(Dies galt es ursprünglich im Litteratur-Quiz raten, ich habe jedoch damit einen neuen Wettbewerb eröffnet. Walter)
Diesmal geht es um Poesie
Wer hat geschrieben:
Das Wort
O Gott. Das runde Wort. Es auszusprechen
Und auszurufen ohne Sinn,
Ist Lästerung nah dem Verbrechen...
Und doch: O Gott. Daß ich es bin...
Poetik
Immer die alten Worte:
Wolke, Wasser und Wind,
Wege, bewohnbare Orte,
Haus und vor allem: das Kind.
Immer die Elemente:
Zeugung, Geburt und Tod.
Was uns von anderen trennte: Das ist gemeinsame Not.
Immer das nackte Leben
Hinter dem schönen Schein.
Und versuch ich auch, mich zu erheben:
Die Erde holt mich doch ein.
Ecce Homo hat geschrieben:Aber Eva Strittmatter lebt und arbeitet schon in Berlin - ich schätze schon mal, dass einer meiner Vorredner damit Recht hatte...
Mittlerweile glaube ich's auch.
Bislang hatte ich allerdings nur (und auch erst durch Tatiana) ihren Mann* gelesen.
Das ist auch von ihr und würde dazu passen:
Eva Strittmatter hat geschrieben:
Leben
Ich falle nicht aus Gottes Hand.
Ich halte mich. Ich bleibe fest.
Wann immer mich das Leben fand
Und würgte mich. Ein Rest
In mir blieb ungerührt.
Verführt
Vom Leben, lebe ich.
Und wirft's mich: Ich erhebe mich.
Walter hat geschrieben:Doch nicht Eva Strittmatter?
Aber [Punkt]
Eva Strittmatter hat geschrieben:
An E.
Wenn du in Not sein wirst oder sehr krank:
Ich will bei dir sein. Mein Leben dank
Ich deinem Leben. Alles in mir
Hab ich genommen, gewonnen von dir.
Wenn ich verwirrt bin und kränke dich:
Lass mich nicht fallen.
Ich liebe dich.
Bitte
Sei sanft, wenn du kannst - das Leben
Ist sowieso hart und schwer.
Vielleicht hat es das früher gegeben,
Jetzt gibt es das nicht mehr:
Leicht sein und einfach leben
Ohne Nutzungs- und Musterungsschein.
Wenn wir uns nicht Liebe geben;
Uns umfangen und uns erheben
Betonieren sie uns ein.
Werte
Die guten Dinge des Lebens
Sind alle kostenlos:
Die Luft, das Wasser, die Liebe.
Wie machen wir das bloß,
Das Leben für teuer zu halten,
Wenn die Hauptsachen kostenlos sind?
Das kommt vom zu frühen Erkalten.
Wir genossen nur damals als Kind
Die Luft nach ihrem Werte
Und Wasser als Lebensgewinn,
Und Liebe, die Unbegehrte,
Nahmen wir leichtherzig hin.
Nur selten noch atmen wir richtig
Und atmen die Zeit mit ein.
Wir leben eilig und wichtig
Und trinken statt Wasser Wein.
Und aus der Liebe machen
Wir eine Pflicht und Last.
Und das Leben kommt dem zu teuer,
Der es zu billig auffaßt.
Freundschaft
Freunde sind mir, mit denen ich
Essen und trinken und reden kann.
Die mich in meiner Küche kennen,
Und denen ich sage: Komm, setz dich ran.
(Keine Probleme und Komplikationen:
Wie füttert man den? Ist der Schnaps gut genug?)
Mit denen gemeinsam ich in den Jahren
Meine und ihre Lasten abtrug:
Krankheit der Kinder und Weltüberdruß.
Mit denen ich die Nächte zerrede.
Und doch kommt es niemals zu einem Schluß.
Das kann auch über Fernen bestehen.
Auch wenn man sich lange Zeit nicht sieht:
Halten wir uns einander fest,
Was immer sonst auch mit uns geschieht.
Freundschaften sind wie Abenteuer,
Auf die man sein ganzes Leben setzt.
Versagt man oder wird man verraten,
Hat man sich mehr als die Haut verletzt.
die etwas tausend Autokilometer von Metzingen entfernt liegt,
in der es viel Krach, Müll, Kunst und Gott gibt.
Ist doch nicht so schwer?
Das Problem ist nur, dass es überall Müll, Krach und Kunst gibt - und Gott ist eh überall - wenn ich aber raten müsste, dann ist es Berlin... ist aber echt nur geraten. Könnte genauso auch Hamburg sein - oder Weimar. Ich sag ja, dass ich nur rate...
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...
Ecce Homo hat geschrieben:Das Problem ist nur, dass es überall [...] Kunst gibt
Schön wär's.
Ecce Homo hat geschrieben:und Gott ist eh überall
Hihi, das klingt aber gar nicht katholisch.
Ecce Homo hat geschrieben:- wenn ich aber raten müsste, dann ist es Berlin... ist aber echt nur geraten. Könnte genauso auch Hamburg sein - oder Weimar. Ich sag ja, dass ich nur rate...
Metzingen - Berlin: 529 km
Metzingen - Hamburg: 560 km
Metzingen - Weimar: 309 km (jeweils Luftlinie)
Was andre mögen, hängt zum Hals mir raus,
Mich widert’s an, ich hass’ die ganze Welt.
»Was willst du denn?« – »Hör an, was mir gefällt:
Messerstechen, Morden, Leichenschmaus!
Ich mag’s, wenn andrer Antlitz, bleich vor Graus,
Von Todeswunde klafft, wenn Schiff zerschellt
Und laut vom Thron ein zweiter Nero bellt,
Ein schönes Weib verrottet hinterm Haus.
Verdammt, ich hasse Frohsinn und Vergnügen.
Ich will in Schwermut lustvoll mich erbauen,
Den ganzen Tag dem Irrsinn mich verfügen.
Ich würde gern den Saal der Tränen schauen,
All das Pack erschlagen, nimmer lügen,
Wie’s lang getan im Traum in Todes Auen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Was andre mögen, hängt zum Hals mir raus,
Mich widert’s an, ich hass’ die ganze Welt.
»Was willst du denn?« – »Hör an, was mir gefällt:
Messerstechen, Morden, Leichenschmaus!
Ich mag’s, wenn andrer Antlitz, bleich vor Graus,
Von Todeswunde klafft, wenn Schiff zerschellt
Und laut vom Thron ein zweiter Nero bellt,
Ein schönes Weib verrottet hinterm Haus.
Verdammt, ich hasse Frohsinn und Vergnügen.
Ich will in Schwermut lustvoll mich erbauen,
Den ganzen Tag dem Irrsinn mich verfügen.
Ich würde gern den Saal der Tränen schauen,
All das Pack erschlagen, nimmer lügen,
Wie’s lang getan im Traum in Todes Auen.
Cino da Pistoja *gähn*
Zuletzt geändert von Ecce Homo am Montag 5. Juni 2006, 14:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...
Robert, aber du musst nochmal, weil das hast du schon mal eingestellt, und zwar am 27/11/2003, 01:05 hier:
"Gespräche im Kreuzgang Foren-Übersicht » Freie Wildbahn » Das Brauhaus » Einmal möchte ich ein Böser sein"
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...
Cino da Pistoia hat geschrieben:Tutto cio ch’altrui agrada a me disgrada,
Ed emmi a noia e spiace tutto’l mondo.
Or dunque che ti piace? ? I’ti rispondo:
Quando l’un l’altro spessamente aghiada;
E piacemi veder colpi di spada
Altrui nel volto, e navi andar a fondo;
E piacerebbemi un Neron secondo,
E ch’ogne bella donna fosse lada.
Molto mi spiace allegrezza e sollazzo,
E la malenconia m’agrada forte,
E tutto’l dì vorrei seguire un pazzo.
E far mi piaceria di pianto corte,
E tutti quelli amazzar ch’io amazzo
Nel fèr pensier, là dov’io trovo Morte.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.