Daraus:
Praktisch jeder Provinzbischof ist bemüßigt, dem Papst vorzuschreiben, was er tun und nicht tun darf. Ein besonders groteskes Beispiel ist die Kirche Schweiz. Den Bischöfen laufen die Gläubigen davon, sie haben keinen geeigneten Nachwuchs, sie haben den Fall Röschenz, einen Skandal nach dem andern, und Bischof Kurt Koch bemüht sich in einem sieben seitigen "Brief an die Gläubigen" zu beweisen – in einem verängstigten und weinerlichen Ton –, dass die Priesterbruderschaft nicht katholisch ist.
Es gibt im Konzil zweideutige Texte, welche den Eindruck geben, die Kirche verabschiede sich dadurch von früheren Dogmen. Das ist ja die Frage, zu der wir vom Papst eine Aussage erbitten. Steht das Konzil nun gegen die zweitausend jährige Tradition oder ist es im Kontext der traditionellen Lehre zu verstehen? Wäre es nur im Kontext der Tradition zu verstehen, dann gäbe es keine theologischen Differenzen mehr. Ist es ein Traditionsbruch, dann bleiben wir bei den katholischen Dogmen, weil diese eben immer als unveränderliche und ewige Wahrheit verkündet worden sind. Daran sehen wir uns gebunden.
Nach 50 Jahren Umbau der Kirche im Geiste des Konzils sieht es verheerend aus. In Deutschland und der Schweiz können die Strukturen nur dank der Kirchensteuern aufrecht erhalten werden, auch ohne religiösen Elan. Deshalb schauen Sie lieber nach Frankreich. Dort liegt das Durchschnittsalter des Klerus in zahlreichen Bistümern längst über 60, ein Pfarrer ist für 50, 60 und im Zentralmassiv für noch mehr Pfarreien zuständig. Aber auch bei uns ist in 10, 20 Jahren einfach Schluss. Da wird es keinen Priestermangel mehr geben, weil es keine Volkskirche mehr gibt, keine Gläubigen. In anderen Ländern sieht das nicht anders aus. Ich bin eben aus Indien zurückgekommen. Ehemals mehrheitlich katholische Gebiete fallen wieder ins Heidentum zurück, und dabei sind die katholischen Bischöfe und Priester federführend; das sind die Errungenschaften des Konzils. Wer etwa in Brasilien heute noch wirklich religiös ist, der ist entweder evangelikal oder traditionell-katholisch. Wir erleben doch seit den 60er, 70er Jahren keine Blüte des Christentums, sondern einen einzigen Niedergang, das springt einem aus jeder Statistik ins Auge.
Der Pater ist den Fangfragen hervorragend ausgewichen und gibt klare und unzweideutige Antworten!Die übergroße Mehrheit derjenigen, die in den 60er und 70er Jahren der Kirche den Rücken gekehrt haben, die nicht mehr zur Messe gingen, nicht mehr die Moral beachteten, die fanden die Reformen nach dem Konzil ganz toll. Gegangen sind sie trotzdem. Sie können eine Religion nicht wie eine politische Partei nach Sympathiewerten beurteilen. Dann wäre der Islam keine Herausforderung für uns. Es geht um ein gelebtes Christentum. Lesen Sie Gaudium et Spes, das längste Konzilsdekret. So was von überholt! Eine Kirche, die mit der Zeit gehen will, rennt ihr ewig hoffnungslos hinterher und kommt immer zu spät. Die Konzilsblase platzt. Da sind wir nicht traurig.
Hätten wir doch solche Männer als Priester in den deutschen Diözesen. Aber wie ich gerade im Oratorium schrieb: gute Priester kommen heute nur noch aus den Movimenti, wenigen alten Orden und einem mitteleuropäischem Zwerg-Erzbistum. *seufz*