Seite katholisch... lange war die Gütersloher Kirche ein Simultaneum bis die Katholiken 1890 eine eigene Kirche bauten. Im zweite Weltkrieg wurde das ev. Kirchlein zerbombt - der Fachwerkring aus Wohnhäusern drumherum steht noch... ja und der Turm der Kirche... ansonsten ein Neubau der 50er Jahre. Die Gegend hier, dieser Teil Ostewstfalens strotzt(e einst) nur so vor Pietismus und Posaunenchor...
Bielefeld selbst ist eine typische Großstadt im 300.000er Bereich, Strassenbahn, grosszügige Verkehrsschneisen. Auch erwähnenswert wegen dem architektonischen Charakter der Stadt ist die Zerstörung 1944. Was noch steht sind ein paar Weserrenaissancehäuser, nicht unähnlich dem Münsteraner Prinzipalmarkt, jedoch geduckter und etwas anderer Naturstein fand Verwendung... In der Fussgängerzone einige elegante Boutiquen, Textilindustrie und Leineweber halt... es gibt sogar noch so ein Produktionsgebäude, dass noch betrieben wird, da ist noch erkennbar, wie um 1900 etwa eine textile Produktionsstätte ausgesehen haben muss... Es gab mal in den 80ern einen Film, ein Drama, spielte um 1890 wo ein Brand in einer mehrstöckigen Näherei in New York gewütet hat, mit Stephanie Zimbalist in einer Hauptrolle. Der könnte dort gedreht worden sein (isser aber nicht) guxtu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Feuerfalle
die ALtstädter Nikolaikirche war an dem Tag nicht zugänglich, es gibt dort einen Antwerpener Schnitzaltar. Die Neustädter Marienkirche war bis 1810 eine Ev.-Kath Stiftskirche, die Kanonikate waren halbe halbe verteilt. heute im Inneren eine interessante Altarwand, die den nach Aufhebung des Stiftes abgebrochenen gotischen Lettner rezitiert. Daran angebracht als "Kreuzaltar" eine gemalte Altartafel, ein Marienaltar aber...
Die Katholiken sind inzwischen im Franziskanerkloster, das die Reformation überstand untergebracht. Die zugehörige Kirche St. Jodokus ist zwar überwiegend modern ausgestattet, bis auf ein paar Skulpturen, aber die wirklich starken Fenster (1950er Jahre) mit überwältigender Leuchtkraft tauchen den Kirchenraum bei Sonnenschein in ein mystisches Licht... schöne Rankenmalerei im Gewölbe, barocker Orgelprospekt...
In einem Nebenraum am Kreuzgang sassen se, die Gremienkatholizismusfetischisten, die hauptamtlichen Ehrenamtlichen, einer recht wohlbeleibt und völlig apathisch in ihren Stühlen vor karierten Notizzetteln und Co. bei Gewitterschwüle im Konferenzraum der Gemeinde...

na ja jeder ist seines Glückes Schmied...
Die Sparrenburg, eine Anlage aus der frühen Neuzeit lohnt sich zu erklimmen. Von dort fantastische Aussicht... Zu Füssen dieser Burg das Naturkundemuseum; zur Zeit eine Sonderausstellung "versteinertes Wetter". neben Fossilien auch ein Duplikat der längsten Blitzröhre der Welt, das Original in Detmold. Blitzröhren, soweit nicht ohnehin bekannt, entstehen bei Einschlag in Quarzsand, den es in der Senne dort zuhauf gibt... Ziemlich skurrile Dingers...
Die Rückfahrt ging über die pängeligste aller Pängelantonstrecken - die Warendorfer Bahn... tüüüüt...unbeschrankter Bahnübergang, tüüt 300m wieder einer, man zuckelt abschnittsweise mit 45 Km/h... Hasen sassen da auch ganz nah an der Strecke

ein paar Fachwerkhäuser mit Patina direkt an der Bahn zeigen authentisch noch die "gute alte Zeit". wer Kleinbahnromantik mag - schnell mitfahren; teilweise fahren se da zwicshen WArendorf und MÜnster schon 100... wo entsprechend ausgebaut ist... nun ja, so schnell wird der Ausbau auch nicht vonstatten gehen...
Beelen... "Kinder aus Beelen die stinken und stehlen" hörte ich mal als dummen Spruch aus alter Zeit...
In Warendorf mit seiner schönen Altstadt erreichen wir wieder einen forumspezifischen Ort, kan man doch vom Zug aus die Stelle erblicken, das Osttor, wo bei der MAriä-Himmelfahrtsprozession der schönste der vier Segensaltäre steht. Etwas weiter hinten, auch sichtbar, die Stelle wo am Vorabned dieser Feierlichkeit einer der beleuchtetetn Bögen steht. ABer wer dafür was übrig hat, sollte nicht nur mit dem Zug vorbeifahren sondern den ganzen Abend dort verbringen...
Dann erreichen wir Telgte, der zweite (neben Coesfeld) ehem. fürstbischöflich-staatlich-offizielle Wallfahrtsort ("National Shrine" auf Denglish) , mit ebenfalls schöner Altstadt. Früher kamen die Pilgersonderzüge nach Telgtes Bahnhof, heute nur noch Pendlerregelzüge... Von telgte nach Münster geht es wie schon nahezu die ganze Strecke an der B64 längs - nur das hier zusätzlich parallel auf der anderen Seite der Prozessionsweg Münster-Telgte verläuft. Ein baumbegleiteter Feldweg mit uralten Stationen. Etwa vor 15-20 Jahren ging meines Wissens die letzte Fuss-Wallfahrt von St. Lamberti aus von Münster nach telgte über diesen Weg. Dann wird es nostalgisch und wir erinnern uns daran als Münster noch bieder, bodenständig und anständig war. HAndorf war das Dorf der Kaffeekannen, wo die kleinen Leute ihren Sonntagsausflug hin machten. Die Gaststätte Nobiskrug steht auch direkt and der Bahn
Dann überqueren wir Werse und Kanal, in letzterem bei diesem Wetter wird fleissig geplümpst so wie man einst in Münster das Badevergnügen nannte...
Von Norden im großen Bogen erreichen wir dann wieder MS HBF...