Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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Linus
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Beitrag von Linus »

overkott hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Eine zweite Idee wäre die Zölibatspflicht durch die evangelischen Räte zu ersetzen.
Wo wäre da der Unterschied? Möchtest Du damit in besonderem Maß schon länger verheiratete Männer ansprechen - die aus ihrer Ehe nämlich mit Armut, Keuschheit und Gehorsam schon ihre einschlägigen Erfahrungen haben ;) ?
Warum nicht auch Witwern die Berufung zum Priesteramt verdeutlichen? Wäre der hl. Augustinus nicht das beste Beispiel? Auch als Laien stünde ihnen eine Ordensgemeinschaft offen.
Ich hab letztes Jahr einen Vortrag in einer Familienrunde gehört. Der Vortragende war 4 facher Vater und Priester (About 60). Die Frau gestorben. Es war anfangs etwas ungewohnt, wenn der Soutaneträger seine Praktischen Tipps mit "Wir haben, in unserer Familie..." einleitete :D
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Renata hat geschrieben:Im übrigen schlage ich vor, dieses Radschlagen zum Thema "Die Ministrantinnen als (Mit-)Ursache für den Priestermangel" etwas einzuschränken (und hier zum eigentlichen Thema zurückzufinden). Diese Behauptung wird nämlich auch durch die xte Wiederholung nicht richtiger.
:ja:
Renata hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben: EDIT: Wir sind hier im Thread zum Thema Priesterberufungen.
Das Thema "Ministrantinnen" bitte im entsprechenden Strang
Scusi, das hab ich zu spät gesehen. Ich bin dann mal weg.
:kiss: :mrgreen:
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overkott
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Beitrag von overkott »

anneke6 hat geschrieben:Vielen Dank für die Aufklärung über die mögliche Konkurrenz… :mrgreen:
@overkott: Der hl. Augustinus war Witwer? Ich dachte, der hätte nur im Konkubinat gelebt…
Auch solche Menschen können Kirchenväter, Heilige und Priester werden.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

So meinte ich das auch nicht, Overkott. Da sind noch ganz andere Leute Heilige geworden.
Dürfte heutzutage allerdings Probleme bereiten, als Vater von zwei unehelichen Kindern Priester zu werden. Wenn sie noch klein sind, geht es ganz bestimmt nicht. Wenn die Kinder schon erwachsen sind, vielleicht. Aber manche Priesterseminare verlangen eine Art "moralisches Zeugnis" -- aber noch häufiger ist das bei Frauenorden.

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overkott
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Beitrag von overkott »

anneke6 hat geschrieben:So meinte ich das auch nicht, Overkott. Da sind noch ganz andere Leute Heilige geworden.
Dürfte heutzutage allerdings Probleme bereiten, als Vater von zwei unehelichen Kindern Priester zu werden. Wenn sie noch klein sind, geht es ganz bestimmt nicht. Wenn die Kinder schon erwachsen sind, vielleicht. Aber manche Priesterseminare verlangen eine Art "moralisches Zeugnis" -- aber noch häufiger ist das bei Frauenorden.
Wie ist das eigentlich mit rückkehrwilligen Priestern? Wäre da der hl. Augustinus nicht Vorbild? Die müssten ja nicht unbedingt Pfarrer werden.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Priesternachwuchs hat vor allem etwas mit Glauben zu tun. Der Glaube ist vernünftig, wenn auch nicht einzig möglich zu denken. Er ist sicher ein Geschenk des Geistes Jesu. Gottes- und Nächstenliebe gibt meinem Leben Sinn und Richtung wie schon vor tausenden Jahren auch. Gottes- und Nächstenliebe aber bedarf notwendigerweise der eucharistischen Gemeinschaft.

Simplex
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Beitrag von Simplex »

overkott hat geschrieben:Priesternachwuchs hat vor allem etwas mit Glauben zu tun. Der Glaube ist vernünftig, wenn auch nicht einzig möglich zu denken. Er ist sicher ein Geschenk des Geistes Jesu. Gottes- und Nächstenliebe gibt meinem Leben Sinn und Richtung wie schon vor tausenden Jahren auch. Gottes- und Nächstenliebe aber bedarf notwendigerweise der eucharistischen Gemeinschaft.
An erster Stelle steht die Gottesliebe und die zeigt sich nun mal im Halten von dem was Gott uns geoffenbart hat. Gott hat sich uns in der Tradition der apostolischen Kirchen und in der hl. Schrift geoffenbart. Wenn man diese Offenbarungen aus (falscher?) Nächstenliebe über Bord wirft dann fällt die Gottesliebe nun mal wenigstens auf den zweiten Platz.
Ich will die Nächstenliebe auch nicht schlecht reden, aber dafür bei der Gottesliebe Abstriche machen, also Gott selber vom Thron stürzen ist verkehrt.
Natürlich kommen Priesterberufungen aus dem Glauben, nur schwindet der Glaube und zwar auch weil die Traditionen über Bord geworfen werden.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Simplex hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Priesternachwuchs hat vor allem etwas mit Glauben zu tun. Der Glaube ist vernünftig, wenn auch nicht einzig möglich zu denken. Er ist sicher ein Geschenk des Geistes Jesu. Gottes- und Nächstenliebe gibt meinem Leben Sinn und Richtung wie schon vor tausenden Jahren auch. Gottes- und Nächstenliebe aber bedarf notwendigerweise der eucharistischen Gemeinschaft.
An erster Stelle steht die Gottesliebe und die zeigt sich nun mal im Halten von dem was Gott uns geoffenbart hat. Gott hat sich uns in der Tradition der apostolischen Kirchen und in der hl. Schrift geoffenbart. Wenn man diese Offenbarungen aus (falscher?) Nächstenliebe über Bord wirft dann fällt die Gottesliebe nun mal wenigstens auf den zweiten Platz.
Ich will die Nächstenliebe auch nicht schlecht reden, aber dafür bei der Gottesliebe Abstriche machen, also Gott selber vom Thron stürzen ist verkehrt.
Natürlich kommen Priesterberufungen aus dem Glauben, nur schwindet der Glaube und zwar auch weil die Traditionen über Bord geworfen werden.
Ich sag mal, wer zum Priester berufen ist, wird sich vom Miesepeter nicht abschrecken lassen.

Peter47
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Peter47 »

cathol01 hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Es ging um Berufungen und daß wieder mehr junge Männer zum Priesteramt ermuntert werden sollten
Solange die Rahmenbedingungen für diesen an sich sehr sinnvollen und auch schönen Beruf nicht geändert werden, ermuntere ich niemanden mehr dazu, diesen Beruf zu ergreifen.
Als ich noch Kirchensteuer zahlte, hatte ich damit auch ein Problem:
Entweder schickt der Herr zu wenig Berufungen, oder die irdischen Personalchefs stellen zu wenig Arbeiter im Weinberg des Herren ein!
Ersteres wäre traurig, wenn IHM an seiner Firma so wenig liegen würde! Letzteres wäre ein schweres Ärgernis,
weil es ja immer noch ausreichend viele Kirchensteuerzahler gibt. Die Aufgabe wäre, die Stellenbeschreibung attraktiver zu machen!
Sonst wären die Personalchefs dafür verantwortlich, dass das Gemeindeleben den Bach runtergeht!

Peter

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

In einer Gesellschaft, wo man nicht mehr Offenheit für Gott und den Nächsten fördert, sondern viel eher die individualistisch-narzißtische auf-sich-selbst-Bezogenheit propagiert, wie will da jemand noch auf Gottes Ruf hören können?

Da braucht man nix attraktiver machen - dann wäre es ein Job wie jeder andere auch, wenn es darum ginge... :/
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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Ecce Homo hat geschrieben: Da braucht man nix attraktiver machen - dann wäre es ein Job wie jeder andere auch, wenn es darum ginge... :/
Das wäre dann ungefähr so, als ob die man die "Forderung" stellen würde, Liebe atrraktiver zu machen...
Und hält wahre Liebe manchmal nicht so einiges aus?

Peter47
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Beitrag von Peter47 »

Ok. ist ja nicht mehr mein Problem!
Aber wer ist denn dafür verantwortlich, dass das Gemeindeleben den Bach runter geht? Nur die Meßdienerinnen? oder?

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Linus
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Beitrag von Linus »

Vor allem, das nicht (mehr) betende Volk.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Wofür auch im Wohlstand beten?

Brauchen wir wieder mehr Priester in Zukunft?

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Petur
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Beitrag von Petur »

Es gibt keinen Mangel. Ich kenne mehrere junge Maenner, die sehr gern Priester werden würden, aber mit eigener Familie.

Peter47
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Beitrag von Peter47 »

Linus hat geschrieben:Vor allem, das nicht (mehr) betende Volk.
Wenn der FC Köln verliert, sind auch nur die Fans schuld! Auf keinen Falll die Manager!!

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overkott
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Beitrag von overkott »

Peter47 hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Vor allem, das nicht (mehr) betende Volk.
Wenn der FC Köln verliert, sind auch nur die Fans schuld! Auf keinen Falll die Manager!!
Wir brauchen mehr betende Manager.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Es ist mehr als nur das "selbst Priester werden wollen" - die Kirche wählt aus denen, die zum Zölibat beurfen sind, frei aus, wer dann letztlich geweiht wird oder nicht. Seien wir froh, dass es nicht nur um den persönlichen Willen geht... wen hätten wir dann bloß als Priester?????? :shock: Leute, die meinen "Priester ist ein schöner Job, da hat man mit Menschen zu tun", sind noch lange keine zum Priesteramt Berufene...
Zuletzt geändert von Ecce Homo am Montag 28. Januar 2008, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Ah, Ece, wenn das so läuft, ist irgendwas falsh in der Kirhe.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Wenn was jetzt wie läuft? :/
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Petur
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Beitrag von Petur »

Ecce Homo hat geschrieben: - die Kirche wählt aus denen, die zum Zölibat beurfen sind, frei aus, wer dann letztlich geweiht wird oder nicht.
:


:D

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

... und da brauchst du nicht zu lachen, bitte... es werden genug abgelehnt in den Seminaren, die ich kenne... Gott sei Dank nehmen sie nicht jeden... :)
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overkott
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Beitrag von overkott »

Ist Frömmigkeit hinderlich?

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Petur
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Beitrag von Petur »

Ecce Homo hat geschrieben:... und da brauchst du nicht zu lachen, bitte... es werden genug abgelehnt in den Seminaren, die ich kenne... Gott sei Dank nehmen sie nicht jeden... :)
Ich bitte Dich um Entschuldigung, ich "lache" nur, weil Du schreibst, sie seien zum Zölibat berufen. Ich denke, die überwiegende Mehrheit sicher nicht. Sie haben aber keine andere Wahl, wenn sie als r.k. Priester dienen wollen.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Petur hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:... und da brauchst du nicht zu lachen, bitte... es werden genug abgelehnt in den Seminaren, die ich kenne... Gott sei Dank nehmen sie nicht jeden... :)
Ich bitte Dich um Entschuldigung, ich "lache" nur, weil Du schreibst, sie seien zum Zölibat berufen. Ich denke, die überwiegende Mehrheit sicher nicht. Sie haben aber keine andere Wahl, wenn sie als r.k. Priester dienen wollen.
Sind evangelische Pfarrer zur Ehe berufen? Mal ernst.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

overkott hat geschrieben:Ist Frömmigkeit hinderlich?
Um heute das Seminar zu überleben und zur Weihe zugelassen zu werden: ja!
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Petur
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Beitrag von Petur »

cantus planus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Ist Frömmigkeit hinderlich?
Um heute das Seminar zu überleben und zur Weihe zugelassen zu werden: ja!
"Frömmigkeit" = in einer Traumwelt leben?

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overkott
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Beitrag von overkott »

cantus planus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Ist Frömmigkeit hinderlich?
Um heute das Seminar zu überleben und zur Weihe zugelassen zu werden: ja!
Würde Bonaventura zugelassen?

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Petur hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben: - die Kirche wählt aus denen, die zum Zölibat beurfen sind, frei aus, wer dann letztlich geweiht wird oder nicht.
:D
Und von den beiden kam nur einer durch.

(Sorry, SCNR)

Cheers,

John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
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Chiara
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Beitrag von Chiara »

"Sind evangelische Pfarrer zur Ehe berufen? Mal ernst."

:D
Ich kenne einen (den ich im Übrigen ganz gern habe), der zwar zur Ehe, aber nicht wirklich zum Pfarramt berufen ist...

Ansonsten stimme ich Ecce voll zu und versuche es Kollegen und Schülern so zu erklären: "Wenn Sie einen wichtigen Posten zu vergeben hätten und sich dabei auf keinen Fall einen Fehler leisten könnten, weil die Entscheidung irreversibel ist, dann würden Sie nach Kennzeichen forschen, nach denen möglichst sicher erkennbar ist, dass dies der richtige Kandidat ist. Für die Kirche ist die Bereitschaft, wie Christus ehelos zu leben, ein solches Kennzeichen, weil sie den Zölibat als ein wichtiges, wenn auch nicht hundertprozentig unverzichtbares Element des geweihten Amtes ansieht. - Also, die Kirche verlässt sich darauf, dass derjenige, den Christus haben will, diese Bereitschaft verspürt - oder umgekehrt, sie wählt unter denen, die dazu bereit sind, die Geeigneten aus."

Darum kann ich dein Lachen, Petur, nicht wirklich verstehen. Man kann die Menschen betrügen, aber nicht sich selbst oder Gott. Und nach eigener Erfahrung ist geistliche Berufung etwas, was einem von Gott her sozusagen mitten in den Weg gelegt wird, als ein - oft nach längerer Klärungszeit - sich deutlich abzeichnendes Angebot. Gott wählt, nicht der Mensch. Der Mensch stimmt zu, oder eben nicht. Darin zeigt sich seine Freiheit. Danach folgt die Zeit, in der die Zustimmung eingeübt, aber eben auch geprüft wird, und meines Wissens verfliegt dabei das anfängliche Hochgefühl im grauen Alltag recht schnell.
Aus dem einmaligen, privaten Ja, das am Anfang noch revidiert werden könnte, wird durch Einübung eine Haltung. Ein lieber Freund, der inzwischen und nach ein paar Umwegen Neupriester ist, sagte mir im Studium mal: "Irgendwann wird aus der Entscheidung eine Einbahnstraße", und so habe ich es auch empfunden. Wenn der Bischof irgendwann am Schluss im Namen der Kirche meine Berufung abgelehnt hätte, hätte ich trotzdem nicht mehr heiraten können - und das nun wirklich nicht aus Altersgründen - ich war erst 24.
In diesem Sinne würde ich jeden Regens dazu anhalten, den Alumnen möglichst eindringlich die Aufrichtigkeit ans Herz zu legen, und das von Anfang an. Wer berufen ist, wird auch mit der Einübung, aber vor allem und echt aus eigener ERfahrung mit Gottes Hilfe zölibatär leben und dabei glücklich sein. Wer es nicht ist und sich in Traumgespinsten verliert - d.h. die Suche nach Klarheit unterlässt - hat schon verloren, auch wenn er zur Weihe zugelassen werden sollte.

Im Übrigen merke ich, dass es mich fast neun Jahre nach der ersten privaten Verpflichtung und fünfeinhalb Jahre nach der offiziellen Annahme durch die Kirche unglaublich nervt, wenn die Jungfäulichkeit bzw. der Zölibat als eine Art Wegwerfen des eigenen jungen Lebens oder ein Schattendasein unter den Lebenden dargestellt wird. Der Verzicht ist zweifellos auch da. Aber an erster Stelle habe ich mich unglaublich beschenkt gefühlt, und ich hatte immer den Eindruck, dass Christus gegenüber meiner Gabe/ meinem Verzicht der um Vielfaches Großzügigere war. Er schenkt einem eine Nähe, die direkt aus dem "Unvergebensein" an einen Menschen erfolgt. Besser kann ich es nicht beschreiben.

Und mal ehrlich - denkt jeder unfreiwillige Single andauernd darüber nach, dass er keinen Ehepartner hat? Oder ein Verheirateter, dass es aber noch andere Möglichkeiten gegeben hätte? Warum wird das dann beim Zölibat geradezu angenommen?
Aber eins ist klar (bildhaft gesprochen): Wenn ich abnehmen soll, dann kann ich nicht andauernd vor Restaurants auf und ab laufen und mich wundern, dass ich irgendwann doch "zuschlage". Als Zölibatär sollte man ernsthaft darüber nachdenken, was einem denn so Appetit machen könnte. Denn man kann eine echte Berufung genauso kaputt machen wie eine gute Ehe.

Ach ja, und die oben genannten Definition von Frömmigkeit halte ich für Blödsinn. Aber man muss halt als Christ damit leben, dass die Wirklichkeit Gottes, das Bemühen um das "Gehe deinen Weg vor mir her!", Christi lebendige Gegenwart in der Kirche und das Leben aus den Sakramenten und der Gemeinschaft der Kirche von den meisten heute als Hirngespinste abgetan werden. Diejenigen, die das sagen, haben allerdings keine wirklich tragende Alternative.
Die jüngeren von ihnen schwören da gelegentlich mal aufs Komasaufen.
"Scio cui credidi"

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Petur
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Beitrag von Petur »

Chiara hat geschrieben:"

Darum kann ich dein Lachen, Petur, nicht wirklich verstehen.

Warum? Die meisten Priester haetten m.m.N. den geistlichen Dienst UND die Familie-also gleichzeitig-gewaehlt, wenn sie diese Möglichkeit gehabt haetten. Auch ich bin überzeugt, dass der wirklich frei gewaehlte Zölibat sehr wichtig und grossartig ist. Zur priesterlichen Berufung an und für sich gehört er aber nicht. Er ist eine selbstaendige Gabe Gottes. Verwechseln wir die Berufung zum priesterlichen Dienst nicht mit der der Ordensleute. Dadurch wird die Bedeutung der Ordensberufung irgendwie verschwommen.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Peter47 hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Vor allem, das nicht (mehr) betende Volk.
Wenn der FC Köln verliert, sind auch nur die Fans schuld! Auf keinen Falll die Manager!!
Kirche besteht nicht nur aus Leuten hier im Jammertal. es gibt auch noch die leidende und die triumphierende Kirche. Der Fußballklub ist hingegen nur ein kämpfender. (unser Kampf hingegen ist das Gebet. Wenn wir aber uns geschlagen geben, dann können wir gleich einpacken)
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