Kreuzgang

Wer hat geschrieben: Das Wort

O Gott. Das runde Wort. Es auszusprechen
Und auszurufen ohne Sinn,
Ist Lästerung nah dem Verbrechen...
Und doch: O Gott. Daß ich es bin...


Poetik

Immer die alten Worte:
Wolke, Wasser und Wind,
Wege, bewohnbare Orte,
Haus und vor allem: das Kind.
Immer die Elemente:
Zeugung, Geburt und Tod.
Was uns von anderen trennte:
Das ist gemeinsame Not.
Immer das nackte Leben
Hinter dem schönen Schein.
Und versuch ich auch, mich zu erheben:
Die Erde holt mich doch ein.

Tatiana hat geschrieben:Diesmal geht es um Poesie

Walter hat geschrieben:

Tatiana hat geschrieben:Diesmal geht es um Poesie

Tatiana, wir brauchen da wohl doch noch einem kleinen Hinweis . . . :ikb_helpsmilie:

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ist sie noch relativ jung?
Trägt sie einen eher un-
gewöhnlichen Vornamen?

Ecce Homo hat geschrieben:Aber Eva Strittmatter lebt und arbeitet schon in Berlin - ich schätze schon mal, dass einer meiner Vorredner damit Recht hatte...

Eva Strittmatter hat geschrieben:

Leben

Ich falle nicht aus Gottes Hand.
Ich halte mich. Ich bleibe fest.
Wann immer mich das Leben fand
Und würgte mich. Ein Rest
In mir blieb ungerührt.
Verführt
Vom Leben, lebe ich.
Und wirft's mich:
Ich erhebe mich.

Tatiana hat geschrieben:

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ja ja, in der Lausitz.

Jahwohl!!

Literarische Werke seiner Frau sind ebenfalls beliebt

Walter hat geschrieben:Doch nicht Eva Strittmatter?

Eva Strittmatter hat geschrieben: An E.

Wenn du in Not sein wirst oder sehr krank:
Ich will bei dir sein. Mein Leben dank
Ich deinem Leben. Alles in mir
Hab ich genommen, gewonnen von dir.
Wenn ich verwirrt bin und kränke dich:
Lass mich nicht fallen.
Ich liebe dich.


Bitte

Sei sanft, wenn du kannst - das Leben
Ist sowieso hart und schwer.
Vielleicht hat es das früher gegeben,
Jetzt gibt es das nicht mehr:
Leicht sein und einfach leben
Ohne Nutzungs- und Musterungsschein.
Wenn wir uns nicht Liebe geben;
Uns umfangen und uns erheben
Betonieren sie uns ein.


Werte

Die guten Dinge des Lebens
Sind alle kostenlos:
Die Luft, das Wasser, die Liebe.
Wie machen wir das bloß,
Das Leben für teuer zu halten,
Wenn die Hauptsachen kostenlos sind?
Das kommt vom zu frühen Erkalten.
Wir genossen nur damals als Kind
Die Luft nach ihrem Werte
Und Wasser als Lebensgewinn,
Und Liebe, die Unbegehrte,
Nahmen wir leichtherzig hin.
Nur selten noch atmen wir richtig
Und atmen die Zeit mit ein.
Wir leben eilig und wichtig
Und trinken statt Wasser Wein.
Und aus der Liebe machen
Wir eine Pflicht und Last.

Und das Leben kommt dem zu teuer,
Der es zu billig auffaßt.


Freundschaft

Freunde sind mir, mit denen ich
Essen und trinken und reden kann.
Die mich in meiner Küche kennen,
Und denen ich sage: Komm, setz dich ran.
(Keine Probleme und Komplikationen:
Wie füttert man den? Ist der Schnaps gut genug?)
Mit denen gemeinsam ich in den Jahren
Meine und ihre Lasten abtrug:
Krankheit der Kinder und Weltüberdruß.
Mit denen ich die Nächte zerrede.
Und doch kommt es niemals zu einem Schluß.
Das kann auch über Fernen bestehen.
Auch wenn man sich lange Zeit nicht sieht:
Halten wir uns einander fest,
Was immer sonst auch mit uns geschieht.
Freundschaften sind wie Abenteuer,
Auf die man sein ganzes Leben setzt.
Versagt man oder wird man verraten,
Hat man sich mehr als die Haut verletzt.

Wer hat geschrieben:Nachdem ER DURCH ???
GEGANGEN WAR

Arm eng, arm schlecht
Arm grau, arm dicht
Reich weit, reich schön
Reich grün, reich licht.

Arm klein, arm schwach
Reich groß, reich stark
Arm heiß, arm Krach
Reich kühl, reich Park

Arm Rauch, arm Schmutz
Arm Müll, arm Schrott
Reich Ruhm, reich Glanz
Reich Kunst, reich Gott.

Ecce Homo hat geschrieben:Metzingen? Wo er durch ging?

Walter hat geschrieben:Lass Dich nicht von den tausend Kilometern abschrecken, es war wirklich schon sehr nah dran.

Ecce Homo hat geschrieben:Also derselbe Autor: Robert Gernhardt (*1937)?

Ich glaube wir brauchen noch Tips...

Walter hat geschrieben:

Ecce Homo hat geschrieben:Also derselbe Autor: Robert Gernhardt (*1937)?

Ich glaube wir brauchen noch Tips...

Der Autor stimmt - für den Ort des Geschehens am besten das Gedicht noch einmal lesen.

Ecce Homo hat geschrieben:Was weiß ich, wo der Typ da, unter Drogen stehend, durchläuft... ??????

Robert Gernhard hat geschrieben:Folgen der Trunksucht

Seht ihn an, den Schreiner.
Trinkt er, wird er kleiner.
Schaut, wie flink und frettchenhaft
er an seinem Brettchen schafft.

Seht ihn an, den Hummer.
Trinkt er, wird er dummer.
Hört, wie er durchs Nordmeer keift,
ob ihm wer deie Scheren schleift.

Seht sie an, die Meise.
Trinkt sie, baut sie Scheіße.
Da! Grad rauscht ihr drittes Ei
wieder voll am Nest vorbei.

Seht ihn an, den Dichter.
Trinkt er, wird er schlichter.
Ach, schon fällt ihm gar kein Reim
auf das Reimwort »Reim« mehr eim.

Ecce Homo hat geschrieben:

Walter hat geschrieben:

Ecce Homo hat geschrieben:Also derselbe Autor: Robert Gernhardt (*1937)?

Ich glaube wir brauchen noch Tips...

Der Autor stimmt - für den Ort des Geschehens am besten das Gedicht noch einmal lesen.

Was weiß ich, wo der Typ da, [...], durchläuft...

• die etwas tausend Autokilometer von Metzingen entfernt liegt,
• in der es viel Krach, Müll, Kunst und Gott gibt.

Walter hat geschrieben:Gesucht wird eine Stadt,

• die etwas tausend Autokilometer von Metzingen entfernt liegt,
• in der es viel Krach, Müll, Kunst und Gott gibt.

Ist doch nicht so schwer?

Ecce Homo hat geschrieben:Das Problem ist nur, dass es überall [...] Kunst gibt

Ecce Homo hat geschrieben:und Gott ist eh überall

Ecce Homo hat geschrieben:- wenn ich aber raten müsste, dann ist es Berlin... ist aber echt nur geraten. Könnte genauso auch Hamburg sein - oder Weimar. Ich sag ja, dass ich nur rate...

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Na Rom, Mensch.

Robert Gernhard hat geschrieben:NACHDEM ER DURCH ROM GEGANGEN WAR

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Und wer is jetz dran? Ecce oder icke?

Wer hat geschrieben:An die Freude

Was andre mögen, hängt zum Hals mir raus,
Mich widert’s an, ich hass’ die ganze Welt.
»Was willst du denn?« – »Hör an, was mir gefällt:
Messerstechen, Morden, Leichenschmaus!

Ich mag’s, wenn andrer Antlitz, bleich vor Graus,
Von Todeswunde klafft, wenn Schiff zerschellt
Und laut vom Thron ein zweiter Nero bellt,
Ein schönes Weib verrottet hinterm Haus.

Verdammt, ich hasse Frohsinn und Vergnügen.
Ich will in Schwermut lustvoll mich erbauen,
Den ganzen Tag dem Irrsinn mich verfügen.

Ich würde gern den Saal der Tränen schauen,
All das Pack erschlagen, nimmer lügen,
Wie’s lang getan im Traum in Todes Auen.

Robert Ketelhohn hat geschrieben:

Wer hat geschrieben:An die Freude

Was andre mögen, hängt zum Hals mir raus,
Mich widert’s an, ich hass’ die ganze Welt.
»Was willst du denn?« – »Hör an, was mir gefällt:
Messerstechen, Morden, Leichenschmaus!

Ich mag’s, wenn andrer Antlitz, bleich vor Graus,
Von Todeswunde klafft, wenn Schiff zerschellt
Und laut vom Thron ein zweiter Nero bellt,
Ein schönes Weib verrottet hinterm Haus.

Verdammt, ich hasse Frohsinn und Vergnügen.
Ich will in Schwermut lustvoll mich erbauen,
Den ganzen Tag dem Irrsinn mich verfügen.

Ich würde gern den Saal der Tränen schauen,
All das Pack erschlagen, nimmer lügen,
Wie’s lang getan im Traum in Todes Auen.

Cino da Pistoia hat geschrieben:Tutto cio ch’altrui agrada a me disgrada,
Ed emmi a noia e spiace tutto’l mondo.
Or dunque che ti piace? ? I’ti rispondo:
Quando l’un l’altro spessamente aghiada;

E piacemi veder colpi di spada
Altrui nel volto, e navi andar a fondo;
E piacerebbemi un Neron secondo,
E ch’ogne bella donna fosse lada.

Molto mi spiace allegrezza e sollazzo,
E la malenconia m’agrada forte,
E tutto’l dì vorrei seguire un pazzo.

E far mi piaceria di pianto corte,
E tutti quelli amazzar ch’io amazzo
Nel fèr pensier, là dov’io trovo Morte.