Gretchenfrage Realpräsenz

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Hubertus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Hubertus »

Fragesteller hat geschrieben:An die informierten Katholiken: Verstehe ich folgendes recht? Die richtig verstandene Transsubstantiationslehre würde gerade nicht besagen, wie Luther behauptete, dass der Leib Christi in dem Brot sei, sondern dass das, was wie Brot aussieht etc., selbst der Leib Christi sei.
:ja:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Raphael

Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Raphael »

Hubertus hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:An die informierten Katholiken: Verstehe ich folgendes recht? Die richtig verstandene Transsubstantiationslehre würde gerade nicht besagen, wie Luther behauptete, dass der Leib Christi in dem Brot sei, sondern dass das, was wie Brot aussieht etc., selbst der Leib Christi sei.
:ja:
Stimmt! :daumen-rauf:

Vereinfacht kann man die Transsubstantiationslehre wie folgt erläutern:
Das, was der Mensch sieht, sind die Akzidentien des Brotes. Das, was das Brot jedoch zum Brot macht, ist die Substanz. Diese Substanz wird nun während der Wandlung in das Fleisch Christi umgewandelt (= transsubstantiiert). Ursache dafür ist Gott alleine. Während also das Brot äußerlich (= akzidentiell) gleich bleibt, ändert sich das Innere (= die Substanz).

Für die Augen des Glaubens ist diese Wandlung der Substanz erkennbar.

Die weiter oben erfragte chemische bzw. physikalische Untersuchung kann nur bis zu den Akzidentien vordringen. Diese Beschränkung ist auf die naturwissenschaftliche Methode an sich zurückzuführen und hängt nur indirekt mit dem zu untersuchenden Gegenstand selber zusammen.

Dieter
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dieter »

Da wir hier in der Klausnerei sind, ist natürlich die Meinung der Reformatoren wichtig.

Für mich ist die Aussage Luthers, dass Brot und Wein auch Brot und Wein bleiben, aber dass die Gläubigen den Leib und das Blut "in, mit und unter" der Gestalt von Brot und Wein empfangen, aber dabei nicht über Details spekulieren sollen, am einprägsamsten.

Fragesteller
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Fragesteller »

Unabhängig von "Meinungen" und "Einprägsamkeit" hast Du noch keine begründeten Einwände geliefert zu den folgenden Punkten.
1. Die Transsubstantiationslehre stellt anders als Luther (und Du!) behauptetet keine "Spekulation" über das Mysterium dar, sondern lediglich eine mögliche Beschreibung desselben, aus der erst deutlich wird, warum es sich um ein Mysterium handelt.
2. Die Transsubstantiationslehre macht die Verheißung Christi, anders als Luther behauptet, nicht kleiner; die von Luther geforderte "einfältige" Wörtlichnahme der Einsetzungsworte lässt sich auch in die Form der Transsubstantiationslehre fassen.
3. Luthers Ansicht ("Konsubstantiationslehre"), dass auch Brot und Wein nach der Konsekration noch da seien (steht das eigentlich irgendwo verbindlich in den Bekenntnisschriften?) lässt sich nicht in Dienst nehmen für eine abgeschwächte Realpräsenzlehre oder irgendwelchen Agnostizismus in dieser Frage (wie Du ihn hochhältst), da er darauf bestnd, dass zugleich Leib und Blut Christi im vollen Sinne präsent seien. Bei Leib und Blut war er sich sogar sicherer als bei Brot und Wein.

(Wie gesagt: Die Parallele zu den zwei Naturen Christi, die Luthers Argumentation für seine m. E. durchaus korrekt so benennbare Konsubstatiationslehre in der oben zitierten Schrift zieht, kommt mir durchaus plausibel vor. Nur eine so eindeutige und agressive Abgrenzung von der TSL lässt sich damit nicht begründen.)

Tritonus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Tritonus »

Fragesteller hat geschrieben:[...] (steht das eigentlich irgendwo verbindlich in den Bekenntnisschriften?) [...]
Es steht sogar im "Kleinen Katechismus" -- hoffentlich fehlinterpretiere ich da nichts und es ist auch das, was Du meinst --, den bis vor wenigen Jahrzehnten praktisch jeder ev.luth. Konfirmand auswendig konnte. Damit gehörte es sozusagen zum konfessionellen Allgemeingut aller Lutheraner.
Was ist das Sakrament des Altars?

Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesus Christus,
unter dem Brot und Wein
uns Christen zu essen und zu trinken
von Christus selbst eingesetzt.

(Der kleine Katechismus Doktor Martin Luthers, Das fünfte Hauptstück, Zum ersten)

Fragesteller
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Fragesteller »

OK, unter den Umständen ist meine Frage peinlich. (Gut, wobei da nicht klargestellt wird, ob Brot und Wein wirklich so substantiell und wahr da sind wie Leib und Blut oder nur in ihrer äußeren Gestalt.)
Stephen hat in einem älteren Strang mal was vom Aquinaten zitiert, was sich durchaus mit dieser Auffassung Luthers vertragen würde:
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=541791#p541791

Tritonus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Tritonus »

Fragesteller hat geschrieben:OK, unter den Umständen ist meine Frage peinlich. ...
Nein, ich finde sie nicht peinlich. Was vor Jahrzehnten Allgemeingut war, ist heute weitgehend unbekannt. Man will ja (beispielsweise in der EKD) die reformierten Geschwister nicht mit allzuvielen Details vor den Kopf stoßen.

Pilgerer
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Pilgerer »

Tritonus hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:OK, unter den Umständen ist meine Frage peinlich. ...
Nein, ich finde sie nicht peinlich. Was vor Jahrzehnten Allgemeingut war, ist heute weitgehend unbekannt. Man will ja (beispielsweise in der EKD) die reformierten Geschwister nicht mit allzuvielen Details vor den Kopf stoßen.
Gibt es diese reformierten Geschwister denn noch? Ich glaube eher, dass es die allgemeine Tendenz zur Relativierung aller Glaubensinhalte war, die zur Auflösung der lutherischen und teils auch christlichen Grundlagen führte.

Das Abendmahl enthält auf der Basis der biblischen Grundlage natürlich sowohl den Gedächtnisaspekt als auch die Speisung mit dem Brot des Lebens (das Jesus ist). Die katholische Eucharistiefeier folgt weitgehend der apostolischen Tradition. Ein Punkt, der bei Katholiken zu kritisieren ist, ist dass Gott und Jesus bei ihnen irgendwie noch unnahbar bleibt. Trotz Realpräsenz bleibt eine Distanz zu Gott. Damit kann die Eucharistiefeier ihren vollen biblischen Sinn nicht entfalten. Da ist die Anregung durch die Reformation notwendig, dass es darauf ankommt, den lebendigen Jesus in sein Herz zu lassen, um tatsächlich auch umgewandelt zu werden. Es ist möglich, Gottes Nähe zu erfahren und Gott wirklich persönlich kennen zu lernen, um in ein vertrautes Verhältnis zu Ihm zu kommen und wahres Leben aus dem ewigen Reich zu empfangen.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Protasius
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Protasius »

Pilgerer hat geschrieben:Das Abendmahl enthält auf der Basis der biblischen Grundlage natürlich sowohl den Gedächtnisaspekt als auch die Speisung mit dem Brot des Lebens (das Jesus ist). Die katholische Eucharistiefeier folgt weitgehend der apostolischen Tradition.
Das hört man gern :breitgrins:
Pilgerer hat geschrieben:Ein Punkt, der bei Katholiken zu kritisieren ist, ist dass Gott und Jesus bei ihnen irgendwie noch unnahbar bleibt. Trotz Realpräsenz bleibt eine Distanz zu Gott. Damit kann die Eucharistiefeier ihren vollen biblischen Sinn nicht entfalten.
Könntest du das etwas konkreter fassen? Ich kann dir hier nicht folgen.
Da ist die Anregung durch die Reformation notwendig, dass es darauf ankommt, den lebendigen Jesus in sein Herz zu lassen, um tatsächlich auch umgewandelt zu werden. Es ist möglich, Gottes Nähe zu erfahren und Gott wirklich persönlich kennen zu lernen, um in ein vertrautes Verhältnis zu Ihm zu kommen und wahres Leben aus dem ewigen Reich zu empfangen.
Das kannst du mE der Reformation nicht zuschreiben.
Augustinus von Hippo hat geschrieben: Werdet, was ihr empfangt: Leib Christi.
Empfangt, was ihr seid: Leib Christi.
Augustinus lebte gut tausend Jahre vor der Reformation.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Raphael

Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Raphael »

Protasius hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:Das Abendmahl enthält auf der Basis der biblischen Grundlage natürlich sowohl den Gedächtnisaspekt als auch die Speisung mit dem Brot des Lebens (das Jesus ist). Die katholische Eucharistiefeier folgt weitgehend der apostolischen Tradition.
Das hört man gern :breitgrins:
Pilgerer hat geschrieben:Ein Punkt, der bei Katholiken zu kritisieren ist, ist dass Gott und Jesus bei ihnen irgendwie noch unnahbar bleibt. Trotz Realpräsenz bleibt eine Distanz zu Gott. Damit kann die Eucharistiefeier ihren vollen biblischen Sinn nicht entfalten.
Könntest du das etwas konkreter fassen? Ich kann dir hier nicht folgen.
Da ist die Anregung durch die Reformation notwendig, dass es darauf ankommt, den lebendigen Jesus in sein Herz zu lassen, um tatsächlich auch umgewandelt zu werden. Es ist möglich, Gottes Nähe zu erfahren und Gott wirklich persönlich kennen zu lernen, um in ein vertrautes Verhältnis zu Ihm zu kommen und wahres Leben aus dem ewigen Reich zu empfangen.
Das kannst du mE der Reformation nicht zuschreiben.
Augustinus von Hippo hat geschrieben: Werdet, was ihr empfangt: Leib Christi.
Empfangt, was ihr seid: Leib Christi.
Augustinus lebte gut tausend Jahre vor der Reformation.
Die Schwierigkeiten der Reformatoren liegen wohl auf der physikalischen Ebene:
Das Brot ist ihnen zuwenig Wort und zuviel Materie! :hmm:

Um es auf den Punkt zu bringen:
Bei den Protestanten ist das Wort Fleisch geworden! :hmm:

Bei den Orthodoxen ist das Wort Fleisch geworden! :roll:

Nur bei den Katholiken ist das Wort Fleisch geworden! :)

Pilgerer
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Pilgerer »

Protasius hat geschrieben:Könntest du das etwas konkreter fassen? Ich kann dir hier nicht folgen.
Die Ehrfurcht scheint mir zu groß zu sein, als dass Gott wirklich unmittelbar wirken kann. Alleine schon der Respekt vor den kirchlichen Autoritäten, die als Mittler zwischen Gott und den Laien stehen, schafft eine ehrfürchtige Distanz zu dem lebendigen Gott, der wiederum über dem Priester, dem Bischof, dem Kardinal und dem Papst steht.
Die "Freiheit des Christenmenschen" wurzelt ja gerade darin, dass die kirchliche Hierarchie in der unmittelbaren Gottesbegegnung (oder -beziehung) ausgeblendet wird und Gott vor uns so sein kann, wie Er ist. Das ist die Voraussetzung dafür, den wahren Gott und den authentischen Jesus kennen zu lernen, um Ihn in Seiner tatsächlichen Güte empfangen zu können.
Jesus sagte: "57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen.
58 Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot isst, der wird leben in Ewigkeit." (Johannes 6,57-58)
Dieses ewige Leben, das beim Essen von Jesu Leib auf den Gläubigen übergeht, sollte spürbar sein. Damit das spürbar ist, ist der entsprechende Glaube notwendig, nicht formalistisch, sondern mystisch-sinnlich. Das Wort Jesu weckt uns von den Toten auf. Wer die Erfahrung macht, was das bedeutet, wenn Jesu Worte im Evangelium ins Herz einschlagen und es zum Leben erwecken, der bekommt dann auch ein Gespür dafür, wie das fleischgewordene Wort Gottes wirken sollte. Denn Jesu Worte und Jesu Leib sind miteinander identisch.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Dieter
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dieter »

Juden schächten Tiere, damit das Blut vollständig auslaufen kann. Für Juden ist die Berührung mit Blut eines der größten Tabus.

Es ist ABSOLUT undenkbar, dass Jesus -als guter Jude- mit den Worten "mein Blut trinken" das so verstanden hätte, als wäre es tatsächlich Blut so wie Blut von Menschen oder Tieren.

Nach Luther verwandelt sich die Substanz NICHT. Wein bleibt Wein, in dem aber das Blut Christi enthalten ist. Wie ganz genau, das muss offen bleiben.

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Maurus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Maurus »

Dieter hat geschrieben:Juden schächten Tiere, damit das Blut vollständig auslaufen kann. Für Juden ist die Berührung mit Blut eines der größten Tabus.

Es ist ABSOLUT undenkbar, dass Jesus -als guter Jude- mit den Worten "mein Blut trinken" das so verstanden hätte, als wäre es tatsächlich Blut so wie Blut von Menschen oder Tieren.
Nö, ist es nicht. Jesu Auftreten beinhaltete so einiges, was damals manchen Ohren als Tabubruch gelten konnte. Dass viele Juden Probleme mit dieser Aussage hatten, wird im Johannesevangelium ja auch nicht verschwiegen (6,51 ff).

Tritonus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Tritonus »

Dieter hat geschrieben:Juden schächten Tiere, damit das Blut vollständig auslaufen kann. Für Juden ist die Berührung mit Blut eines der größten Tabus.

Es ist ABSOLUT undenkbar, dass Jesus -als guter Jude- mit den Worten "mein Blut trinken" das so verstanden hätte, als wäre es tatsächlich Blut so wie Blut von Menschen oder Tieren.
...
Das sagt eigentlich gar nichts, denn der Genuss von Blutigem ist/war nicht nur Juden durch ihr eigenes Religionsgesetz untersagt, sondern auch den Mitgliedern der ersten Christengemeinden, "Heidenchristen" eingeschlossen.
Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge: Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes und Unzucht zu meiden. Wenn ihr euch davor hütet, handelt ihr richtig.
(Apg 15,28f)
Das war auch vollkommen logisch, denn das alttestamentliche Blutverbot (Gen 9,4 usw.) ist eines der wenigen Gesetze, die sich nicht auf die Nachkommen Israels, also das eigene Volk, bezog, sondern auf die Nachkommen Noahs, also auf die gesamte Menschheit. Es gibt noch immer Christen, die sich soweit wie möglich daran halten.

Kilianus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Kilianus »

Dieter hat geschrieben:Juden schächten Tiere, damit das Blut vollständig auslaufen kann. Für Juden ist die Berührung mit Blut eines der größten Tabus.

Es ist ABSOLUT undenkbar, dass Jesus -als guter Jude- mit den Worten "mein Blut trinken" das so verstanden hätte, als wäre es tatsächlich Blut so wie Blut von Menschen oder Tieren.

Nach Luther verwandelt sich die Substanz NICHT. Wein bleibt Wein, in dem aber das Blut Christi enthalten ist. Wie ganz genau, das muss offen bleiben.
Dieter, da widersprichst Du Dir doch selbst. Wenn die Herrenworte über den Kelch keinesfalls im Sinne einer Realpräsenz verstanden werden können, weil ein Jude Blut niemals berühren würde, dann ist auch Luther auf dem Holzweg. Denn ein Wein, "in dem aber das Blut Christi enthalten ist", bricht das Tabu ebenfalls.

Deine Argumentation funktioniert nach dem Maultaschen-Prinzip. Aber man verstößt auch dannn gegen das Freitagsfasten, wenn man das Fleisch im Teigmantel versteckt hat.

Pilgerer
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Pilgerer »

Dieter hat geschrieben:Juden schächten Tiere, damit das Blut vollständig auslaufen kann. Für Juden ist die Berührung mit Blut eines der größten Tabus.

Es ist ABSOLUT undenkbar, dass Jesus -als guter Jude- mit den Worten "mein Blut trinken" das so verstanden hätte, als wäre es tatsächlich Blut so wie Blut von Menschen oder Tieren.
Die Begründung war: "1 Und wer vom Haus Israel oder von den Fremdlingen unter euch irgendwelches Blut isst, gegen den will ich mein Antlitz kehren und will ihn aus seinem Volk ausrotten.11 Denn des Leibes Leben ist im Blut und ich habe es euch für den Altar gegeben, dass ihr damit entsühnt werdet. Denn das Blut ist die Entsühnung, weil das Leben in ihm ist." (3. Mose 17,1-11)
Ebenso gibt es das Gebot: "22 Wenn jemand eine Sünde getan hat, die des Todes würdig ist, und wird getötet und man hängt ihn an ein Holz, 23 so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn am selben Tage begraben - denn ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott -, auf dass du dein Land nicht unrein machst, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe gibt." (5. Mose 22-23)

Jesus nahm unsere Sünden, die des Todes würdig sind, auf sich. Er wurde für uns zum Verfluchten, damit Er unseren Fluch brechen konnte. "13 Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns; denn es steht geschrieben (5.Mose 21,23): »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«,14 damit der Segen Abrahams unter die Heiden komme in Christus Jesus und wir den verheißenen Geist empfingen durch den Glauben." Nach der gleichen Logik, nach der der Kreuztod Jesu uns zum Heil wurde - obwohl das Alte Testament darin einen Fluch sah - wurde das Blut Jesu uns zum Heil, obwohl alles Blut sonst verboten ist.
Dieter hat geschrieben:Nach Luther verwandelt sich die Substanz NICHT. Wein bleibt Wein, in dem aber das Blut Christi enthalten ist. Wie ganz genau, das muss offen bleiben.
Luther schrieb in http://www.glaubensstimme.de/doku.php?i ... der_kirche:
Sieht man denn nicht, dass er uns im schlichten Glauben behalten wollte, und dass wir lediglich glaubten, sein Blut sei in dem Kelch? Fürwahr, wenn ich nicht begreifen kann, auf welche Weise das Brot der Leib Christi sein kann, will ich doch meinen Verstand gefangennehmen unter den Gehorsam Christi und schlicht bei seinen Worten bleiben, und glaube fest nicht allein, dass der Leib Christi in dem Brot ist, sondern das Brot der Leib Christi ist.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Raphael

Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Raphael »

Dieter hat geschrieben:Es ist ABSOLUT undenkbar, dass Jesus -als guter Jude- mit den Worten "mein Blut trinken" das so verstanden hätte, als wäre es tatsächlich Blut so wie Blut von Menschen oder Tieren.
...
Jesus Christus geht mit der Schöpfung souverän um! :)

Das zeigt sich auch an mehreren anderen Stellen im NT! :doktor:

Fragesteller
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Fragesteller »

Raphael hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Es ist ABSOLUT undenkbar, dass Jesus -als guter Jude- mit den Worten "mein Blut trinken" das so verstanden hätte, als wäre es tatsächlich Blut so wie Blut von Menschen oder Tieren.
...
Jesus Christus geht mit der Schöpfung souverän um! :)

Das zeigt sich auch an mehreren anderen Stellen im NT! :doktor:
:daumen-rauf:
Dieter hat geschrieben:Nach Luther verwandelt sich die Substanz NICHT. Wein bleibt Wein, in dem aber das Blut Christi enthalten ist. Wie ganz genau, das muss offen bleiben.
Klopfen wir mal die einzelnen lutherischen Bekenntnisschriften darauf ab, was sie in dieser Frage äußern und in welchem Zusammenhang das zur Transsubstantiationslehre und zum Begriff "Konsubstantiation" steht.
Kleiner Katechismus (schon zitiert) hat geschrieben: Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesus Christus, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt.
Dass Wein und Brot real da sind, wird nicht ganz deutlich gesagt, scheint aber vorausgesetzt. Betont wird dagegen die Realität des Leibes und Bluts Christi. Entscheidend für das Verhältnis von beidem zueinander ist das Wort "unter". Wenn meine unten gegebene Interpretation dieses Worts korrekt ist, geht diese Aussage in Richtung Konsubstantiation
Großer Katechismus hat geschrieben: Was ist nun das Sakrament des Altars? Antwort: Es ist der wahre Leib und Blut des Herrn Christus in und unter dem Brot und Wein [wie es] durch Christi Wort uns Christen zu essen und zu trinken befohlen [ist]. Und wie wir von der Taufe sagten, daß sie nicht bloßes Wasser sei, so sagten wir auch hier: das Sakrament ist Brot und Wein, aber nicht bloß Brot und Wein, wie man es sonst zu Tisch aufträgt, sondern Brot und Wein in Gottes Wort gefaßt und daran gebunden.
Klar ist hier
1. Brot und Wein bleiben Brot und Wein.
2. Brot und Wein werden durch Gottes Wort zur Trägersubstanz des Leibes und Blutes Christi
Ich glaube aber nicht, dass die Analogie der Taufe (wo das Wasser an sich selbstverständlich Wasser ist, aber anderes vermittelt) und der Begriff "Trägersubstanz" alles abdeckt, was hier zu sagen beabsichtigt ist. Auch hier wird betont, dass Leib und Blut Christi wahrhaft zugegen sind. Durch das Wort unter scheint eine Identität mit Brot und Wein angedeutet (s. u.). Wenn das richtig ist, weist alles in Richtung "Konsubstantiation": Brot und Wein werden in Leib und Blut überführt, ohne irgendetwas von dem, was sie bisher ausgemacht hat, zu verlieren.
Confessio Augustana hat geschrieben: Vom Abendmahl des Herrn wird so gelehrt, dass der wahre Leib und das wahre Blut Christi wirklich unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig sind und dort ausgeteilt und empfangen werden. Deshalb wird auch die Gegenlehre verworfen.
Apologie die Confessio Augustana hat geschrieben: Den zehnten Artikel fechten die Widersacher nicht an, darin wir bekennen, daß unsers Herrn Christi Leib und Blut wahrhaftiglich im Nachtmahl Christi zugegen und mit den sichtbaren Dingen, Brot und Wein, dargereicht und genommen wird; wie man bis hierher in der Kirche gehalten hat, wie auch der Griechen Kanon zeugt. Und Cyrillus spricht, daß uns Christus leiblich gereicht und gegeben wird im Abendmahl., Denn so sagt er: „Wir leugnen nicht, daß wir durch rechten Glauben und reine Liebe Christo geistlich vereinigt werden. Daß wir aber nach dem Fleisch gar keine Vereinigung mit ihm haben sollten, da sagen wir nein zu, und das ist auch wider die Schrift. Denn wer will zweifeln, daß Christus auch also der Weinstock sei, wie die Reben, daß wir Saft und Leben von ihm haben? Höre, wie Paulus sagt: 'Wir sind alle ein Leib in Christo; wiewohl unser viel sind, so sind wir in ihm doch eins; denn wir genießen alle eines Brots.' Meinest du, daß wir die Kraft des göttlichen Segens im Abendmahl nicht wissen? Denn wenn der geschieht, so macht er, daß durch die Genießung des Fleisches und Leibes Christi Christus auch leiblich in uns wohnt.“ Item: „Darum ist das zu merken, daß Christus nicht allein durch geistliche Einigkeit, durch die Liebe, sondern auch durch natürliche Gemeinschaft in uns ist.“ Und wir reden von Gegenwärtigkeit des lebendigen Leibes; denn wir wissen, wie Paulus sagt, „daß der Tod forthin nicht über ihn herrschen wird“.
Die CA selbst klingt fast nach römischer Transsubstatiationslehre: 1. Wahr sind Leib und Blut Christi, 2. Brot und Wein sind ihre Gestalt. Der erste Punkt wird in der Apologie vertieft, wo der physische Charakter der Präsenz Christi betont wird. Der zweite Punkt wird in der Apologie weniger deutlich, wo nicht davon die Rede ist, dass Leib und Blut Christi unter der Gestalt, sondern dass sie mit den (folglich realen?) sichtbaren Dingen dargereicht würden. Was die Apologie allerdings auch betont, ist der traditionelle Charakter der Abendmahlslehre und ihre Kontinuität sowohl zur alten Kirche (Zitat Cyrill) als auch zur zeitgenössichen Papstkirche (kein Widerspruch von der anderen Seite). Das relativiert diese Differenz etwas. -> Trans- oder mindestens Konsubstantiationslehre.
Schmalkaldische Artikel hat geschrieben:Vom Sakrament des Altars halten wir, daß Brot und Wein im Abendmahl der wahrhaftige Leib und Blut Christi seien und werde nicht allein gereicht und empfangen von frommen, sondern auch von bösen Christen.
[...]
ob es gleich wahr wäre, daß unter einer soviel sei wie unter beiden, so ist doch die eine Gestalt nicht die ganze Ordnung und Einsetzung, durch Christus gestiftet und befohlen.
[...]
Von der Transsubstantiation achten wir der spitzfindigen Sophisterei gar nichts, da sie lehren, daß Brot und Wein ihr natürliches Wesen verlassen oder verlieren und allein Gestalt und Farbe des Brotes bleibe und nicht richtiges Brot; denn es reimt sich mit der Schrift aufs beste, daß Brot da sei und bleibe, wie es S. Paulus selbst nennt (1. Kor 10,16): »Das Brot, das wir brechen«, und (1 Kor 11, 28): »Also esse er von dem Brot«.
Hier wird nun tatsächlich die Transsubstantiationslehre verworfen, im Sinne Dieters: Brot und Wein bleiben real da. Die Präsenz von Leib und Blut Christi wird weniger ausführlich behandelt, sie werden aber wieder als "wahr" bezeichnet. Ferner wird darauf verwiesen, dass auch sie auch Ungläubigen gilt; jeder Spiritualismus wäre damit verworfen. Eben weil es keine einschränkende Formulierung oder Relativierung im Folgenden gibt, denke ich, man darf die Einleitungssätze wörtlich nehmen: "daß Brot und Wein im Abendmahl der wahrhaftige Leib und Blut Christi seien". Zusammengenommen: Was wir auf dem Altar als Brot und Wein sehen, ist Leib und Blut Christi, ist andererseits ist und bleibt es Brot und Wein. -> Konsubstantiation.
Konkordienformel, Epitome hat geschrieben: Der Hauptstreit zwischen unser und der Sacramentirer Lehre in diesem Artikel:

Ob in dem heiligen Abendmahl der wahrhaftige Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi wahrhaftig und wesentlich gegenwärtig sei, mit Brot und Wein ausgetheilet und mit dem Munde empfangen werde von allen denen, so sich dieses Sacraments gebrauchen, sie sein würdig oder unwürdig, fromm oder unfromm, gläubig oder ungläubig, den Gläubigen zum Trost und Leben, den Ungläubigen zum Gericht? Die Sacramentierer sagen nein, wir sagen ja.

In Erklärung dieses Streits ist anfänglich zu merken, daß zweierlei Sacramentirer seien. Etzliche sein grobe Sacramentirer, welche mit deutschen klaren Worten vorgeben, wie sie im Herzen halten, daß im heiligen Abendmahl mehr nicht denn Brot und Wein gegenwärtig sei, ausgetheilet und mit dem Munde empfangen werde. Etzliche aber seind verschlagen und die allerschädlichste Sacramentirer, die zum Theil mit unsern Worten ganz scheinbar reden und vorgeben, sie gläuben auch eine wahrhaftige Gegenwärtigkeit des wahrhaftigen, wesentlichen, lebendigen Leibs und Bluts Christi im heiligen Abendmahl, doch solches geschehe geistlich, durch den Glauben. Welche doch unter diesem scheinbaren Worten eben die erste grobe Meinung behalten, daß nämlich nichts denn Brot und Wein im heiligen Abendmahl gegenwärtig sei und mit dem Munde empfangen werde. Dann geistlich heißet ihnen anders nichts, denn der Geist Christi oder die Kraft des abwesenden Leibes Christi und sein Verdienst, welcher gegenwärtig sei; der Leib Christi aber sei auf keinerlei Weise und Wege gegenwärtig, sondern allein daroben im öbersten Himmel, zu dem wir mit den Gedanken unsers Glaubens im Himmel auf erheben und daselbstten, aber gar nicht bei Brod und Wein des Abendmahls, solchen Leib und Blut suchen sollen.

Affirmativa

Bekenntnis reiner Lehre vom heiligen Abendmahl wider die Sacramentirer

1. Wir gläuben, lehren und bekennen, daß im heiligen Abendmahl der Leib und Blut Christi wahrhaftig und wesentlich gegenwärtig sei, mit Brot und Wein wahrhaftig ausgetheilet und empfangen werde.

2. Wir gläuben, lehren und bekennen, daß die Wort des Testaments Christi nicht anders zu verstehen sein, dann wie sie nach dem Buchstaben lauten, also daß nicht das Brot den abwesenden Leib, und der Wein das abwesende Blut Christi bedeute, sondern daß es wahrhaftig um sacramentlicher Einigkeit willen der Leib und Blut Christi sei.

3. Was denn die Consecration belanget, gläuben, lehren und bekennen wir, daß solche Gegenwärtigkeit des Leibs und Bluts Christi im heiligen Abendmahl nicht schaffe einiges Menschen Werk oder Sprechen des Dieneers, sondern daß solche einig und allein der allmächtigen Kraft unsers Herrn Jesu Christi zugeschrieben werden soll.
[...]

6. Wir gläuben, lehren und bekennen, daß der Leib und Blut Christi nicht allein geistlich durch den Glauben, sondern auch mündlich, doch nicht auf kapernastische, sondern übernatürliche, himmliche Weise um der sacramentlichen Vereinigung willen, mit dem Brot und Wein empfangen werde, wie solches die Wort Christi klärlich ausweisen, da Christus heißet nehmen, eßen und trinken, die dann von den Aposteln geschehen; dann geschrieben steht: Und sie trunken alle daraus Marc. 14. Desgleichen Sanct Paulus sagt: Das Brot, das wir brechen, ist ein Gemeinschaft des Leibes Christi, das ist: Wer dies Brot ißet, der ißet den Leib Christi; welches auch einhellig die vornehmsten alten Kirchenlehrer, Chrysestemus, Cyprianus, Leo I., Gregorius, Ambrosius, Augustinus bezeugen.

7. Wir gläuben, lehren und bekennen, daß nicht allein die Rechtgläubigen und Würdigen, sondern auch die Unwürdigen und Ungläubigen empfahen den wahrhaftigen Leib und Blut Christi; doch nicht zum Leben und Trost, sondern zum Gericht und Verdammnis, wann sie sich nicht bekehren und Buße thun.

Dann ob sie wol Christum als ein Seligmacher von sich stoßen, so müßen sie ihn doch auch wider ihren Willen als einen strengen Richter zulaßen, welcher so gegenwärtig das Gericht auch in den unbußfertigen Gästen über und erzeiget, als gegenwärtig er Leben und Trost in den Herzen der Rechtgläubigen und würdigen Gäste wirket.
[...]

Negativa

Widerwärtige verdammte Lehre der Sacramentirer

Dagegen verwerfen und verdammen wir einhellig alle nachfolgende irrige Artikel, so der jetzt gesetzten Lehre, einfältigem Glauben und Bekenntnis vom Abendmahl Christi entgegen und zuwider sein:

1. Die päbstliche Transsubstantiation, do im Pabstthum gelehret wird, das Brot und Wein im heiligen Abendmahl ihre Substanz und natürlich Wesen verlieren, und also zu nichts werden, daß es in den Leib Christi verwandelt werde, und allein die äußerliche Gestalt bleibe.
[...]
4. Wann gelehret wird, daß die Wort des Testaments Christi nicht einfältig verstanden oder geglaubet werden sollen, wie sie lauten, sondern daß es dunkele Reden sein, deren Verstand man erst an andern Orten suchen müße.

5. Daß der Leib Christi im heiligen Abendmahl nicht mündlich mit dem Brot, sondern allein Brot und Wein mit dem Munde, der Leib Christi aber allein geistlich durch den Glauben empfangen werde.

6. Daß Brot und Wein im heiligen Abendmahl nicht mehr dann Kennzeichen sein, dadurch die Christen einander erkennen.

8. Daß Brot und Wein nicht mehr dann Denkzeichen, Siegel und Pfand sein, durch welche wir versichert, wann sich der Glaub über sich in Himmel schwinge, daß er daselbsten so wahrhaftig des Leibs und Bluts Christi theilhaftig werde, so wahrhaftig wir im Abendmahl Brot und Wein eßen und trinken.

9. Daß die Versicherung und Bekräftigung unsers Glaubens im heiligen Abendmahl geschehe allein durch die äußerlichen Zeichen Brots und Weins, und nicht durch den wahrhaftigen gegenwärtigen Leib und Blut Christi.

10. Daß im heiligen Abendmahl allein die Kraft, Wirkung und Verdienst des abwesenden Leibs und Bluts Christi ausgetheilet werde.

11. Daß der Leib Christi also im Himmel bschloßen, daß er auf keinerlei Weise zumal und zu einer Zeit an vielen oder allen Orten gegenwärtig sein könne auf Erden, da sein heiliges Abendmahl gehalten wird.

12. Daß Christus die wesentliche Gegenwärtigkeit seines Leibs und Bluts im heiligen Abendmahl nicht habe verheißen, noch leisten können, weil die Natur und Eigenschaft seiner angenommenen menschlichen Natur solches nicht leiden noch zugeben könne.

13. Das Gott nach aller seiner Allmächtigkeit (welches erschrecklich zu hören) nicht vermöge zu verschaffen, daß sein Leib auf eine Zeit mehr dann an einem Ort wesentlich gegenwärtig sei.

14. Daß nicht die allmächtige Wort des Testaments Christi, sondern der Glaube die Gegenwärtigkeit des Leibs und Bluts Christi im heiligen Abendmahl schaffe und mache.

15. Daß die Gläubigen den Leib Christi nicht bei dem Brot und Wein des heiligen Abendmahls suchen, sondern ihre Augen von dem Brod in Himmel erheben, und doselbst den Leib Christi suchen sollen.

16. Daß die ungläubige, unbußfertige Christen im heiligen Abendmahl nicht den wahrhaftigen Leib und Blut Christi, sondern allein Brot und Wein empfangen.

[...]

19. Daß die äußerliche sichtbaren Element Brots und Weins im heiligen Sacrament sollen angebetet werden.

20. Desgleichen befehlen wir auch dem rechten Gericht Gottes alle fürwitzige, spöttische, lästerlichen Fragen (so Zucht halben nicht zu erzählen), und Reden, so auf grobe, fleischliche, kapernaitische und abscheuliche Weise von den übernatürlichen, himmlischen Geheimnissen dieses Sacraments ganz lästerlich und mit großem Aergernis durch die Sacramentirer vorgeracht werden.

21. Wie wir dann hiermit das kapernaitische Eßen des Leibes Christi, als wann man sein Fleisch mit Zähnen zureiße und wie andere Speise verdauet, welches die Sacramentirer wider das Zeugnis ihres Gewißens, über all unser vielfältig Bezeugen, uns muthwillig aufdringen, und dergestalt unsere Lehr bei ihren Zuhörern vedrhaßet machen, gänzlich verdammen, und dargegen halten und gläuben, vermüge der einfältigen Wort des Testaments Christi, ein wahrhaftig, doch übernatürlich Eßen des Leibes Christi, wie auch Trinken seines Bluts, welches menschliche Sinne und Vernunft nicht begreifen, sondern unsern Verstand in den Gehorsam Christi, wie in allen andern Artikeln des Glaubens, gefangen genommen, und solch Geheimnis anders nicht, dann allein mit Glauben gefaßt und im Wort geoffenbaret wird.
Hier ist klar gesagt, dass Leib und Blut Christi klar gegenwärtig sind:
1. nicht nur für die Gläubigen, sondern auch für die Ungläubigen
2. nicht nur im Glauben, sondern so, dass sie mit dem Mund empfangen werden können,
3. nicht nur symbolisch, sondern nach einem wörtlichen Verständnis der Einsetzungsworte, "daß es wahrhaftig um sacramentlicher Einigkeit willen der Leib und Blut Christi sei." So wie diese Aussage begründet und formuliert ist, schließt sie m. E. nicht nur ein ganz symbolisches Verständnis aus, sondern jede Schwammigkeit, die (wie oben formuliert) Brot und Wein zur Trägersubstanz des irgendwie auch präsenten Christus macht: Nein, Brot und Wein sind Leib und Blut Christi.
Abgelehnt werden
a) die Transsubstantiationslehre; Brot und Wein bleiben ebenso real gegenwärtig
b) die kapernaitische Lehre, dass das Essen mit dem Munde so zu verstehen sei, dass der Leib Christi mit den Zähnen zerrissen werde (dies folgt nicht aus der Transsubstatiationslehre und wird dieser auch von den Autoren der Konkordienformel nicht untergeschoben!)
c) die Anbetung der äußeren Gestalt (die möglicherweise tatsächlich den Römern untergeschoben wird).

--> Was wir auf dem Altar sehen ist Leib und Blut Christi und ist und bleibt zugleich Brot und Wein ===> Konsubstantiation

Fehlt da noch was?

Wie sieht der Gesamtbefund aus? Ich bin nicht ganz sicher, wie die Präposition "unter" zu verstehen ist. Es ist klar, dass es sich um eine ERweiterung zu "mit" handelt, und dass es analog zur Transsubstantiationslehre zu verstehen ist ("unter der Gestalt", "in Form von"), nur dass die Gestalt eben ein eigenes Sein hat. Damit wäre einmal mehr eine Identität von Bezeichnendem und Bezeichnetem angedeutet: Das Brot symbolisiert nicht nur den Leib Christi und transportiert ihn auch nicht nur in dem Sinne, dass wenn das Brot gereicht werde, zugleich und parallel auch der Leib Christi gereicht werde ("mit dem Brot"), sondern es ist der Leib Christi, der Leib Christi nimmt die Gestalt des Brotes an ("unter dem Brot"). Irgendwer wird sich sicher besser auskennen in den Bekenntnisschriften: Kann man das so verstehen?

Wenn das korrekt ist, gilt überall folgendes:
1. Leib und Blut Christi sind real da, und zwar so, dass das, was wir auf dem Altar sehen, Leib und Blut Christi ist, so wie es auch die Transsubstantiationslehre besagen würde. Die Apologie zur CA und die Konkordienformel betonen besonders deutlich den physischen Charakter der Präsenz Christi.
2. Wein und Brot bleiben real da, es findet keine Wandlung statt in dem Sinne, dass irgendetwas verloren ginge (das betonen die Schmalkaldischen Artikel und die Konkordienformel eindeutig; die anderen Schriften legen eine solche Deutung nahe, etwas Widerstand setzt dem nur die in Richtung Transsubstantiation gehende CA entgegen).

Demnach ist einerseits klar, dass der Begriff Konsubstantiation die lutherische Lehre sehr treffend fasst. Es ist aber andererseits - gegenüber Dieter - klar, dass dieser Begriff gegenüber der Transsubstantiationslehre kein abgeschwächtes Verständnis der Präsenz Christi vertritt und auch keinerlei Ungewissheit in dieser Frage zulässt, sondern diese ebenso stark herausstellt wie die TSL, nur betont, dass auch Brot und Wein nach der Konsekration noch da sind. Drittens ist festzustellen, dass die Bekenntnisschriften über die Frage, wie lange die Realpräsenz dauert, keine Auskunft geben. Diese Frage ist m. E. auch zu trennen von der Frage, was denn nun präsent sei.

Dschungelboy

Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dschungelboy »

Alles sehr interessant - aber nicht das, was ich mit dem Faden bezwecken wollte :blinker:

Vielmehr hätten mich euere Erfahrungen in Sachen Realpräsenzglauben interessiert, z.B. abschreckende aber auch aufmunternde Beispiele... :detektiv:

Pilgerer
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Pilgerer »

Dschungelboy hat geschrieben:Alles sehr interessant - aber nicht das, was ich mit dem Faden bezwecken wollte :blinker:

Vielmehr hätten mich euere Erfahrungen in Sachen Realpräsenzglauben interessiert, z.B. abschreckende aber auch aufmunternde Beispiele... :detektiv:
Spannender als der theoretische Glaube wäre die Wahrnehmung (oder Nichtwahrnehmung) der Realpräsenz. Wer nimmt die Hostie in welcher Weise als Leib Christi wahr? Welche Theologie bestätigt sich am ehesten in der Erfahrung? Diese Erfahrung mag subjektiv sein, aber sie ist subjektiv der potentiell stärkste Pfeiler des Glaubens.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Marianne Thanner
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Marianne Thanner »

Jesus sagte, wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, Bin Ich Mitten Unter Ihnen.

Meinte Jesus das irgendwie symbolisch?

Oder sprach Jesus da von Realpräsenz?

Knüpfte Jesus das irgendwie an die Farbe einer Gewandkordel?

Da ist die Bibel sehr klar.

Fragesteller
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Fragesteller »

Ich verstehe nicht, was du sagen willst.

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berneuchen
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von berneuchen »

Marianne Thanner hat geschrieben:Jesus sagte, wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, Bin Ich Mitten Unter Ihnen.

Meinte Jesus das irgendwie symbolisch?

Oder sprach Jesus da von Realpräsenz?

Knüpfte Jesus das irgendwie an die Farbe einer Gewandkordel?

Da ist die Bibel sehr klar.
Das geht an der Frage vorbei. Die Gegenwart Christi in den Abendmalgaben ist auch eine Frage an die Liturgie Feiernden: wie gehen sie damit um, auch mit den sog. "Resten": zurück ins Schachterl bzw. Flascherl, schlimmstenfalls in den Abfluss?
Wenn um die zwei oder drei geht, dann ist es die Frage an alle Glieder der Gemeinde und bezieht sich auf den den Umgang miteinander; dazu äußert sich der Apostel Paulus u. a. auch im Zusammenhang mit der Abendmahfrage ( 1 kor 11 ) .

Pilgerer
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Pilgerer »

Marianne Thanner hat geschrieben:Jesus sagte, wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, Bin Ich Mitten Unter Ihnen.

Meinte Jesus das irgendwie symbolisch?

Oder sprach Jesus da von Realpräsenz?

Knüpfte Jesus das irgendwie an die Farbe einer Gewandkordel?

Da ist die Bibel sehr klar.
Jesus meinte damit seine allgemeine spirituelle Realpräsenz. Das Abendmahl ist ein Sonderfall, in dem Jesus (je nach Theologie) sichtbar in Brot und Wein leiblich gegenwärtig ist.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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overkott
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von overkott »

Realpräsenz ist hier im Sinne von Repräsenz zu verstehen. Der Repräsentant vergegenwärtigt den Repräsentierten. Wie der Vater durch den Sohn im gleichen Geist repräsentiert wird, repräsentiert die geweihte Hostie die Gott geweihte Gemeinde, also den Leib Christi. Diese Repräsenz Gottes durch die Gemeinde endet auch nicht am Ende des Gottesdienstes, sondern sollte spätestens dort anfangen, weil es sonst an der Nächstenliebe hapert.

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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Fragesteller »

Warum sollte das so sein?

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overkott
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von overkott »

1Kor 5,3

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