Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
Wise Guy
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Beitrag von Wise Guy »

Kordian hat geschrieben: Das ist klar. Wenn man einen sicheren Arbeitsplatz bzw. eine sichere Monatliche Geldquelle hat, dann hat man das Problem der Arbeitslosigkeit nicht und kann dieses Problem weniger mit anderen Problemen wieder ausfüllen, damit man wieder viele Probleme hat.
Hm, im Augenblick befindest du dich auf dem Diskussionsniveau eines 14-Jährigen ..., oder?
dass sich jemand nicht Probleme sucht, damit er sie hat, ist wohl klar, dir fehlt etwas Einfühlungsvermögen in die Nöte dieser wirklich unglücklichen Menschen, die es natürlich auch unter Priestern gibt
wie wahrscheinlich in alles Berufsgruppen oder auch bei Verheirateten etc.

aber noch mal einen Satz zur Aufnahmeprüfung:

es ist schon richtig, dass Gott einen Menschen ruft, aber die Kirche ihn für den Dienst erwählt und warum sollte die Kirche da nicht die Geeigneten nehmen und den anderen helfen, ihre Berufung anders zu leben?
und warum sollte sich die Kirche nicht auch die Psychologie zur Hilfe nehmen?
Ich war ja selbst mal in so einer Ausbildungsstätte und erinnere mich da an Leute, die echt psychische Probleme hatten und denen das Amt ein willkommener Schutzraum war, hier fühlten sie sich sicher und aufgehoben. Und damit tut man niemandem einen Gefallen, weder den Gemeinden und der Kirche noch diesen Menschen selber,

denn Priester sein ist schon ein hartes Brot, nahrhaft, sehr abwechslungsreich, aber auch anstrengend,

vielleicht können die Priester hier mal erzählen, warum sie das gerne sind :)

wünscht sich Wise Guy
Es ist nicht so wichtig etwas über Gott zu wissen, sondern ihn zu kennen. (Rahner)

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Wise Guy hat geschrieben: vielleicht können die Priester hier mal erzählen, warum sie das gerne sind :)

wünscht sich Wise Guy
Ich weiß es, warum man gerne Priester ist. Der Priester kann sich voll und ganz auf sein Priester sein zentrieren. Ein Priester hat keine Seitenstiche, Angst um Arbeit und Kosten für Wohnung und Essen. Priester hat den Weg frei fürs Priester sein. Ich weiß aber nicht, wie das Priester sein im Alltag aussieht, weil ich gar nichts mit Priestern zu tun habe.

Wise Guy
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Beitrag von Wise Guy »

Kordian hat geschrieben: Ich weiß es, warum man gerne Priester ist. Der Priester kann sich voll und ganz auf sein Priester sein zentrieren. Ein Priester hat keine Seitenstiche, Angst um Arbeit und Kosten für Wohnung und Essen. Priester hat den Weg frei fürs Priester sein. Ich weiß aber nicht, wie das Priester sein im Alltag aussieht, weil ich gar nichts mit Priestern zu tun habe.
Hmmmm.
aber Priester sein ist doch kein Seinszustand, so wie "Mann sein", oder "Frau sein", es ist ein Beruf und Berufung, also eine Sendung, von daher sollte sein Zentrum nicht sein "Priester-Sein" sein, sondern das Ziel seiner Sendung (die ihm anvertrauten Menschen) und der Ursprung seiner Sendung (nämlich Gott).

Dafür, dass du gar nichts mit Priestern zu tun hast, weist du aber schon eine Menge von ihnen. ;)

Wise Guy

PS: Aber eigentlich geht es hier ja um Rahmenbedingungen der Ausbildung.
Das Problem mit der Ausbildung ist jedoch, dass eigentlich immer noch nicht so ganz klar ist, wofür (für welchen Beruf genau) ausgebildet wird, da der Priester vor 30 Jahren ganz anders arbeiten konnte als er es heute tun muss und in Zukunft tun wird. Da ist so, wie wenn man einem Informatiker sagt, "na lern du schön mal MS-Dos, dass ist immerhin von Microsoft, das die Firma die jetzt das sagen hat, aber was in 10 Jahren sein wird wissen wir auch nicht , aber du hast immerhin was für´s Leben gelernt"
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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Die Zukunft der Kirche liegt in den Schößen der Mütter. An den Müttern ist es, ihre Söhne davon zu überzeugen, Priester zu werden. Die Mütter müssen endlich ihre Verantwortung übernehmen und den Kreuzzug zum Altare beginnen.
Zuletzt geändert von cathol01 am Samstag 1. Mai 2004, 14:24, insgesamt 1-mal geändert.
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pierre10
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Keine kath. Priesterausbildung in Bayern mehr

Beitrag von pierre10 »

Ein Artikel in der Zeit diese Woche berichtet, dass 2 bayerische Universitäten die Priesterausbildung beenden müssen, aus Mangel an Kandidaten. Zum Schluss unterrichteten 9 Professoren 39 Studenten.

So stellt sich die Frage umso mehr, was sich in der Kirche ändern muss, damit es weiter geht.

Pierre
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Wenn das die Frage dieses Zypfels sein soll, beantrage ich eine Zusammenlegung mit dem bestehenden Zypfel dieses Namens.
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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

Was sich ändern muss?

Die Priesterliche Identität - zuerst als Opferbringer, Lehrer, Hirte, Verantwortliche, metaphysisch Gottgeweihter - muss zurückgefunden, gestärkt und zurückeingesetzt werden. Priester werden ist kein Beruf wie Rechtsanwalt, sondern eine Berufung.

Daneben ist die ganze kirchliche Krise hieran Schuld. Lösung ist also Neomodernismus abschaffen und die Liturgie restorieren.

In der Ausbildung ist es wichtig das Ideal des Seminars wiederherzustellen, einer Gemeinschaft, in der man Ruhe, Betrachtung, das Hl. Messopfer, und Gleichgestimmte findet. Erst danach soll man eine Universität besuchen und dort studieren. Zuerst befestigt im Glauben, bevor man es in der Universität von allen Seiten - sowohl sozial (wer hat ja keine Ohren für die schönen Studentinnen), wie theologisch (der Modernismus der vorherrscht in den meisten Universitäten) - zu hören bekommt, der Glaube an sich sei veraltet und schrecklich dumm.

Diese Reconstructio wird aber - fürchte ich - vorerst auch in Bayern nicht geschehen im derzeitigen theologischen Klima in Deutschland wie in Rom.

Ecce Homo
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Re: Keine kath. Priesterausbildung in Bayern mehr

Beitrag von Ecce Homo »

Pierre hat geschrieben:Ein Artikel in der Zeit diese Woche berichtet, dass 2 bayerische Universitäten die Priesterausbildung beenden müssen, aus Mangel an Kandidaten. Zum Schluss unterrichteten 9 Professoren 39 Studenten.

So stellt sich die Frage umso mehr, was sich in der Kirche ändern muss, damit es weiter geht.

Pierre
Ganz ehrlich: Bayern hatte wieviele Fakultäten? 7? (Augsburg, München, Passau, Bamberg, Regensburg, Würzburg, Eichstätt - hab ich was vergessen) Kann das sein? Also findet definitiv noch Priesterausbildung in Bayern statt... der Threadtitel passt nicht...

Da kann man schon näher zusammenrutschen...
(und der Mangel an Priestern liegt für mich nicht an der Kirche, sondern am gesellschaftlichen Umfeld... )
Zuletzt geändert von Ecce Homo am Montag 1. Januar 2007, 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
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BrJM
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Ist das die Wahrheit?

Beitrag von BrJM »

Ist das die Wahrheit?

Nein!

Es gibt Priester, gute Priester, aber man gibt ihnen keinen Altar bzw. nimmt ihnen den selben, um mehr Laien Raum zu schaffen.
Gesandt, wie kleine Lämmer unter den Wölfen. Um die Menschen zur Abkehr von den Götzen zu bewegen. Einzuladen auf den, kommenden Christus zu schauen. Wir bereiten IHM den weg.
Dazu hat er uns aus dem Mülleimer gezogen!

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Johannes XXIII.
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Beitrag von Johannes XXIII. »

Zum eigentlichen Thema( ich hab das Sach vorher nicht durhc gelesen nur den Titel):
Ich glaube nicht, dass es heute weniger Berufungen gibt als früher, die Leute nehmen sich nur keine Zeit mehr auf Gottes Stimme = Ruf zu hören. Da muss man in der Berufungspastoral mehr tun.
Ich denke, das ist ein vielschichtiges gesamtgesellschaftliches Problem.
Nur kurz:
- keine Anerkennung von Eltern/ Familie (war früher auch nich besser aber jetzt schlechter)
- Es gibt keine Liebe zum Beruf nur noch Jobs.
und vieles anderes
"Wenn die Menschen, gerade die Jugend, ungestüm nach dem Sinn des Lebens fragen: Gebt ihr eine überzeugende, verständliche Antwort." (P.P. Johannes Paulus II.)

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Guter Punkt, Johannes:

Es gibt keine Spätberufungen, es gibt nur Spät-[Punkt] :ja: :jump:
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thaddaeus06
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Rahmenbedingungen für das Priestertum ändern?

Beitrag von thaddaeus06 »

Als "Priester ohne Amt" bin ich vielleicht nicht ganz ohne Kompetenz, auf die Frage eine Antwort zu versuchen.

Ich glaube weder, dass es gut wäre, noch dass es das gewünschte Ergebnis erziehlen würde, wenn wir die Bedingungen für das Priesteramt ändern würden, ausgenommen die Ausbildung; die sollte mehr von der Liebe zur Eucharistie, weniger vom Handwerk und der Beschränkung auf die Dogmatik gewichtet werden.

Ich halte es ohnehin nicht für den richtigen Ansatz irgendwelche Änderungen zu diskutieren, damit wir irgendwie mehr werden. Die Quantität ist eine Folge der Qualität. Das bedeutet, wenn die Gläubigen gläubiger wären und die Priester priesterlicher, hätten wir mehr Arbeiter im Weinberg des Herrn.

Ich lebe in der gebotenen Ordnung der Enthaltsamkeit mit einer Frau zusammen und gebe damit nicht das eindeutige Zeugnis des zölibatären Lebens. In diesem wurde ich zu krank, um mein Amt weiter ausüben zu können. Ich bin mit meinen Erfahrungen allerdings dahin gelangt, dass es nicht gut wäre, den Zölibat aufzuheben. Man sollte allerdings mit dem "Gesetz" weitherziger umgehen und die von Kardinal Ratziniger (damals noch) genannten "Ausnahmen" an verheirateten Priestern ausweiten.

Wer möchte, ich habe dazu ein klärendes Interview verfasst.

Gruß und Segen,
Johannes

sofaklecks
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Berufung

Beitrag von sofaklecks »

Der Vergleich mit dem Rechtsanwaltsberuf, zu dem man nicht berufen werde, ist schlicht überheblich.

Ich fühle mich zu diesem Beruf durchaus ebenso berufen wie ein Priester zu dem seinen. Jurist wude ich durch eine "zufällige" Begegnung mit einem Jura studierenden früheren Klassenkameraden, den ich nach sechswöchigem Chemiestudium (Ich war gerade als erster mit der H2S-Analyse fertig, die Chemiker wissen, was ich meine) in einem Jugendgottesdienst traf und der mich für montagfrüh einlud, zu seiner Vorlesung mitzugehen. Es war das einzige Mal, dass ich (auf Bitten meiner Tante, einer Religionslehrerin) zu diesem Gottesdienst in Heidelberg fuhr. Zufall? Fügung? Berufung?

Ich hätte mich zum Staatsdienst gar nicht bewerben müssen, ich wurde noch am späten Abend des Prüfungstermins im Ministerium von einem Ministerialbeamten, der extra so lange geblieben war, regelrecht gebeten, in den Justizdienst zu gehen. Aber ich wollte Rechtsanwalt werden.

Ach ja, ich hatte im Laufe meiner unberufenen Tätigkeit des öfteren Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass ich nicht nur Anwalt, sondern Rechtsanwalt sei, wobei die Betonung bei diesem Wort auf der ersten Silbe liege.

Vielleicht gäbe es mehr Priester, wenn sich weniger so sehr wichtig nehmen würden.

sofaklecks, unberufener und daher unwürdiger Laie und daher nicht von Berufs wegen heilig oder doch zumindest hochwürdig.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

[url=mms://stream1.orf.at/religion/or060430_2.wmv]Ein Video der Pfarrerinitiative in Österreich...[/url]eigentlich schade: Die Herren tragen sogar Kollar - aber haben eine andere Meinung als die Kirchenleitung... :/ Ob des vielzitierten Priestermangels kommt man eben auf andere Ideen, scheint mir... :/
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Ecce Homo hat geschrieben: Die Herren tragen sogar Kollar - aber haben eine andere Meinung als die Kirchenleitung... :/ Ob des vielzitierten Priestermangels kommt man eben auf andere Ideen, scheint mir... :/
Naja, Schüller und Fischer vorneweg - was soll da schon rauskommen. :/
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Peregrin hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben: Die Herren tragen sogar Kollar - aber haben eine andere Meinung als die Kirchenleitung... :/ Ob des vielzitierten Priestermangels kommt man eben auf andere Ideen, scheint mir... :/
Naja, Schüller und Fischer vorneweg - was soll da schon rauskommen. :/
OK, ich kenn die nicht... muss man das, um katholisch zu sein? :/
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Ecce Homo hat geschrieben:
Naja, Schüller und Fischer vorneweg - was soll da schon rauskommen. :/
OK, ich kenn die nicht... muss man das, um katholisch zu sein? :/
Mußt Du als Deutsche nicht. Schüller war früher Chefmarxist bei der Caritas und Fischer hat sich seinerzeit als "Rebell" gegen Bischof Kurt Krenn in St. Pölten einen Namen gemacht.
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Petur
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Beitrag von Petur »

Schüller war zwischen 1995 und 1999 auch Generalvikar von Kardinal Schönborn in Wien.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Petur hat geschrieben:Schüller war zwischen 1995 und 1999 auch Generalvikar von Kardinal Schönborn in Wien.
Richtig. Als Chefmarxist war er da ja glänzend qualifiziert.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

http://salzburg.orf.at/
Krätzl: Weihen für verheiratete Männer

Die katholische Kirche solle Weihekandidaten, "die sich zeigen, anerkennen". So könnten verheiratete Männer in Pfarrgemeinde priesterliche Aufgaben übernehmen, betonte der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl im Bildungszentrum St. Virgil in Salzburg-Aigen.

Priestermangel "nicht ernst genug" genommen

Krätzl hat zu seinem 30-jährigen Bischofsjubiläum ein Buch über "Eine Kirche, die Zukunft hat" vorlegt. Darin sorgt sich der Wiener Weihbischof um die Glaubwürdigkeit der Kirche, wenn kirchliche Vorschriften am Leben der Menschen vorbeigehen - etwa bei wiederverheirateten Geschiedenen, die sich nach den Sakramenten sehnen, oder bei kirchenamtlichen Äußerungen zur Familienplanung.

Es gehe aber auch um Glaubwürdigkeit der Kirche, "wenn sie etwa den Priestermangel nicht ernst genug sieht", betont Krätzl, "Es haben nicht mehr alle Pfarren am Sonntag eine Eucharistiefeier, es ist die Krankensalbung in der Krankenpflege nicht überall möglich."

Pfarrverbände dürfen "nur Notlösung" sein

Die zurzeit in mehreren Diözesen verordneten Pfarrverbände - mehrere Pfarren mit einem Priester - sind für Bischof Krätzl schnellstens zu überwinden.

"Zu betonen ist, dass das eine Notlösung und nicht auf Dauer möglich ist. Denn gerade der Erhalt der einzelnen Pfarren ist soziologisch notwendig, weil sich der heutige Mensch gerade eine Gemeinschaft wünscht, in der er - bei seiner großen Mobilität sonst - geborgen ist."

Bei Priestern "hellhörig für Zeichen der Zeit"

Die Bischöfe sollten in Rom die Not in der Seelsorge noch eindringlicher schildern als bisher, hofft der Wiener Weihbischof.

[...]Weiter im Link...
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Dazu noch dieser Hinweis:
tirol orf.at
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Ich habe mit genug jungen Männern über Priesterberufungen gesprochen, um vehement meine Ansicht verteidigen zu können, dass der Priestermangel (Haben wir den übrigens wirklich?) unmittelbar nichts mit dem Zölibat zu tun hat.

Viel mehr wirken die unzähligen Sitzungen, die wirtschaftlichen Obligenheiten, die sich immer schneller ändernden Strukturen, etc. etc. abschreckend. Der Zölibat ist - wenn überhaupt - nur ein Argument unter "ferner liefen".

Man kann über den Zölibat diskutieren. Man darf nicht über ihn diskutieren unter der Prämisse, seine Abschaffung würde an dieser Krise irgendetwas ändern.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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overkott
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Beitrag von overkott »

Nein, wer wirklich berufen ist, möchte im Zölibat aus Gottes- und Nächstenliebe leben. Aber wie kann man seine Berufung erkennen?

Ich glaube, dass ist nur durch Gebet möglich. Und wenn ich im Gebet über längere Zeit das sichere Gefühl habe, dass der Priesterberuf für mich das richtige ist, dann mache ich mich mit Gottvertrauen auf den Weg.

Dann lasse ich mich auch vom Geschwätz der anderen nicht davon abhalten.

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

cantus planus hat geschrieben:Ich habe mit genug jungen Männern über Priesterberufungen gesprochen, um vehement meine Ansicht verteidigen zu können, dass der Priestermangel (Haben wir den übrigens wirklich?) unmittelbar nichts mit dem Zölibat zu tun hat.

Viel mehr wirken die unzähligen Sitzungen, die wirtschaftlichen Obligenheiten, die sich immer schneller ändernden Strukturen, etc. etc. abschreckend. Der Zölibat ist - wenn überhaupt - nur ein Argument unter "ferner liefen".

Man kann über den Zölibat diskutieren. Man darf nicht über ihn diskutieren unter der Prämisse, seine Abschaffung würde an dieser Krise irgendetwas ändern.
Als Ansatz und Gedankengang:

Man hat hier im Forum (m.E. sehr richtig) davon gesprochen, daß der Mittelpunkt des Kirchenlebens das spirituelle Leben ist, und der Kern des spirituellen Lebens ist die Feier der Eucharistie.

Ich glaube, man ist einig, daß man es möglichst vielen Menschen möglich machen soll, die Eucharistie zu erleben, und zwar regelmäßig -- sonntäglich, ja idealerweise sogar täglich.

Was wäre, wenn man einen Weg findet, dieses wichtige spirituelle Ereignis möglichst häufig anzubieten, damit mehr Leute sich zum Glauben finden oder ihren vorhandenen Glauben vertiefen?

Eine Idee wäre, die Zölibatspflicht nur teilweise aufzuheben. Zum Beispiel, man würde Pfarrerstellen nur noch mit zölibatär lebenden Priestern belegen, aber für alles andere wären Verheiratete zugelassen. Oder man hätte zusätzlich verheiratete Priester mit Zivilberuf, die Eucharistiefeier leiten könnten (oder die nicht-zölibatär lebenden Priester übernehmen sonstige Aufgaben in der Kirche, damit die zölibatär lebenden Priester für die Pfarrstellen und Seelsorge "freigemacht" werden).

So hätte man eine klare Hierarchie und einen Vorrang für Zölibatäre, würde aber den Weg für andere frei machen -- und auch einen Weg öffnen, für Priester, die sich doch für die Ehe entscheiden, immer noch als Geistlicher tätig zu sein.

Wie gesagt, nur ein Gedankengang...

Cheers,

John
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overkott
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Beitrag von overkott »

John Grantham hat geschrieben:Eine Idee wäre, die Zölibatspflicht nur teilweise aufzuheben.
Man könnte zum Beispiel die Praxis wieder beibehalten, dass zwar Priester zölibatär leben, aber die Zölibatspflicht für Diakone teilweise aufgehoben wird.

Eine zweite Idee wäre die Zölibatspflicht durch die evangelischen Räte zu ersetzen.

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

overkott hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:Eine Idee wäre, die Zölibatspflicht nur teilweise aufzuheben.
Man könnte zum Beispiel die Praxis wieder beibehalten, dass zwar Priester zölibatär leben, aber die Zölibatspflicht für Diakone teilweise aufgehoben wird.
Zölibatspflicht für Diakone? § 1579 sagt da was anderes. ;)

(Ab 1965 in der rkK dürften verheiratete Männer zum Diakon geweiht werden.)
overkott hat geschrieben:Eine zweite Idee wäre die Zölibatspflicht durch die evangelischen Räte zu ersetzen.
Das ist keine so schlechte Idee, wie ich finde.

Cheers,

John
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

John Grantham hat geschrieben: Eine Idee wäre, die Zölibatspflicht nur teilweise aufzuheben. Zum Beispiel, man würde Pfarrerstellen nur noch mit zölibatär lebenden Priestern belegen, aber für alles andere wären Verheiratete zugelassen.
Wo sich diese ganzen viri probati drängeln, wurde immer noch nicht dargelegt.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Peregrin hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben: Eine Idee wäre, die Zölibatspflicht nur teilweise aufzuheben. Zum Beispiel, man würde Pfarrerstellen nur noch mit zölibatär lebenden Priestern belegen, aber für alles andere wären Verheiratete zugelassen.
Wo sich diese ganzen viri probati drängeln, wurde immer noch nicht dargelegt.
Was heißt "drängeln"? Wo es im Moment gar keine Möglichkeit gibt, gibt's nichts wofür man drängeln kann.

Cheers,

John
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Linus
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Beitrag von Linus »

John Grantham hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben: Eine Idee wäre, die Zölibatspflicht nur teilweise aufzuheben. Zum Beispiel, man würde Pfarrerstellen nur noch mit zölibatär lebenden Priestern belegen, aber für alles andere wären Verheiratete zugelassen.
Wo sich diese ganzen viri probati drängeln, wurde immer noch nicht dargelegt.
Was heißt "drängeln"? Wo es im Moment gar keine Möglichkeit gibt, gibt's nichts wofür man drängeln kann.

Cheers,

John
Ich kenne Leute (teilw. auch schon geweihte Diakone), die sich das vorstellen könnten, aber aus Gehorsam nicht drängeln. Man will nicht zu einer zweiten "Donau-Priesterweihe-Gruppe" machen. Ich wette: würde man im Vatican Anfragen, man würde es letztlich nicht verweigern. (zögern schon, und wohl sehr lange)
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overkott
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Beitrag von overkott »

John Grantham hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:Eine Idee wäre, die Zölibatspflicht nur teilweise aufzuheben.
Man könnte zum Beispiel die Praxis wieder beibehalten, dass zwar Priester zölibatär leben, aber die Zölibatspflicht für Diakone teilweise aufgehoben wird.
Zölibatspflicht für Diakone? § 1579 sagt da was anderes. ;)

(Ab 1965 in der rkK dürften verheiratete Männer zum Diakon geweiht werden.)
Daran sieht man eben, dass die Berufung nicht mit dem Zölibat zusammenhängt.

Ich muss mich hingezogen fühlen zur Eucharistie und möglichst oft die Liturgie mitfeiern.

Wer bereits quasi im Zölibat lebt, macht sich darüber auch weiter keine Gedanken.

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

overkott hat geschrieben:Eine zweite Idee wäre die Zölibatspflicht durch die evangelischen Räte zu ersetzen.
Wo wäre da der Unterschied? Möchtest Du damit in besonderem Maß schon länger verheiratete Männer ansprechen - die aus ihrer Ehe nämlich mit Armut, Keuschheit und Gehorsam schon ihre einschlägigen Erfahrungen haben ;) ?

Ich glaube, die Krise hängt (nicht nur, aber) vor allem mit etwas anderem zusammen. Für geschätzte 90% aller Katholiken bei uns hierzulande (in anderen Teilen der Welt mag das anders sein, wo etwa das persönliche soziale Engagement des Priesters mehr Bedeutung im kirchlichen Leben hat) besteht der einzige Kontakt zur Kirche im Sonntagsgottesdienst, in der Liturgie. Und wenn einer Priester werden möchte, dann führt auch seine Berufung zwangsläufig über diesen Weg, dem er einmal den Hauptteil seiner Arbeit und seines Lebens widmen sollte (Dein Stichwort Häufige Eucharistiefeier).

Aber, wie hier und andernorts im Forum schon zur Genüge dargestellt, die Liturgie, die heute bei uns üblich ist, ist meistens so gar nicht dazu angetan, irgendjemanden so zu begeistern, daß er sein ganzes Leben in ihren Dienst stellen will. Für dieses Kasperltheater verzichte ich doch nicht auf ein normales bürgerliches Leben, um's mal boshaft zu sagen. Ich bin der festen Überzeugung, daß erst und nur mit einer dauerhaften Behebung der liturgischen Mißstände (so ähnlich, wie es der Papst immer wieder vormacht) auch die Chancen steigen, wieder mehr katholische Priester zu bekommen.

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

taddeo hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Eine zweite Idee wäre die Zölibatspflicht durch die evangelischen Räte zu ersetzen.
Wo wäre da der Unterschied? Möchtest Du damit in besonderem Maß schon länger verheiratete Männer ansprechen - die aus ihrer Ehe nämlich mit Armut, Keuschheit und Gehorsam schon ihre einschlägigen Erfahrungen haben ;) ?

Ich glaube, die Krise hängt (nicht nur, aber) vor allem mit etwas anderem zusammen. Für geschätzte 90% aller Katholiken bei uns hierzulande (in anderen Teilen der Welt mag das anders sein, wo etwa das persönliche soziale Engagement des Priesters mehr Bedeutung im kirchlichen Leben hat) besteht der einzige Kontakt zur Kirche im Sonntagsgottesdienst, in der Liturgie. Und wenn einer Priester werden möchte, dann führt auch seine Berufung zwangsläufig über diesen Weg, dem er einmal den Hauptteil seiner Arbeit und seines Lebens widmen sollte (Dein Stichwort Häufige Eucharistiefeier).

Aber, wie hier und andernorts im Forum schon zur Genüge dargestellt, die Liturgie, die heute bei uns üblich ist, ist meistens so gar nicht dazu angetan, irgendjemanden so zu begeistern, daß er sein ganzes Leben in ihren Dienst stellen will. Für dieses Kasperltheater verzichte ich doch nicht auf ein normales bürgerliches Leben, um's mal boshaft zu sagen. Ich bin der festen Überzeugung, daß erst und nur mit einer dauerhaften Behebung der liturgischen Mißstände (so ähnlich, wie es der Papst immer wieder vormacht) auch die Chancen steigen, wieder mehr katholische Priester zu bekommen.
Daher auch die Idee mit den Priestern mit Zivilberuf (oder Priester im Nebenamt, wie es auch heißt, oder "supply clergy", wie es im Englischen heißt). Anglikaner und Alt-Katholiken haben das -- solche dürfen keine Pfarrer werden, dürfen aber einen Gottesdienst leiten und die Eucharistie feiern (und natürlich auch andere Sakramente spenden, etwa Krankensalbung oder Versöhnung). Man hat in vielen Bistümern sogar eine öffentliche Liste solcher Kleriker, die gegen Fahrtkostenübernahme überall im Bistum hinfahren und einen Gottesdienst feiern. Gerade in Diasporasituationen ist das ein Segen. (Und wäre vielleicht genau das, was oblatum bräuchte.)

Zum Thema evangelischer Räte: Nun, man muß die Latte doch irgendwo setzen, was für einen Priester angemessen ist und was man von ihm erwartet. Wie Linus anmerkt, Leute gibt es sicherlich, die einspringen würden, wenn die rkK dies zuläßt...aber gerade weil sie an die Vorschriften halten, machen sie keinen Theater daraus. Solange man Zölibat für Pfarrerstellen vorschreibt, wäre das auch für die Gemeinden keine sichtbare Änderung und man hält die Zölibatspflicht aufrecht, wenn eingeengt.

Cheers,

John
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